Autor Thema: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus? (Spoiler)  (Gelesen 9671 mal)

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Online Germon

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Hallo Savages,

ich schleiche ja schon geraume Zeit um Necropolis herum, habe mich aber (noch) nicht zu einem Kauf durchringen können.
Und zwar liegt das daran, daß ich in militärischem Rollenspiel keinerlei Erfahrung habe, es reizt mich aber. Allerdings hatte ich bisher noch nie taktische Gefechte im Rollenspiel; Also: Wie funzt militärisches Rolenspiel?


Ich habe ein bisschen Bedenken, daß da fast nur größere Gefechte mit Fahrzeugen, Artillerieschlägen und pipapo auf mich warten (was, mich, wie gesagt ja auch reizt) und das "kleine" Spiel kaum stattfindet. Welche Art von Abenteuer und mit welcher Gewichtung erwartet mich denn im Settingbuch?
« Letzte Änderung: 18.03.2011 | 21:26 von Germon »
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Samael

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #1 am: 17.03.2011 | 09:21 »
Welche Art von Abenteuer und mit welcher Gewichtung erwatet mich denn im Settingbuch?

IIRC besteht die Plot Point Kampagne tatsächlich ausschließlich aus taktischen Begegnungen, zwar sehr abwechslungsreich, manchmal mit ein bisschen "klassischem" Rollenspiel vorgefüttert - aber stets eine großmasstsäbliche taktische Karte und Opposition sowie Verbündete dutzendfach.

Offline angband

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #2 am: 17.03.2011 | 09:54 »
Zwar nicht zu necropolis, aber zu militärischem rollenspiel hab ich kürzlich einen blog eintrag geschrieben. Siehe auch die kommentare.

www.abenteurersallerlei.de/?p=209
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 19:01 von angband »

Offline Harlan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #3 am: 17.03.2011 | 10:16 »
Hallo Germon,

wir sind im Verein gerade in das Setting eingestiegen und haben viel Spaß damit!

Die Abenteuerideen sind militärische Operationen und enthalten als solche natürlich eine taktische Herausforderung. Aber das beschreibt das Rollenspiel nicht ansatzweise, sondern nur den Hintergrund, vor dem sich unzählige menschliche Dramen abspielen. Es handelt sich bei den Charakteren um Menschen, und die legen ihre Leidenschaften und ihre Geschichte nicht wie einen Hut an der Tür ab, wenn sie die Hl. Gelübde (Armut, Keuschheit, Gehorsam, Frömmigkeit) leisten. Hier kommt noch hinzu, dass der Militärapparat, die fanatische Kirche bzw. ihre Orden zerrissen sind und an allen Fronten kämpfen müssen: nach innen (gegen Heretiker), gegen ihre unterdrückte Bevölkerung (um Hearts&Minds), um die Vorherrschaft unter den Menschen (gegen die zum Teil absolut skrupellose Konzernunion) und gegen einen unmenschlichen Gegner mit unheiligen Kräften (die Rephaim). Du bekommst daraus neben den Militäroperationen jede Menge Ideen für individuelle Konflikte, die als Fleisch auf das in sozialer Hinsicht karge Gerippe der Kampagne gehören. Ich finde es außerdem hilfreich, ein paar einschlägige Filme/Serien der neueren Zeit gesehen zu haben (mein absoluter Favorit ist in der Hinsicht Generation Kill). Nebenbei eignet sich das Setting außerdem hervorragend dafür, im Verein bespielt zu werden, weil ich als Spielleiter auch Quereinsteiger leicht integrieren kann. Das Kartenmaterial im Buch taugt aber nur als grobe "Luftaufklärung", da die Bildausschnitte für ein taktisches Spiel viel zu klein sind (man muss die Szenarien daher mit eigenen Mitteln darstellen).

(und weil hier auch ein paar Spieler von mir auftauchen könnten noch ein spoiler:)

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Schreib doch auch mal selber, was Dich am militärischen Rollenspiel "reizt", dann kann man Dir genauer sagen, ob Du es in Necropolis finden kannst.
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 10:22 von Harlan »

Offline Odium

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #4 am: 17.03.2011 | 10:21 »
Also bei uns war Nekropolis sehr viel Figurenherumgeschiebe und eher wenig Charakterspiel...

Wobei es auf die Missionen ankommt. Bei Offensiven ist halt einfach verdammt viel Masse da, die Bewegt werden will.

Bei kleineren Gruppen (Ritter + eine Lanze Servienten oder so) war deutlich mehr Charakerspiel da.
(Unvergessen ist der Ritter, der in den gegenerischen Bunker gesprungen ist um die Priesterin zu retten, und während die geflüchtet ist so vom Vampir zusammengehauen wurde, das seine "Totmann Granate" aus der Hand gerollt ist, aber durch pures Dusel Gottes Segen von ihm weg gerollt ist das sie nur die Vampire zerfetzt hat)[/color]
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Offline Tim Finnegan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #5 am: 17.03.2011 | 10:28 »
Demnächst wird eine Kompilation der PDF-only Abenteuer erscheinen, da sind auch ein paar sehr RP-lastige darunter.
Ansonsten bieten Dinge wie die New Budapest Kampagne genau an drei Stellen Platz für Charakterspiel: Kurz vor der Mission, direkt nach der Mission und in den Ruhephasen.
Das sind die Punkte bei denen über Charaktermotivationm, dem eigenen Glauben, etc. Quatschen und fabulieren kann und das auch mit Itensität.

Ich würde mir davor einfach mal mit allen Beteiligten ein paar Folgen Band of Brothers ansehen um in die passende Stimmung zu kommen. ;)
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 10:30 von Coldwyn »
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
Kind Dublins.

Chrischie

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #6 am: 17.03.2011 | 10:30 »
Ich habe Necropolis gerade gelesen und muss sagen, dass die Plotpoint-Kampagne ziemlich schlecht ist. Es ist wirklich sehr tabletop und die Savage Tales sind leider nicht besser (glaube es gab zwei Ausreißer nach oben). Auch das persönliche Konfliktpotinal der SCs halte ich für gering. Das sind alles indoktinierte Mönchsritter, die das Dorf voller Häretiker inklusive Frauen und Kinder platt machen, wenn es der Befehlshaber sagt und die Medien woanders hinschauen. Man kann was daraus machen, aber man muss viel selber machen.

Wenn es englisch sein darf würde ich zu Tour of Darkness (Weird Vietnam) raten. Charaktere sind in der regel Wehrpflichtige und haben ein Gewissen. Die Plotpoint-Kampagne ist um längen besser. Auch Weird War II (2. Weltkrieg) scheint besser zu sein. Das habe ich aber nur kurz überfolgen.

Offline Harlan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #7 am: 17.03.2011 | 10:50 »
an drei Stellen Platz für Charakterspiel: Kurz vor der Mission, direkt nach der Mission und in den Ruhephasen.
Das sind die Punkte bei denen über Charaktermotivation, dem eigenen Glauben, etc. Quatschen und fabulieren kann und das auch mit Itensität.
Das ist eine sehr merkwürdige Verkürzung der Möglichkeiten und vor allem vom Begriff des Charakterspiels.

Auch das persönliche Konfliktpotinal der SCs halte ich für gering. Das sind alles indoktinierte Mönchsritter, die das Dorf voller Häretiker inklusive Frauen und Kinder platt machen, wenn es der Befehlshaber sagt und die Medien woanders hinschauen. Man kann was daraus machen, aber man muss viel selber machen.
Natürlich haben die Charaktere auch in Necropolis ein Gewissen, sonst könnte man auch Schach spielen. Und das Konfliktpotential ist in alle Richtungen enorm, man bedenke nur, dass einer der Spieler immer ein Vorgesetzter ist, der selber in Befehlsnot geraten wird oder aus Überforderung auch gefährliche und unmoralische Befehle bekommen und geben wird. Und natürlich kann die Kampagne die daraus sich ergebenden Dramen nicht vorzeichnen, sondern nur anregen, weil diese notwendig individuelle Elemente enthalten müssen. Kein menschliches Militärsetting ohne Drama.

Offline Odium

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #8 am: 17.03.2011 | 10:56 »
Na ich weiß ned...
Ich teile das eher Chrischies Meinung mit den Indoktrinierten Mönchsrittern.
Das Setting schlägt einem hier fanatische Killermaschinen vor, zu "persönlichen Dramen" oder moralisch Fragwürdigen Befehlen gibt es eher weniger her....
Eine Handvoll der Geheimprojekte vielleicht, aber die sind eben geheim und werden von höchster Stelle legitimiert.
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Offline carthinius

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #9 am: 17.03.2011 | 11:00 »
Das Setting schlägt einem hier fanatische Killermaschinen vor, zu "persönlichen Dramen" oder moralisch Fragwürdigen Befehlen gibt es eher weniger her....
Bei Shadowrun sagt das Setting, dass alle Spieler Kriminelle sind, bei Engel sind alle SC von der Kirche indoktrinierte Engel  mit klaren Aufgabenbereichen. Es wäre mir bei beiden Spielen neu, dass deswegen kein moralisches Spiel oder persönliches Drama möglich oder gar nicht gewünscht sei. In beiden Fällen sagt das Grundbuch dazu wenig.
Meine itch.io-Seite | Guild of Gnomes, ein Hack von Lasers & Feelings (bisher nur auf englisch verfügbar) | Böser Mond, du stehst so stille, ein Szenario für Warhammer Fantasy RPG 3rd | DURF (Deutsche Ausgabe), ein knackiges, regelleichtes Dungeon-Fantasy-Rollenspiel

Chrischie

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #10 am: 17.03.2011 | 11:03 »
Da habe ich das Setting anders verstanden Harlan. Ordensritter werden lange ausgebildet und psychologisch "getestet". Wenn ein Befehl kommt, dann wird er ausgeführt. Sollte dieser Befehl bedeuten, dass dieses Dorf dahinten mit allen Bewohner brennen muss, weil sich dort ein Kult eingenistet hat, dann brennt das Dorf. Wir kämpfen schließlich auf der Seite des Lichts (der Menschheit) und Gott (der Papst) will es! Das was du beschreibst passt eher zu den einfachen Soldaten (Servertiten auf deutsch?). Auch das Szenario aus deinem Spoiler hat ja diesen schönen Zusatz:

Achtung Spoiler als Spieler von Harlans-Gruppe nicht lesen!

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Konfliktpotential ist im Setting vorhanden mit den Konzernen, den Untoten und den verschiedenen Häresien. Das Problem ist, dass auf der Ebene der Spielercharaktere es kaum Konflikte gibt. Ein Befehl ist ein Befehl. Der Papst will es und damit ist es richtig!
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 11:05 von Chrischie »

Offline Kardohan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #11 am: 17.03.2011 | 11:09 »
Durch reines Lesen erschließt sich Necropolis nicht, sondern erst am Tisch. Es sind nämlich nicht alles gleichgeschaltete Killermaschinen, sondern Menschen mit Gewissen, die an den inneren und äußeren Konflikten zerbrechen.

Die Missionen stellen nur das Skelett dar, das erst durch das Spiel der Charaktere Muskeln, Sehnen und Haut bekommt.

Und militärische Szenarien kommen nun mal tabletoppig rüber, auch bei ToD und WWII. Das liegt einfach in der Natur der Dinge. Ist in einem Fantasysetting auch nicht anders, wenn du größere Verbände mit verschiedenen Zielen aufeinanderhetzt - und nicht zu den Massenkampfregeln wechselst (Siehe Showdown).

Wer nur einmal in einer von Zornhaus Runden mitgespielt hat, weiss das Necropolis fern von eintönig ist... Papier- und Spielform klaffen hier definitiv auseinander!

Aber die Geschmäcker sind halt verschieden!

Ergänzung: Die Konflikte auf Spielerebene ergeben sich alleine aufgrund der unterschiedlichen Persönlichkeiten, Ordenszugehörigkeiten und Geheimaufträgen, die manche verfolgen (müssen). Die kirchliche Propaganda gibt übrigens nicht die wahren Umstände des Krieges und in den Einheiten wider. Das Erste was in einem Krieg stirbt ist eben die Wahrheit.

Es heisst übrigens Servienten, ugs. Servietten ;)

Einfach hier im Forum mal nach "Necropolis" suchen und in den alten Postings lesen, WAS für Schweinkram alles abseits einer Mission und auch während abgehen kann. Für mich unterscheidet es sich nicht wesentlich von dem, was in mancher Fantasy- oder SF-Runde abgeht, nur mit Flechettes, dem Kreuz auf der Brust (doppeldeutig!) und einem fordernden "Arbeitgeber", der einen prinzipiell übers Ohr haut und draufgehen lässt.
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 11:26 von Kardohan »
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Online Germon

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #12 am: 17.03.2011 | 11:17 »
So, erstmal alles in Ruhe lesen. Schonmal danke für die bisherigen Antworten, weiter so.  :d
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Chrischie

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #13 am: 17.03.2011 | 11:21 »
Heute ist scheinbar der "Ich streite mich mit Kardohan"-Tag.  >;D ;)

Ich habe bei Zornhau nicht gespielt abe ich habe viel Gutes von seinen Necropolis-Runden gehört. Das Setting ist ja auch nicht eintönig. Aber es ist einfach ein Unterschied ob ein jahrelang ausgebildeter Ordensritter ( der im Zölibat lebt, wo die Menschheit mit dem Rücken an der Wand steht, und alles was er von Leben erwarten kann ein Kampf gegen die Untoten ist) vor einer Frau mit seinem Flechett-Gewehr steht und sie erschießen soll. Oder es handelt sich um einen Wehrpflichtigen der noch drei Monate in Vietnam sein muss, der Zuhause ein Mädchen hat und mit ihr eine Familie gründen möchte, eben das gleiche mit seiner M16 macht. Der Ordensritter drückt ohne mit der Wimper zu zucken ab. Im Dorf ist ein häretischer Kult und die Menscheit muss überleben, egal ob die Frau nun schuldig ist oder nicht. Beim Wehrpflichtigen wäre ich gespannt, ob sie sich gegen den Befehl in einer ToD-Runde sträuben.

Necropolis als Setting hat durchaus Potential, für mein Empfinden muss man aber daran schrauben.

Offline Harlan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #14 am: 17.03.2011 | 11:25 »
Wir haben gerade eine Savage Tale gespielt, in der die Charaktere von "Zombies" überfallen wurden. Diese stellten sich in der Dunkelheit zu spät als Menschen heraus, denen die Zungen rausgeschnitten wurden. Allerdings war unter die Menschenmenge auch einige sog. explodierende Leichen gemischt, die bei einem Wirkungstreffer eine ziemlich verheerende Explosion auslösen. Große Konfusion, Blut, Leichen, Explosionen, großes Heldentum - Ritter, die sich mit dem blanken Schwert auf eine Leiche stürzen, um sie von den Menschen fernzuhalten, der Befehl, trotz allem weiter auf die explodierenden Leichen zu schießen, obwohl dadurch Unschuldige getötet werden (militärisch wohl nicht unvertretbar) ... dieses Blutbad (an 30 aus 40) Zivilisten wird nicht spurlos bleiben, wenn

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Das widerlegt auch deutlich diese Aussage von Chrischie:
Der Ordensritter drückt ohne mit der Wimper zu zucken ab.

Man sieht eher, trotz Indoktrination hat das individuelle Gewissen viel Platz. Das wird im Setting vorausgesetzt und erschließt sich nur durch sehr genaues Lesen, bei einer eigenen Vision von den möglichen Dramen im Militärapparat oder eben durch die Erfahrung am Spieltisch.
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 11:30 von Harlan »

Offline Grospolian

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #15 am: 17.03.2011 | 11:26 »
Also ich habe selber ein paar mal am heimischen Herd und auch auf Cons Necropolis geleitet.
Was mir den Vorteil bringt, es mit vielen verschiedenen Leuten gespielt zu haben ;)

Also wie viel Charakterspiel in Necropolis vorkommt hängt eigentlich wie immer von den Spielern ab, das kann wirklich so sein wie es weiter oben beschrieben wurde. Also vor der Mission, nach der Mission und wenn halt mal gerade nicht gekämpft wird. Ich habe aber auch shcon erlebt, dass es zu klassischen Schützengrabendialogen kam. Leider ist letzteres für den SL sehr schwer, denn man muss abwägen wieviel Intimegespräch man am Stück zu läßt, denn eine Runde hat ja nur 6 Sekunden.

Die Kampagne ist wirklich das was sie zu sein scheint, eine große Komplexe Schlacht. Sie kann vor allen durch die verschiedenen Enden sehr interessant sein. Allerdings sollte man imho vorher ein paar One Shoots oder eine kurze Operation spielen und schauen wie sehr sich die Spieler zu Hause führen.

Es gibt aber Abhilfe: Im Update (ich bete, dass wir das irgendwann übersetzen ;)) gibt es die sogenannte Gamma Front Kampagne, diese ist eher eine Sand Box und schon gar keine Plot Point Kampagne, aber bietet dadurch viel mehr Freiheit für Spieler und SL.

Ich will hier jetzt nicht spoilern daher kann ich nur grob sagen, dass die Spieler eine Prediger Lanze Bilden und in neutrales Gebiet entsandt werden um dort aus 5 Dörfern eine neues Präzeptorium zu erschließen. Dazu müssen sie die unterschiedlich zur Kirche stehenden Dörfer einen.

Da in dem Gebiet auch Konzerne und Rephaim aktiv sind, bleiben Kämpfe nicht aus, aber sozial ausgelegte Charaktere sind hier praktisch Pflicht. Ich werde diese Kampagne im Laufe des Jahres leiten und freue mich schon tierisch darauf  ~;D.

Zusätzlich finden sich auf der TAG HP auch noch 2 freie PDF Supplements die es ermöglichen Söldner oder Inquisitionslanzen zu spielen. Ersteres ermöglicht natürlich deutlich freieres und auch exentrischeres Spiel und letzteres hat eine deutlich investigativere Richtung als die klassichen Ordenseinsätze.

Es gibt bei Necro als durchaus mehr Möglichkeiten als Schlachtzüge bei denen Gemetzel an Gemetzel gereiht wird :)
Besucht den Spielwelten Youtube Kanal :D
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Offline Yehodan ben Dracon

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #16 am: 17.03.2011 | 11:27 »
Das Problem ist m.E., dass die futuristische und auch "weirde" Situation eine größere Distanz der Spieler zu den Charakteren ermöglicht. Das ist schon wie mit High Fantasy: Man erkennt so wenig menschliches in diesen krassen Konzepten, dass man sie auch unmenschlich spielen kann und oft wird.

Es bedarf da erfahrener Rollenspieler, die sich zum Ziel setzen, einen Konflikt zu thematisieren, denn im Grunde spielt man tatsächlich religiöse Fanatiker, die unmenschliches Verhalten immer mit dem höheren Wohl rechtfertigen können.
« Letzte Änderung: 17.03.2011 | 11:29 von Opa Hoppenstedt »
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Offline Harlan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #17 am: 17.03.2011 | 11:33 »
Das Problem ist m.E., dass die futuristische und auch "weirde" Situation eine größere Distanz der Spieler zu den Charakteren ermöglicht. Das ist schon wie mit High Fantasy: Man erkennt so wenig menschliches in diesen krassen Konzepten, dass man sie auch unmenschlich spielen kann und oft wird.

Es bedarf da erfahrener Rollenspieler, die sich zum Ziel setzen, einen Konflikt zu thematisieren, denn im Grunde spielt man tatsächlich religiöse Fanatiker, die unmenschliches Verhalten immer mit dem höheren Wohl rechtfertigen können.

Hm, der Konflikt springt Dir eigentlich eher ins Gesicht und krallt sich fest, bis Du ihn beachtest. Es sind Menschen, die da aufeinander schießen, sich gegenseitig ins Feuer schicken oder dahin folgen und das sollte niemanden kalt lassen.

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #18 am: 17.03.2011 | 11:41 »
Mein Necropolis ist eher, dass all diese menschlichen Konflikte und das Drama alleine von der Gruppe und dem SL gestaltet werden müssen und das Buch dazu keine Hilfestellungen oder gar passende Konfliktszenarien einbaut. Was man geliefert bekommt, sind weitestgehend Tabletop-Szenarien. Was die Gruppe darüber hinaus macht, hängt halt von der Gruppe ab ...

Zu sagen, dass Necropolis ein Setting mit tiefgreifenden moralischen Konflikten ist, nur weil Zornau und andere es so spielen halte ich nach Lektüre des Setting-Buches aber für falsch, weil diese Dinge sich eben kaum in der offiziellen Beschreibung finden, sondern bei ihnen zusätzlich zum Material des Buches am Tisch entstanden sind.
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Offline Kardohan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #19 am: 17.03.2011 | 11:53 »
Heute ist scheinbar der "Ich streite mich mit Kardohan"-Tag.  >;D ;)

Ich habe bei Zornhau nicht gespielt abe ich habe viel Gutes von seinen Necropolis-Runden gehört. Das Setting ist ja auch nicht eintönig. Aber es ist einfach ein Unterschied ob ein jahrelang ausgebildeter Ordensritter ( der im Zölibat lebt, wo die Menschheit mit dem Rücken an der Wand steht, und alles was er von Leben erwarten kann ein Kampf gegen die Untoten ist) vor einer Frau mit seinem Flechett-Gewehr steht und sie erschießen soll. Oder es handelt sich um einen Wehrpflichtigen der noch drei Monate in Vietnam sein muss, der Zuhause ein Mädchen hat und mit ihr eine Familie gründen möchte, eben das gleiche mit seiner M16 macht. Der Ordensritter drückt ohne mit der Wimper zu zucken ab. Im Dorf ist ein häretischer Kult und die Menscheit muss überleben, egal ob die Frau nun schuldig ist oder nicht. Beim Wehrpflichtigen wäre ich gespannt, ob sie sich gegen den Befehl in einer ToD-Runde sträuben.

Necropolis als Setting hat durchaus Potential, für mein Empfinden muss man aber daran schrauben.

Nein, der Ritter legt eventuell eher den Befehlshaber um, der ihm diesen unmenschlichen Befehl gab. Danach vertuscht er seine Tat um nicht gekreuzigt zu werden. Necropolis vermischt hier das Schlimmste von Apocalypse Now, das My Lai-Massaker und Glaubensfanatikern miteinander.

ToD, WWII und Necropolis miteinander zu vergleichen ist eher an den Haaren herbeigezogen, denn letztlich hat jedes Weird Wars Setting eine gänzlich andere Prämisse.
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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #20 am: 17.03.2011 | 11:59 »
Hm, der Konflikt springt Dir eigentlich eher ins Gesicht und krallt sich fest, bis Du ihn beachtest. Es sind Menschen, die da aufeinander schießen, sich gegenseitig ins Feuer schicken oder dahin folgen und das sollte niemanden kalt lassen.

Ich frag mal freundlich-provokativ: Noch nie Standardfantasyrunden gelitten? Da wird gefoltert, gemordet und geraubt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Sprich: Das Setting gibt diese moralischen Grauschattierungen auf jeden Fall her, aber die Spielrunde muss diese aktiv ins Zentrum des Spiels rücken. Und inwieweit das unterstützt wird, dass ist doch die Frage.
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Offline Harlan

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #21 am: 17.03.2011 | 12:15 »
Ach, wisst ihr was, wir sollten das Thema zu den Akten legen, bis Germon zu erkennen gibt, dass er auf moralische Probleme in einem Kriegsszenario überhaupt Lust hat. Vielleicht sieht er es ja eher auf Inglorious Basterds ab, das kann er jedenfalls auch haben. Und wenn er auf die moralische Seite tatsächlich Lust hat, dann könnten wir vielleicht mal versuchen, uns darüber Gedanken zu machen, wie man diese ohne allzu große Umstände in Necropolis implementiert/rauskitzelt/aufdeckt - wie auch immer ihr das betonen wollt.

Offline Odium

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #22 am: 17.03.2011 | 12:26 »
Nein, der Ritter legt eventuell eher den Befehlshaber um, der ihm diesen unmenschlichen Befehl gab. Danach vertuscht er seine Tat um nicht gekreuzigt zu werden. Necropolis vermischt hier das Schlimmste von Apocalypse Now, das My Lai-Massaker und Glaubensfanatikern miteinander.

Und diese Aussage stützt auf was genau?
Das du so spielen würdest? Oder gibt es auch Textauszüge im Setting die was in der Richtung nahelegen?
Du kommst mir mMn hier schon recht nah an "Aber man kann es ja auch anders spielen" als Argument ran, was schon immer ne schlechte Ausrede war^^

Klar kann man das so spielen, aber das Setting födert dieses Spiel meiner Meinung nach nicht wirklich....
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Offline Anubis

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #23 am: 17.03.2011 | 12:48 »
Ohne mich jetzt an der Diskussion weiter beteiligen zu wollen, möchte ich nur kurz skizzieren, wie Necropolis bei uns aussah (ein Beispiel-Abenteuer kann hier nachgelesen werden - Achtung! schamlose Eigenwerbung!: http://tanelorn.net/index.php/topic,56809.0.html) und was das für die gestellte Frage bedeutet.

Was macht militärisches Spiel aus?
Hm...zuerstmal: Hierarchie. Das bedeutet,es gibt immer Leute, die den SC Befehle geben. Sei es der Bannerführer, der Kirchenoffizielle, der beigeordnete Inquisitor. Außerdem gibt es (oder sollte es geben!) den SC mit dem Rang des Ersten Ritters. D.h. es gibt einen Char, der den anderen Befehle gibt - hier gilt es auf Spielerebene eine Regelung zu treffen, wie das gehandhabt wird.

Zweitens: Taktik (insbesondere wichtig in Hinblick auf die Regelung der Kommando-Frage in der SC-Gruppe); die Wahl/Nutzung des Geländes, das korrekte Ausrüsten seiner Truppen, Munitionierung und sonstige logistische Aufgaben, Einsatzplanung - all das sind Aspekte, die die Spieler berücksichtigen müssen, wollen sie nicht als blutige Flecke in der Landschaft enden. Ein militärisches Rollenspiel ohne Taktik ist...nun, kein militärisches Rollenspiel.

Tja...und der letzte Aspekt sind Konflikte, die nichts (oder nur indirekt) mit dem bösen Feind zu tun haben. Her ist es wichtig, den Spielern klarzumachen, dass sie Menschen innerhalb einer sehr strikten (und hin und wieder sicherlich fragwürdigen) Organisation und keine emotionslosen Killermaschinen spielen. Auch ein Ordensritter, der indoktriniert wurde, sollte menschliche Schwächen haben und hin und wieder zweifeln - ansonsten macht Rollenspiel in so einer Umgebung meiner subjektiven Meinung nach wenig Sinn...dann kann man auch reine Tabletop-Spiele spielen.

My (nicht sehr elaborierten) 2 cents

ErikErikson

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Re: [Necropolis] Was macht militärisches Spiel aus?
« Antwort #24 am: 17.03.2011 | 12:59 »
Was ich da theoretisch (habs noch nie gespielt) etwas schwierig finde ist folgendes: Einerseits muss und soll man taktisch denken. Möglichst effizient vorgehen, rational und logisch. Und dann aber soll ich meinen Char auch wieder menschlich spielen, mit Schwächen, womit ich mir meine mühsam erarbeitete Taktik dann selber kaputtmache. Das ist wieder sowas, das doch eigentlich nur Ex-Spielleitern Spaß machen kann.