Mist, damit bin ich im Kern einverstanden.
Ist doch super! Das meine ich doch auch, wenn ich von "Railroading & co." spreche. Kurz zusammenfassend die Quinzessenz des Threads aus meiner Sicht inklusive des nach meinem Eindruck gemeinsamen Sachstands der Diskussion:
Zusammenfassung1. Worüber reden wir eigentlich?
Es gibt Techniken, mit denen der SL bewusst den Rahmen der Simulation verlässt. Härtere Techniken sind Railroading, Regelbruch, goldene Regel, Würfeldrehen etc. Weichere Techniken sind sowas wie
das Beispiel mit der Deckung. Das alles steckt den Rahmen ab für eine - üblicher Weise dramaturgisch motivierte - Intervention des SL. Darüber sprechen wir in diesem Thread. Nennen wir das halt gesammelt "Railroading & co." Diese Techniken sind umstritten und immer wieder Teil größerer, leidenschaftlich geführter Diskussionen.
2. Wen betrifft das wie?
Wir haben festgestellt, dass derlei Techniken bei bestimmten Runden nicht akzeptabel sind. Das liegt an verschiedenen Präferenzen von Rollenspielrunden. Runden, welche "Railroading & co." deutlich ablehnen, teilen sich üblicher Weise in drei größere Gruppen auf: die simulationistisch, gamistisch oder erzählerisch orientierten Runden. Je näher sich diese Gruppen einer "Reinform" des jeweiligen Ansatzes nähern, desto strittiger werden die Techniken und desto mehr beißen sie sich mit den Interessen der Runde. In allen Fällen stellen "Railroading & co." zu starke Eingriffe in die Mechaniken des Spiels dar. Die Simulationsfans beschweren sich über verletzte "Handungsmaschinen", also unlogische, inkonsistente Abläufe der Welt. Die Gamisten sehen die Spielregeln verletzt und wittern Betrug. Die Erzählrunden spielen ja extra Erzählspiele, weil sie sich bestimmte erzählerische Bögen wünschen und die Systeme das explizit fördern. Da stören "Mogler" erheblich den Ablauf und passen schlicht nicht rein.
Anders ist das bei den dramaturgieorientierten Runden. Da gibt es einerseits die Runden mit inkompetenten oder arschigen Spielleitern. Da werden "Railroading & co." entweder aus Unwissen oder aus niederen Motiven (wie etwa ungehemmter Machtausübung) genutzt. Das ist generell nicht in Ordnung und solchen SL sollten die Alternativen aufgezeigt werden. Zudem existieren Runden mit "faulen" SL, die ein Kaufabenteuer so durchspielen wollen, wie es gedruckt und vorgesehen ist. Das ist in Ordnung. Um all diese Fälle ranken sich aber die hier im Forum geführten Diskussionen gar nicht.
Es gibt nämlich andererseits auch noch diejenigen Runden, welche absichtlich und in voller Kenntnis auf "Railroading & co." zurückgreifen. Diese Runden nutzen absichtlich keine Erzählspiele und können das inhaltlich begründen. Zur Sicherstellung eines Spielerlebnisses, welches die Freude an gamistischen Runden mit einer gelungenen Dramaturgie verbindet, werden Techniken aus dem Kanon von "Railroading & co." genutzt.
3. Wo bestehen unterschiedliche Ansichten?
Die Punkte 1 und 2 können alle Beteiligten nach meinem Eindruck unterschreiben.
1 Uneinigkeit besteht nach wie vor hinsichtlich der Frage, ob Techniken wie "Railroading & co." überhaupt der Dramaturgie dienlich sind. Es geht im Kern also um die Frage der Effektivität von "Railroading & co.". Tragen "Railroading & co." zur Zielerreichung bei? Tragen "Railroading & co." in Runden langfristig zu einem dramaturgisch besser orchestriert Spielerlebnis bei? Meine Antwort lautet im vollen Brustton der Überzeugung: ja, das ist so. Diese Ansicht teilen diverse Leute. Andere Leute, Boba Fett beispielsweise, vertritt die Gegenposition.
Problematisch daran ist leider, dass wir alle auf sehr viel Erfahrung blicken, sehr überzeugt von unserer jeweiligen Position sind und die verschiedenen Alternativen ausprobiert haben. Der Blick auf objektive oder zumindest irgendwie haltbare Daten ist zudem leider nicht möglich, da solche Daten schlicht nicht vorliegen. Immerhin diente dieser produktive Thread aber doch dazu, ein gewisses Verständnis weiter zu entwickeln. Herzlichen Dank an alle Beitragenden!
1: Korrekt? Habe ich was vergessen? Einfach Bescheid sagen. Ich möchte niemandem zu nahe treten.