Autor Thema: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!  (Gelesen 121930 mal)

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Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #800 am: 3.10.2016 | 17:47 »
Ich war auf beiden Seiten des Schirms schon Betroffener und Verursacher - ganz klar. Da hat sich mein Spielstil fundamental verändert im Laufe der Zeit und ich sehe es wie Chruschtschow. Ich bin daher auch ungemein dankbar für die ganzen Hipster-Indie RPGs die sich versuchen ganz extrem abzugrenzen und bewundere so manchen dieser Designer daher auch. Ich muss denen nicht in allen Designentscheidungen nach dem Mund reden und schon gar nicht es so streng umsetzen wie propagiert, aber alleine dieses Bewusstmachen von anderen Ideen hat mir immer viel geholfen.

Ich kann über mich selbst sicher nicht beurteilen ob ich heute ein guter SL bin, das kann nur ein Spieler beantworten, der bei mir und auch anderen gespielt hat. Was ich aber auf jedenfall sagen kann, ist dass ich durch diese ganzen "Make RPGs great again" Debatten, Rollenspiele und Versuche auf jedenfall ein besserer Spielleiter und auch Spieler geworden bin als ich es früher war.

alexandro

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #801 am: 3.10.2016 | 17:54 »
Ein Spieler, der sich für ein Spiel in einem ergebnisoffenen Stil entscheidet, hat keinen dramatische Anspruch an eine Szene. Er mag ein bestimmtes Ergebnis herbei hoffen, aber der Kern des Interesses gilt dem Spielprozess und dem wiederstrebt selbst ein dramaturgisch begründetes Setzen des erhofften Ergebnisses.

In diesem Fall ist "ergebnisoffen" aber maximal missverständlich gewählt (da es überhaupt nicht um Ergebnisse geht). "Simulierend" wäre eine klarere Bezeichnung dessen, was da abläuft.

Zitat
Denn diese Schubladen sind ja gerade dazu da sich der Unterschiede, die dann am Spieltisch auftreten udn für Ärger sorgenbewußt zumachen. Das noch detailierter an konkreten Handlungen und Rechniken festzumachen wäre einerseits wohl tatsächlich präziser, verwischt aber umgekehrt auch die sicht denek och, dass es eben nicht alleine um die nackte Technik geht, sondern um die gestalterische Intention udn damit was mit dieser Technik erreicht werden soll, welche den Unterschied macht.
Für eine grobe "Problembeschreibung" gegenüber jemandem der nicht dabei war reichen Spielstile aus. Das Problem entsteht imo, wenn man versucht den Spielstil an den Spieltisch zu bringen, da damit doch recht unterschiedliche Erwartungen verbunden sind (und sie allzu oft benutzt werden, um berechtigte Kritik abzubügeln).

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #802 am: 3.10.2016 | 18:11 »
Zitat
Kompromiss ist ein "geben und nehmen" und nicht "einer steckt halt zurück und hälts aus".
Eben, man geht aufeinder zu. Beide Seiten.

Zitat
Natürlich gehe ich mit Erwartungen in ein Spiel. Weil ohne zumindest eine gewisse Erfüllung dieser Erwartungen kann ich meine Zeit üblicherweise besser verbringen, als in einem Spiel, welches mir eben nichts bringt.
Klar, Jeder tut das irgendwo. Aber ein Zuviel an Erwartung ist manchmal hinderlich um sich einfach mal für eine Sitzung(Oneshot) auf eine andere Gruppe einzulassen.
Man kann sagen: Bitte laß meinen Charakter nicht krampfhaft überleben, wenn er tot ist er tot. Und dann einfach mal mitspielen und ausprobieren ob es Spaß macht.
Muss man aber nicht.
Ist ja freiwillig. Keine Pflichtveranstaltung. Auch für den SL nicht. :)

Du kannst natürlich auch gleich zu Beginn der ersten Sitzung deine Teilnahme Bedingung aushandeln. Das kann ja jeder machen wie er meint und wie er denkt, dass es sinnvoll ist.



« Letzte Änderung: 3.10.2016 | 18:30 von Issi »

ErikErikson

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #803 am: 3.10.2016 | 18:12 »
Die Lüge besteht in der Illusion, gemeinsam ein Spiel zu spielen, in dem die Entscheidungen der im Spiel Beteiligten Konsequenzen und Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben, währenddessen in Wirklichkeit der Handlungsablauf geskriptet und vordefiniert mehr oder weniger dicht an einem roten Faden entlanghangelt.

Was würde passieren, wenn irgendwann ein Spieler sagt: "Am Spielabend XY hatten meine Entscheidungen voll die Auswirkung!" Und Spieler B sagt: "Nein, das war alles vorgeskriptet, deine Entscheidungen hatten null Auswirkungen."

Wer lügt? Was ändert sich wenn wir einen der beiden Spieler zum SL machen?

Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #804 am: 3.10.2016 | 18:20 »
Da eine Lüge definiert ist als "das bewusste behaupten einer Unwahrheit" kann das nur derjenige Entscheiden, der die Wahrheit kennt :P

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #805 am: 3.10.2016 | 18:34 »
Da eine Lüge definiert ist als "das bewusste behaupten einer Unwahrheit" kann das nur derjenige Entscheiden, der die Wahrheit kennt :P

Kleines Lügenenttarnungsrätsel zur Thread Erheiterung (kennen sicher schon einige):
Zitat
Du bist in einem Raum mit 2 Türen, vor denen jeweils ein Wächter steht. Die eine Tür führt in die Freiheit die andere in den Kerker.

Du darfst einem der beiden Wächter eine Frage stellen, um in das richtige Tor zu laufen. Der Wächter darf nur mit ja oder nein antworten. Der eine Wächter sagt immer die Wahrheit, der andere lügt immer.

Was würdest du fragen?


Lösung:
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Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #806 am: 3.10.2016 | 19:04 »
Blöd nur wenn der Spielleiter lügt und es egal ist durch welche Tür man geht :P *ölinsfeuergies*

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #807 am: 3.10.2016 | 19:09 »
Blöd nur wenn der Spielleiter lügt und es egal ist durch welche Tür man geht :P *ölinsfeuergies*
Der Spielleiter ist in dem Beispiel die Unbekannte  Also ist unbekannt, ob er das tut oder nicht. ;)
Spl A sagt ja- freie Entscheidung
Spl B sagt nein.-
Nehmen wir also an, dass der SL das abstreitet. Würde er es zugeben, gäbe es das Problem gar nicht.
SL sagt also auch ja. (Du durftest frei Entscheiden)

Entweder haben der SL und Spl A Recht oder Beide lügen.

« Letzte Änderung: 3.10.2016 | 19:15 von Issi »

Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #808 am: 3.10.2016 | 19:33 »
Was würde passieren, wenn irgendwann ein Spieler sagt: "Am Spielabend XY hatten meine Entscheidungen voll die Auswirkung!" Und Spieler B sagt: "Nein, das war alles vorgeskriptet, deine Entscheidungen hatten null Auswirkungen."

Wer lügt? Was ändert sich wenn wir einen der beiden Spieler zum SL machen?
Es kann dir nur der SpL sagen, wer sich davon IRRT (von Lüge - dem bewussten Aussagen der Unwahrheit - würde ich zunächst nicht ausgehen).
Was sich ändert?
Keine Ahnung!
Scheinbar scheint es Spieler A wichtig zu sein, ergebnisoffene Rollenspiele zu spielen, sonst hätte er es nicht hervorgehoben. Und Spieler B wohl auch, sonst hätte er dies nicht verneinend erwidert und zwar mit Formulierungen, die Kritik vermuten lassen.

Ist aber alles nur Vermutung, aber da es hypothetisch ist, sind Vermutungen eh das einzige, was man aufstellen kann, wenn man die ganzen Umstände nicht kennt...
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

ErikErikson

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #809 am: 3.10.2016 | 20:19 »
Es kann dir nur der SpL sagen, wer sich davon IRRT (von Lüge - dem bewussten Aussagen der Unwahrheit - würde ich zunächst nicht ausgehen).
Was sich ändert?
Keine Ahnung!
Scheinbar scheint es Spieler A wichtig zu sein, ergebnisoffene Rollenspiele zu spielen, sonst hätte er es nicht hervorgehoben. Und Spieler B wohl auch, sonst hätte er dies nicht verneinend erwidert und zwar mit Formulierungen, die Kritik vermuten lassen.

Ist aber alles nur Vermutung, aber da es hypothetisch ist, sind Vermutungen eh das einzige, was man aufstellen kann, wenn man die ganzen Umstände nicht kennt...

Damit will ich sagen, das die Realität der Spielwelt von den Spielern erst konstruiert wird. Wenn die Gruppe ihre Entscheidungen als wirkkäftig sehen, dann waren sie wirkkräftig, egal was der SL sich dabei gedacht hat.

Normalerweise kann man eine Lüge an Fakten überprüfen, aber hier existieren keine Fakten, weil die Spielrealität erst im Kopf der Spieler Realität gewinnt. Man kann nicht fragen: "War die Vase die in der Spielwelt auf dem Tisch stand grün oder weiss", und dies dann nachprüfen.
Die Vase nimmt die Farbe an, auf die die Gruppe sich einigt.

In dieser Spielrealität können keinen Lügen im herkömmlichen Sinn existieren und damit auch nicht überprüft werden. Die Lüge kann erst in der Absprache über die Form des Spiels existieren, aber überprüft werden kann sie nur durch die Spielrealität, in der sie nicht überprüft werden kann, da dort keine Lügen existieren.

Daher finde ich es blöd, wenn in Hinblick auf eine fiktive Realität von Lügen gesprochen wird. Eine Lüge benötigt Wahrheit, und Wahrheit ist in einer rein erdachten Wirklichkeit nicht existent.
 

Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #810 am: 3.10.2016 | 20:22 »
Zitat
Man kann nicht fragen: "War die Vase die in der Spielwelt auf dem Tisch stand grün oder weiss", und dies dann nachprüfen.  Die Vase nimmt die Farbe an, auf die die Gruppe sich einigt.
Eigentlich nicht. Die meisten Rollenspielsysteme bieten eine klare Aufteilung der Entscheidungsgewalt. Entweder der SL oder der ein Gummipunktesetzender Spieler und selbst in SL losen Systemen und Freeform gibt es Regeln für die Entscheidungsgewalt. Das ist ja auch eines der fundamentalen Dinge die ein Rollenspiel von willkürlichem "jeder sagt etwas" abhebt. Derjenige der die Entscheidungsgewalt hat, hat auch die absolute Gewalt darüber zu entscheiden ob die Vase grün oder weiss war.

Eine Lüge muss auch nicht reell überprüfbar sein um eine Lüge zu sein. Es reicht aus wenn ein Orakel sie überprüfen könnte :)

ErikErikson

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #811 am: 3.10.2016 | 20:29 »
Derjenige der die Entscheidungsgewalt hat, hat auch die absolute Gewalt darüber zu entscheiden ob die Vase grün oder weiss war.

Nein. Wenn der SL sagt: "Dei Vase ist weiss, und hier im Buch steht der SL entscheidet das" und die Spieler sagen: "Ist uns egal, die Vase ist grün", dann traue ich mir nicht zu festzustellen, wen nun lügt.

Eulenspiegel

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #812 am: 3.10.2016 | 20:37 »
Entweder der SL oder der ein Gummipunktesetzender Spieler und selbst in SL losen Systemen und Freeform gibt es Regeln für die Entscheidungsgewalt. Das ist ja auch eines der fundamentalen Dinge die ein Rollenspiel von willkürlichem "jeder sagt etwas" abhebt. Derjenige der die Entscheidungsgewalt hat, hat auch die absolute Gewalt darüber zu entscheiden ob die Vase grün oder weiss war.
Ja, aber kann die Person dadurch Lügen?

Nehmen wir mal an, im Regelwerk steht explizit: "Der SL darf die Farbe von Gegenständen bestimmen."

Spieler fragt nun: "Welche Farbe hat die Vase?"
SL antwortet: "Die Vase ist grün."
Und in Gedanken denkt sich der SL: "Haha, jetzt habe ich die Spieler angelogen. Die Vase ist in Wirklichkeit weiß. Aber das werden die Spieler nie erfahren." :ctlu:

Ist das tatsächlich eine Lüge? Oder wird die Vase dadurch, dass der SL behauptet, die Vase sei grün, nicht tatsächlich grün? Ist der SL also unfähig bzgl. der Farbe der Vase zu lügen?

Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #813 am: 3.10.2016 | 20:40 »
Erik, es geht nicht (bzw. nur mittelbar) um die Spielwelt und ihre Tatsachen.
Es geht um die Frage nach dem Verhältnis zwischen Spielleitung und Mitspieler.
Es geht um Ergebnisoffenheit und Mitgestaltungsrechte. Und das sind Elemente, die am Spieltusch vorherrschen (oder nicht) und nicht in einer fiktiven Spielwelt.
Und die lassen sich durchaus erfahren und wahrnehmen. Sie lassen sich natürlich nicht messen wie die Farbe einer Vase, aber es kann mir niemand erzählen, dass er mit ein wenig Erfahrung bei einem Spielleiter, der ihm gut bekannt ist, nicht weiß, ob das Spiel irgendwo ergebnisoffen stattfindet oder nicht. Und letztendlich ließen sie sich hypotetisch sogar nachprüfen, in dem man mal gegen den "Plot" agierend spielt und mal schaut, wie der Spielleiter reagiert.

Soweit so gut. Wenn die Spielleitung diese Art zu spielen offen propagiert, dann ist das noch nicht mal Gegenstand meiner Kritik. Es wird zwar kein Rollenspiel sein, was mir besonders Spaß macht, aber zumindestens ist das offen und ehrlich kommuniziert und jede(r) weiß, worauf sie/er sich einläßt.

In den Themen, auf die sich dieser Rant bezieht, wurde aber propagiert, dass den Spielern die Tatsache, dass das Rollenspiel nicht ergebnisoffen ist, vorenthalten werden soll. Damit sie der Illusion unterliegen, ihre Handlungen wären in irgendeiner Form für die Entwicklung der Story relevant.
Und genau DAS nenne ich dann Lüge und Täuschung.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht glauben kann, dass diese Täuschung lange ernsthaft aufrecht erhalten werden kann... (aber das ist ein anderes Thema)

Der aktuelle DORP-Cast dreht sich um das Thema Gruppenvertrag und da sagen Thomas und Michael einiges zu dem Thema aus und fassen es besser in Worte, als ich das kann. Mal reinhören - lohnt sich.
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Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #814 am: 3.10.2016 | 20:46 »
Klar kann der SL lügen und genau das ist eine Lüge.

Sonst: Stimme Boba Fett zu (außer zum DORP-cast ... den ich mir erst anhören muss :D)

Eulenspiegel

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #815 am: 3.10.2016 | 20:53 »
Erst jetzt gelesen:
Morde passieren aus der Hintergrundstory der Welt, die sich grundsätzlich auch unabhängig von den Charaktären entwickelt.
Die Chars haben immer die Chance auf solche Ereignisse der Welt zu reagieren bzw mit zu agieren, wenn sie denn die Intention dazu haben und Eigeninitiative an den Tag legen.
Verstehe ich das richtig?

In einer Welt mit ca. 100 Städten verwaltest du in jeder dieser 100 Städten alle Liebesdramen? Sagen wir 100 Liebesdramen pro Stadt, das macht 10.000 Liebesdramen? Dann sagen wir, dass 99,9% aller Liebesdramen ohne Mord ablaufen. Da ich davon ausgehe, dass du keine Lust hast, 10.000 mal per Hand zu würfeln, würde man also ein Computerprogramm schreiben, dass alle 10.000 Liebesdramen auswürfelt. Im Durchschnitt würde dann herauskommen, dass es 10 Morde gibt. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Helden sich in einer Stadt befinden, in der genau ein Mord passiert, ist etwas unter 10%. (Unter 10%, da ja auch mehrere Morde theoretisch in einer Stadt passieren könnten.)
Das heißt, der ganze Aufwand dafür, dass die Spieler in über 90% der Fälle nichtmal mitbekommen, dass dort ein Mord passiert ist?  :o

Falls ich dich missverstanden habe: Erkläre doch bitte, wie du das mit der Hintergrundstory meinst.

Und zum Thema "unabhängig von den SCs?" Würfelst du wirklich alle Liebesdramen aus? Auch in Städten, in denen keine SCs sind?

Zum Thema "Chance auf Ereignis zu reagieren": Wie läuft bei euch ingame die Kommunikation ab? Es ist ja bereits heutzutage so, dass viele Morde gerade mal in den Lokalnachrichten erscheinen (wenn überhaupt). Klar, hin und wieder gibt es auch mal Morde, die regional für Aufsehen sorgen, aber die sind noch seltener.

Und in einer mittelalterlichen Welt, wo sehr viele Sandboxen spielen, ist die Kommunikation zwischen den Städten noch geringer. Wie bekommen die SCs also ingame mit, dass in einer Stadt des Nachbarkönigreiches der Schuster umgebracht wurde?
« Letzte Änderung: 3.10.2016 | 20:58 von Eulenspiegel »

Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #816 am: 3.10.2016 | 20:56 »
Zitat
Wie bekommen die SCs also ingame mit, dass in einer Stadt des Nachbarkönigreiches der Schuster umgebracht wurde?
Gar nicht. Wir spielen nur "wichtige" Plots und wenn das so wichtig ist, dann forschen die Spieler nach und fragen jemanden der das wissen kann ODER stellen die Entität dar die das wissen sollte. Auch in einer Sandbox.

Eulenspiegel

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #817 am: 3.10.2016 | 21:00 »
Klar kann der SL lügen und genau das ist eine Lüge.
Der SL hat die Spieler also über die Farbe der Vase angelogen und lacht sich heimlich in Fäustchen, dass sie die richtige Farbe nicht kennen. Nach dem Spielabend bekommt der SL langsam Gewissensbisse und beschließt, den Spielern beim nächsten Spielabend reinen Wein einzuschenken.

Die Spieler haben gleich zu Beginn des Spielabends die Idee, die wertvolle Beute in die Vase zu tun und diese dann auf der grünen Wiese zu verstecken: Schließlich ist die Vase auch grün und dort würde sie nicht sofort auffallen. Darauf der SL:"Sorry Leute, ich muss euch etwas beichten. Der Plan mit der Vase klappt leider nicht. Ich habe euch beim letzten Mal angelogen. Die Vase ist in Wirklichkeit weiß. Nochmal wirklich sorry für die Lüge vom letzten Mal. Es tut mir furchtbar Leid. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Wie dem auch sei, da die Vase in Wirklichkeit weiß ist, wäre die Vase auf der grünen Wiese relativ auffällig."

Gar nicht. Wir spielen nur "wichtige" Plots und wenn das so wichtig ist, dann forschen die Spieler nach und fragen jemanden der das wissen kann ODER stellen die Entität dar die das wissen sollte. Auch in einer Sandbox.
Das du das nicht tust, ist mir klar. Die Frage war an Dunklerschatten gerichtet, der dazu etwas geschrieben hatte.

Dich hatte ich ja eher so verstanden, dass du keine reinen Sandboxen spielst.
« Letzte Änderung: 3.10.2016 | 21:04 von Eulenspiegel »

Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #818 am: 3.10.2016 | 21:04 »
Sorry :D

An dich die Frage, wie du dann Detektivabenteuer einbaust? Ich meine, so ein toter Schuster ist für die Schusterfrau und dem Schusterjungen sicher extrem wichtig.
Das fällt für mich unter: Wenn DAS wichtig ist, dann sind sie die Entitäten die diese Information rausfinden sollen. Z.B. Detektive die angeheuert angeheuert werden oder der tote Schusterjunge befindet sich im sozialen Netz eines Charakters und ist ihm wichtig. Vielleicht hab ich aber auch die Frage missverstanden.

Offline dunklerschatten

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #819 am: 3.10.2016 | 21:58 »
@eulenspiegel

natürlich wird nicht die gesamte Welt bis ins Detail laufend in meinem Kopf  "simuliert". Das ginge gar net oder ich bräuchte einen Kopf der die Größe des Jupiters hätte...

Bei uns läuft das im wesentlichen auch so:

Zitat
Gar nicht. Wir spielen nur "wichtige" Plots und wenn das so wichtig ist, dann forschen die Spieler nach und fragen jemanden der das wissen kann ODER stellen die Entität dar die das wissen sollte. Auch in einer Sandbox.

Ob das nun eine "wahrhaftige Sandbox" nach der Defintion eines x beliebig dahergelaufenen RPG-Theorie-Papst  ist, weiss ich nicht und kann man sich gewiss auch drüber streiten....

Nur fürs Protokoll:
Für mich pers. bedeutet Sandbox (stark vereinfacht) es gibt keinen durchgeplanten Plot, maximal Plothooks und die Spieler entscheiden in welche Richtung sie gehen und was sie angehen wollen und der Sl "simuliert" die Welt, mit Focus auf der direkten Umgebung

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #820 am: 3.10.2016 | 22:06 »
Nur fürs Protokoll:
Für mich pers. bedeutet Sandbox (stark vereinfacht) es gibt keinen durchgeplanten Plot, maximal Plothooks und die Spieler entscheiden in welche Richtung sie gehen und was sie angehen wollen und der Sl "simuliert" die Welt, mit Focus auf der direkten Umgebung

Ja, so benutzen die meisten den Begriff.
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Eulenspiegel

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #821 am: 3.10.2016 | 23:26 »
@dunklerschatten
Dass du nur die wichtigen Plots spielst, ist mir irgendwie schon klar. Aber wie kommt es bei dir denn zu einem Detektivabenteuer? Damit es zu einem Detektivabenteuer kommt, muss man ja erst mal einen kriminellen Fall haben. - Beliebt sind klassischerweise Mordermittlungen. Das heißt, man muss einen Mörder und ein Opfer haben.

Wie kommt es bei deiner Sandbox aber nun zu einem Mörder und einen Opfer?
Aus dramaturgischen Gründen (ich will den SCs ein Detektivabenteuer anbieten, deswegen gibt es dort jetzt Mörder und Opfer) hattest du ja ausgeschlossen. Eine Simulation (ich schaue mal nach, was die erwachsene Bevölkerung so treibt und würfle dann aus, bei welchem Liebesdrama es zu einem Mord kommt) hast du gerade eben auch ausgeschlossen.

Was bleibt also übrig? Wie kann es dann zu einem Mörder+Opfer kommen?

Offline dunklerschatten

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #822 am: 4.10.2016 | 00:10 »
z.b.

es wird definiert oder ausgefwürfelt das:

In Stadt xyz gibt es diverse Händler und diese schmieden Intrigen, bzw. führen einen verdeckten Kampf um die Macht in der Stadt.
Dann wird z.b. ausgewürfelt das Händler A ein Attentat auf Händler B in Auftrag gibt.

Wenn die Würfel das Ergebnis ausgeben das der Mord erfolgt ist, gibt es eine gewisse Chance das die Chars davon Wind bekommen.

Sei es weil sie am Tatort vorbei kommen oder eben durch Freunde/Bekannte, durch die "Medien" etc. An dem Punkt hängt es schon stark von den Spielern ab, ob und wie sie sich auf die Welt einlassen.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #823 am: 4.10.2016 | 08:19 »
@dunklerschatten
z.b.

es wird definiert oder ausgefwürfelt das:

In Stadt xyz gibt es diverse Händler und diese schmieden Intrigen, bzw. führen einen verdeckten Kampf um die Macht in der Stadt.
Dann wird z.b. ausgewürfelt das Händler A ein Attentat auf Händler B in Auftrag gibt.

Wenn die Würfel das Ergebnis ausgeben das der Mord erfolgt ist, gibt es eine gewisse Chance das die Chars davon Wind bekommen.

Sei es weil sie am Tatort vorbei kommen oder eben durch Freunde/Bekannte, durch die "Medien" etc. An dem Punkt hängt es schon stark von den Spielern ab, ob und wie sie sich auf die Welt einlassen.
Wie wird das ausgewürfelt?
Streng simulationistisch? Dann ist es fast ausgeschlossen - da extrem unwahrscheinlich - dass die Helden Zeugen so eines Verbrechen werden.
Ausnahme: Sie sind sehr professionell und bekannt, dann wird irgendwann die Garde vielleicht in einem xbeliebigen (!) Mordfall auf die Helden zurück greifen.
Theoretisch müsste der SL aber auch auswürfeln, ob
a) das Verbrechen schon aufgeklärt wurde
b) andere Experten zu Rate gezogen wurden
undundund

Oder ist es eine "gewichtete Tabelle" (wie sehr oft üblich in klassischen Rollenspielen von annodazumal, wie das aktuell ist, weiß ich nicht)? Also "die spannenden (dramaturgischen) Elemente sind häufiger"?

Dann haben wir aber schon eine Variante des "Scriptings"! Nur, dass halt ausgewürfelt wird, welches Script es sein soll....
Nein: Selbst die Tabelle stellt schon ein Script dar, da gewisse Ereignisse "häufiger" sind und andere gar nicht vorgesehen.

Und was für ein Mord ist es überhaupt? Muss ich da auch Variablen noch und nöcher einbauen?
Oder reicht es, wenn ich "einen bestimmten Mord vorbereite"?

Man kann das Pferd auch von hinten aufzäumen:
Zumindest in einer Großstadt, erst recht in einer mittelalterlichen, gibt es unzählige unaufgeklärte Verbrechen (in dem Moment, wo die Helden in die Stadt kommen). Immer noch viele, wenn sich die Spieler nur für die "Top Acts" interessieren.
Bereitest du die alle in einer Sanbox vor?
Mit Tabelle???
Oder nimmt man da mittelalterliche Statistiken?  :Ironie:

Meine Fragen sind durchaus mit einem Körnchen Salz zu genießen.
Ich will nur darauf hinaus, dass der Tabellenkram oft nur ein Feigenblatt ist.

@ Marzaan
Dann schon lieber der Ansatz, einfach mal zu schauen, wieviele Spieleraktionen man zulässt oder eben nicht.
Wie viele Freiheiten gewähre ich meinen Spielern bei der Selbstwahl des Plots?
Können sie von der SL-Wahl des Plots abweichen?
Wenn ja wie sehr?
Railroad, Road to Rome oder gar "dann geht's halt schief" bzw "soll sich halt jemand anderes drum kümmern!"
Daran sollte man es messen und nicht an irgendwelchen Tabellen.

@ All
Beim sonntäglichen RSP-Abend (ich war nicht SL) mokierten sich manche Spieler darüber, dass wir fast immer auf inkompetente Stadtgardisten treffen.
Ich habe das mal aufgenommen und angekündigt, dass ich beim nächsten Mal eine sehr kompetente Stadtgarde auftauchen lassen werde, die das Verbrechen schon fast aufgeklärt hat und nur wegen Zuständigkeitsquerelen nicht weiter kommt.
An der Stelle kommen die Helden ins Spiel...
« Letzte Änderung: 4.10.2016 | 08:25 von Pineapple Jaw »
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #824 am: 4.10.2016 | 09:06 »
Zitat
Wenn die Würfel das Ergebnis ausgeben das der Mord erfolgt ist, gibt es eine gewisse Chance das die Chars davon Wind bekommen.

Sei es weil sie am Tatort vorbei kommen oder eben durch Freunde/Bekannte, durch die "Medien" etc. An dem Punkt hängt es schon stark von den Spielern ab, ob und wie sie sich auf die Welt einlassen.

Habe ich richtig verstanden, dass du ihnen eine Prozentchance gibst, ob sie etwas mitbekommen?
Und wenn die gewürfelt wird, aktivierst Du in der Stadt NSC, die den Helden bekannt sind, und die sie dann praktisch zum Tatort bringen?
Und jetzt meine Frage: Was machst Du, wenn die Spieler die Chance nicht würfeln?
Und vom Mord deshalb nichts mitbekommen? Welches Abenteuer wird dann gespielt?
« Letzte Änderung: 4.10.2016 | 09:14 von Issi »