1. Schriftliche Fixierung vs. Erinnerung
Sachen sollten schriftlich fixiert werden, wenn unbemerkte Änderungen unbedingt verhindert werden sollten.
Beispiel 1:
Spieler1: "Mein SC hat braune Haare."
Spieler2: "Hatte dein SC letzten Spielabend nicht schwarze Haare?"
Spieler1: "Nein, er hatte schon immer braunes Haar."
*Spieler2 zuckt mit den Schultern* "In Ordnung."
Hier haben Spieler1 und Spieler2 eine unterschiedliche Vorstellung von einer Eigenschaft des SCs. Aber gleichzeitig ist das nicht besonders schlimm. Es ist letztendlich egal, ob Spieler1 oder Spieler2 sich irrt. Hatte der SC nun letzten Spielabend braune Haare? Oder werden ihm jetzt durch retconnen rückwirkend braune Haare verpasst? Es spielt eigentlich keine Rolle.
Beispiel 2:
Spieler1: "Mein SC ist extrem stark. Er hat Stärke fast auf Maximum."
Spieler2: "War dein SC nicht letztens extrem charismatisch mit Charisma fast auf Maximum?"
Spieler1: "Nein, es war schon immer die Stärke als bestes Attribut."
*Spieler2 wundert sich, dass der SC bei Intrigenabenteuern immer ein gutes Charisma hat und bei Kampfabenteuern eine gute Stärke."
Hier ist es nicht egal, worin der SC am letzten Spielabend einen hohen Wert hatte. Klar, wenn der Spieler sagt, dass er sich bei der Charaktererschaffung vertan hat und deswegen gerne rückwirkend einige Werte anpassen möchte, wird ihm das wohl kaum jemand verbieten. Aber prinzipiell gebietet es die Fairnis gegenüber den Mitspielern, dass die Wert die gleichen wie beim letzten Spielabend sind und sich nicht immer an das jeweilige Abenteuer anpassen.
Aus diesem Grund ist es schon wichtig, dass die Werte aus Beispiel 2 schriftlich fixiert sind, während die Werte aus Beispiel 1 nicht schriftlich fixiert werden müssen.
2. Blatt mit Feldern vs. Blankoblatt
Hier wird jetzt die Frage behandelt, ob manche Sachen besser auf einen Bogen mit vorgefertigter Struktur gehören. (Im Volksmund auch "Charbogen" genannt.) Oder ob man mit einem leeren Blatt Papier evtl. besser bedient ist.
Regeltechnische Werte haben häufig eine konkrete Struktur, die prinzipiell bei allen Spielern gleich sind. Daher eignet sich hier ein vorstrukturierter Bogen, der für alle Spieler gleich sind.
Daneben gibt es viele Sachen, wo sich eine schriftliche Fixierung zwar lohnt, eine spielerübergreifende Struktur aber nicht vorhanden ist. Hier ist es häufig kontraproduktiv, wenn man allen Spielern die gleiche Struktur mitsamt Feldern aufzwingt.
Beispielsweise die Charakterbeschreibung:
Spieler 1 beschreibt vielleicht den Körperbau und das Aussehen seines Charakters, da dies für Spieler 1 die wesentlichen Merkmale sind.
Spieler 2 beschreibt dagegen eher den Kleidungsstil und welche Utensilien (Fächer, Taschenuhr, Monokel etc.) der SC trägt.
Spieler 3 dagegen beschreibt lieber das Auftreten seiner Figur. (Herrisches Auftreten, spricht eine Spur zu laut, etc.)
Anderes Beispiel ist die Hintergrundgeschichte des SCs. Auch hier kann der Spieler einfach 2-3 Sätze dazu schreiben, ohne dass man dies in Felder pressen müsste.
Weiteres Beispiel sind Ortschaften:
Spieler 1 schreibt vielleicht zu jeden Ortschaften, wie groß die Ortschaft ist und die kulturellen Eigenheiten des Ortes.
Spieler 2 schreibt auf, was das Besondere an diesem Ort war und ihn von anderen Orten in der Gegend unterscheidet.
Spieler 3 schreibt auf, welche Abenteuer sie in diesem Ort erlebt haben und welche Gefallen ihnen noch geschuldet werden.
Spieler 4 schreibt auf, welche Leute sie in diesem Ort kennengelernt haben und was diese Leute können.
Weiteres Beispiel sind Story-Punkte:
Auch hier ist es sehr individuelle was für Notizen zur laufenden Kampagne sich die Leute machen: Die einen schreiben vielleicht auf, was für Ziele noch erfüllt werden müssen und streichen diese durch, sobald sie erfüllt wurden. Andere schreiben sich eher auf, was für Informationen sie bereits erhalten haben. etc.
Und klar, wenn man nicht einfach drauflosschreibt, sondern sich selber erstmal die eigene Struktur klarmacht, ist das hilfreich. Trotzdem ist man in diesen Fällen mit einem Blankopapier besser bedient, als mit einem vorstrukturierten Blatt, wo man irgendwelche Felder ausfüllen muss.
Von daher: Es gibt Sachen, für die es spielerübergreifend eine konkrete Struktur gibt, so dass alle im Prinzip die gleichen Felder auszufüllen haben. Für diese Sachen sollte es dann auch einen vorgefertigten Bogen geben.
Und es gibt Sachen, die schreibt jede Person individuell. Oder sie lassen sich nur schwer in Felder quetschen. Für diese Sachen sind Blankopapiere sinnvoller.