Man kann in seinem Blog meinetwegen DSA-Spieler ebenso pauschalisiert wie unflätig beschimpfen. Man kann sich auch darüber beschweren, dass man die Produkte eines Verlages scheiße findet und überhaupt der Produktausstoß viel zu hoch sei. Und man kann darüber hinaus noch sehr deutlich machen, dass man ja ohnehin niemals diesen Scheiß spielen oder gar weiterempfehlen würde. Man kann das auch als Medium mit einer mutmaßlich sehr geringen Reichweite tun.
Dass jedoch der derartig angegriffene Verlag das als ebenso unsachlich wie unproduktiv empfindet, sollte nicht weiter verwundern. Dass der derartig angegriffene Verlag überlegt, wie mit einer begrenzten Menge an Rezensionsexemplaren plus Versandkosten idealer Weise umgegangen werden sollte, ist ebenso logisch. Dass der derartig angegriffene Verlag ein Medium mit einer geringen Priorität versieht, welches erstens mangels Reichweite kaum wahrgenommen wird und sich zweitens in einer pauschalisierenden und stilistisch fragwürdigen Art den zu rezensierenden Produkten auseinandersetzt: wer will es denen verdenken?
Zwei Dinge finde ich an der ganzen Klamotte hier verwunderlich.
1. Respekt an Michael Mingers: Ich kenne Michael Mingers im Gegensatz zu den gefühlt meisten Beitragenden hier im Thread nicht persönlich. Wir wissen womöglich gegenseitig, wer das denn wohl ist. Mehr nicht. Insofern kann ich frei von der Leber weg dem Burschen meinen Respekt zollen. Ich finde seine Antwort nämlich erfrischend ehrlich und aufrichtig. Gefällt mir. Das Wort des "Schenkens", an dem sich die Leute so reiben, ist vielleicht etwas unglücklich gewählt. Ich nehme das im Kontext aber als Ironisierung wahr. Inhaltlich wollen wir aber doch genau das und fordern es ein: redet bitte Klartext mit uns und erzählt uns keine Konzernscheiße. Das höre ich seit Jahren immer wieder, wenn es um die Kommunikation zwischen Verlagen und Fans geht. Dann redet aber mal jemand Klartext und erzählt keine Konzernscheiße - und die Leute regen sich fürchterlich auf. Kann ich nicht nachvollziehen. Bei aller Liebe für Infernal Teddy und dessen Beiträge kann ich die Handlungsweise von Michael Mingers zu 100% nachvollziehen und finde sie vollkommen in Ordnung. Man mag das unprofessionell nennen, wenn man in Zukunft lieber mehr unaufrichtiges Blablabla hören möchte. In diesem Fall jedoch hat jemand unter Wahrung der Höflichkeit klare Kante gezeigt. Da dann zu weinen, fänd ich absurd - und übrigens tut Infernal Teddy das auch keineswegs.
2. Fishing for Shitstorm: Was mich an Infernal Teddy ein bisschen stört, ist die Scheinheiligkeit des Vorgangs. Auch das spricht der Mingers ja übrigens sehr offen an. Da wird ein eigentlich vollkommen nachvollziehbarer Vorgang erstens skandalisiert und parallel in einem eigenen Post die Unterdrückung von Meinungsfreiheit insinuiert, weil man offenbar "zu unbequem" geworden sei. Das finde ich total scheiße. Die Wahrheit, wie ich sie in diesem Fall sehe, ist doch ganz schlicht: ein unbedeutendes Medium hat wiederholt ebenso unflätig wie undifferenziert herumgepöbelt und wurde deshalb aus atmosphärischen wie auch aus Qualitätsgründen nicht mehr in den weiteren Verteiler aufgenommen. Man muss die Leute, die einen in der eigenen Wahrnehmung unfair anpöbeln, ja nicht auch noch aktiv unterstützen. Da finde ich es scheinheilig, daraus eine Grundsatzdiskussion über Meinungsfreiheit vom Zaun zu brechen. Clever aus Marketingsicht, klar. Ich hatte vorher nämlich ehrlicher Weise noch nie wissentlich einen Artikel von Neue Abenteuer gelesen. Aber moralisch ziemlich morastig, das.