Ok, vielleicht haben Erg oder Seth (ich komme bei der Geschwindigkeit mit deb Namen auf'm Smartphone nicht mehr mit) und ich einfach nur eine unterschiedliche Sicht darauf, was ein "Problem" ist. Für mich bedeutet "Problem mit der Goldenen Regel" nicht, dass sie nicht funktioniert, sondern dass sie hier besondere Stolpersteine bereithält, die andere Methoden nun ein Mal nicht haben. Eben die Divergenz zwischen Regeln und Fiktion, wenn ich ohne Entsprechung in der Fiktion Regeln ändere, das häufig implizite Voraussetzen und dadurch verdeckte Einsetzen der Goldenen Regel, die Möglichkeit, völlig an den Erwartungen der Gruppe oder einzelner Spieler vorbei das Spiel zu verschlimmbessern, weil die Anpassung oft unilateral geschieht.
Andere Methoden haben auch ihre Nachteile. Klar finden einige Leute Meta-Gespräche störend. Sicher können Zufallstabellen auch fragwürdige Ergebnisse liefern. Aber ich habe in diesem Thread so ein bisschen den Eindruck, dass die Freunde der Goldenen Regel sagen: "Nein, alles super. Wenn die Probleme auftauchen, ist die SL schuld." JA NATÜRLICH!!! Sie wurde durch die Regel ja auch entsprechend privilegiert bzw. mit damit beauftragt alles gerade zu biegen, was in die Binsen geht. Wenn ich die Spielleitung so stärke und zur zentralen Instanz mache, wenn was schief geht, dann hängen nun ein Mal alle Probleme in letzter Instanz an der Spielleitung.
Und dann spiele ich halt vorrangig Rollenspiel unter dieser Prämisse: "It’s not all just conversation, though — sometimes you’ll use dice and the rules in this Web site to bring uncertainty into the story and make things more exciting." Eine goldene Regel ist da nicht hilfreich, weil der Zweck des Wurfes, vor allem des Misserfolgs ein anderer ist als bei D&D oder DSA. Egal ob Erfolg oder Misserfolg, er dient der Weiterentwicklung einer noch nicht feststehenden Handlung.
Und die Goldene Regel bei Fate (im Kontext dieses Textes, nicht das, was im Fatekontext goldene Regel heißt) finde ich auch sehr treffend und ist etwas, das ich eben auch schon vorher so praktiziert habe, bevor ich Fate überhaupt kannte bzw. lange bevor Fate Core geschrieben wurde:
"YOU'RE THE CHAIRMAN, NOT GOD
Approach your position as arbiter of the rules by thinking of yourself as “first among equals” in a committee, rather than as an absolute authority. If there’s a disagreement on the use of the rules, try encouraging a brief discussion and let everyone talk freely, rather than making a unilateral decision. A lot of times, you’ll find that the group is self-policing—if someone tries to throw out a compel that’s a real stretch, it’s just as likely that another player will bring it up before you do.
Your job is really to have the “last word” on any rules-related subject, rather than to dictate from your chair. Keep that in mind."
Viele der natürlich nicht zwangsläufig auftauchenden Probleme mit der Goldenen Regel sind für mich so ausräumbar.