System Mastery ungleich Gute Taktik (TM).
Jein.
Gerade bei High-Fantasy gibt es oft systembedingt Optionen/Möglichkeiten, die große Teile der "normalen" Taktik aushebeln, ins Gegenteil verkehren oder sonstwie nicht anwendbar machen.
In diesen Fällen basiert eine gute bzw. geeignete Taktik eindeutig auf Erkenntnissen, wie das System funktioniert.
Das was ihr anbringt ist im Rollenspiel doch eher zweitrangig. Im Rollenspiel ist es ja im Gegensatz zum Krieg ein Ziel Spaß zu haben.
Im Krieg ist eine Situation die einen eindeutigen Sieg, mit minimalem Aufwand bringt, absolut wünschenswert, im Rollenspiel langweilig.
Einen Kampf, den beiden Seiten gewinnen können, und die aktuellen taktischen Entscheidungen zwischen Sieg und Niederlage entscheiden vermeidet man im Krieg, im Rollenspiel macht das (mir) am meisten Spaß.
1. Eindeutige Siege sind militärisch zwar der Idealfall, aber i.d.R. sind die dafür nötigen Umstände nicht so leicht herzustellen, wie es nötig wäre, um NUR noch solche Kämpfe austragen zu müssen.
2. Insbesondere auf der unteren taktischen Ebene (Einzelschütze/Gruppe) hängt es, militärisch wie paramilitärisch bzw. zivil, oft an Details und sich schnell verändernden Umständen, ob man einen Kampf als relativ sicher gewinnbar einschätzt oder ob der Ausgang offen ist.
Sieht man sehr schön in manchen Italo-Western oder Gangsterfilmen, wo es im Vorfeld einer Schießerei oft einen Riesenunterschied macht, wer wo steht oder ob noch einer dazu kommt u.Ä..
Da ist geschicktes Manövrieren, die richtige Beurteilung der Situation und eine schnelle Entscheidung, ob die momentane Konstellation "leicht gewinnbar" ist, oft entscheidend - und das macht mir und meinen Spielern einen Heidenspaß, auch wenn der Kampf selbst dann quasi Formsache ist.
An dieser Stelle sollte jeder tief in sich gehen, und sich fragen, ob es Spaß macht, NUR Kämpfe auszufechten, denen man nicht ausweichen kann.
Kämpfe, deren Ausgang relativ offen ist, sind nicht das gleiche wie Kämpfe, denen man nicht ausweichen kann.
Aber mal umgedreht: Macht es Spaß, NUR Kämpfe zu haben, denen man irgendwie ausweichen kann?
Dann ist man nämlich an dem Punkt, von dem Gasbow sprach:
Man pickt sich nur die Kämpfe raus, die man auch relativ sicher gewinnt, und die anderen lässt man sein bzw. mogelt sich drumherum.
Das ist mMn auch nicht der Idealfall.
"Kämpfe denen man nicht ausweichen kann" sind immer Schrott.
Einspruch.
Zum Einen gibt es Konstellationen wie Kämpfe, denen man "nur" nicht sinnvoll ausweichen kann, weil z.B. die zu erwartenden Konsequenzen eines Ausweichens schlimm genug sind, um -rational betrachtet- den Kampf riskieren zu müssen.
Zum Anderen hatte ich auch schon viel Spaß mit Kämpfen, die sich lange angekündigt haben und trotz aller Abwendungsversuche letztendlich unvermeidbar waren (meist in an neumodischen Gangsterfilmen orientierten SR-Sitzungen).
Was Schrott ist, sind sinn- bzw. grundlose (=nicht plotbedingte) Kämpfe, die aus dem Nichts anfangen und denen man nicht ausweichen kann.