Autor Thema: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit  (Gelesen 2428 mal)

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Endless

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Numenera lädt ja förmlich dazu ein, wirklich über den Hai zu springen, wenn es darum geht, einen einzigartigen Charakter zu spielen und das ist es auch, was mich ungemein an dem System und Setting reizt. Die Möglichkeiten sind dank eigener Erstellung von Foki (und Descriptors) ja so ziemlich unendlich. Ich glaube auch irgendwo ein Beispiel gelesen zu haben, dass man - wenn man Bock drauf hat - auch einen Schleimblob mit Bewusstsein spielen kann, der rein telepathisch kommuniziert, um es mal auf den Punkt der Absurdität zu spielen.

Find ich voll gut. Würde ich auch gerne machen. Jetzt sind hier ja offenbar schon ein paar Leute im Board, die das Spiel schon ne Weile zocken: habt ihr Erfahrungen mit solchen Charakterkonzepten gemacht? Wie fühlen die sich bei längeren Kampagnen an, bleibt das auch länger interessant?

Ich bin gerade in der Konzeptionsphase für meinen Charakter und wenn man dem Endless sagt, dass er quasi machen kann, was er will.. dann sind die möglichen Resultate.. na ja Name ist Programm. Wenn ihr versteht.

Ich hab ein bisschen Sorge, dass besonders exotische Konzepte vielleicht gerade mal ein bis zwei Runden wirklich attraktiv sind und danach mit ihren "Gimmicks" eher nerven. Womöglich täusch ich mich da aber auch. Gibt ja durchaus Mechanismen in der Erstellung der Foki etc. um Bindungen zu anderen Spielercharakteren aufzubauen, vielleicht federt das eine Menge der potentiellen Fallstricke ab, weiß ich eben nich.

Deep_Impact

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #1 am: 2.09.2016 | 12:51 »
Numenera lädt ja förmlich dazu ein, wirklich über den Hai zu springen, ...

Ich glaube "jumping the shark" (den Zenit überschritten / es überzogen haben) ist eine ganz guter Begriff dafür. Wenn man ein Charakter erschafft, der in jeder Pore eigenartig ist (wierd) dann verliert er seine Erdung. Das gilt generell für das ganze Setting. Du muss einfach den Bezugspunkt im Bekannten haben, um das Seltsame zu erkennen.

Ich finde es immer wichtig, dass sich ein Charakter eben nicht nur über seine Besonderheit definiert, das mag toll sein für einen Oneshot, aber ich glaube nicht für eine Kampagne.
An was hast du denn so gedacht?

Offline bobibob bobsen

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #2 am: 2.09.2016 | 13:19 »
Klar kann man das machen, nur setzt man damit den Weired-Level schon sehr hoch an. Wenn du also einen Zellkumpen spielen willst der nur telepathisch kommunizieren kann wie soll dann die Welt aussehen in der ihr spielt damit die noch mehr Weired rüberkommt. Das ist irgenwie als ob man einen total Wahnsinnigen in der Irrenanstalt spielt. Da kommt der Irrsinn der Anstallt auch nicht so heftig rüber.

Offline Greifenklause

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #3 am: 2.09.2016 | 13:44 »
Klar kann man das machen, nur setzt man damit den Weired-Level schon sehr hoch an. Wenn du also einen Zellkumpen spielen willst der nur telepathisch kommunizieren kann wie soll dann die Welt aussehen in der ihr spielt damit die noch mehr Weired rüberkommt. Das ist irgenwie als ob man einen total Wahnsinnigen in der Irrenanstalt spielt. Da kommt der Irrsinn der Anstallt auch nicht so heftig rüber.

Ich kenne das System nicht, deshalb tretet mir gerne gegen's Schienbein.
Aber kann man nicht auch einen "Wahnsinnigen im Freitagabendverkehr" spielen?
Also genannten Blob in einem ziemlich erdigen Setting?
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Offline bobibob bobsen

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #4 am: 2.09.2016 | 13:59 »
Das kann man aber das Numenera Setting ist halt besonders weired und nicht erdig.

Endless

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #5 am: 2.09.2016 | 14:12 »
Ich muss sagen, dass ich teilweise erschrocken bin, wie mundan die Charaktere der Spieler da draußen sind. Hab mir mal ein paar Runden bei Obisidan Portal angeguckt und irgendwie hätte ich erwartet, dass die Leute die Weirdness des Spiels auch in ihren Charaktern mehr ausleben. Das sind zum größten Teil stinknormale Fantasycharaktere und das versteh ich persönlich nicht. Wenn ich schon so ein phantastisches Setting hab, wo prinzipiell alles möglich ist.. wie komm ich dann darauf einfach meinen Waldläufer aus D&D oder so zu übernehmen?

Ich find schon, dass man auch in einem weirden Setting sehr weirde Charaktere spielen kann und sollte. Natürlich muss man immer darauf achten, dass der Charakter aus mehr besteht, als aus dem was ihn zur "special flower" macht. Deswegen find ich das Satzsystem ehrlich gesagt so gut. Es gibt drei definierende Eigenschaften, die mal mehr und mal weniger überwiegen. Und dazu kommen noch besondere Ausrüstungsgegenstände, die gar nichts mit diesen Eigenschaften zu tun haben müssen. Der Fokus-Gimmick kann sein, dass sich der Charakter nach Belieben von einem schimmernden Kraftweld umgeben lassen kann, das ihn vor eisernen Stürmen und Nanoetechnologie schützt, trotzdem kann sich der Charakter viel mehr darüber definieren, dass er zusätzlich eine krasse Glaive is, die mit dem Doppelschwert durch Gegnerhorden tanzt.

Ich hab glaub ich auch mit dem telepathischen Blob kein Problem. Ich weiß nur einfach nicht, wie lang sich so etwas generell hält und wie die Welt auf sowas tendentiell reagiert. Bisher hab ich den Eindruck gewonnen, dass es in der Ninth World extrem viel bekloppte Scheiße gibt und deswegen ein telepathischer Blob je nach Situation vielleicht nicht mal groß auffällt. Vielleicht täusch ich mich aber auch, ich bin halt noch nicht so tief im Setting drin.

An was hast du denn so gedacht?

Ich bin mir noch nicht sicher. Schon eher an etwas humanoides.. wobei ich die Möglichkeit, künstliche Intelligenzen oder synthetische Lebensformen zu spielen prinzipiell selten ausschlage. Ich will die Möglichkeit schon ausreizen, das Setting auszunutzen und etwas zu spielen, was so irgendwo anders nicht ohne Weiteres ginge. Ich liebäugle im Augenblick auch sehr mit den Mutationen. Mal gucken.
« Letzte Änderung: 2.09.2016 | 14:14 von Endless »

Offline Greifenklause

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #6 am: 2.09.2016 | 14:17 »
Das kann man aber das Numenera Setting ist halt besonders weired und nicht erdig.

Danke fd Klarstellung. Dann ziehe ich mich hiermit zurück und wünsche euch noch viel Spaß und Kreativität!

PS: Noch "weirder" als ein Blob wäre ein "Abstraktum" oder eine "Idee" zu spielen.
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Deep_Impact

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #7 am: 2.09.2016 | 17:49 »
Ich muss sagen, dass ich teilweise erschrocken bin, wie mundan die Charaktere der Spieler da draußen sind. Hab mir mal ein paar Runden bei Obisidan Portal angeguckt und irgendwie hätte ich erwartet, dass die Leute die Weirdness des Spiels auch in ihren Charaktern mehr ausleben. Das sind zum größten Teil stinknormale Fantasycharaktere und das versteh ich persönlich nicht. Wenn ich schon so ein phantastisches Setting hab, wo prinzipiell alles möglich ist.. wie komm ich dann darauf einfach meinen Waldläufer aus D&D oder so zu übernehmen?

Ist wohl Geschmackssache. Ich mag straighte Charaktere, aber auch welche mit Twist. Meistens irgendwo dazwischen. Also zwei zusammenpassende "Satzteile" und eins daneben. Davon ab finde ich den sowohl den Geschickten Jack, der einen Köcher trägt wie auch den Schroffen Nano, der mit zwei Waffen gleichzeitig kämpft interessant.

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #8 am: 2.09.2016 | 19:24 »
Ganz systemunabhängig würde ich sagen: die Exotik am exotischen Charakterkonzept ist erst mal nur der Aufhänger. Mir einen Charakter auszudenken, der mich dann motiviert, ihn länger spielen zu wollen...das bleibt mir nicht erspart, egal, in welchem konkreten schrillen Kostüm der nun auftritt.

Ich will einen telepathischen Schleimklumpen spielen? Erst mal kein Problem, aber was macht den Charakter nun eigentlich interessant außer der bloßen Tatsache, daß er eben ein telepathischer Schleimklumpen ist? Wie unterscheidet er sich von allen anderen telepathischen Schleimklumpen? Was motiviert ihn, mit dahergelaufenen haut- und haarbedeckten Knochenzweibeinern umherzuziehen, und wie lange wird diese Motivation wohl anhalten? Hat er Hobbies, Ticks, eine Persönlichkeit?

Das sind so sinngemäß Fragen, wie ich sie mir gerne mal stelle, wenn mir eine Charakteridee kommt und ich sie auf potentielle Langlebigkeit abklopfen will. Bei Konzepten, die vielleicht doch eher nur ein kurzfristiger Gag sind, zeigt sich die Tendenz dazu dann meistens recht schnell, und dann lasse ich es entweder oder überarbeite sie noch einmal.

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #9 am: 3.09.2016 | 11:50 »
@endless:
Ich kann es nur aus Sicht eines anderen Systems mit recht freier Charaktererschaffung sagen, aber die paar Dinge, an die man sich in einer SEHR gemischten Gruppe halten sollte, sind ganz pragmatisch:

- eine Möglichkeit zur Kommunikation, egal ob Stimme oder Telepathie. Ein Wookie, der nur "Grwwwl" sagen kann, macht mehr Probleme als ein telepathischer Blob.

- Feinmotorik. Willst du haben. Es ist einfacher, sich dauernd in einem Eimer mangels Mobilität rumschleppen zu lassen, als bei jedem Kack die anderen SC zu bitten hier mal die Schublade zu durchsuchen oder da eine Notiz zu schreiben oder jenen Knopf zu drücken. Telekinese, Tentakel oder Hände sind wurscht.

- Etwa so groß wie die anderen SC. Wobei "etwa so groß" nur grob gilt. Du möchtest nicht das Raumschiff oder der 80 Tonnen Dinosaurier sein, denn sonst wirst du ständig zurück gelassen, wenn du irgendwo rein gehst. Und wenn du zu klein bist, dann tritt dich jemand platt, du kannst nichts heben, Staubsauger töten o.ä.

Ein paar Sachen lassen sich natürlich trickreich umgehen. Ein virales, telepathisches Hivemind kann als Bovine Sapient Endovirus und mit einem Cyberarm am Wirtskörper einiges reißen. Die KI des Schiffs wird in einen Androidenkörper gepackt o.ä. Aber damit erfüllst du nur die Bedingungen von oben wieder.

Was den ganzen Kram mit Motivation, Reinversetzen und Fremdheit angeht: also SL machen das dauernd. Warum sollen Spieler das nicht können, vor allem wenn sie sich auf eine Gestalt konzentrieren? Und die Langzeitentwicklung selbst eines menschlichen SC kann ich auch immer erst nach ein paar Spielen damit abschätzen.
« Letzte Änderung: 3.09.2016 | 12:09 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Re: [Numenera] Absurde Charakterkonzepte und Langlebigkeit
« Antwort #10 am: 3.09.2016 | 12:11 »
Das weicht jetzt etwas ab, aber wenn man schon ein fremdartiges Wesen spielt, sollte man sich viel mehr Gedanken machen, was dieses Wesen eben ausmacht. Und das ist mehr als seine Form, sondern auch seine Kultur und sein Selbstverständnis. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum Numenera... nein eher das Cypher System als solches, die Rasse nur als Diskriptor sieht.

Ich finde Traveller hat das seiner Zeit sehr gut und gleichzeitig fast unspielbar gemacht. Die Vargr zum Beispiel, das waren nicht einfach nur kriegerische Hundsköpfige, sondern deren ganze Kultur baute auf einem ganz einen System auf. Richtig gespielt waren die in einer menschlischen Gruppe witzlos oder unspielbar. Von den Hivers sprechen wir mal gar nicht...
Aber ich schweife ab :)