Autor Thema: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung  (Gelesen 18268 mal)

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Offline Dash Bannon

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #50 am: 6.04.2004 | 21:08 »
@Satyr:
ich denke man muss, wie so oft, nen Mittelweg gehen.
Auch ich bin gegen klinisch saubere Helden ohne moralische Zwickmühlen, aber ich bin auch gegen exesive Gewaltdarstellung.
Auch ich beschreiben meinen Spielern durchaus, das da Blut fliesst (sprizt) Knochen brechen und der 'Gegner' vor Schmerzen und Todesangst brüllt wenn er getroffen wird. Aber extrem ins Detail gehe ich nicht (ok, extrem ist ne Definitionssache...hängt von der Gruppe ab).
Man sollte auch mit diesem Thema 'vernünftig' umgehen, d.h. niemand sollte, ausserhalb des Spieles, dadurch 'verletzt' werden (mitgerissen, berührt...ja, aber nicht verletzt).
Und gerade Kindesmissbrauch und Vergewaltigung sind da sehr heikle Themen, bei dennen ich NIE ins Detail gehen würde.
Wenn soetwas Teil des Spieles würde, würde ich schon klar machen, was da passiert, mehr aber auch nicht.
Aber im Grunde stimme ich dir zu...solche 'reinen' Helden sind echt zum kotzen...wenns dreckig ist, wird das auch gesagt und Schwerter (Äxte,Musketen,Pistolen oder Plasmakanonen) machen hässliche Löcher und sterben ist schmerzhaft
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #51 am: 6.04.2004 | 22:00 »
Oh Backe...

Na Gut hier mal meine 20 Groschen (Ich trauere heute dem Schilling nach):

Zum Thema "Little Fears" im speziellen:

Etwas das zwar bereits mehrmals angesprochen wurde aber IMO etwas untergegangen ist, ist die Tatsache, das das Mißbrauchsthema in LF in etwa 2 Seiten des ganzen Buchs belegt, also bestenfalls ein Randthema ist!!! Also warum schießen sich hier alle darauf ein? LF ist ein Buch über Horror in der Kindheit, aufgebaut nach neu-interpretierten Mythen. Ja, es gibt einen bösen Herscher, dessen Thema der sexuelle Mißbrauch ist. zumindest im Original ist die Beschreibung in keinster Weise grafisch und es wird nirgendwo tatsächlich beschrieben, wenn man mal vom Kasten mit dem Hinweis auf die schwerwiegende Natur dieses Herschers und den Tips für den Spieleleiter absieht. (Die dem SL noch dazu eher abrät sowas in sein Spiel zu bringen.)
Es ist also Unsinnig LF so zu behandeln, als ob der sexuelle Mißbrauch Minderjähriger tatsächlich das Haupthema des Buches wäre.

(Als kleine Randnote: Ich persönlich sehe eigentlich keinen näheren Zusammenhang zwischen LF und Changeling, im Gegenteil. IMO behandeln die beiden Spiele nichteinmal wirklich das selbe Thema.)

Zum der Frage ob bzw wie solche Bücher wie "LF" behandelt/gekennzeichnet/verkauft werde sollten:

Auf der Mikroebene der Spielerunde hängt es von den Spielern selbst ab was sie sich zumuten wollen und können, da sind wir uns glaub ich einig.

Was die Verlagsseite angeht und ein paar Fragen die Wjassula und Arbo aufgeworfen haben angeht, so bin ich der Meinung das Rollenspiele wie Bücher oder Filme zu behandeln sind. Klar, sie werden anders konsumiert, aber ich bin nicht der Meinung, daß das tatsächlich einen Unterschied macht. Wie sich aus diesem Thread zu sehen ist sind die meisten Rollenspieler durchaus fähig die Trennung zwischen fiktionaler Realität und tatsächlicher Realität durchzuführen. Klar gibt es Leute die das nicht können, aber das sind Leute mit psychischen Problemen die, zum Glück, eine Randerscheinung sind und darum nur bedingt eine Rolle spielen.

Das Problem mit der Argumentation "Was wenn jemand der früher mal mißbraucht wurde sowas liest?" ist, das sie demjenigen grundsätzlich die Fähigkeit abspricht intelektuelle Entscheidungen zu machen. Menschen sind fähig überlegungen durchzuführen und durch diese Fähigkeit und die damit einhergehende Fähigkeit Entscheidungen zu treffen müssen sie auch für ihre Entscheidungen selbst Verantwortung übernehmen. Wenn sie also Buch kaufen, das klar sagt worum es in ihm geht, dann müssen sie sich auch der möglichen Trageweite, die diese Netscheidung mit sich bringt, bewußt sein. Wenn sie das nicht können dann kann man sie nicht als Zurechnungsfähig zählen.

Autoren, ob sie jetzt Rollenspielbücher oder Sachbücher schreiben haben natürlich eine gewisse Verantwortung, was den Inhalt ihrer Publikationen angeht. Sie müssen sich bewußt sein, das die Bearbeitung eines kontroveriellen Themas gewisse Folgen mit sich bringt, das man sie Fragen wird weshalb sie so etwas bearbeiten etc. Wofür man sie aber nicht verantwortlich machen kann sind die Gefühle und Taten ihrer Leser. Als Author muß man davon ausgehen, das diejenigen, die das Buch lesen auch fähig sind Realität von Fiktion zu trennen und daraufhin ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Genausowenig wie die Metal Band, die von Selbstmord singt schuld ist, wenn sich ein psychisch kranker Fan umbringt, so ist auch ein Rollenspielauthor der ein Spiel für Erwachsene (!!!) mit dem Thema "Childhood horrors" schreibt nicht schuld, wenn jemand, der das Buch gekauft hat und in seiner Kindheit mißbraucht wurde, sich durch die Themen in dem Buch gestört fühlt.

Wenn es denn sein muß kann man durchaus eine Altersfreigabe dranpappen, aber alles wasdarüber hinausgeht liegt außerhalb des Einflußbereichs der Macher. IMO sollten sehr viele Leute endlich mal anfangen etwas mehr Verantwortung für sich und ihre Entscheidungen zu treffen, schließlich besitzen sie die Fähigkeit selbst freie Entscheidungen zu treffen.

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wjassula

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #52 am: 7.04.2004 | 04:11 »
Hi Minx, danke fuer den Beitrag.

Zitat
die Tatsache, das das Mißbrauchsthema in LF in etwa 2 Seiten des ganzen Buchs belegt, also bestenfalls ein Randthema ist!!! Also warum schießen sich hier alle darauf ein?

Das weiss ich doch. Vielleicht mache ich wirklich zuviel aus einem Detail in einem Spiel, dessen Idee ich ansonsten ziemlich genial finde. Ich bin mir absolut klar darueber, dass man das Spiel ganz und gar ohne die Missbrauchsthematik spielen kann, und vielleicht werde ich das sogar tun, wenn ich wieder in Deutschland bin. Aber es ist ein wichtiges Detail, finde ich. Und Jestocosts Frage war ja etwas weiter gefasst. Wenn es so aussieht, als wuerde ich mich auf K.Ae. "einschiessen", das war nicht gewollt.

Zitat
Auf der Mikroebene der Spielerunde hängt es von den Spielern selbst ab was sie sich zumuten wollen und können, da sind wir uns glaub ich einig.

Jupp.

Zitat
bin ich der Meinung das Rollenspiele wie Bücher oder Filme zu behandeln sind. Klar, sie werden anders konsumiert, aber ich bin nicht der Meinung, daß das tatsächlich einen Unterschied macht

Naja, das seh ich halt anders. Buecher werden zumeist nach Altersgruppen geordnet verkauft, die Wachhundfunktion des Verkauspersonals ist relativ hoch, fast jeder lernt grundsaetzliche Lese/Interpretationsfaehigkeiten in der Schule...das sieht bei Rollenspiellaeden und der Faehigkeit, Rollenspiel zu hinterfragen anders aus.

Zitat
Das Problem mit der Argumentation "Was wenn jemand der früher mal mißbraucht wurde sowas liest?" ist, das sie demjenigen grundsätzlich die Fähigkeit abspricht intelektuelle Entscheidungen zu machen. Menschen sind fähig überlegungen durchzuführen und durch diese Fähigkeit und die damit einhergehende Fähigkeit Entscheidungen zu treffen müssen sie auch für ihre Entscheidungen selbst Verantwortung übernehmen

Dem letzten Teil stimme ich absolut zu, dem ersten nur bedingt. Ich weiss tatsaechlich einfach nicht, wie sehr traumatisierte Menschen ihr Trauma souveraen unter Kontrolle haben, wie erwachsen und zurechnungsfaehig sie sonst auch immer sein moegen. Zumindest halte ich die Ueberlegung bei einem Thema wie Kindesmissbrauch fuer wichtig genug, als dass ein Verlag sie anstellen sollte.

Zitat
Genausowenig wie die Metal Band, die von Selbstmord singt schuld ist, wenn sich ein psychisch kranker Fan umbringt, so ist auch ein Rollenspielauthor der ein Spiel für Erwachsene (!!!) mit dem Thema "Childhood horrors" schreibt nicht schuld, wenn jemand, der das Buch gekauft hat und in seiner Kindheit mißbraucht wurde, sich durch die Themen in dem Buch gestört fühlt.


Das sind aber zwei Paar Schuh. Einmal macht angeblich einer was nach - das halte ich auch fuer absoluten Quatsch, und das ist auch nach allem, was ich ueber Medientheorie weiss, nicht haltbar - ein anderes Mal fuehlt sich jemand gestoert. A) glaube ich, dass Opfer sich etwas mehr als nur gestoert fuehlen koennten (sich gestoert fuehlen ist etwas rationales) und B) wird hier dem Medium nicht unterstellt, dass es 1:1 zur Nachahmung fuehrt, sondern dass es durch unsensiblen Umgang unnoetig verletzt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, dass das nicht so ist. Die reale Anzahl der Missbrauchsopfer unter den paar tausend Kaeufern von K.Ae. duerfte ziemlich klein sein. Aber das weiss ich nich 100%...und ausserdem ist das auch eine prinzipielle Frage, oder?

Zitat
Wenn es denn sein muß kann man durchaus eine Altersfreigabe dranpappen

Mehr wuerd ich ja vielleicht auch gar nicht wollen.

Zitat
IMO sollten sehr viele Leute endlich mal anfangen etwas mehr Verantwortung für sich und ihre Entscheidungen zu treffen, schließlich besitzen sie die Fähigkeit selbst freie Entscheidungen zu treffen.
Stimme ich zu. Ich denke nur, dass es in diesem speziellen Fall etwas anders gelagert ist.

Offline Jestocost

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #53 am: 7.04.2004 | 09:46 »
Ich sehe auch nur sehr begrenzt einen Unterschied zwischen Rollenspielen, einem Film, einem Buch oder einem Theaterstück - denn die Rezeption ist im großen und ganzen die gleiche - bis auf einen Unterschied:

Rollenspiel ist ein Gruppenspiel - und das bedeutet, dass bei der Manifestation eines prekären Themas Gruppendruck-Effekte auftreten, die wohl gegebenfalls durch einen 'sozialen Vertrag' gelöst werden können, aber nur in den wenigsten Fällen existiert so ein Vertrag explizit. Und - wie wir aus der einen oder anderen Diskussion hier im Forum gemerkt haben - können daraus unangenehme Sachen entstehen, vor allem wenn man mit mehr oder minder fremden Menschen spielt (was ja auch ein großer Faktor in der ganzen Diskussion ist). Wie Freunde und Bekannte miteinander umgehen, und wie sie ihren jeweiligen Knacks offenlegen, ist ja nicht eine Sache des Rollenspiels, auch wenn es in diesem Rahmen geschehen kann.

Selbstverständlich glaube ich, dass ein Autor (frag mich nicht, wo Künstler aufhört und Dienstleister aufhört - irgendwo an den Grenzen des eigenen Egos) Verantwortung für sein Werk tragen muss. Aber nicht für mögliche Misinterpretationen.

Am Beispiel von LF/KÄ stellt sich die Frage, ob der Autor nicht eine Diskussion vorwegnehmen wollte - denn leider sind in der Realität Menschen für das Grauen verantwortlich, das aus dem Land unter dem Bett hervorkriecht. Hätte er das Thema unter das Bett kehren sollen, ignorieren?

Wenn sich jemand durch LF/KÄ aufgrund eigener Erfahrungen oder Traumata gestört fühlt - dann hat er jedes Recht, sich an den Verlag zu wenden. Aber gekauft wird das Teil doch eher von älteren Semestern - und ich bin auch sicher, dass ich das Buch ohne Probleme einer Bekannten schenken könnte, die selbst missbraucht wurde: Weil es Fiktion ist. Und gute Fiktion braucht nun mal einen wahren, menschlichen, schmerzhaften Kern.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #54 am: 7.04.2004 | 10:30 »
Und gute Fiktion braucht nun mal einen wahren, menschlichen, schmerzhaften Kern.
Amen, Bruder! :D Das ist doch genau der Punkt.

@wjassula
Und da ist doch der Punkt. Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Menschliche Geschichten. Und die haben immer was mit Problemen zu tun, sonst sind sie langweilig (schon mal eine Geschichte aus diesem Realismus gelesen, wo sie einfach haarklein über 50 Seiten beschreiben, wie sie morgens aufstehen? Furchtbar!).

Und da sehe ich eben das Problem: Ich kann nicht jedes Thema aussparen, bei dem evtl. irgendwer mal ein Trauma gehabt haben könnte. Denn dann würde jedes menschliche Konfliktthema wegfallen.
Jegliche Art von Gewalt (vielleicht hat ein Spieler ein Trauma dazu), jegliche Liebesbeziehung (vielleicht hat seine Freundin gerade mit ihm Schluss gemacht), jegliche Familiäre Beziehung (Tod von Verwandten), alle Unfälle (Autounfälle lösen gerne mal ein Trauma aus)... Es bleibt einfach nichts übrig.

Deswegen sehe ich es eher wie Minx (toller Post, hätte ich nicht so gut formulieren können): Man sollte es doch den einzelnen Spielern überlassen, was sie sich zumuten wollen und was nicht (Volljährigkeit vorausgesetzt).

Zum Gruppendruck: Das ist tatsächlich ein Problem. Aber nicht schlimmer als bei einem Film (wer will schon das Weichei sein und nicht mit in "Blut, Ekel & Massaker (jetzt noch härter) Teil 14" gehen?) Das soll das Problem nicht verharmlosen, sondern eher zeigen, dass es kein Problem des Rollenspiels an sich ist, sondern ein Problem der sozialen Gruppe.
Und damit bin ich wieder bei meiner Standardpredigt: Redet miteinander! Es gibt viele Probleme beim Rollenspielen und alle davon sind Probleme zwischen den Spielern und nicht zwischen den Charakteren. Deswegen ist ein Sozialer Vertrag (wenigstens implizit) Pflicht!
Und wenn eine Gruppe von Menschen aus irgendeinem Grund nicht miteinander reden kann und dies zu einer irgendwie gearteten Verletzung eines Mitglieds der Gruppe führt, dann ist das furchtbar, aber sicher nicht die Schuld des Mediums Rollenspiel oder der Autoren von Little Fears. Das muss die Gruppe dann schon selbst verantworten.

Fredi
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Offline Arbo

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #55 am: 7.04.2004 | 11:36 »
... ähm, ich möchte noch auf einen kleinen, aber sehr feinen Unterschied bzgl. der Vergleiche von Rollenspiel mit Büchern/Filmen/Musik hinweisen ... Rollenspielbücher sind streng genommen "Anleitungen". Es geht in erster Linie darum, Leuten ein "Instrumentarium" zu bieten. Und  das ist m.E. etwas ganz anderes, als z.B. einen Roman zu schreiben. Dies hat, und darauf möchte ich auch ausdrücklich hinweisen, auch nichts damit zu tun, wie Rollenspiel in der Praxis tatsächlich umgesetzt wird ... wohl aber, welchen Einfluss die Regelwerke/~systeme auf die Praxis haben können (siehe diesen Beitragsstrang zum Hauch des Offiziellen ...).

Insofern stehen Verlage/Autoren von Rollenspielen doch irgendwie in einer  Art Verantwortung. Insgesamt besteht für mich diesbezüglich aber vor allem ein Glaubwürdigkeitsproblem ...

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 7.04.2004 | 11:39 von Arbo Moosberg »
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #56 am: 7.04.2004 | 12:45 »
das, was den meisten bei dem Gedanken an solch ein Rollenspiel aufstößt ist wohl der zweite Teil des Begriffs:
Man nimt das "Spiel" als "Gesellschaftsspiel" und nicht als "Schauspiel" auf... das ist wieder eine Frage der Empfindung von Rollenspiel...

@Altersbeschränkung: Es stimmt, dass das RSP-Publikum ein völlig anderes ist, als das literarische. Allerdings hat sich die Literatur und Leserschaft solcher mit der Zeit auch in verschiedene Gruppen eingeteilt. Jemand der ernsthaft Bücher von Modern Talking Sängern liest, wird von Werther keine Ahnung haben.
 
Stellt sich also die Frage: Alterskontrolle einführen, ein solches Rollenspiel gar nicht erst veröffentlichen, oder die Perspektive auf das Medium Rolenspiel und somit das Publikum verändern?

Soweit die Provokation. Jetzt stürtzt euch drauf!

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #57 am: 7.04.2004 | 12:47 »
(toller Post, hätte ich nicht so gut formulieren können)

Aber bitte, ich werd noch rot.  ;D

@Jestocost, Fredi: Gute Punkte. Hab ich auch nicht drangedacht.

@Wjassula: Zumindest meiner Erfahrung nach (Ich kenne ein paar) sind ehemalige Mißbrauchsopfer in den meisten Fällen durchaus fähig solche Unterscheidungen zu treffen. Mißbrauchsopfer denen geholfen wurde mit dem Geschehenen fertig zu werden (Und sei es nur im Freundeskreis.) können ohne weiteres auch zu reifen, verantwortungsbewußten Erwachsenen heranwachsen. Klar kann der "Konsum" von einem Buch über Mißbrauch Erinnerungen wachrufen, aber das kann auch ein Film, ein Comic oder auch nur ein Bild, ein Geruch oder Geräusch.

Zitat
(...), sondern dass es durch unsensiblen Umgang unnoetig verletzt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, dass das nicht so ist. Die reale Anzahl der Missbrauchsopfer unter den paar tausend Kaeufern von K.Ae. duerfte ziemlich klein sein. Aber das weiss ich nich 100%...und ausserdem ist das auch eine prinzipielle Frage, oder?

Naja, ist es eine prinzipelle Frage? Wenn ja, dann darf, wie bereits an anderer Stelle prinzipell nichts angesprochen werden, das irgendjemanden verletzten könnte, was IMO unangebrachte "political corectness" ist. Auch ist die Frage was heißt für dich "unsensibler Umgang", denn darauf kommt es an. Wird deiner Meinung nach in LF unsensibel damit umgegangen? Wer kann sagen was "unsensibler Umgang" bedeutet? Wer darf das sagen? Soll es eine Kommission geben, zusammengesetzt aus Eltern, Literaturprofessoren und ehem. Mißbrauchsopfer, die jedes Buch, jeden Film und jedes Spiel zu dem Thema auf ihren Umgang mit dem Thema heraus prüfen und bestimmen, ob sowas jetzt gesagt werden darf oder nicht? Denn darauf würde es womöglich hinauslaufen.

Und das sollte meiner Meinung nach nicht sein, sorry.

... ähm, ich möchte noch auf einen kleinen, aber sehr feinen Unterschied bzgl. der Vergleiche von Rollenspiel mit Büchern/Filmen/Musik hinweisen ... Rollenspielbücher sind streng genommen "Anleitungen". Es geht in erster Linie darum, Leuten ein "Instrumentarium" zu bieten. Und  das ist m.E. etwas ganz anderes, als z.B. einen Roman zu schreiben. Dies hat, und darauf möchte ich auch ausdrücklich hinweisen, auch nichts damit zu tun, wie Rollenspiel in der Praxis tatsächlich umgesetzt wird ... wohl aber, welchen Einfluss die Regelwerke/~systeme auf die Praxis haben können (siehe diesen Beitragsstrang zum Hauch des Offiziellen ...).

Ein Instrumentarium, ok, da stimme ich dir zu, Rollenspielbücher sind Werkzeuge. Aber worin der Unterschied liegt, der es Rollenspielen nicht erlauben sollte sich mit Mißbrauch zu beschäftigen ist mir nicht klar.  Auch ist mir nicht klar welchen schlechten Einfluß ein Rollenspielbuch auf die Praxis haben könnte? Willst du dagen das das Instumentarium Rollenspiel auf perfide Art und Weise Enfluß darauf nimt wie sich die Leute die es spielen verhalten? Wenn es das ist was du sagen willst (ich bin mir da nämlich nicht sicher, was du genau aussagen willst), dann sind wir wieder bei dem "CS macht aus unserer Jugend Killer"-Argument, was, da sind wir uns wahrscheinlich einig, Blödsinn ist.

Falls du etwas ganz anderes sagen wolltest korrigier mich bitte.

Zitat
Insofern stehen Verlage/Autoren von Rollenspielen doch irgendwie in einer  Art Verantwortung. Insgesamt besteht für mich diesbezüglich aber vor allem ein Glaubwürdigkeitsproblem ...

1. Verantwortung: Natürlich haben sie eine Verantwortung, aber keine andere als ein normaler Autor, der ein Buch über ein kontroversielles Thema schreibt. Er muß dazu stehen, er muß begründen, weshalb er die Entscheidungen getroffen hat die ergetroffen hat, aber thats it.

2. Glaubwürdigkeitsproblem: Hä, das musst du mir erklären, denn ich sehe es nicht. Meinst du damit, das du nicht glaubst, das ein Rollenspiel bzw sein Autor sich reif und überlegt mit schwierigen Themen auseinandersetzen kann?

@Gaukler: Wenn du mich fragst ist eine Altersfreigaben auf bestimmte Rollenspiele, die sich mit heiklen Themen auseinander setzen, in keinster Weise notwendig. Denn das würde zu der Doppelmoral führen Rollenspiele, die sich mit Gewalt auseinandersetzen und das Teilweise recht infantil (was IMO schlimmer ist und unter Wjassulas "unsensibler Umgang" fallen könnte) weiterhin frei zugänglich zu lassen und IMO intelligentere Rollenspiele wegzusperren. Und nein, ich bin auch nicht der Meinung das es eine allgemeine Altersfreigabe für Rollenspiele geben sollte.

Gerade im Rollenspiel ist zwischen veröffentlichtem Inhalt und dem was die Runde draus macht so eine Kluft, das das nicht notwendig ist und keinen Sinn macht. Man verbietet ja auch nicht alle Hämmer, nur weil man damit AUCh jemandem den Schädel einschlagen kann.

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« Letzte Änderung: 7.04.2004 | 12:56 von Minx »
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Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #58 am: 7.04.2004 | 12:55 »
Ich stimme mit der Meinung des Elchs 100% überein. 8)
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #59 am: 7.04.2004 | 13:34 »
Ich stimme mit der Meinung des Elchs 100% überein. 8)
X X X
  ;)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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Gewinn.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #60 am: 7.04.2004 | 13:55 »
Ich stimme mit der Meinung des Elchs 100% überein. 8)
Wasn hier los? ;)


... ähm, ich möchte noch auf einen kleinen, aber sehr feinen Unterschied bzgl. der Vergleiche von Rollenspiel mit Büchern/Filmen/Musik hinweisen ... Rollenspielbücher sind streng genommen "Anleitungen". Es geht in erster Linie darum, Leuten ein "Instrumentarium" zu bieten.
Dem würde ich erst einmal widersprechen. Das mag obeflächlich betrachtet erst einmal richtig sein, aber wenn man mal ganz genau hinschaut, sieht man: Ein Rollenspiel ist erst einmal ein Buch. Und wenn in einem Buch direkte Aufrufe zu Straftaten vorkommen, gehört es weg. Aber das gilt für jedes Buch, nicht nur für Rollenspiele. Das ist aber bei Little Fears nicht so.

Und um jetzt zur Praxis zu kommen: Ich habe RPGs im Regal stehen, die ich nicht mal zur Hälfte gelesen habe. Von gespielt ganz zu schweigen. Ich habe Romane da stehen, über die ich mehr nachgedacht habe als über viele Rollenspiele, die ein Brett weiter stehen. Ich habe Filme gesehen, nach denen ich (kleiner Weichelch) drei Nächte nicht richtig schlafen konnte (beim Rollenspielen ist mir das nie passiert, da war es maximal eine Nacht ;) ).
Was will ich damit sagen? Ganz einfach: der Eindruck, den etwas bei einer Person hinterlässt, ist nicht prinzipiell beim Rollenspielen stärker als bei Filmen oder Büchern. Weswegen sollte also die Verantwortung eines RPG-Autors größer sein als die eines Filmemachers?

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #61 am: 7.04.2004 | 15:14 »
ich frage mich von welcher Autoren/Verlags-Verantwortung hier gesprochen wird:

Von der Verantwortung sich selöbst gegenüber, weil man, wenn man etwas ungewöhnliches und provokantes veröffentlicht von anderen zerissen werden könnte, oder der Verantwortung den anderen ganz allgemein gegenüber.

In dieser Diskussion kann nur letzteres in Frage kommen und da hat der Elch einen interessante Aussage gemacht:

Zitat
der Eindruck, den etwas bei einer Person hinterlässt, ist nicht prinzipiell beim Rollenspielen stärker als bei Filmen oder Büchern

wenn dem so ist, stellt sich tatsächlich die Frage, wo das Problem an LF ist...

Also nochmal: was würdet ihr sagen? Soll das Medium Rollenspiel endlich (=letzten Endes) anders wahrgenommen werden, oder soll man Kontrollmechanismen einführen, oder soll man so ein RPG vom Markt nehmen?
Hier würden mich vor allem die Kritiker interesseieren... von den Pros wäre aber auch noch gut zu hören, welche Methode sie vorziehen würden.

Ich finde es ehrlich gesagt enorm faszninierend was dieses Rollenspiel nun ausgelöst hat: Eben diese Grundsatzfrage "Was ist Rollenspiel?" und "Für wen ist Rollenspiel?"

Das Publikum ist eine wichtige Sache, aber ebenso die Frage ob sich das Publikum oder das Medium anpassen sollte.

Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #62 am: 7.04.2004 | 15:18 »
Es gibt in deutschland ganz klare Richtlinien, wann ein Produkt indiziert oder verboten wird.
Rollenspiel kann genau nach diesen Kriterien bewertet werden.
Wenn ein Rollenspiel Gewalt verherrlicht oder dazu aufruft gehört es auf den Index.

Ich sehe da immer noch kein Problem.
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Offline Jestocost

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #63 am: 7.04.2004 | 15:30 »
Boba - was wäre aber, wenn ich Godlike auf Deutsch herausbringen würde - und den Spielern explizit die Möglichkeit geben würde auch deutsche "Übermenschen" zu spielen?

Natürlich würde ich den Disclaimer aus "Will to Power" übernehmen, dass jeder, der einen SS Mann spielen möchte, ein kompletter Idiot ist - aber dennoch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass jemand genau das tun wird (genauso wie jemand Get of Fenris-Naziwerwölfe in Werwolf spielen könnte).

Wäre das dann ein Kandidat für den Index, selbst wenn ich es schaffen würde, alle in Deutschland verbotenen Nazi-Insignien aus den Bildern zu entfernen?
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Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #64 am: 7.04.2004 | 15:44 »
@Jesto:
Kann ich nicht sagen, bin weder Jurist, noch Fachkundiger in diesem Gebiet.
Letztendlich sind die Grenzen aber doch klar gesteckt.
Wenn Godlike indiziert oder verboten würde, dann müsste man das akzeptieren.
Oder sich engagieren, die Kontrollinstanzen über die legislativen Methoden abzuschaffen.

Wobei ich über die Existenz einer Kontrollinstanz eigentlich ganz froh bin.
Auch wenn ich nicht mit allen Entscheidungen konform gehe, finde ich es besser, dass es diese gibt, als wenn wirklich alles frei erhältlich ist.
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wjassula

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #65 am: 7.04.2004 | 16:17 »
Zitat
Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Menschliche Geschichten. Und die haben immer was mit Problemen zu tun, sonst sind sie langweilig


Wer wollte das bestreiten? Ich habe doch auch an keiner Stelle gesagt, dass man keine Geschichten erzaehlen darf, die sich mit Problemen befassen. Ich habe speziell nicht gesagt, dass Rollenspiele das nicht duerfen. Vielleicht glaube ich nichtmal, das K.Ae. das nicht darf. Im Gegenteil, ich wuerde dieser Aussage des Elchs auch absolut zustimmen.

Fredi und Minx, ihr habt wirklich gute Argumente, aber ihr holt die Diskussion immer wieder auf die Spielerebene zurueck. Ihr kommt immer wieder auf die Frage: "Was darf man spielen" ? Und da waren wir uns ja schon einig: "Alles" (mit allen Einschraenkungen bezueglich Gruppenvertrag usw.)

Wie weit aber geht die Verantwortung von Verlagen und Autoren?

Die Mehrheit scheint der Meinung  zu sein, dass Rollenspielautoren an den gleichen Masstaeben zu messen seien wie andere Kuenstler. Ausserdem wird zwischen Rollenspiel und anderen Medien kein Unterschied gesehen.
Zitat
Ein Rollenspiel ist erst einmal ein Buch. Und wenn in einem Buch direkte Aufrufe zu Straftaten vorkommen, gehört es weg. Aber das gilt für jedes Buch, nicht nur für Rollenspiele.
Also gut. Ausser der Behauptung, dass das das gleiche sei, habe ich dafuer noch kein ueberzeugendes Argument gehoert. Ich finde den Begriff des Instrumentariums schon ganz passend.Aber ich habe das leise Gefuehl, dass das so eine Sabine Christiansen-Frage ist, wo man stundenlang unterbeschaeftigte Experten befragen koennte, die sich gerne reden hoeren. Und dann wuesste man es immer noch nicht. Allright.

Ein bisschen hab ich das Gefuehl, wir argumentieren in diesem Forum eher aus der "Verletzter-Fan" - Perspektive, waehrend beim drosi mehr so diese moralische-Entruestungs-Schiene gefahren wird. Da finde ichs hier schon mal sympathischer. Aber trotzdem sehe ich da auch einen Reflex : "Argh, unser Hobby wird von Sittenwaechtern angegriffen.Schnell dagegenhalten. Freiheit der Kunst, Freiheit der Kunst. Lalala, ich hoer dich nicht." Solidaritaet ist ja was schoenes, aber ich zumindest bin noch nicht ueberzeugt, dass ein paar unangenehme Argumente aus Ecken, die man eigentlich lieber ignorieren wuerde, nicht doch einen wahren Kern haben.

Ich weiss nicht...ich bewege das mal in meinem Herzen. Der Gedanke, dass ein paar Deppen bei godlike SS-Offiziere spielen, laesst mich erstaunlicherweise voellig kalt. Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. Zumal godlike eigentlich ein ganz anderes Thema hat. Aber ein Spiel, bei dem die Spieler aufgefordert wuerden, SS-Offziere zu spielen, das wuerd ich nicht nur scheisse finden, das wuerd ich sogar verbieten wollen.Sexuelle Gewalt, mit der Steigerung "Kinder als Opfer" empfinde ich irgendwie als problematischer. Aber vielleicht mach ich die Gewissenserforschung lieber zuhause. Ich melde mich wieder, wenn ich mehr dazu weiss.

« Letzte Änderung: 7.04.2004 | 16:32 von wjassula »

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #66 am: 7.04.2004 | 16:37 »
Die Mehrheit scheint der Meinung  zu sein, dass Rollenspielautoren an den gleichen Masstaeben zu messen seien wie andere Kuenstler. Ausserdem wird zwischen Rollenspiel und anderen Medien kein Unterschied gesehen.
Zitat
Ein Rollenspiel ist erst einmal ein Buch. Und wenn in einem Buch direkte Aufrufe zu Straftaten vorkommen, gehört es weg. Aber das gilt für jedes Buch, nicht nur für Rollenspiele.
Also gut. Ausser der Behauptung, dass das das gleiche sei, habe ich dafuer noch kein ueberzeugendes Argument gehoert.
Schön, aber DU bist der, der seine Position erst einmal begründen muss. Ein Rollenspiel ist ein Buch. Fertig. Daran besteht erst einmal kein Zweifel. Es liegt da, hat bedrucktes Papier, gebunden, ... usw. Eben ein Buch.

Wenn Du das anders siehst, bring die überzeugenden Argumente. Nicht wir müssen beweisen, dass Rollenspiele Bücher sind, sondern Du musst darlegen, warum sie es trotz so offensichtlicher Ähnlichkeit NICHT sein sollten! Na dann mal los! 8)

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #67 am: 7.04.2004 | 17:52 »
Zitat
Ein Rollenspiel ist ein Buch. Fertig. Daran besteht erst einmal kein Zweifel. Es liegt da, hat bedrucktes Papier, gebunden, ... usw. Eben ein Buch.

Das ist doch jetzt doofstellen um der Diskussion willen, oder? Klar werden Rollenspiele in Buchform veroeffentlicht. Aber darum geht es doch nicht. Ich hatte die Vermutung, dass unterschiedliche Arten von Buechern unterschiedlich verwendet und wahrgenommen werden, sich an unterschiedliche Kaeuferschichten wenden, die unterschiedlich vorgebildet sind. Steht alles oben.

Im Uebrigen bleibt es ja nicht beim "lesen" (auch wenn das schon bei einem normalen Buch ein aktiver Vorgang ist), sondern mit dem Buch wird ja was gemacht, naemlich gespielt, und das Spiel richtet sich zu einem grossen Teil nach dem Buch. Und das ist eine andere Auseinandersetzung (und ich behaupte: eine intensivere, na gut, eine aktivere) als in anderen Medien.

Dass diese Behauptung stimmt, das kann ich dir nicht beweisen. Begruendet hab ich sie schon, weiter oben. Ich kenne unterschiedliche Arbeiten zum Thema "Medienrezeption" und "Rezeptionsgruppen", aber kram ich die jetzt raus und diskutier die mit dir? Noe. Weil sich dann der Talkshow-Effekt ergibt: Zeigst Du mir Deinen Experten, zeig ich Dir meinen. "Das ist so" - "Glaub ich nicht".
Offenbar findest Du meine Vermutung nicht intuitiv einleuchtend, und kannst meine Begruendung nicht nachvollziehen. So be it.

Nachtrag beim nochmaligen Lesen des Threads, bevor endgueltig Schluss ist:

Gut, sagen wir, Rollenspiele sind Kunst, die Kunst ist frei und die Rezipienten sind selbst dafuer verantwortlich, was sie mit einem Spiel anstellen. Beim Thema Missbrauch ist klar, dass es Empoerung gibt. Man muss jetzt zwar die Reaktion auf die Kritik nicht vorwegnehmen, denn man ist ja als Kuenstler frei. Man koennte aber, mit etwas mehr als einem lauen Disclaimer. Ohne sich was abzubrechen und dem Spiel zu schaden. Macht man aber nicht. Stattdessen regt man sich auf, wenn andere Leute sich aufregen und malt den Zensurteufel an die Wand. Ist das nicht so ein bisschen kuenstlich? "Herrlich, ich bin wichtig und zeige den ganzen pc-Hanseln endlich mal, wo der Hammer haengt? Ich bin ein Opfer der Moralapostel?". Ich finde das unsouveraen.

« Letzte Änderung: 7.04.2004 | 18:20 von wjassula »

Offline Fredi der Elch

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #68 am: 7.04.2004 | 18:11 »
Offenbar findest Du meine Vermutung nicht intuitiv einleuchtend, und kannst meine Begruendung nicht nachvollziehen. So be it.
Stimmt. :)
Ich denke immer noch, dass manche Romane, Dramen, Computerspiele oder Filme (besonders Filme) deutlich intensiver wirken können als Rollenspiele. Eine echt fiese Zerschnetzelung auf der Leinwand zu sehen ist doch irgendwie was anderes, als sie nur zu Beschreiben.
Deswegen bleibe ich dabei: Jedes Buch kann zu starken emotionalen Effekten führen. Aber das gilt für Rollenspiele genauso wie für Romane oder Dramen. Nach dem Erscheinen von Goethes Werther haben sich jede Menge Jugendliche umgebracht! Hätte er es jetzt nicht schreiben sollen oder was?
Und weiterhin bleibe ich dabei: der Konsum von Filmen (und evtl. auch von Computerspielen) hat einen viel stärkeren Einfluss auf emotionale Reaktionen als Rollenspiel. Wenn wir also irgendwo mit Verantwortung ansetzen wollen, dann bitte dort.
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #69 am: 7.04.2004 | 18:16 »
Hargh!

Leute, ihr bombadiert euch mit dem Thema nicht zuträglichen Vorweürfen und nehmt den anderen unnötig auseinander.

Ziehen wir doch wieder an einem Strang.
Ordnung jetzt! ;)

Also:

Wir sind uns wohl einig in folgendem (bitte um korrektur und weiterführung der liste!):

- Rollenspiel ist ein eigenes Medium, das zwar an andere Medien (Theater, Literatur) anlehnt, aber letzten endes ein eigenes dasrtellt.

- das Publikum für Rollenspiele ist ein anderes als für höhere Literatur

Fragen, die daraus resultieren:

- Inwiefern unterscheidet sich Rollenspiel, nimmt man das Publikum außer Acht, noch so von anderen Medien, als dass dessen Inhalte andere Konsequenzen tragen könnten?

- Wie ist dem Publikumsproblem gegenüber zu treten? Publikum ändern? Sicht auf Medium ändern?

Mir drängt sich noch die Frage auf: Inwiefern ist übetrhaupt auf das bestehende Publikum zu achten, wenn man durch eine Publikation evtl. selbiges erweitern/ verändern will?

(Irgendwei habe ich das Gefühl ich wiederhole mich ständig... aber auf mich geht ja uch keiner ein *snief*)

Offline Fredi der Elch

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #70 am: 7.04.2004 | 18:37 »
Wir sind uns wohl einig in folgendem (bitte um korrektur und weiterführung der liste!):

- Rollenspiel ist ein eigenes Medium, das zwar an andere Medien (Theater, Literatur) anlehnt, aber letzten endes ein eigenes dasrtellt.
Eben nicht ganz...
Also: Rollenspiel (der Vorgang, beim dem wirklich gespielt wird) ist natürlich ein eigenes Medium. So in der Art Improvisationstheater oder so.
Aber: Ein Rollenspielbuch (ein System / Quellenband, das ich im Laden kaufen kann) ist ein Buch! Und damit überhaupt kein eigenes Medium sondern ein Buch. Es mag sich inhaltlich von Romanen, Sachbüchern, Anleitungen, Selbsthilfebüchern, Bildbänden usw. unterscheiden. Aber es bleibt ein Buch.
Und da bleibe ich dabei: ein Autor hat nicht mehr Verantwortung als der Autor eines Do-It-Yourself Heimwerkerbuchs. Also dranschreiben wo die Gefahren (Rumspielen an elektrischen Leitungen ist gefährich und nicht für jeden! bzw. Rumspielen mit Kindheitstraumata ist nicht für jeden!) und Möglichkeiten sind.

Zitat
- das Publikum für Rollenspiele ist ein anderes als für höhere Literatur
Ok, gebongt.

Zitat
- Inwiefern unterscheidet sich Rollenspiel, nimmt man das Publikum außer Acht, noch so von anderen Medien, als dass dessen Inhalte andere Konsequenzen tragen könnten?
Wie gesagt: Gar nicht. Ohne den tatsächlichen Vorgang des Spielens an sich ist es nur ein Buch wie jedes andere.

Zitat
- Wie ist dem Publikumsproblem gegenüber zu treten?
Wo ist denn das Problem? Ein anderes Publikum ist doch an sich noch kein Problem, oder?

Zitat
(Irgendwei habe ich das Gefühl ich wiederhole mich ständig... aber auf mich geht ja uch keiner ein *snief*)
Sorry. Ich versuche mein Bestes. :)
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #71 am: 7.04.2004 | 18:53 »
Oh man, das ist was weitergegangen. Naja...

------------------------------------

Wjassula, bis jetzt hast du nicht gesagt was für Befürchtungen ob der Wirkung von solchen Rollenspielen du eigentlich genau hast.

Im Uebrigen bleibt es ja nicht beim "lesen" (auch wenn das schon bei einem normalen Buch ein aktiver Vorgang ist), sondern mit dem Buch wird ja was gemacht, naemlich gespielt, und das Spiel richtet sich zu einem grossen Teil nach dem Buch. Und das ist eine andere Auseinandersetzung (und ich behaupte: eine intensivere, na gut, eine aktivere) als in anderen Medien.

Dass diese Behauptung stimmt, das kann ich dir nicht beweisen. Begruendet hab ich sie schon, weiter oben. Ich kenne unterschiedliche Arbeiten zum Thema "Medienrezeption" und "Rezeptionsgruppen", aber kram ich die jetzt raus und diskutier die mit dir? Noe. Weil sich dann der Talkshow-Effekt ergibt: Zeigst Du mir Deinen Experten, zeig ich Dir meinen. "Das ist so" - "Glaub ich nicht".
Offenbar findest Du meine Vermutung nicht intuitiv einleuchtend, und kannst meine Begruendung nicht nachvollziehen. So be it.

Wjassula, das Problem hier ist folgendes:

Gut, sagen wir mal das Rollenspielen eine aktivere Auseinandersetzung mit einem Thema ist als Lesen. (Bin ich persönlich nicht der Meinung, aber das tut hier nichts zur Sache) Und? Was genau ist daran schlimm? Bis jetzt hast du Befürchtungen geäußert, das das schlimm sein könnte, aber was daran schlimm ist hast du noch nicht klar gemacht.

Du sagst, das sich hier "enttäuschte Fans" zu Wort melden. Würd ich nicht sagen, tatsächlich ist mir LF recht egal. (Der einzige Grund warum ich es mir gekauft habe waren die Illustrationen der englischen Ausgabe.)  Ich finde allerdings sehr wohl, das Autoren das Recht haben sollten zu schreiben was sie wollen, solange sie damit gegen kein Gesetz verstoßen, unabhängig ob das jetzt ein Rollenspiel ist oder nicht. Und ja, das ist eine grundlegende Diskussion um das Thema, denn es geht um eine grundlegende Frage. "Wem ist ein Autor Rechenschaft schuldig?" Darf man einen Autor dafür verantwortlich machen, das sich jemand, der sein Buch gekauft und gelesen hat, verletzt fühlt?

Ich finde immer noch: Nein.

Zitat
Gut, sagen wir, Rollenspiele sind Kunst, die Kunst ist frei und die Rezipienten sind selbst dafuer verantwortlich, was sie mit einem Spiel anstellen. Beim Thema Missbrauch ist klar, dass es Empoerung gibt. Man muss jetzt zwar die Reaktion auf die Kritik nicht vorwegnehmen, denn man ist ja als Kuenstler frei. Man koennte aber, mit etwas mehr als einem lauen Disclaimer. Ohne sich was abzubrechen und dem Spiel zu schaden. Macht man aber nicht. Stattdessen regt man sich auf, wenn andere Leute sich aufregen und malt den Zensurteufel an die Wand. Ist das nicht so ein bisschen kuenstlich? "Herrlich, ich bin wichtig und zeige den ganzen pc-Hanseln endlich mal, wo der Hammer haengt? Ich bin ein Opfer der Moralapostel?". Ich finde das unsouveraen.

Sorry, aber da interpretierst du ein bißchen viel hinein. Reg dich erst mal etwas ab.

Was genau stört dich eigentlich? Wenn man mal davon absieht, das der einzige, der sich immer wieder auf das Kunst-Thema festlegt du bist, hat das hier nichts mit der Frage was darf Kunst zu tun.

Du sagst man sollte mehr machen als einen lauen Disclaimer draufpappen. Ok, was soll man deiner Meinung nach machen? Denn das hast du ebenfalls noch nicht gesagt. Auch hast du noch nicht gesagt was dich eigentlich tatsächlich am Verhalten der LF-Macher stört. (Denn davon reden wir hier immer noch zum Teil.) Ist es das sie "nur" eine Warnung im Buch stehen haben? Ist es das das Buch frei erhältlich ist? Oder ist es das es dieses Buch überhaupt gibt?

Was ist es was dich jetzt genau stört, denn vorher reden wir nur aneinander vorbei.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #72 am: 7.04.2004 | 19:27 »
Zitat
Reg dich erst mal etwas ab.


Ich war gar nicht aufgeregt, nur engagiert. Aber ich bemuehe mich, etwas sachlicher zu schreiben.


Zitat
Wenn man mal davon absieht, das der einzige, der sich immer wieder auf das Kunst-Thema festlegt du bist, hat das hier nichts mit der Frage was darf Kunst zu tun.

Das Argument mit dem Vergleich zwischen Rollenspiel und anderen Medien und die Frage nach der Freiheit der Kunst kamen  doch schnell auch von anderen. Ich finde nicht, dass ich der einzige bin, der darauf rumreitet. Und die Frage ist schon wichtig, wenn man den Vergleich zieht.

Zitat
Du sagst, das sich hier "enttäuschte Fans" zu Wort melden

Nein, ich sage, dass sich Rollenspieler zu Wort melden, die vielleicht eine reflexhafte Abwehr gegen bestimmte Vorwuerfe haben, unabhaengig vom Spielsystem. Wobei ich nicht ausschliesse, dass ich auch eine reflexhafte Abwehr gegen das Thema "Missbrauch" habe.

Zitat
Sorry, aber da interpretierst du ein bißchen viel hinein
Ich hab's bewusst ueberzogen formuliert, um deutlich zu machen, wie unsouveraen ich die angesprochene Haltung finde.


Zitat
Was genau stört dich eigentlich?Ist es das sie "nur" eine Warnung im Buch stehen haben? Ist es das das Buch frei erhältlich ist? Oder ist es das es dieses Buch überhaupt gibt?Ok, was soll man deiner Meinung nach machen?

Dass es das Buch gibt, stoert mich sicherlich nicht. Dass es frei erhaeltlich ist, auch nicht. Was getan werden soll, weiss ich nicht.  Ich habe offene Fragen und suche Antworten. Wenn ich alles schon wuesste, muesste ich hier ja nicht diskutieren.

Zitat
Darf man einen Autor dafür verantwortlich machen, das sich jemand, der sein Buch gekauft und gelesen hat, verletzt fühlt?

Darf man die Verfasser einer Spielanleitung dafuer verantwortlich machen dafuer nur noch mit gerunzelter Stirn ansehen, dass sie reales Leid anderer dazu benutzen, Vorschlaege zu einer Freizeitgestaltung zu machen, in der dieses Leid fuer andere zum Vorwand wird, sich angenehm zu gruseln, und aufstehen zu koennen, wenn's denn doch zuviel wird?
 
Um mal wieder von der Kunstfrage wegzukommen.



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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #73 am: 7.04.2004 | 19:44 »
Darf man die Verfasser einer Spielanleitung dafuer verantwortlich machen dafuer nur noch mit gerunzelter Stirn ansehen, dass sie reales Leid anderer dazu benutzen, Vorschlaege zu einer Freizeitgestaltung zu machen, in der dieses Leid fuer andere zum Vorwand wird, sich angenehm zu gruseln, und aufstehen zu koennen, wenn's denn doch zuviel wird?

Wenn du tatsächlich dieser Meinung bist, dann müsstest du auch mit ALLEM sonst ein Problem haben. ZB Gewalt, Krieg, Schimpfwörter, Messer, Ehekrach, Tiere, Gerichte, Revolutionen, Autos, etc. Denn all diese Dinge haben Leuten furchtbares angetan und verursachen immer noch, jeden einzelnen Moment, einer Menge Menschen Leid und Schmerzen. Inwiefern ist da der Unterschied?

Wjassula, ich Moment kommt es mir sehr so vor, als ob du ein persönliches Problem damit hättest, das jemand ein Rollenspiel schreibt, in dem Kindesmißbrauch angesprochen wird, und zwar nur auf der Basis das sowas existiert und gespielt wird. Solange du dir nicht mehr überlegt hast, zB was getan werden sollte oder was dich tatsächlich daranb stört solltest du dich von der Diskussion vielleicht etwas zurückziehen, da es ansonsten nichts bringt. Im Moment ist, etwas übertrieben, alles was du sagst das:

"Das stört mich, da muß man was machen."
Was?
"Keine Ahnung. Es stört mich."
Warum stört es dich?
"Weils mich stört. Bäh, ich mag das nicht. Mach es weg."

Nimm es mir nicht übel, aber das bringt sich nix.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #74 am: 7.04.2004 | 19:45 »
ich denke auch nicht, das wjassula der einzige ist, der in den Vergelich und die Fragestellung Kunst oder nicht fällt.

Wir müssen ernsthaft acht geben, dass wir sachlich bleiben. sonst artet das hier wirklich aus. Und ich würde durchaus behaupten, dass ich eher dazu tendiere das Rollenspiel allgemein bzw. jegliche Art von Medium, dass ich als künstlerisch wertvoll erachte, zu verteidigen, Ich versuche allerdings hier sachlich zu bleiben, da ich ebenfalls unsicher bin.

und minx, ich habe auch das gefühl dass du doch sehr emotional argumentierst... (nicht bös gemeint)

Zitat
Darf man die Verfasser einer Spielanleitung dafuer verantwortlich machen dafuer nur noch mit gerunzelter Stirn ansehen, dass sie reales Leid anderer dazu benutzen, Vorschlaege zu einer Freizeitgestaltung zu machen, in der dieses Leid fuer andere zum Vorwand wird, sich angenehm zu gruseln, und aufstehen zu koennen, wenn's denn doch zuviel wird?

Und da zeigt sich wieder, dass du dich lediglich auf den Freizeit-Aspekt des RSPs konzentrierst. Das ist völlig in Ordnung, erklärt aber gleich, das Problem, das du mit dem Mißbrauchs oder Traumata-Thema hast.
Und eben da liegt eben das von mir schon am Anfang dieser Diskussion angesprochene Problem: Man ist sich nicht einig was Rollenspiel ist. Denn ich behaupte einfach mal, dass Kunst solcherlei Themata behandeln darf und sogar soll, bloße Unterhaltungsmedien nicht. (Das ist nicht meine Meinung sondern allgemein angenohmene und praktizierte Ethik)
« Letzte Änderung: 7.04.2004 | 19:47 von Der Gaukler »