Autor Thema: Stellenwert von Regeln bei euch  (Gelesen 1599 mal)

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Luxferre

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Stellenwert von Regeln bei euch
« am: 28.08.2016 | 19:23 »
Welchen Stellenwert haben die Spielregeln bei euch?


Spielt ihr Freiform oder Erzählspiel?
Haltet ihr Regeln unbedingt RAW/RAI ein?
Wird an den Regeln grob geschraubt oder fein getunt?
Bastelt ihr Regeln selbst zusammen?
Kauft ihr für ein System alles an verfügbaren Regeln und nutzt diese auch?
Oder greift ihr da regulierend ein? Und warum?


Meine Fragen sind ein grober Leitfaden, der meine initialen Gedanken für diesen Thread vielleicht etwas klarer darstellt.
Ihr müsst und sollt bitte nicht genau und nur darauf antworten ;) Textwüste wäre mir hier wohl lieber. Ist aber auch kein Muss  :d

Offline Sethomancer

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #1 am: 28.08.2016 | 19:59 »
Ich spiele in durchaus unterschiedlichen Gruppen und da kommt eigentlich alles vor.
Zum Beispiel spielen wir in einer Runde total RAW ohne Hausregeln und anderes (was in den Regeln steht zählt, über interpretationen wird diskutiert, der SL hat das letzte Wort), weil dem SL dauernde Diskusiionen stinken und vor dieser Regelung Hausregeln überhand genommen hatten.
In einer anderen Runde haben wir einen sehr regelstarken SL, der diese auch entsprechen durchsetzt (aber ebenfalls Diskussionen erlaubt und würdigt).
Ich spiele aber auchg bei einem SL der gerne Handwedelt und anpasst und die gemeinsame Story und Athmosphäre über die Regeln stellt.

Ich m,ag es in verschiedenen Runden mit verschieden Systemen und verschieden Umgang mit Regeln zu spielen, da ich die Unterschiede liebe.
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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #2 am: 28.08.2016 | 20:41 »
Wir haben zwei Runden.

Runde 1:
Spielte zuletzt sehr Freeform (Cortex+), nur zwei Spieler (SL+ich) haben sich überhaupt (ein wenig) mit den Regeln beschäftigt, vier weitere gar nicht. Dementsprechend wurden Regeln kaum diskutiert, meist haben wir halt "irgendwas gewürfelt" und das passte dann schon. Anfangs hatten wir auch nicht ganz verstanden, wie die Regeln zu verstehen sind (Firefly ist ein wirklich schlechtes Regelbuch), das haben wir dann untereinander besprochen wie das wohl gemeint ist und so dann gespielt. Ab und zu habe ich dann noch mal Sachen nachgelesen, beim nächsten Mal zu Beginn erklärt und entweder haben wir es dann in Zukunft so gemacht oder auch sein gelassen. Also es wurde insgesamt verdammt viel gehandwedelt. Wir haben auch bei weitem nicht annähernd aus dem Regelwerk rausgeholt, was ging, also auch Erschaffen von Assets usw. und was da alles möglich ist.
Demnächst leite ich in der Runde die Savage World of Solomon Kane PPK, dann werden die Regeln auf jeden Fall wieder deutlicher und bei Savage Worlds gilt natürlich RAW + Hausregeln.

Runde 2:
Haben wir gerade eine lange Kampagne in einem Regelwerk beendet, das ein Mitspieler geschrieben hat und das wir Beta-getestet haben. Alle hatten die Regeln zur Verfügung und kannten sich gut bis sehr gut in den Regeln aus. Dementsprechend wurden sehr oft Regeldiskussionen geführt, die oft zu Änderungen im Regelwerk führten. Wir haben mehrmals fundamentale Mechaniken massiv umgestellt. Dabei hatte das natürlich die Ebene, dass der Autor darüber bestimmt, was in sein Regelwerk kommt - aber wir haben auch Hausregeln gemacht wo wir gesagt haben: So passt es besser ins Regelwerk, aber so und so wollen WIR es spielen. Da hatte die "Regel-Hoheit" die Gruppe als Ganzes. Wir haben auch neue Regeln gewünscht, zum Beispiel kam irgendwann mal auf, dass Moral-Regeln nützlich wären und einen Spieltermin später hatte der Autor/SL uns Moral-Regeln gebaut :). In dieser Gruppe ist auch RAW extrem wichtig. Muss man eine Regel interpretieren, heißt das für uns, dass die Regel schlecht geschrieben ist.

Nachdem die Kampagne ein Ende fand und der Autor jetzt seit ein paar Monaten damit beschäftigt ist, all die Fehler im Regelwerk auszubügeln, die sich noch darin befinden, hatten wir den Wunsch, etwas einfacheres zu spielen und haben uns für OSR/Beyond the Wall entschieden. Da leite ich nun. Ich sag mal ich gehe ein wenig freier mit den Regeln um und interpretiere gerade so Sachen wie Initiative, Bewegung im Kampf etc. relativ selbständig bzw. in Freeform, da das Regelwerk da auch praktisch keine klaren Anweisungen liefert und sehr offen ist. (Also nicht ungewollt interpretiert werden muss, sondern direkt so offen formuliert, dass man da halt gucken muss, was passt).

Mir kommt das als SL sehr entgegen, da ich mich lieber im Rahmen der Immersion bewege und gucke, was Sinn macht (GV und so) und dann erst nachrangig gucke, wie man das mit den Regeln umsetzt. Dabei ist als SL mein Job die Spielleitung, nicht über die Regeln zu bestimmen, d.h. ich mache das natürlich nur mit Einverständnis der Spieler und wenn ich etwas gemacht habe, was nicht den Regeln entsprach aber aufgrund der Spielwelt-Logik so sein sollte oder wenn ich Rulings gemacht habe oder mir für neue Monster eigene Regeln gemacht habe usw., dann frage ich hinterher die Spieler, falls sie von sich aus in der Situation nichts gesagt haben, ob das so ok war.

---

So, jetzt mal bei mir persönlich.

Ich spiele schon gerne RAW. Ich will die Regeln benutzen, die ich habe. Ich will aber einfache, schnelle, funktionale Regeln. Daher leite ich eigentlich nur noch Old-School-Rollenspiele, Savage Worlds, RuneQuest und würde womöglich auch noch das ein oder andere Light-Regelwerk leiten. Auf Heroic Cortex+ hätte ich noch mal Lust, wenn da endlich mal ein Grundregelwerk käme. Früher habe ich z.B. sehr gerne D&D 3.5 gespielt, aber wir haben immer sämtliche Erweiterungen (vor allem Complete Warrior usw.) zugelassen und das wurde mir einfach viel zu viel zu viel.

Ich differenziere bei mir aber auch sehr stark zwischen SL und Spieler. Als Spieler kann ich mit deutlich komplexeren System umgehen. Als SL reicht mir ein System, bei dem jeder Spieler eine Hand voll Fertigkeiten hat und ich auf irgendwas Proben würfeln lassen kann. Das heißt ich habe einen SL-Stil entwickelt bzw. Präferenzen zum Spielleiten, die von bestimmten Systemen unterstützt werden und von anderen eben nicht. Als SL suche ich mir daher Systeme, die meinen Präferenzen entgegen kommen und das sind dann eher ein OSR-Spiel oder meinetwegen auch Cortex+ oder Runequest. Als Spieler komme ich auch mit komplexeren Dingen klar, wobei seit ich kein D&D 3.5 mehr spiele meine Geduld da auch reduziert wurde, wie mir bei Splittermond klar wurde. Daher stellt sich mir nicht mehr die Frage, ob man bei vielen Erweiterungen irgendwie regulieren müsste - dass so ein Spiel überhaupt gespielt wird, wäre für mich doch sehr unwahrscheinlich.
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Offline YY

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #3 am: 28.08.2016 | 21:14 »
Ich bin sehr regelorientiert - Freiform- oder Erzählspiele mit sehr schlanken Regeln sind mir ein Graus und wenn ich ein System neu kennenlerne, kommen zuallererst die eigentlichen Regeln und Setting etc. pp. folgen viel, viel weiter hinten.


RAW und RAI ist für mich ein großes Thema.
Ich will nämlich Regeln, die bei Anwendung auch das tun, was sie sollen.
Das führt öfter mal dazu, dass ich bei bloßer Lektüre eines Regelwerkes, aber auch mal mitten im Spiel merke, dass eine Regel niemals so gemeint sein kann, wie sie da steht.
In der Sitzung kann ich da mal drüber weg sehen, aber mittelfristig lässt mir das keine Ruhe. Da muss ich dann eine Formulierung finden, die die Regel funktional macht.
Meistens sehen die Spieler das nicht halb so eng oder können das Problem gar nicht nachvollziehen und lassen mir meinen "Spaß".
Ich rede mir zumindest gerne ein, dass ich in den meisten Fällen, in denen es nicht ganz so egal ist, relativ stringent argumentieren und meine Spieler von den neuen Ansätzen überzeugen kann.
Jedenfalls sind wir da i.d.R. sehr schnell auf gangbare Lösungen gekommen.

Diese Einstellung zu Regeln führt dann letztlich auch dazu, dass ich ziemlich hart über diverse Autoren urteile, die angesichts mancher Regeln mMn ihre eigenen Systeme nicht verstehen.
Dass die RAW an manchen Stellen kompletter Quark sind, kann passieren. Aber wenn das in einer Form statt findet, dass man nicht mal die dahinterstehende Absicht erkennen kann oder noch schlimmer die erkennbare Absicht dahinter völlig hirnrissig ist...da habe ich manchmal Schaum vorm Mund  ;D


Regelwerken, die zumindest ihren Schwerpunkt gut bis hervorragend umsetzen, verzeihe ich andererseits zumindest kleine und mittlere Lücken, auch wenn mich "echte" Fehler immer noch massiv stören.

Um so mehr freue ich mich dann über Regelwerke, die richtig rund laufen und sich in Sachen Funktionalität, Formulierung und Konsistenz keine Blöße geben.


Was Erweiterungen angeht, bin ich mittlerweile sehr selektiv. Erfahrungsgemäß kommt da nämlich früher oder später der Punkt, an dem die neuen Regeln entweder schon für sich genommen schlecht sind oder nicht mehr ins Gesamtbild passen - dann mache ich meist einen klaren Schnitt und spiele ohne diese verschlimmbessernden Regeln.
Oder ich erstelle ausgiebig Hausregeln für diese Bereiche.

Sowieso bastele ich wie oben gesagt gerne an Systemen herum, bei Zeit und Muße auch zum Selbstzweck.
Manche meiner Systeme fordern das stellenweise sowieso ein, aber da gehe ich bisweilen auch über das Notwendige hinaus und betreibe Feintuning bis hinunter zu Sachen, über die sich die meisten meiner Spieler nie Gedanken machen.
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Offline Der Läuterer

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #4 am: 28.08.2016 | 22:13 »
Nun. Anfangs war ich regelrecht versessen darauf, die Regeln buchstabengeteu umzusetzen. Doch das ist lange, lange her.

Seit geraumer Zeit kommen bei mir nur noch RulzLight auf den Tisch. Also nur noch Regeln, die das Spiel unterstützen, aber es weder knebeln noch einschnüren, d.h. nur so viel Regeln, um nicht den Eindruck von Spielleiterwillkür aufkommen zu lassen.


Ansonsten halte ich es mit Käpitän Barbossa "... es handelt sich eher um sogenannte Richtlinien als um Regeln."
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Offline Boba Fett

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #5 am: 28.08.2016 | 22:15 »
Ich spiele am Liebsten mit den Regeln also wohl das was der Themenstarter "Erzählspiel" nannte.
Deswegen brauche ich auch ein Regelkonstrukt, dass meine Art zu spielen stützt und nicht einschränkt oder behindert. Ich habe sehr lange gebraucht, eines zu finden...
Ich bin bereit, Hausregeln zu nutzen, wenn sie für die eigene Art zu spielen hilfreicher sind als das Original.
Ich schätze Rollenspiele, deren Regeln im Grundtegelwerk so vollständig enthalten sind, dass ich keine weiteren Bücher brauche - was nichts mit der Bereitschaft zu tun hat, für ein gutes Rollenspiel viele Bücher zu kaufen...
Ich schätze Regeln, die in deutsch verfügbar sind.

Ich spiele gerne mit Regeln und nicht entgegen oder trotz der Regeln...
Als Spielleiter versuche ich "by the book" die Regeln anzuwenden, was bedeutet, dass ich meistens offen würfel, keinen Spielleiterschirm verwende und die Würfel und ihre Konsequenzen transparent wahrnehmbar präsentiere.

Ich mag inzwischen wieder Rollenspiele mit einer gewissen Komplexität in der Spielregeln und einer gesunden Feinkörnigkeit. Dann wende ich diese auch an.
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Offline Rhylthar

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #6 am: 28.08.2016 | 22:39 »
Wenn ich an einem Regelwerk ernsthaft interessiert bin (bin sonst eher der Setting-Narr), werden die Regeln intensivst studiert und nach den Schwachstellen gesucht. Bzw. nach Dingen, die mir nicht passen, sei es, dass es RAW hakt und ich über RAI nachdenke oder dass ich an der Stelle schon über Alternativ-Hausregeln nachdenke.

Mir ist bewusst, dass geschriebene Regeln niemals alles abdecken können. Nichts ist seltsam kreativer als losgelassene SC. Dann muss ich die Intention der Regeln so verstanden haben, dass ich eine passende Ad hoc-Lösung parat hätte.

Freiform wäre mir ein Graus.

Zu den Ergänzungsbüchern:
Habe während der 3.5-Ära alles zugelassen, was auf dem markt war. Hatte ja selbst alles und kannte mich dementsprechend aus. Sollte halt nur zur Kampagne passen.
Heute würde ich es wohl eher beschränken, gerade bei RPG mit hohem Produktausstoss, weil ich nicht mehr die Zeit und Muße habe, alles zu "erlernen".
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline sangeet

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #7 am: 28.08.2016 | 23:10 »
Ich spiele nur noch Rules Light, alles andere ist mir mittlerweile zu umständlich. Rules Light ist irgendwie auch back to the roots, damals gab es einfach noch nicht so viele, da hatte man alles über die Attribute geklärt, und nicht über Talent Systeme etc. Wenn es wenige Regeln sind halte ich mich auch mehr oder minder daran, ich habe aber auch kein Problem zu sagen, wir würfeln jetzt einfach einen Glückswurf weil sonst nichts anderes passt.

Stellenwert ist also niedrig, Character -> Story geht vor.
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Offline Chiarina

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #8 am: 28.08.2016 | 23:12 »
Zitat von: Rhyltar
[...] bin sonst eher der Setting-Narr [...] Dann muss ich die Intention der Regeln so verstanden haben, dass ich eine passende Ad hoc-Lösung parat hätte. Freiform wäre mir ein Graus.

Nur ´mal so rein interessehalber: Als Setting-Narr kann ich mir vorstellen, dass es reicht, die Intention des Settings verstanden zu haben... und mit dem Ansatz funktioniert bei mir auch Freiform. Freiform heißt ja nicht, dass du im Regen stehen gelassen wirst. Es heißt nur, dass du keine crunchy Regelmechanismen hast. Ein gutes und verinnerlichtes Setting hat aber auch eine Intention und die kann mir dann auch zu einem intensiven Spielgefühl verhelfen.

Zur Eröffnungsfrage des Strangs kann ich mich gar nicht eindeutig äußern... denn ich habe an unterschiedlichen Gegebenheiten meinen Spaß:

Manchmal spiele ich Freiform (oder zumindest fast Freiform): Das erzeugt bei mir das stärkste Immersionsgefühl. Ich musste das erst lernen, aber es ist so: Wenn ich keine Regeln zu berücksichtigen habe, bin ich so nah am Geschehen wie es nur geht.

Allerdings gibt´s ein kleines Manko: Es fällt mir schwer, Freiform-Kampagnen zu spielen. Und ich muss sagen, dass zumindest manche Kampagnen für mich auch eine Tiefe besitzen, die ich nicht grundsätzlich missen möchte. Wenn ich mehr als ein Dutzend Sitzungen in derselben Runde gespielt habe, und - was auch geschieht - sich in alle denkbaren und undenkbaren Richtungen Verknüpfungen auftun, dann finde ich das schon großartig.

Ist es wirklich schwerer Freiform eine substantielle Kampagne aufzuziehen, als mit einem regellastigeren System? Das ist eine Frage, über die ich im Moment öfter nachdenke. Eine Antwort darauf habe ich noch nicht. Vielleicht ist es so, aber vielleicht gibt es einfach nicht genug Leute in meiner Nähe, die sich auf so etwas einlassen würden und vielleicht habe ich es auch bisher noch nicht auf die richtige Art und Weise angepackt.

Regellastigere Systeme sind deshalb trotzdem für mich nicht völlig abgehakt. Ich habe festgestellt, dass es Systeme gibt, die nicht unbedingt irgendeine fantastische Realität möglichst umfassend simulieren wollen (das interessiert mich weniger), sondern die eine bestimmte Art von Geschichten, bestimmte Genres also, möglichst umfassend simulieren wollen. Und wenn das so ist und mich das Genre interessiert, dann bin ich auch bereit Regeln zu büffeln. Für mich sind das im Moment Systeme, bei denen ich hoffe aufgrund der erzählerischen Ausgangslage trotz (oder in diesem Fall vielleicht besser gesagt: durch) stärkere(r) Regellastigkeit immersive Spielerlebnisse zu bekommen.
« Letzte Änderung: 28.08.2016 | 23:34 von Chiarina »
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Samael

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #9 am: 28.08.2016 | 23:30 »
Bis auf den letzten Absatz kann ich mich fast vollständig, jedenfalls aber in den zentralen Punkten, YY anschließen. 😁

Endless

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #10 am: 28.08.2016 | 23:36 »
Wir spielen so eine Mischung aus "Erzählspiel" (falls ich das richtig verstehe) und Freiform, denke ich. Schon RAW mit groben Hausregeln bei Sachen, die uns im Spiel stören. Um das Meiste kümmert sich der Spielleiter, aber uns ist es allein schon wegen minmaxing wichtig, auch als Spieler die Regeln sehr genau zu kennen.

Wir versuchen auch meist alle vorhandenen Regeln und Veröffentlichungen zu integrieren, allein deshalb schon, weil sich einige in unserer Gruppe (u. a. ich) regelrecht (!) darauf stürzen, wenn neue Sachen rauskommen und sie sofort ausprobieren wollen.

Offline sangeet

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #11 am: 29.08.2016 | 00:15 »

Ist es wirklich schwerer Freiform eine substantielle Kampagne aufzuziehen, als mit einem regellastigeren System? Das ist eine Frage, über die ich im Moment öfter nachdenke. Eine Antwort darauf habe ich noch nicht. Vielleicht ist es so, aber vielleicht gibt es einfach nicht genug Leute in meiner Nähe, die sich auf so etwas einlassen würden und vielleicht habe ich es auch bisher noch nicht auf die richtige Art und Weise angepackt.


Ich denke das man mit Rules Light durchaus längere Kampagnen spielen kann (Fate rund 1 Jahr, denke aber es wäre mehr möglich gewesen.), aber mit Freeform wird man da an seine grenzen kommen, einfach weil man ein geteiltes Verständnis haben muss, und man das für einen Abend leichter mit Free Form akzeptieren kann, also über längere Zeit, in der man mit einer Gruppe einen grösseren Konsens finden muss. Ich denke das liegt nicht wirklich an der Geschichte an sich, sondern auch daran, das man bei längeren Kampagnen auch gewillt ist mehr Zeit in das "Meta Game" einzubringen, was z.b. die Kampfregeln darstellen.

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Offline Sethomancer

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #12 am: 29.08.2016 | 00:21 »
Manchmal spiele ich Freiform (oder zumindest fast Freiform): Das erzeugt bei mir das stärkste Immersionsgefühl. Ich musste das erst lernen, aber es ist so: Wenn ich keine Regeln zu berücksichtigen habe, bin ich so nah am Geschehen wie es nur geht.

Allerdings gibt´s ein kleines Manko: Es fällt mir schwer, Freiform-Kampagnen zu spielen. Und ich muss sagen, dass zumindest manche Kampagnen für mich auch eine Tiefe besitzen, die ich nicht grundsätzlich missen möchte. Wenn ich mehr als ein Dutzend Sitzungen in derselben Runde gespielt habe, und - was auch geschieht - sich in alle denkbaren und undenkbaren Richtungen Verknüpfungen auftun, dann finde ich das schon großartig.

Ist es wirklich schwerer Freiform eine substantielle Kampagne aufzuziehen, als mit einem regellastigeren System? Das ist eine Frage, über die ich im Moment öfter nachdenke. Eine Antwort darauf habe ich noch nicht. Vielleicht ist es so, aber vielleicht gibt es einfach nicht genug Leute in meiner Nähe, die sich auf so etwas einlassen würden und vielleicht habe ich es auch bisher noch nicht auf die richtige Art und Weise angepackt.

Persönlich habe ich schon in Freiform schon Kampagnen geleitet (bei recht häufigen Spielterminen teilweise über 1 Jahr), da braucht man allerdings die richtigen Spieler für (und auch eine nicht zu Große Gruppe), ansonsten geht daß aber recht gut und macht viel Spaß.
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Offline Der Läuterer

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #13 am: 29.08.2016 | 00:51 »
Ich bin da ganz dicht bei Seth.
Kampagnen und freies Spiel schliessen sich keineswegs aus.
Das Ganze verlagert sich bei uns mehr auf das Charakterspiel.
Aber wie bereits zuvor bemerkt wurde, braucht es dazu die passenden Mitspieler.
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Offline Isegrim

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #14 am: 29.08.2016 | 01:29 »
"Was nicht passt wird passend gemacht."  Als Spielleiter neige ich zur Improvisation und Handwedelei. Ergo ist die Wichtigkeit der Regeln eher niedrig zu hängen, wobei ein fester Regelkern, auf den sich die Spieler verlassen können, wichtig ist. Zumindest das haben meine Versuche mit eigenen, noch etwas löchrigen Regelwerken eindeutig ergeben. Je einfacher das Regelwerk dabei in seinen Grundzügen ist, desto eher kommt es mir entgegen, und je weniger es nachzuschlagen gibt, desto schneller spielt es sich. Hm, und ich hab ne längere SR-Kampagne geleitet, ohne je ein SR-GRW besessen zu haben. Ich kannte die Regeln nach jahrelangem Spiel hinreichend gut, ein Spieler (oder zwei?) hatte eins zum Nachschlagen während des Spiels, und die Ausrüstungsliste und die zwei, drei Tabellen zur Charakter-/NSC-Erstellung hatte ich mir abgeschrieben/kopiert. Das hat mir völlig ausgereicht.

"Nur keinen Streß." Als Spieler bin ich recht anspruchslos, will mich da aber auch nicht übermäßig mir Regeln rumschlagen. Daher sind Systeme, die einen gewissen Mastergrad erfordern, nicht wirklich meins. Ich hatte auch meine PG- und Charakteroptimierungszeiten, und ich hab heut noch nichts dagegen, einen kompetenten Charakter zu spielen, aber ich will mir nicht mehr den Streß geben, dafür regalmeterweise Regelwerke zu lesen; um vom Bezahlen erst gar nicht anzufangen...

"System spielt keine Rolle"
hätt ich bis vor nicht allzu langer Zeit noch als Weisheit verkauft, kennzeichnet aber wohl eher eine gewisse Einstellung. Man kann mit netten Leuten Spaß am Spiel haben, auch wenn die Regeln sch*** sind (sonst wär Rollenspiel nie über D&D 1 hinausgekommen, zumindest nicht als das kommerzielles Produkt); soweit das offensichtliche. Man kann auch mit dem entgegengesetzten Ansatz weit kommen, wie man sieht, und ich nehm das auch gerne auf und freu mich über neue Ideen und Weiterentwicklungen. Aber auf mein Spielerlebnis hat es, glaub ich, keinen großen Einfluss. Mag an den eingefahrenen Gleisen meiner Mitspieler und mir liegen. Da passt es mit den Regeln, die einem das System vorsetzt, und wo die nicht passen, werden sie (va von Seiten des SL) angepasst. Regeln sind kein großes Drama, das entsteht (wenn überhaupt) im Spiel jenseits der Regeln.

"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline KhornedBeef

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #15 am: 29.08.2016 | 07:52 »
[...]
Regelbastelei ist quasi meine Form von Barbiespiel  ;D
:d
Ist bei mir nicht immer so, aber kenne ich.
Wenn ich mir schon Regeln ans Bein binde, will ich die auch genau so befolgen. Wozu spielt man denn damit? Wenn ich aber eine gewisse Mitverantwortung für guten Spielablauf empfinde (also immer als SL, z.B.), dann mische ich mich da auch im Vorfeld ein. Wenn RAW offen den RAI widerspricht oder einfach Teile des Spiels spaßbefreit, dann wird das gehausregelt, vorher. Und dann spielt man damit los. Ich habe bis außer DSA 4.1 kein System gespielt, dass der Handlung und dem Spaß am Spiel aktiv im Weg steht. Wohl auch, weil die meisten System es dem Meister überlassen, diverse Fummel-Modifikatoren für Proben festzusetzen, und zwar aufgrund von "ergibt Sinn" statt "steht irgendwo auf den 1000 Regelseiten". Wenn was aus dem Regelkorpus nicht klar ist, dann macht man nach bestem Wissen und Gewissen.
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Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Just_Flo

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #16 am: 29.08.2016 | 07:56 »
Ich spiele am Liebsten mit den Regeln also wohl eher das, was der Themenstarter "Erzählspiel" nannte.
Ich bin bereit, Hausregeln zu nutzen, wenn sie für die eigene Art zu spielen hilfreicher sind als das Original.
Ich spiele gerne mit Regeln und nicht entgegen oder trotz der Regeln...
Als Spielleiter versuche ich "by the book" die Regeln anzuwenden, was bedeutet, dass ich meistens offen würfel, keinen Spielleiterschirm verwende und die Würfel und ihre Konsequenzen transparent wahrnehmbar präsentiere.

Ich mag inzwischen auch Rollenspiele mit einer gewissen Leichtigkeit in den Spielregeln und einer gesunden Grobkörnigkeit. Wenn ich nicht vorhabe die Regeln eines Systems anzuwenden, dann spiele ich das System nicht.

ErikErikson

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #17 am: 29.08.2016 | 08:51 »
Ich akzeptiere grundsätzlich nur noch sehr einfache Systeme, das komplexeste was ich noch spielen würde wär wohl D&D 4 als Spieler (als SL schon zu schwer).

Ich spiele gerne atmosphärelastige Spiele aber auch gamistische, und je nachdem sind mir die Regeln unterschiedlich wichtig. Bei Cthulhu sind mir die Regeln völlig gleich, solange sie im Hintergrund bleiben. Bei D&D 4 würde ich schon drauf achten, das die Regeln eingehalten werden, damit niemand einen unfairen Vorteil hat. Wobei ich mich da auch erstmal um meine eigenen Regeln kümmern würde, als die welche meinen SC betreffen, und erst wenn mein Mitspieler plötzlich anfängt alle Gegner alleine wegzumoschen, dann würd ich mal über seine Regeln drüberschauen.

Offline sindar

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #18 am: 29.08.2016 | 15:54 »
Ich bin ziemlich nahe bei Isegrim. Ich habe nichts gegen einen handwedellastigen Stil, auch mit Freiform kaeme ich in der richtigen Gruppe wahrscheinlich problemlos zurecht. (Mein Verstaendnis von) RAI ist mir wichtiger als RAW. Wichtig ist, dass es fuer alle gleich ist. Wobei ich eher wenig Schwierigkeiten mit NSC != SC habe; das duerfte daran liegen, dass ich frueher viel komplexe / komplizierte Regelwerke gespielt habe (DSA, Earthdawn), in denen das Bauen von NSC's nach Sc-Regeln unnoetiger Aufwand gewesen waere. Fuer Splittermond gilt Gleiches.
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Ucalegon

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #19 am: 30.08.2016 | 00:16 »
Gute Regeln greifen zu sehen und dabei zu sein, wenn sie am Tisch (spannende, düstere, komische, genretypische, überraschende ...) Geschichten, tolle Settings, interessante Charaktere oder dramatische Konflikte entstehen lassen ist eine tragende Säule meiner Begeisterung für Rollenspiele. Und zwar viele verschiedene Rollenspiele.

Kann ich das alles auch durch Handwedeln/eine Goldene Regel/ähnliche Tricks, ohne klassische Regeln, d.h. via konsensbasiertem Freiform-Spiel, mit einem "one size fits all" Haus- bzw. Universalsystem - grausame Vorstellung! - oder schlicht "mit den richtigen Leuten" haben? Vielleicht. Aber das wäre nicht halb so interessant.

Müssen Regeln dann immer perfekt sein? Nein. Wenn das Gesamtbild stimmt, kann ich die ein oder andere Macke verschmerzen. Mit Hausregeln bin ich dementsprechend eher zurückhaltend.

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #20 am: 1.09.2016 | 11:43 »
1 - Jein.Ich mache aus den meisten Kampagnen ein erzähl- und storylastiges Spiel.
2 - Nein
3 - Oh ja, ich hab inzwischen jede Menge Hausregeln, die auch alle 3 Monate oder so angepasst werden wenn nötig.
4 - Ja, vor allem zur Magie und um so manchen Quatsch realistischer zu machen.
6-  Ja, ob wir die dann alle nutzen kommt drauf an wie sie reinpassen. Und auch nicht immer kaufen weil gibts oft online.
7 - Wenn was völlig sinnlos ist und "real" nie so funktionieren könnte wirds geändert. Wenn es nicht zum aktuellen geschehen passt, ebenfalls. Letzteres kommt relativ selten vor, leider fällt mir auch grad kein Beispiel ein.
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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #21 am: 1.09.2016 | 11:47 »
Ich mag alles Mögliche an Regeln, ob schlank oder verknotet, erzäherisch oder krunschig. Aber jeder möge sich bitte an die Regeln halten! ... Wobei ich da beim zweiten Hinsehen wohl etwas unterscheiden muss: Bei der Generierung drücke ich gern mal ein Auge zu (insbesondere bei mir selbst), aber im Spiel wird Enst gemacht! :)
Während die Opfer sich umkrempeln und der Professor nicht zu erreichen ist, reißt Rillen-Manni voller Wut eine Waffe an sich ...

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Offline bobibob bobsen

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Re: Stellenwert von Regeln bei euch
« Antwort #22 am: 1.09.2016 | 12:16 »
Vorlieben habe ich keine. Sollte halt nur vorher kurz angesprochen und abgenickt werden. Aufgrund meines hohen Alters fällt es mir aber zusehens schwer mich in umfangreiche Regelsysteme einzulesen (Motivationsproblem)