Wir haben
Randpatrouille, die Nr. 2 der GroFaFo-Challenge, getestet! Im Gegensatz zu der ebenfalls auf dem Treffen gelaufenen Galactic-Testrunde, die gemischte Eindrücke hinterließ, hat unsere Runde total gerockt und wir hätten alle noch weiterspielen mögen. Pyro, du solltest dieses Spiel nicht wegen Galactic an den Nagel hängen! Diese Konspirations-Dynamik und die wunderbaren Kalter-Krieg-Klischees, zusammen mit dem Lowtech-Flair und der genialen Idee des RANDes – ich bin immer noch restlos begeistert.
Wir fanden uns also am Samstag nach dem Frühstück im Rittersaal ein: Die vorangemeldeten Woozle, Ralf und Quaint sowie der spontan dazustoßende Yossarian. Leider hatte ich Bubba vergessen, der sich ebenfalls vorangemeldet hatte, sorry noch mal dafür!
Dieser gesellte sich dann später als Zuschauer dazu.
Ich erläuterte kurz, worum es geht, und beschrieb die beiden Beispiel-Schiffstypen aus dem Regelwerk. Die Schiffserschaffung lief sehr flüssig, jeder steuerte irgendwelche Details bei und ergänzte diese auch später, während des Spiels, weiter. Ich zeichnete eine schnelle Skizze, die sich Yossarian dann griff und weiter verfeinerte. Werde sie die Tage mal einscannen.
Unser Schiff war die
UNAUSWEICHLICHKEIT, ein ausgemusterter Schlachtkreuzer des Rates mit der Eigenschaft „legendär“. In der ersten Hälfte des Krieges hatte sie gut gedient und viele Schlachten geschlagen, nun war sie noch gut genug für die Randpatrouille. Veraltete Technik, viele funktionsuntüchtige oder gar ausgeschlachtete Systeme, knallhartes U-Boot-Flair, eine absolute Rumpf-Besatzung, und ganze Sektionen, die verlassen liegen… aber verdammt groß und verdammt robust. „Deck neun chaben wir schonn vorr zwaanzig Jahren verschweißt!“ (Ich musste die Spieler gar nicht auffordern, mit pseudo-russischem Akzent zu sprechen, das kam von ganz allein.) Das Schiff gehörte übrigens zur „Katinka“-Klasse (benannt nach der Schwiegermutter des ZK-Vorsitzenden, und nein, das ist nicht die technisch korrekte Bezeichnung.)
Die Charaktererschaffung verlief ebenfalls gut, bei Anflügen von Ideenlosigkeit wurde kurz ein Blick auf die Beispiele im Regelwerk geworfen. Es war schnell klar, dass die „Russen“ die Coolen und die „Amis“ die Idioten sein würden. Dieses Spiel bietet die einmalige Gelegenheit, die USA und die katholische Kirche gleichzeitig zu bashen. Wer kann da widerstehen? Diese ganze gemeinsame Erschaffung stimmte uns hervorragend ein, und es wurde ein deutlich parodistischer Ton für das Spiel etabliert (was auch sonst, mit
diesen Spielern
). Was haben wir gelacht!
Folgende Charaktere kamen dabei heraus:
Brückencrew:Boris Kazarkov, gespielt von Yossarian (Rat)
Funktion: Kapitän
Besondere Fähigkeit: Taktik Schlachtkreuzer
Hobbyfertigkeit: Schach
Stärke: Väterlich
Schwäche: Kränklich
Benjamin M. Storm, gespielt von Ralf (Allianz)
Funktion: Waffenoffizier und 1. Offizier
Besondere Fähigkeit: Kampftaktik
Hobbyfertigkeit: Reiten
Stärke: Cowboy
Schwäche: Schießwütig
Iwan Iwanowitsch Goratschin, gespielt von Woozle (Rat)
Funktion: Pyschologischer Beratungsoffizier
Besondere Fähigkeit: kennt jeden Winkel
Hobbyfertigkeit: Schwarzbrenner
Stärke: nicht aus der Ruhe zu bringen
Schwäche: vergesslich
Benjamin Ramokles, gespielt von Quaint (Allianz)
Funktion: Ingenieur
Besondere Fähigkeit: Gadgets
Hobbyfertigkeit: Segelfliegen
Stärke: geduldig
Schwäche: zwanghaft formal
Landungsteam:Charles P. Dickey („Ironface“), gespielt von Yossarian (Allianz)
Funktion: Heavy Weapons Guy
Besondere Fähigkeit: Bodenkampf
Hobbyfertigkeit: Koch
Stärke: Furchtlos
Schwäche: Dumm
Petor Vashnevskaya („Attila“), gespielt von Ralf (Rat)
Funktion: Pilot
Besondere Fähigkeit: Vor-Ort-Flickreparaturen
Hobbyfertigkeit: Langstreckenlauf
Stärke: Irre Reaktion
Schwäche: Übernervöser Schisser
Penelope Vasquez („Terrier“), gespielt von Woozle (Allianz)
Funktion: Gruntin
Besondere Fähigkeit: Artillerie
Hobbyfertigkeit: Armdrücken
Stärke: gläubig
Schwäche: leichtsinnig
Dr. Gerhard Koch („Doc“), gespielt von Quaint (Rat)
Funktion: Doktor
Besondere Fähigkeit: Unterweltprestige
Hobbyfertigkeit: Kampftrinker
Stärke: Abgestumpft
Schwäche: Raubein
Ich hatte sogar so was wie ein Abenteuer vorbereitet. Es begann damit, dass die
UNAUSWEICHLICHKEIT ein „Hyper-Telegramm“ enthielt, wonach gefährliche Verbrecher unter der Führung des Terroristen Alexej Karlov aus einem Hochsicherheitsgefängnis des Rates geflohen seien und mit einem gekaperten Kuzukov-Frachter auf den RAND zusteuerten. Also nahm man die Verfolgung auf, ohne zunächst die Würfel zu Rate zu ziehen.
Die Terroristen steuerten direkt auf Stelle 482 zu. Als die
UNAUSWEICHLICHKEIT dort eintraf, war der Frachter verschwunden, stattdessen entdeckte man jedoch eine total völkerrechtswidrige Siedlung mitten im Sperrgebiet! Sofort wurde das Landungsteam losgeschickt. Das Briefing der verschiedenen Fraktionen fiel kurz aus, wusste man doch noch nicht viel. Trotzdem großartig der Kommentar des Käptn: „Genosse, passen Sie mir auf, dass diese schießwütigen Amerikaner nicht gleich alles umbringen.“
Bereits im Landeanflug konnte die riesige Leuchtreklame „Pleasure 482“ ausgemacht werden. Die beiden Allianz-Grunts, in schwerer Kampfrüstung herausstürmend, wurden von zwei leicht bekleideten und schwer irritierten Prostituierten in Empfang genommen und auf die Frage, wo Karlov sei, drei Straßen weiter auf den Männerstrich geschickt. Umgeben von so viel Sünde, musste Ironface erst mal Beweisfotos machen. Der Doc setzte sich inzwischen ab, um seine Unterweltconnections spielen zu lassen und ein paar Informationen einzuholen, allerdings ohne seinen befehlshabenden Offizier zu informieren.
Der Rest des Außenteams wurde von Nina Mayfield, der „Administratorin dieser Niederlassung“, abgefangen. Diese versuchte sich nach allen Mitteln der Kunst einzuschleimen und bot der Randpatrouille alle möglichen Annehmlichkeiten an, wenn sie ein Auge zudrücke und „Pleasure 482“ bestehen lasse. Der Pilot ging dann mit ihr, um Verhandlungen zu führen, während sich die beiden Grunts auf die Suche nach dem Doc machten, dessen Fehlen inzwischen bemerkt worden war.
Schnitt zurück zum Doc, Zeit für den ersten Würfelwurf. Trotz vier Würfeln gegen zwei hatte ich die 6 und Quaint nur eine 4, also kein Erfolg. Ich hatte keine knackigen Counterstakes gesetzt, weil mir nichts Plot-bezogenes einfiel und ich auch keinen Nebenkriegsschauplatz aufmachen wollte angesichts nur 2½ Stunden Zeit. Also blieb es bei einem lahmen: „Du findest nichts heraus.“
Die zwei Grunts wurden von Ninas Leibwächter indessen nicht zum Doc, sondern zu einem CIA-Agenten geführt. (Da sowieso schon von „Russen“ und „Amis“ die Rede war, habe ich mir dann auch keine neue Abkürzung mehr ausgedacht.) Dieser eröffnete seinen Allianz-Kollegen, dass die Allianz heimlich die Forschung an Stelle 482 wieder aufgenommen hatte, mit „Pleasure 482“ als Basis. Daher müsse die Randpatrouille diesen Sündenpfuhl unangetastet lassen. Außerdem übergab er Ironface einen Datenblock mit seinen bisherigen Ergebnissen, der zum CIA-Hauptquartier geschmuggelt werden sollte.
Der Pilot verhandelte indessen – unter Genuss einiger wohlverdienter Annehmlichkeiten – über die Bedingungen einer freien Verköstigung und Vergnügung der Besatzung der
UNAUSWEICHLICHKEIT auf Pleasure 482. Von der Brücke angefunkt, informierte er seinen Kapitän über die „hartnäckige Kooperation“ der Einheimischen. Nebenher fand er auch heraus, dass die Terroristen ihr Schiff in eine Höhle im RAND manövriert hatten.
Schließlich fand das Außenteam seinen Weg zurück, der Doc hatte außerdem eine junge Frau dabei („medizinischer Notfall, dringend behandlungsbedürftig“). Nach kurzem Briefing hin und her war sich die Brückencrew darüber einig, dass man nicht riskieren dürfe, einmalige Artefakte der V2-Kultur zu zerstören, und deshalb die Terroristen aus der Höhle hervorlocken würde. Hierzu verwendete man eine Bergbau-Drone, um ein Randbeben zu simulieren (eines der vielen technischen Gimmicks des Bordingenieurs, die dieser aus irgendwelchen Quellen bei der Allianz bezog.)
Jetzt gab es doch noch ein bisschen Würfelei: Der Einsatz der Drone (Konflikt 1, Ingenieur) sowie der Beschuss der daraufhin auftauchenden Kuzukov (Konflikt 2, Waffenoffizier) brachten jeweils Teilerfolge, deren Bonus ich jeweils in den nächsten Konflikt übertrug. Der Versuch, über Funk eine Aufgabe zu erzwingen (Konflikt 3, Kapitän) scheiterte hingegen trotz Bonuswürfel kläglich, sodass letztlich der Bordingenieur den Reaktor mit einer Antimaterieinfusion boosten musste (Konflikt 4, Counterstakes: Reaktorleck), um die GROSSE Railgun („Babuschka“) abzufeuern, die dann letztlich selbst die robuste Kuzukov zu Klump schoss.
An dieser Stelle gab es Mittagessen, und wir beendeten das Spiel. Ansonsten hätte man noch ein Außenteam zum Wrack der Kuzukov schicken können, und es wäre noch interessant geworden, ob die Rat-Charaktere den geheimen Forschungen auf die Schliche gekommen wären. Aber auch so war es sehr kurzweilig und ein riesen Spaß! Allein schon Yossarians Kapitän („Ah, ich kenne dieses Geräusch, die Babuschka ist zuletzt vor sieben Jahren abgefeuert worden“) war einfach nur genial.
Fazit des Testspiels: Das Konzept rockt. Schiffserschaffung, RAND, Rat und Allianz, zwei Charaktere: Top! Kann alles so bleiben, keine Modifikationen nötig oder wünschenswert. Bei uns war es jetzt sehr stark Parodie, was aber total klasse war. Ein Dogs-mäßiges „Urteilen“ über die Terroristen und „Pleasure 482“ unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ideologien, oder ähnlich narrativistisches Gedankengut, gab’s eher net so, aber ich will nicht ausschließen, dass eine andere Gruppe das anders handhaben könnte. Da ist das Konzept flexibel.
Die Conflict Resolution kam relativ selten vor, daher kann ich nicht so viel dazu sagen. So wahnsinnig griffig erschien sie mir nich, vielleicht wäre da eine etwas höhere Auflösung nicht schlecht. Aber jedenfalls sind wir klar gekommen.
Also, Pyro: Vergiss Galactic! Randpatrouille ist schon fast fertig. Noch ein bisschen Feinschliff an der Würfelmechanik, und dann ein nettes A5-Softcover draus machen. Ich würde es immer noch kaufen, und ich wage zu behaupten, ich bin nicht der einzige!