Okay, nachdem ich das Buch jetzt tatsächlich ein paar Tage in Besitz habe, zumindest ein paar Spontaneindrücke.
-- Praktisch das Erste, das mir aufgefallen ist: Lesbarkeit geht stellenweise wirklich anders. Ich bin nach nicht ganz dem halben Band wieder zur kostenlosen PDF-Version am Bildschirm zurückgewechselt, weil Grautöne auf Schwarz mich weniger anstrengen als Ocker und insbesondere Rot auf Dunkelbraun -- gerade von letzterem rutscht mein Blick gerne mal regelrecht ab, so daß ich zweimal hinschauen muß, um mitzubekommen, was da überhaupt steht. (Darunter leidet dummerweise auch ausgerechnet das Inhaltsverzeichnis.) Die reichlich eingestreuten Spielweltzitate laden mit ihrer Kursivschrift und ihren schrägen Zeilen, die beim Finden des nächsten Zeilen
anfangs entsprechend mehr Konzentration verlangen, auch eher mal zum Ignorieren ein, zumal man recht schnell merkt, daß sie ja doch "nur" Fluff sind.
-- Regelseitig ist das Bild gemischt; die Bandbreite reicht von "nette Idee, sollte ich vielleicht auch für andere Settings kurz mal klauen" (wie etwa das Belohnungssystem) bis "na, ob ich
das so brauche...?"; für meinen persönlichen Geschmack macht Malmsturm ein bißchen
viel und teilweise etwas willkürlich erscheinend Gebrauch von der "einer Fertigkeit eine neue Aktion zuordnen"-Stuntoption und belastet das Charaktererschaffungsbudget etwas sehr mit Extras, die ich gar nicht so sehr als "Teil" des Charakters selbst betrachten würde (Gefolgsleute kosten Stuntplätze?!? Das ist mir ja seit Legends of Anglerre nicht mehr untergekommen...).
-- Das Setting, soweit bisher angedeutet, reißt mich vorläufig nicht so sehr vom Hocker. Zumindest den ersten Eindrücken nach ist der Norden hauptsächlich Einöde und könnte zusammen mit der Waismark recht gut auch in ein etwas "grimmigeres" Alternativ-Aventurien passen, bietet also nicht unbedingt wirklich soviel Neues; das Imperium sticht dagegen schon eher als exotisch heraus, wirkt aber auch -- vielleicht präsentationsbedingt -- gegenüber dem Rest der Welt recht isoliert und ab vom Schuß. (Irgendwo muß der Begriff vom "Exzellenten Exil" ja schließlich herkommen.) Bei aller Betonung auf der "dramatischen Realität" mit Malmstürmen und so bleibt ein Geschmack von Fantasy-Dutzendware.
-- Weil die Frage ja kommen muß: IST! ES!
METAL??? ...Tja, äh -- aus meiner persönlichen Sicht erst mal nicht so wirklich.
"Metal" ist, zumindest meiner begrenzten Erfahrung nach, bei Fantasythemen gerne episch-laut-bombastisch mit großen Schlachten, überlebensgroßen Figuren und recht klar definierten Helden und Schurken, auch wenn sich die Definitionen der letzten beiden nicht unbedingt so nach den üblichen Konventionen richten. Damit ist es aber auch schon sehr nahe an genau der "Paladine gegen Orks"-Fantasy, die Malmsturm, wenn ich die entsprechenden Textstellen richtig verstanden habe, eigentlich gerade
nicht sein will...und je mehr das Spiel seine Definition von "Sword & Sorcery" gerade aus diesem Gegensatz bezieht, umso weniger "Metal" bleibt zwangsläufig noch. (Das deckt sich nebenbei mit meinen Überlegungen, daß sich S&S mit zunehmendem Herausnehmen der "High Fantasy"-Elemente -- und ja, da gibt's durchaus Nuancen; Conan ist beispielsweise bei allen Charakterschwächen und Leichen, die seinen Weg pflastern, zumindest von der Absicht des Autors her immer noch hier und da ein einigermaßen "heroischer" Charakter -- mehr und mehr nur noch auf das Durchwursteln des kleinen Mannes reduziert, der die Welt eben
nicht verändert.)
Insgesamt, und ausdrücklich auch der oben zuallererst genannten Leseprobleme wegen: 2 Punkte, nicht mehr.