Lineare Kaufabenteuer sind für mich deshalb so schön, weil sie i. d. R. Leerlauf sowohl Spielerseitigkeit wie auch von der SL-Seite aus kaum kennen. Es geht immer vorwärts und wenn die Geschichte, die hinter dem Abenteuer steckt, spannend genug ist/präsentiert wird, hat so mancher Spieler überhaupt kein Bedürfnis, nach links oder rechts zu stark auszubrechen.
Mal davon ab werden heute nur noch sehr wenig total lineare Abenteuer hervorgebracht. Meist ist immer eine gewisse Spielerfreiheit gegeben, natürlich nur auf dem Weg zum Ziel, keine Ergebnisoffenheit hinsichtlich des Ziels (wobei auch dies nicht mehr so selten ist). Es gibt durchaus einige Mini-Kampagnen, die sehr starke Sandbox-Anleihen haben.
Oh, wir sind schon oft mit linearen Abenteuern auf die Schnauze gefallen. Nicht, weil wir ausbrechen wollten, sondern weil wir versehentlich ausgebrochen sind.
Ich habe kein Problem mit Railroading, wenn die Motivation auch etwas ungewöhnlicher Charaktere mitberücksichtigt wird und wenn logische Handlungsalternativen mit bedacht werden
und
wenn klar ist, wann man "nachliefert" mit zusätzlichen Schienen.
Railroading-Abenteuer scheitern nicht deshalb, weil es Railroadingabenteuer sind per se.
Sie scheitern dann, wenn die Schiene blöd und unintuitive gelegt ist.
Wenn Sandbox-Elemente nicht nur illusionär, sondern auch total lieblos reingeklatscht werden.
Wenn die Fahrt stockt, sprich Infos nicht pünktlich nachgeliefert werden.
Die Spieler wollen mitarbeiten, aber sich nicht totarbeiten.
Boreout und Burnout (übertrieben) sind gleichermaßen zu vermeiden.
Meine individuelle Erfahrung:
Je spritziger ein Railroad-Abenteuer ist, desto gnädiger gehen Spieler mit Spielerhandlungsentwertungen um.
Ist teilweise auch ne Sache der Kommunikation:
Ich hatte mal den Meisterheiler in einem Abenteuer gespielt.
Der SL hatte mich vorher beiseite genommen und gesagt: "Der NSC muss unbedingt sterben. Ich weiß, dass das bei den Kenntnissen deines Heilers eher unwahrscheinlich wäre. BITTE: 'Würfle' unbedingt daneben!"*
Gesagt getan und wir hatten alle viel Spaß!
(*Diese Art des "Mogelns nach Bitte des SL" aus dramaturgischen Gründen ist bei uns (!) sozialadäquat. Kann in anderen Gruppen ganz andes sein.)