Nachdem ich keinen Blog habe, schreibe ich hier einige Gedanken zu der Produkt-Politik von Ulisses-Spiele. Wichtig: Bitte keine Untergriffigkeiten und persönlichen Beleidigungen. Ulisses-Spiele hat das gute Recht die nachfolgenden Dinge zu machen, ich persönlich finde sie moralisch fragwürdig.
Vor knapp drei Monaten habe ich geschrieben, dass bei DSA zu oft Schlampigkeit durchscheint: „‘Bei DSA sind große Teile des Aufbaus nicht wirklich durchdacht‘. Phänomene, die ich als semi-durchdacht bezeichne, scheinen bei DSA systematisch zu sein.“ Mit dem aktuellen Blogbeitrag von Infernal Teddy von
neue Abenteuer wurde das Thema der Rezensionsexemplare angesprochen. Im Beitrag ging es darum, dass Ulisses die Vergabe von Rezensionsexemplaren abgedreht hat, weil Infernal Teddy die Überfülle von Produkten kritisiert
hat.
Nun kann man argumentieren – Rezensionsexemplare sind Geschenke. Und wer sagt, DSA produziere zu viel, hat nicht das Recht auf diese Geschenke. So leicht ist es aber nicht. Arkanil hat schon argumentiert, dass das Verhalten von Ulisses einen schalen Nachgeschmack hat. Es sehe so aus, als ob der Verlag Rezensionsexemplare nur aus Gefälligkeit verteile.
Zu allererst haben wir hier eine Faccebook-Kommentar von Michael Mingers, immerhin stellvertretender Verlagsleiter bei Ulisses. Er meint, wie man aus dem Screenshot entnehmen kann, dass Rezensionsexemplare Geschenke sind. Kann man so sehen, muss man nicht. Immerhin ist rezensieren Arbeit – geschenkt wird da wenig – immerhin wird eine Rezension als Gegenleistung erwartet. Jeder, der schreibt, weiß, dass Schreiben, sollte man nicht erfolgreicher Belletristik-Autor sein, schlecht bezahlt wird. Diese Exemplare sind bestenfalls eine kleine Entschädigung oder Vergütung für Laienjournalismus. Wenn nicht Michael Mingers der Meinung ist, Schreiberlinge sollten gratis arbeiten, dann sollten Rezensionsexemplare nicht als Geschenke gesehen werden. Meiner Meinung sind sie nicht einmal Bezahlung, sondern fixer Bestandteil des Marketingbudgets. Man gibt sie her, um Publicity zu erzeugen: Bad news, are better than any news, anyone?
Es gibt aber noch größere Probleme mit der Einstellung von Ulisses. Erstens hat Herr Mingers auf ein Kommentar von einem Leser geantwortet. Lieber Herr Mingers: DAS ist nicht die Meinung von Neue Abenteuer. Das ist nur eine Reaktion. Äußerst unprofessionell. Weiters: Sollte das Kommentar von Nick-Nack auf
Arkanil richtig sein, nämlich, dass ein anderer Mitarbeiter nichts vom Boykott wusste, dann reden die Leute von Ulisses kaum miteinander. Wahrscheinlich sind die Entscheidungsstrukturen sehr hierarchisch. Einer entscheidet. Punkt.
Das größte Problem: Es ist nicht nur eine Einflussnahme auf eine einzelne Rezension, die Intervention ist schlimmer. Es ist Einflussnahme auf Kritik des Verlages durch die Streichung von der Vergütung. Das heißt, an der an sich korrekten Metakritik 5 an DSA wird in dem Fall als Exempel statuiert. Haltet euch fest. Ulisses sagt: „Aber wer der Meinung ist, sich darüber zu beschweren, dass es zu viel Zeug aus unserem Hause gibt, den muss ich nicht auch noch damit beschenken.“ Na, was heißt das? Entweder muss man als Autor Selbstzensur anwenden oder aber es gibt keine Bücher vom Verlag mehr. Als Blogger muss ich immer aufpassen, was ich schreibe, wenn ich über die Veröffentlichungspolitik schreibe, es könnte ja sein, dass Ulisses die Grundlage für das Rezensionsbloggen wegnimmt. Das passiert dann in der Überarbeitung von Beiträgen und relativ unbewusst: „Ach, dieser Satz kling schon hart“ „War ich nicht mit meiner Bewertung zu hart – immerhin haben sie sich Mühe gegeben“ usw. Dort werden dann die problematischen Sätze entschärft, die möglicherweise untergriffig sind, aber auch faire und gerechtfertigte Kritik beinhalten könnten. Da kann man schon Druck von Seiten des Verlags aufbauen. Immerhin droht jetzt jedem anderen Blog auch eine Sperre von Material, sollten sie das heikle Thema für Ulisses ansprechen.
Na, wenn das keine Einflussnahme auf Rezensionen ist, dann weiß ich nicht, was nicht dann als Einflussnahme gelten soll. Klagsdrohungen? Hausverbot? Öffentlicher Pranger? Rechtsprechung durch den Rondrageweihten?
Außerdem gibt es eine unfaire Behandlung. In dem
Interview von Orkenspalter – wurde genau das gleiche Problem mit der Produktpolitik als Frage angesprochen (Braucht man so viel? Minute
33:00,
21:00 und
16:00). Wenn Ulisses fair wäre, dürften auch die Orkenspalter keine Rezensionsexemplare mehr bekommen, denn auch hier war Unverständnis über die Produktvielfalt spürbar (zwar nicht so offen, aber sie war vorhanden). Es erscheint mir äußerst willkürlich, was da Ulisses macht. Mir kommt es so vor, als ob sich im Verlag eine zu autoritäre Mentalität eingeschlichen hat.
Auch ab
8:30-9:00, wo Markus Plötz, Verlagsleiter, sagt, er entscheidet hin und wieder in die Redaktion hinein, ist wohl Zeichen eines relativ autoritären Führungsstils. Meinem Dafürhalten müsste, sobald der Seitenspiegel definiert wurde, immer der leitende Redakteur das letzte Wort haben. Der Firmenchef darf zwar Dinge anmerken, aber Detailentscheidungen welches Monster in den Band kommt, sollten nicht bei ihm liegen.
Das bestätigt mich in meiner Annahme, dass Ulisses‘ Chefetage zu autoritär geführt ist und sich wegen negativer Kritik an einem Zwei-Personen-Blog in unverhältnismäßiger Härte gerächt hat. Ja, Ulisses hat die Macht Rezensionsexemplare beliebig zu verteilen. Trotzdem finde ich das Handeln von Ulisses als ungerechtfertigt. Jetzt weiß der Blogger endlich, wo der Hammer hängt.
Fazit: Traue niemals einer Ulisses-Rezension, die du nicht selber gefälscht hast.Anmerkung: Das ist meine persönliche Meinung. Ich bitte darum, nicht untergriffig zu werden. Selbstzensur kann auch dein Freund sein