Autor Thema: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter  (Gelesen 18892 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« am: 28.08.2008 | 17:36 »
Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter, oder wie man die Spieler das Spielgeschehen tragen lässt und sich trotzdem gar nicht langweilt, im Gegenteil

Einleitung
Früher, früher war ich Erzählonkel. Illusionist. Entertainer. Ich hielt die Fäden in der Hand, ich manövrierte die Spieler in Position, und dann ließ ich die Action sich entfalten. Irgendwann wurde ich es müde, die Last für das Gelingen des Spielabends allein auf meinen Schultern zu tragen. Ich war gelangweilt von meinen eigenen Ideen, wollte mich von den Ideen der Spieler befruchten lassen. Seither habe ich mit vielen Spielern und bei vielen SLs gespielt. Habe viel gelesen, viel ausprobiert. Viele Fehler gemacht, viele durchwachsene Runden erlebt, aber auch viele großartige. Und habe schließlich zu einem neuen Spiel- und Leitstil gefunden, mit dem mir Rollenspiel mehr Spaß macht als je zuvor. Die Potter-Runde auf dem Großen Treffen war sozusagen mein Meisterstück in dieser neuen Disziplin. Hier ist mein Rezept.

Respektiere deine Spieler als ebenbürtig
Mach dich frei von der Vorstellung, dass du deine Spieler beaufsichtigen, bevormunden oder erziehen musst, damit sie keinen Unfug machen. Unterstelle, dass ihre Ideen und Vorstellungen genau so kreativ, stimmig und interessant sein werden wie deine eigenen. Deine Spieler sind dein Widerpart. Stell es dir wie ein Doppel beim Badminton vor. Spiel keine absichtlich schwachen Bälle, weil du glaubst, die Gegner kriegen sonst keinen Punkt. Nimm keine Bälle an, die deinem Partner gehören, weil du glaubst, es besser zu können. Hab Vertrauen, und hab Geduld. Suche die gemeinsame Wellenlänge mit den Spielern.

Leite die Kampagne, die du willst
Klar kannst du deine Spieler nach ihrer Meinung fragen. Aber du sollst die Kampagne leiten. Du sollst diese Kampagne sein. Jeden NSC verkörpern, der auftauchen könnte, die Konsequenzen jeder Handlung eines Spielercharakters beurteilen, die Umwelt der Charaktere immer wieder interessant gestalten. Deine Begeisterung für Setting und Prämisse der Kampagne ist dafür essentiell. Geh hier keinen faulen Kompromiss ein. Leite nur Kampagnen (oder Abenteuer), auf die du sofort richtig Lust hast und die sofort in deinem Kopf Gestalt annehmen. Mach ruhig enge Vorgaben, was die Wahl der Spielercharaktere angeht.

Lass die Spielercharaktere das Kampagnenkonzept ergänzen
Das Kampagnenkonzept ist das Fundament, aber was die Spieler darauf aufbauen, ist ihre Sache. Sie sollen sich nicht unterordnen. Sie dürfen, ja sollen dem Gesicht der Kampagne ihren Stempel aufdrücken. Ihre Charakterkonzepte sollen richtungweisend sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren. Arbeite mit den Spielern zusammen, um dieses Ergebnis zu erzielen. Erkläre deine Idee, modifiziere sie ggf., wenn du dich gut dabei fühlst. Sage nicht einfach nein, wenn dir etwas nicht ins Konzept zu passen scheint. Sei konstruktiv, frage nach, mache Vorschläge. Animiere die Spieler, ggf. durch gezielte Fragen oder Vorgaben, ihren Charakteren Ziele, Wünsche und Probleme zu geben.

Spiele NSCs, die du geil findest, und spiele sie mit Herz
Dein wichtigster Beitrag zum gemeinsamen Spiel ist das Spielen von NSCs (und Monstern). Überfrachte das Spiel nicht mit NSCs, aber sieh zu, dass du genug NSCs zur Hand hast, die du gut spielen kannst und magst. Diese können so komplex oder klischeehaft sein wie du willst, schlau oder bräsig, freundlich oder Arschlöcher, können extrem detailliert ausgearbeitet sein oder nur aus einem Namen und drei Stichworten bestehen. Aber du solltest dich über diese NSCs freuen, während du sie spielst. Du solltest ihnen dein Herz schenken und sie mit Leben erfüllen, sodass die Spieler verstehen, wer diese NSCs sind und worum es ihnen geht. Nicht alles NSCs werden von den Spielern mit Interesse und Begeisterung aufgenommen werden: Biete ihnen mehrere an und konzentrier dich auf die, bei denen der Funke überspringt.

Spiele mit den Spielern
Ihr spielt dieses Spiel zusammen. Du bist nicht das Spielfeld, auf dem die Spieler spielen. Die Spieler sind nicht die Schauspieler in einem Stück, bei dem du Regie führst. Ihr spielt zusammen. Dein Kampagnenhintergrund (bzw. Abenteuerhintergrund) und deine NSCs treffen auf die Spielercharaktere, und keiner gibt nach oder verbiegt sich. Sie sind wie ein Paar auf der Tanzfläche, und mal führt der eine, mal der andere. Sie befruchten sich, bereichern sich gegenseitig. Sei nicht zu passiv, sei nicht zu dominant. Du führst etwas ein und gibst es dann an die Spieler ab. Sie machen etwas damit, spielen es vielleicht untereinander hin und her, und geben es dir dann zurück. Ganz zwanglos, ganz selbstverständlich. Es ist keine Frage von miteinander oder gegeneinander. Mal kannst du ihnen knallhart contra bieten, ein andermal ihnen die Welt zu Füßen legen. Aber immer zieht ihr gemeinsam an einem Strang. Ihr spielt einander zu, nicht aneinander vorbei. Ihr baut aufeinander auf, statt euch gegenseitig zum Einsturz zu bringen.

Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel
Leiten macht am meisten Spaß, wenn man fest im Sattel sitzt und sein bestes geben kann. Sei souverän. Kenne deinen Kampagnenhintergrund, kenne die Spielregeln, kenne die Spielercharaktere. Sei wach und konzentriert, wenn du leitest. Habe Namen, Orte und Personen zur Hand. Habe genug Ideen auf der hohen Kante, um das Spiel jederzeit zu befeuern, wenn die Spielercharaktere das gerade mal nicht tun. Plot Hooks oder Bangs, je nach Geschmack, um die Charaktere direkt und persönlich anzusprechen. Sei aber bei aller guten Vorbereitung nicht selbstverliebt. Sei jederzeit bereit, alles, was du vorbereitet hast, links liegen zu lassen, wenn die Spieler in eine andere, interessante Richtung gehen. Gerade wenn du gut vorbereitet bist, solltest du auch darauf problemlos reagieren können und dabei die Stimmigkeit deines Hintergrundes wahren.

Gib den Takt an
Du bist fürs Pacing verantwortlich. Sorge dafür, dass das Spiel weder zu gehetzt noch zu langatmig wird. Steuere, ohne zu drangsalieren. Indem du eine Szene zur rechten Zeit schneidest, einen Zeitsprung machst. Aber auch mal einfach laufen lässt. Indem du Konflikte durch Komplikationen verstärkst oder durch Eskalation verschärfst. Aber auch mal Druck rausnimmst, den Spielern einen Ausweg eröffnest. Natürlich kannst du deine Spieler auch mal fragen, ob du jetzt schneiden sollst. Aber sei kein Zauderer. Das gilt auch für deine Rolle als letzte Instanz in Regelfragen. Verunsichere die Spieler nicht durch Wankelmütigkeit. Denk nach und handle.

Lehn dich auch mal zurück
Man muss nicht immer aktiv am Spiel teilnehmen, um Spaß zu haben. Manchmal kann man auch einfach nur Zuschauer sein. Das gilt für die Spieler, und das gilt auch für dich. Zolle deinen Mitspielern Respekt, indem du ihnen deine ungeteilte Aufmerksamkeit und deinen Applaus schenkst. Lass die Spieler untereinander spielen und hör ihnen aufmerksam zu. Und während du das tust, überlege, was das ändert, wie sich das auswirkt, was du damit machen, wie du da einhaken und einen draufsetzen kannst. Dein Einsatz kommt früh genug.

Gönn dir auch mal ein Solo
Du schmeißt die Show nicht alleine und du darfst und willst auf keinen Fall den Spielern die Show stehlen. Aber der Spot ist mal auf jeden gerichtet. Auch auf dich. Wenn der Moment da ist, wenn etwas Spektakuläres passiert, bei dem die Spielercharaktere nur Zuschauer sind – dann sei da. Dann zieh deine Show ab, und rocke!
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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #1 am: 28.08.2008 | 17:50 »
Das kann ich mal uneingeschränkt unterschreiben.
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Offline Noshrok Grimskull

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #2 am: 28.08.2008 | 17:59 »
 :d
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Offline Bombshell

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #3 am: 28.08.2008 | 19:46 »
Hallo,

noch eins zwei Beispiele und ab damit in Abenteuer..

MfG

Stefan
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Offline Falcon

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #4 am: 28.08.2008 | 20:16 »
klingt doch ganz gut. Reiche ich vielleicht mal weiter.

aber eine (ok zwei) Sache bleibt vorerst offen: Wie sucht man deiner Meinung nach denn jetzt eine Wellenlänge ohne in die Gefahr zu geraten zu beaufsichtigen, bevormunden oder zu erziehen?
Oder anders, was ist, wenn nunmal einfach Unfug passiert? So zu tun als würde das nämlich nie passieren ist imho auch fatal.

Dann: wenn man auf einer Wellenlänge ist erübrigt sich der Hinweis, daß zuerst dem SL die Kampagne gefallen muss. Sie wird immer allen gefallen.
« Letzte Änderung: 28.08.2008 | 20:18 von Falcon »
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Offline Lord Verminaard

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #5 am: 28.08.2008 | 20:47 »
was ist, wenn nunmal einfach Unfug passiert?

Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben und was ernsthafteres machen wollen. Oder andere Gruppe suchen.

Dann: wenn man auf einer Wellenlänge ist erübrigt sich der Hinweis, daß zuerst dem SL die Kampagne gefallen muss. Sie wird immer allen gefallen.

Ja, sie wird allen gefallen, aber sie muss zuerst dem SL gefallen. ;)
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Offline Falcon

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #6 am: 28.08.2008 | 21:08 »
Lord Verminaard
Zitat
Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben
ist das nicht... erziehen? Der Begriff ist nämlich schrecklich offen und jeder hat da seine eigenen Methoden. Ich benutze diese Methode recht oft im RPG. Aber gut zu wissen, daß ich noch ins Schema passe :)

Verlassen ist natürlich eine Alternative, das stimmt.

@zuerst Gefallen: das verstehe ich nicht. Ist das eine zeitliche Sache? ;)
Es muss doch gleichzeitig sein, sonst ist die (idealisierte) Gruppe doch nicht harmonisch.
Mit Überzeugen darf das ja nichts zu tun haben.
Und wem was zeitlich zuerst gefällt, finde ich irgendwie. Naja, überflüssig zu wissen.
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #7 am: 28.08.2008 | 21:18 »
Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben und was ernsthafteres machen wollen. Oder andere Gruppe suchen.
Hmm,
Also dem Eingangspost kann ich erstmal fast voll zustimmen, aber ich habe ähnliche Probleme mit dem nicht erziehen wie Falcon (vermute ich).

Erziehung ist ja für sich genommen erstmal nichts schlimmes, und was einige von sich aus begreifen, müssen andere vllt erst beigebracht bekommen. Ich weiß nicht ob es da das richtige ist zu sagen "entweder ihr könnt es oder nicht".
Ich führ meinen Teil würde es eher so Formulieren, das man es mit der Erziehung nicht übertreiben sollte. Man soll seine Spieler nicht zu etwas zwingen, aber sie erziehen im Sinne von "ihnen etwas beibringen" würde ich nicht unterlassen wollen.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #8 am: 29.08.2008 | 01:00 »
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
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Offline Joerg.D

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #9 am: 29.08.2008 | 01:17 »
Ich weiß nicht, ob es wirklich dazu passt, aber ich hätte da noch eine:

Bringe Abwechslung in Dein Spiel! Versuche auch in längeren Kampagnen die Sachen zu spielen an denen du Spaß hast und mache unterschiedliche Abenteuer um deine Ideen umzusetzen.
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Offline Falcon

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #10 am: 29.08.2008 | 01:22 »
Verminaard schrieb:
Zitat
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
Mancher einer nennt das ja lernen durch Schmerzen.
Denn wenn ich Unfug lese, denke ich an Entscheidungen, bei denen sich der Spieler noch nicht bewusst ist, daß es nicht funktionieren wird, nicht selten auch davon überzeugt ist, daß es gut so ist. Sonst wäre es ja kein Unfug.
Dann denkt man sich als SL (vor allem nach langer Diskussion): ok, machen wir es so, er wirds schon merken.
Ist für mich erziehen. Aber lässt sich leider nicht vermeiden.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #11 am: 29.08.2008 | 07:44 »
Mit Unfug meine ich eigentlich eher alberne und unlogische Sachen.
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Offline Goblin

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #12 am: 29.08.2008 | 08:06 »
Vermi, du solltest ein Buch schreiben.
"Des Lord's gesammelte Spielleitertipps" oder so  ;)
 :d
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #13 am: 29.08.2008 | 09:08 »
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
Ich meine ja eher, das man nicht unbedingt "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" sollte. Manchmal ist es besser einzulenken und zu sagen "Hör mal, das ist unfug, und bevor wir jetzt den Rest des Spielabends damit verbringen dich das durch Erfahrung lernen zu lassen, können wir auch einfach sagen wir lassen das was du vor hast und die anderen können auch Spaß am Spiel haben".

Letzteres würde ich schon als Erziehung betrachten, und nicht undbedingt als Schlecht ansehen.
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Eulenspiegel

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #14 am: 29.08.2008 | 09:28 »
Ich denke, die unterschiedliche Sichtweise rührt daher, dass ihr unter "Unfug" zwei verschieden Sachen versteht:
Der eine meint mit Unfug: "Wir blödeln ein bisschen rum und machen nicht ganz so ernstes Rollenspiel mit vielen OT-Kommentaren".
Und der andere meint mit Unfug: "Wir machen jetzt eine Sache, die uns eigentlich keinen Spaß macht, was uns im Augenblick aber nicht klar ist."

Zur ersteren Sache:
Bei dieser Sorte "Unfug" sehe ich keine Grund, das zu beenden: Solange es allen Spaß macht, kann man es doch ruhig weiterlaufen lassen.

Zur zweiten Sache:
Ja, wenn jemand feststellt, dass man gerade eine Sorte "Unfug" spielt, die einem oder mehreren Spielern keinen Spaß machen, sollte man dies OT kurz anmerken und Lösungsvorschläge machen. Hier ist aber nicht nur der SL in der Bringschuld. Ein Spieler, dem auffällt, dass man gerade viel "Unfug" spielt, hat genau so das Recht und die Pflicht, darauf aufmerksam zu machen.

Offline Lord Verminaard

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #15 am: 29.08.2008 | 09:43 »
Leute, das geht gerade an der Sache vorbei. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler normalerweise eben keinen Unfug machen. Und dass man deswegen als SL nicht ständig auf sie aufpassen muss, sondern sie machen lassen sollte. Hab Vertrauen, hab Geduld. Das ist der Kernsatz. Ich maße mir im Übrigen nicht an, Erwachsene Menschen erziehen oder bevormunden zu wollen. Das schließt natürlich nicht aus, dass ich sage, was ich denke. Aber nicht als Autoritätsperson, sondern als gleichberechtigter Mitspieler. Deshalb „ebenbürtig“.
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Preacher

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #16 am: 29.08.2008 | 09:44 »
Schöner Beitrag im Startpost, dem ich nichts hinzuzufügen habe :D

Kinshasa Beatboy

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #17 am: 29.08.2008 | 09:54 »
Schöner Beitrag im Startpost, dem ich nichts hinzuzufügen habe :D

Manno. Jetzt sitze ich hier seit zehn Minuten an einer Hymne und der blöde Hendrik fasst das Kompliment in einem Satz zusammen. Naja, auch auf die Gefahr der Wiederholung trotzdem ein etwas ausgedehnterer Respekt samt Dankeschön  ;)

Erstens finde ich es toll, dass Du, lieber Vermi, so ein tolles Händchen für die wohlproportionierte Aufbereitung von interessanten Themen hast.

Zweitens finde ich auch diesen Beitrag wieder sehr gelungen. Bald steht wieder mal eine 3-Tage-Session an. Wir werden 3 Spieltage haben und ich werde mich als SL am ersten strikt an Deine Vorgaben halten und im Anschluß Bericht erstatten. Die Tage 2 und 3 gibts dann von einem anderen SL den bei mir als Spieler immer noch sehr beliebten Dienstleistungs-SL mit alles und scharf. Bin mal gespannt, wie der Unterschied so wahrgenommen wird, denn im Gegensatz zu Dir habe ich den Spaß an D-SL m-a-u-s noch nicht verloren und leite jene Runde für gewöhnlich genau so. Wird spannend.

Drittens bewundere ich Deine scheinbar nie nachlassende Geduld, mit der Du auf die ganzen themenverfehlenden Beiträge immer wieder ernsthaft und freundlich eingehst. Vielleicht lerne ich das auch noch mal irgendwann. Ein Role Model gibts dafür ja bereits.

Und viertens danke ich Dir für diesen kleinen Motivationskick. Bin gerade hier im Forum etwas aktiver, weil ich mich vor einem unangenehmen Schriftwerk recht erfolgreich drücke. Besser wäre, die wenige zur Verfügung stehende Zeit bewusster zu nutzen und einerseits konzentrierter zu arbeiten, andererseits aber auch die Freizeit allgemein gewinnbringender auszufüllen.

In Summe danke ich Dir also mal ganz pauschal für Deine vielen, vielen tollen Posts, die mit ein Grund dafür sind, weshalb ich so gerne hier im Forum reinschaue. Weiter so!

Offline Bitpicker

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #18 am: 29.08.2008 | 09:56 »
Inhaltlich kann ich Vermis Ausführungen voll zustimmen. In meiner Gruppe gibt es nur ein Problem: alle das, was hier über das Verhältnis zwischen Spielleiter und Spielern gesagt wird, ist in meiner Gruppe den Spielern unheimlich schwer zu vermitteln. Als SL will ich ja mit den Spielern spielen, will, dass sie das Kampagnenkonzept ergänzen, aber es ist unheimlich schwer, die Spieler auch dazu zu bekommen. Wir (meine Gruppe) haben das schon etliche Male diskutiert, aber außer Einsicht während der Diskussion führt das selten zu dauerhafter Veränderung. Die Verantwortung für das Zusammenspiel liegt hier nicht nur beim Spielleiter.

Das nur als Anmerkung, eine Patentlösung dafür gibt es nicht; außer vielleicht 'neue Gruppe', aber da ich nur mit engen Freunden spiele, hieße das 'neue Freunde', was keine Option ist.

Robin
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #19 am: 29.08.2008 | 09:58 »
Leute, das geht gerade an der Sache vorbei. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler normalerweise eben keinen Unfug machen.
Der Grundgedanke ist schon klar geworden. Aber ich denke nicht das es an der Sache vorbei geht. Wenn man natürlich davon ausgeht das die Spieler keine Unfug machen, dann stimmt das so, aber davon kann man nicht immer ausgehen, ebenso nicht, das es sich Grundsätzlich um Erwachsene Menschen handelt.

Ich spiele z.B. häufig mit Jugendlichen/Kindern, aber das Phänomen tritt durchaus auch bei gestandenen Spielern auf, nur nicht so gehäuft.
Das am häufigsten vorkommende Problem ist, das ein Spieler eine Aktion startet die im PvP enden wird. Aus Erfahrung weiss ich, das am Ende solcher Aktionen die Gruppe nicht glücklich oder zufrieden ist mit dem Verlauf, maximal vllt ein Spieler sich auf Kosten der anderen amüsiert.
In solchen Situationen ist es IMHO angebracht einzulenken und zu erziehen. Denn nichts anderes ist es, wenn ich dem Spieler sage das das Blöd ist was er jetzt macht, und als Ergebnis nur meine Sicht der Dinge zulasse(nähmlich das PvP zu nervigen Runden führt).
Natürlich könnte das auch ein anderer Spieler übernehmen, aber da sind wir wieder bei einem Thema das ich nicht erneut ausdiskutieren möchte.
Wenn wir davon ausgehen das es alles Erwachsene Spieler sind, die wissen was sie tun, dann bist du als SL einer von denen und brauchst keine Tips.
Wenn wir aber davon ausgehen, das die Tips die du gegeben hast dem SL was bringen, dann können wir auch davon ausgehen, das sie auch den Spielern nicht ganz selbstverständlich sind.
Bei Spielern die von der Gruppe ungewolltes PvP anzetteln kann man natürlich sagen man trennt sich von denen, aber wie oben schon angemerkt ist mir das zu endgültig. Den Spielern etwas beizubringen, auch Soziale Regeln im Rollenspiel, ist IMHO Aufgabe der erfahreneren Spieler. Meistens ist der SL erfahren und er hat eben noch den Vorteil auf einem Neutralen Posten zu sitzen, gerade wenn es um PvP geht.

Wie du beim Charakterkonzept richtig schreibst:
Zitat
Ihre Charakterkonzepte sollen richtungweisend sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren
würde ich es auch beim erziehen Formulieren

Ihre Charakterhandlungen sollen frei sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren
« Letzte Änderung: 29.08.2008 | 10:00 von Thalamus Grondak »
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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #20 am: 29.08.2008 | 10:00 »
Tja, Vermi, was soll ich sagen, was nicht schon gesagt worden ist... Ausrucken, Ausschneiden und über den Schreibtisch hängen.  :d

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #21 am: 29.08.2008 | 10:07 »
So, jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu abgeben. Ich habe mich ja kürzlich mal wieder ans Spielleiten gewagt und im Rückblick kann ich hinter praktisch alles, was du aufgelistet hast ein "check" machen und zufrieden feststellen "ja, auch ich hatte diesmal Spaß". Super zusammengefasst. :d

Ich frage mich allerdings, ob ich das *nur* mit diesem Text auch so klar erkennen würde. Die praktischen Erfahrungen sind für mich nicht wirklich ersetzbar. Und ich weiß auch nicht, ob ich jetzt wirklich "den Dreh" raus hab.

Dass es diesmal geklappt hat, hat sicher mehrere Faktoren, aber einen Punkt möchte ich hervorheben, weil er hier in den Thread passt:
Ich hatte ja das Glück, bei der Potter-Runde dabei zu sein und irgendwie war das in Bezug aufs Spielleiten, den Aufbau der Story, die Spieler- und SLanteile und die gesamte Struktur ein echter Augenöffner. Von keinem Text im Forum konnte ich soviel lernen, wie davon. Es war einfach klasse aufgedröselt, man konnte immer genau erkennen, wer was macht und wie die Rädchen ineinandergreifen. Danach hab ich mir gedacht "Hey, JETZT kapier ichs."

Mich würde mal interessieren, ob jemand beim nächsten Leiten die Tipps berücksichtigt und ob sich damit bei ihm irgendwas geändert hat. Können solche Texte lehren? Oder muss man es vielleicht doch *erfahren*?

Und alle, die sich hier im Thread lobend ausgesprochen haben: Wenn mans liest klingt das weise und plausibel. Habt Ihr den Text auch mit Euren Erfahrungen verglichen und ein "check" gemacht? Könnt Ihr das schon? Macht Ihr das so?

(Vielleicht sollte ich dazu nen gesonderten Thread aufmachen?)

P.S. ich schreib das jetzt trotzdem, auch wenn es sich ein wenig mit dem überscheidet, was andere grade geschreieben haben.

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #22 am: 29.08.2008 | 10:17 »
Warum hast du das nicht auch zusätzlich auf Wilde Lande veröffentlicht? Wenn ich mir hier manche Kommentare lese, kann ich nur an Perlen und Paarhufer denken...

Zitat
Und alle, die sich hier im Thread lobend ausgesprochen haben: Wenn mans liest klingt das weise und plausibel. Habt Ihr den Text auch mit Euren Erfahrungen verglichen und ein "check" gemacht? Könnt Ihr das schon? Macht Ihr das so?
Ja, ich kann es komplett abhaken, wobei ich nicht ein ganz soo großes Gewicht auf NSCs lege. Dafür kommt mir das Szenario (im Sinne des Bühnenbildes) etwas zu kurz. Aber das sind dann absolut Geschmacksfragen.

Offline Boba Fett

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #23 am: 29.08.2008 | 10:20 »
@Vermi: Nette Sache, das.
Einen hätte ich noch anzuhängen (den Du auf dem Treffen auch berücksichtigt hast):
Such Dir Spieler mit denen Du Spaß haben kannst.

(okay, es ist die Gleiche Aussage wie die von Robin...  ::)
wahrscheinlich sogar aus den gleichen Erfahrungen gemacht... ;) )
« Letzte Änderung: 29.08.2008 | 11:58 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline pharyon

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Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
« Antwort #24 am: 29.08.2008 | 10:36 »
Hi,
um mal Megans Frage meinerseits zu beantworten.
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Hm, eigentlich hast du vollkommen recht, wir spielen dass alles ja zusammen. Ich hab nur gelegnetlich so meine Schwierigkeiten, versuch meine Spieler ein wenig zu "kitzeln" oder mit (hoffentlich) guten Beispielen zu zeigen, wie ich mir das Spielen etwa vorstelle. Vielleicht sollte ich mich mehr in Geduld üben. Ratschläge anyone?
Zitat
Leite die Kampagne, die du willst
Passt (sowas von).
Zitat
Lass die Spielercharaktere das Kampagnenkonzept ergänzen
Passt ebenso.
Zitat
Spiele NSCs, die du geil findest, und spiele sie mit Herz
Jawoll, das passiert inzwischen recht gut - nun da ich einige sehr interessante Antagonisten ge(er-)funden hab.
Zitat
Spiele mit den Spielern
Auch das passiert.
Zitat
Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel
Hmmm, gut vorbereitet  :-[  ::) Hüstel, da muss ich noch ein wenig Disziplin pauken...
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Gib den Takt an
Auch hier gibts bei mir wohl Verbesserungspotential.
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Lehn dich auch mal zurück
Passt. Macht manchmal Riesenspaß.
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Gönn dir auch mal ein Solo
Ok, wenn du meinst?

Auch ich möchte die danken. Diese Denkanstöße sind gerade für eSeL mit wenig Erfahrung eine Bereicherung. Wie gut das Ergebnis damit werden kann hat man ja in eurem HP-Thread lesen können (was ich mit Begeisterung getan hab).
 :d :d :d
Gruß, p^^
"Natürlich werden sie ihn foltern - es sind PRAIOS-Geweihte!" (vielen Dank, Kristin ^^)

"Lassen Sie uns die leichten Raumanzüge anziehen - schließlich wollen wir ja nicht ins All." (Danke, Bob Miller und Koloth, Sohn des Rodoth)