Mal ne Frage an die Leute, die Regelbrüche gar nicht mögen. Wenn ein SL das heimlich machen würde, aber so selten und so geschickt, dass ihr das nicht merkt, habt ihr da Angst davor? Also überlegt ihr euch manchmal, "könnte der SL vielleicht doch.."? Oder isses euch dann egal?
Ich fühle mich mal angesprochen, da heimliche! Regelbrüche für mich ein No-Go sind.
1) Jede SL hat ihre Vorlieben - die sie auf vielfache Weise unbewusst äußert, selbst wenn sie was anderes erzählt oder meint man merke das nicht. Diese Präferenzen erzeugen (über die Zeit) ein Muster bei Würfeldreh-Aktionen (vgl. Rhylthars Kampfdramaturgie), das ich lesen kann. Gerade auch, weil das System derartige Muster nicht dauerhaft produziert. (Ja, mich stören solche Muster! Sehr sogar. Zumindest, wenn sie heimlich erzeugt werden.) Je nachdem, wie mein Verhältnis zur SL und ihr Standing in der Gruppe ist, spreche ich das offen oder unter vier Augen an.
Wenn das beides keine Optionen sind, mache ich einfach den Test: Ich wünsche mir - mit all meinem Spieler-Charme - plötzlich zum nächsten Zeitpunkt, in dem das Muster entreten müsste, dass die SL offen würfelt. An der Reaktion oder den Ergebnissen sehe ich dann, ob da was im Busch ist. Dann spreche ich meine Beobachtungen an: "Warum konntest du nicht offen würfeln?" oder "komisch, heute war das Ergebnis ein ganz anderes als sonst" und komme dann darauf zu sprechen, dass ich das Gefühl habe, die Würfel würden gedreht. Ich hab an der Stelle eigentlich immer ein Eingeständnis gehört. Dann können wir nach Lösungen suchen. Entweder wird Würfeldrehen offiziell eingeführt oder die SL versucht mit offenen Würfen zu spielen und das "Schummeln" zu lassen oder ich verabschiede mich.
Theoretisch wären auch echtes Entsetzen oder Entrüstung möglich. Hab ich aber nicht erlebt.
2) Wenn ichs nicht merke wär's mir egal. Allerdings habe ich noch nie erlebt, dass bei einer SL, von der ich glaubte sie würde regeltreu spielen, nachher herauskam, dass sie es nicht tat.
... meist ist mir eh von vornherein klar, ob und in welchem Umfang die SL Würfel dreht oder nicht. Die Schlüsselworte und Spielpräferenzen der SL sprechen i.d.R. eine eindeutige Sparache. Wenn ich das Gefühl habe, die anderen wissen das auch UND es steht meinem Spielspaß nicht im Weg, dann brauch ich nix dazu zu sagen. Wenn ich merke, dass doch ahnungslose Spieler am Tisch sind, die es lieber anders hätten, dann bitte ich die SL das Thema auf den Tisch zu bringen. Wenn es für mich nicht OK ist, spreche ichs wahrscheinlich (Con-Runden ausgenommen) an. Wenn sonst kein Platz ist, mache ich das auch mitten am Spielabend. Auch ich hab ein Recht auf Spaß am Rollenspiel.
Anders gesagt: Empathie ist für dramaturgisches Spiel eine sehr wichtige Voraussetzung. Entweder um es gut durchzuziehen oder um es wirkungsvoll zu zerschießen.
Addendum: Zu "
aber so selten und so geschickt, dass ihr das nicht merkt,":
Da könnte es die SL gleich lassen. Oder: Bei mir würde das bedeuten, dass die Dosis als nicht mal mehr als hömöopatisch gesehen werden könnte. Wenn die SL vorgibt regeltreu oder zumindest nicht dramaturgisch zu leiten, dann spiele ich als Spieler üblicherweise "darstellerisch" UND "spielwelttaktisch/lösungsorientiert". Das heißt: Die Handlungen und Aktionen meines SC erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Antiklimax durchaus. Heißt: Wenn die SL in einer Runde heimlich dramaturgisch leitet, spielt sie effektiv GEGEN mich. Im Ergebnis befinden sich dann Dramaturgie und Anti-Dramaturgie im Spiel, was normalerweise bedeutet, dass sich das Spiel verheddert. Entweder man kann das auflösen, wodurch die SL sich quasi offenbaren muss - entweder im Gespräch oder indem Sie die Dramaturgie mit "chemischen" Mittel durchsetzt oder die Gruppe wird sich wahrscheinlich auflösen, weil ein befriedigenes "Fortkommen" nahezu ausgeschlossen ist. (Fortkommen meint hier, dass sich Story weder durch Spieleraktionen organisch entwickeln kann noch dass die SL diese dramaturgisch sinnvoll moderieren kann.)
... das ist übrigens nicht die einzige Variante, wo verschiedene Grundannahmen von Spielenden das tatsächliche Spiel (unbeabsichtigt) beschädigen können. Und genau aus der Erfahrung heraus, dass das Spiel wegen inkompatiblen Spielvorstellungen leidet, sind mir Vorab-Absprachen so wichtig geworden. (Neben der Tatsache, dass ich gern Freiform spiele und da die verbindlichen Regeln eh fast alle auf der Absprachen-Ebene liegen.)