Autor Thema: Einführende Kurzgeschichte - 2. Versuch  (Gelesen 1124 mal)

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Offline Alex

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Einführende Kurzgeschichte - 2. Versuch
« am: 25.06.2008 | 09:50 »
In diesem thread habe ich schon mal eine Kurzgeschichte gepostet, die aber die falschen Assoziationen geweckt hat. Mit dieser Geschichte habe ich schwerer getan, weil ich mich bewußt auf 1 A4-Seite limitiert habe, aber ich hoffe, dass es dieses Mal in die richtige Richtung geht. Auch dieses Mal gilt:
Gefällt euch die erste Version dieser Geschichte oder, was noch viel wichtiger ist, würdet ihr nach dem Lesen mehr über das Supplement wissen wollen, welches hinter dieser Geschichte steckt?


Seit zwei Tagen war der Kontakt zur Raumstation Kirjis Alpha 4 abgebrochen, ohne dass ein Notsignal gesendet worden war. Vielleicht handelte es sich nur um einen Ausfall der Kommunikationsphalanx, aber um sicher zu gehen, hatte er sich Thuron mit einer Mannschaft von Technikern, bewacht von einem Gardisten, auf den Weg gemacht. Nur sieben Lichtjahre später hatten sie an die Station angedockt. Die Hauptschleuse hatte sich ohne Probleme öffnen lassen. Auf den ersten Blick waren alle Systeme noch in Funktion gewesen. Einzig der Kontakt zur Besatzung konnte nicht hergestellt werden. Bis dahin hatte er noch nicht mit großen Schwierigkeiten gerechnet, also hatten sie sich direkt zur Zentrale begeben.
Im Kontrollraum waren sie dieser Kreatur das erste Mal begegnet. Ihr hagerer Körper war über die große Konsole gelehnt und ihre feingliedrigen Finger flogen regelrecht über die Eingabeeinheit. Thuron war überrascht stehengeblieben und hatte dieses eigenartige Wesen fasziniert betrachtet. Es war kaum größer als ein Kind und hatte eine milchig weiße Haut. Erst als er einen Schritt näher getreten war, war ihr Kommen anscheinend bemerkt worden. Ruckartig drehte sich das kleine Wesen um und blickte sie Neuankömmlinge erst überrascht, dann zornig an. Seine mandelförmigen Augen verengten sich und es rannte mit seinen kleinen Beinen auf sie zu. Thuron wich einen Schritt zurück, während der Gardist seinen Schockstab zog und nach vorne trat.
Mit dem Schlag einer Wimper änderte sich die Form dieser Kreatur. Aus dem kleinen Männchen war ein mächtiger Koloss geworden. Er war fast drei Meter groß, hatte eine raue dunkelgraue Haut und einen mächtigen Brustkorb. Sein Kopf war eckig und seine dunkeln Augen waren nur winzige Schlitze, in dem sonst großen Gesicht. Als er einen Schritt nach vorne machte, bebte der Boden. Seine Bewegungen waren langsam und träge, aber trotzdem überraschte er den Gardisten und traf ihn mit seiner großen Hand im Gesicht. Der Kopf des Mannes flog ruckartig nach hinten und brach mit einem knackenden Geräusch. Thuron hatte noch nie einen Mann sterben sehen und starrte entsetzt auf den toten Gardisten. Der Kopf war in einem eigenartigen Winkel verdreht und ein Stück Knochen ragte aus seinem Hals. Noch bevor Thuron den Kopf wieder hob, riss ihn ein weiterer Schlag von den Beinen und ließ ihn in eine gnädige Ohnmacht fallen.
Als er wieder zu sich kam, war seine Sicht etwas verschwommen. Sein Kopf schmerzte und er hatte den Geschmack vom Blut in Mund. Er wollte seine Hand heben, doch irgendetwas hielt seine Arme fest an die Wand gepresst. Benommen blickte er sich um.
Er hing gut einen Meter über dem Boden an der Wand. Soweit er sehen konnte, war er an den Füßen und den Handgelenken gefesselt. Aus den Venen seiner Armen ragte ein dünner Katheder, der langsam das Blut aus ihm herauslaufen ließ. Als er die noch kleine Blutpfütze betrachtete, vernahm er leisen Gesang.
Er drehte den Kopf weit nach rechts und konnte am Rand seines Blickfelds die Leichen seines Erkundungsteams sehen. Man hatte ihnen die Augen herausgeschnitten. Die Gesichter waren in einem stummen Schrei geöffnet, der ihren qualvollen Tod nur erahnen ließ. Der Gesang kam von einem Wesen, dessen Körper mit dunklen Hornplatten bewachsen war. Kleine Stacheln wuchsen vom Rücken bis zum Kopf hinauf. Es hatte lange Arme und eine leicht nach vorne gekrümmte Haltung. Die Kreatur hatte ihr rechtes Knie gebeugt und zeichnete mit seinen kurzen Klauen eigenartige Symbole auf den Boden. Die Augen seiner Mannschaft waren kreisförmig um die Symbole gelegt. Ab und zu tauchte es seine Finger in ein kleines Gefäß mit einer rötlichen Flüssigkeit. Der Gesang war einschläfernd, von einer ruhigen Monotonie, die aber einen beängstigten, dämonischen Unterton hatte.
Thuron versuchte zu sprechen, aber sein trockener Hals erzeugte nur ein heißeres Krächzen. Dann blinkte an der gegenüberliegenden Wand eine Warnleuchte auf und aktivierte die Monitore. Sie zeigten die Andockschleuse der Raumstation, durch die sich ein Trupp Gardisten gerade einen Zugang schweißte. Trotz seiner Lage, musste Thuron lächeln. Einer seiner Kameraden hatte kurz vor seinem Tod noch den Notruf aktiviert – vielleicht gab es noch Hoffnung.
Die Kreatur hatte ihren Gesang beendet und stellte das kleine Gefäß zur Seite. Sie drehte sich zu Thuron um und lächelte ihn mit einem tückischen Grinsen an. Ihre Augen waren von einer bösartigen Intelligenz durchzogen und strahlten in einem dunklen Grün. Dann wandte sich die Kreatur wieder von Thuron ab und binnen eines Augenblicks stand der graue Koloss an ihrer Stelle, jener Riese, der dem Gardisten mit einem Schlag das Genick gebrochen hatte. Mit tumben Augen hob er den toten Gardisten auf und legte ihn in die Mitte der eigenartigen Symbole. Dann wechselte die Form wieder zu der stacheligen Kreatur, als wäre der Koloss nur eine kurze Einbildung gewesen. Die Wesenheit hob ihre Arme, als wollte es eine dunkle Gottheit anrufen und sprach mit einer kehligen Stimme.
Der Körper des Gardisten löste sich auf, als würde er in einem Säurebad liegen, und mit jeder Faser, welche auf dem Boden verschwand, nahm die Kreatur das Äußere des Gardisten an. Thuron blickte gebannt auf diese unglaubliche Metamorphose. Als der Gesang abbrach, war die Leiche verschwunden und an Stelle des Wesens stand nun der Gardist, dessen Genick so brutal gebrochen worden war. Thuron konnte keinen Unterschied feststellen, einzig die Augen des Gardisten hatten das dämonische Grün seines neuen Wirts behalten.
Die Kreatur drehte sich zu den Monitoren um und beobachtete ruhig den Ansturm der Kampftruppe. Sie hatten das Eingangsschott aufgeschweißt und stürmten nun zum Kontrollraum. Der Gardist sammelte zwei Laserpistolen auf, überprüfte deren Funktion und ging den Wachen entgegen. Thuron schrie so laut er konnte, um seine Retter zu warnen, aber seine Kräfte ließen nach und es fiel ihm schwer bei Bewusstsein bleiben. Der Raum begann sich langsam um ihn zu drehen. Dann hörte er noch Laserfeuer, das von den schmerzerfüllten Schreien von Männern übertönt wurde. Dann fielen seine Augen zu und es wurde dunkel.

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Re: Einführende Kurzgeschichte - 2. Versuch
« Antwort #1 am: 25.06.2008 | 10:18 »
Nur ein paar Dinge, die mir auffielen:
-Lichtjahr = Strecke (Wenn Du Reisezeit aus Sicht eines "stationären" Beobachters meinst, ist "Zeitschuld" ein möglicher Ausdruck)
- das WOrt "Kreatur" als erste Erwähnung klingt zu vertraut. mit "Ding"(oder etwas besserem?) würde es noch fremdartiger wirken
-bin neugierig, warum die Mimik der Aliens verständlich ist
-viel besser als die erste Variante, sie macht mich schon neugierig, vor Allem, da die Aliens einmal nicht technishc, sondern magisch daherkommen.

beste Grüße,
Alex

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Re: Einführende Kurzgeschichte - 2. Versuch
« Antwort #2 am: 25.06.2008 | 10:37 »
Danke destruktive Kritik für die konstruktive Kritik.  ;D
Werde die Vorschläge entsprechend einarbeiten.