Autor Thema: [DSA] und "Barbie"-Spiel  (Gelesen 52936 mal)

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Offline Kriegsklinge

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[DSA] und "Barbie"-Spiel
« am: 9.09.2011 | 15:46 »
Ausgehend von einem ersten Brainstorming im Blubberthread hier mehr zum Thema "Barbie-Spiel". Die Vorbedingung des Folgenden werden im Ausgangsthread erklärt. Ich habe keine klare Diskussionsabsicht, es handelt sich um verstreute Gedanken zu einem Thema, das ich beim Lesen des Blubberfadens interessant fand. Ich freue mich, wenn ihr eigene Gedanken dazu habt, wenn nicht, verstopft dieser längere Beitrag wenigstens nicht die Blubberrunde.

Also weiter im Text:
Zum Thema, wie bewusst das "Barbie-Spiel" gewählt ist: Das wird wohl von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein. Ich vermute, dass die Leute hier im Forum da eher eine Ausnahme sind, weil sie eben durch die Diskussionen hier stärker reflektieren, was sie so machen, aber vielleicht traue ich dem internetfernen Rollo jetzt doch zu wenig zu. Ich vermute ebenfalls, dass die Darstellung in meinem letzten Post einen Extremfall darstellt und dass sich wohl im tatsächlichen Spiel noch andere Ebenen hineinmengen. Entweder je nach Situation - man schaltet nach Bedarf in den "Kampfmodus" oder den "Entscheidungsmodus" - oder abhängig von den Spieler - es sind doch Leute in der Runde, die heiß auf einen taktischen Kampf sind z.B. Zu den vielen faszinierenden Dingen am "Barbie-Spiel" gehört ja auch, dass es frei mit anderen Ebenen des Rollenspiels kombinierbar ist - ein bisschen machen wir das glaube ich alle - und dass sogar Spieler, die es hauptsächlich bevorzugen, eigentlich mit fast jeder anderen Art des Rollenspiels gutmütig mitgehen, so lange man sie nicht über Gebühr unter Druck setzt, d.h., ihnen aggressiv Entscheidungen abverlangt, die über den Rahmen des Charakters hinausgehen (Plotverlauf, Scene Framing, taktische Entscheidungen mit großem Risiko für das Leben des Chars und andere Figuren).

Ich glaube wirklich, dass diese Ebene des Rollenspiels fast immer unsichtbar gemacht wird, eben weil sie sich so unauffällig in andere Spielweisen einfügt. Das meiste, was über Rollenspiel so Nachdenkliches gesagt und geschrieben wird, konzentriert sich uf das Geschehen am direkt am Tisch mit den anderen Spielern und betrachtet Regelelemente als Steuerungsmechanismen, mit denen die Spieler auf das Geschehen Einfluss nehmen. Beides geht aber am "Barbie-Spieler" eigentlich vorbei. 

Auf der Forge gab es mal das Schlagwort von der "exploration of character" als Quelle des Vergnügens  (womit aber auch nur das Erforschen des Chars im Spielverlauf gemeint war iirc, außerdem ging es da um Charactere, die sich auch durch das Spielerhandeln verändern); Robin Laws subsumiert die "Barbies" vermutlich als Casual Gamer oder Social Gamer, was ihnen aber ebenfalls nicht gerecht wird. Die sind ja nicht passiv oder desinteressiert oder spielen nur, um Dabeizusitzen; die Zeit und Mühe, die mir bekannte "Barbies" in Charakterhintergründe, bewusstes Steigern (was habe ich erlebt? was wäre passend?) und Gespräche vor und nach dem Spiel gesteckt haben, kann sich aber locker mit dem Einfallsreichtum jeder Narrativistenschweinerunde messen. Die Leidenschaft richtet sich nur auf etwas ganz Anderes. Das Verhältnis von gemeinsamem Spiel und Beschäftigung abseits des Spieltisches kann sich da nahezu umkehren - die Spielrunde füttern die eigene Beschäftigung mit dem Char davor und danach.

Um noch mal zu DSA zu kommen, ich halte das (sicherlich nicht so ganz bewusste?) Bedienen dieses Spielertyps für geradezu genial und einen der stärksten Gründe für den anhaltenden Erfolg von DSA. Genial deshalb, weil es (a) eine Menge Leute ins Rollenspiel holt, die von anderen Ebenen eher überfordert wären (nicht weil sie irgendwie minderbemittelt sind, sondern weil sie ihre Figur lieber in Ruhe alleine entwickeln und den Stand der Dinge eher mit anderen teilen, wenn sie mit dem Erreichten zufrieden sind) (b) kaum ein anderes Spiel gibt, das Barbie so gut bringt, es ist also ein Alleinstellungsmerkmal (c) die Leute von einem Kernproblem des Rollenspiels als Hobby ein wenig befreit, dass man nämlich eine Gruppe mit Zeit braucht, damit es stattfinden kann und (d) - und das finde ich am Witzigsten - keine andere Ebene des Rollenspiels prinzipiell ausgeschlossen wird. Man kann also Regeln bauen, die durchaus auch eine Beteiligung am Spielverlauf ermöglichen, klar, passiert ja in DSA-Runden auch. Eingebettet ist aber die Möglichkeit zum "barBARBIEsieren", und wer darauf steht, stürzt sich sofort drauf.

Vermutlich gibt es die stärksten "Barbie"-Tendenzen in Settings, die sehr detailliert, sehr reichhaltig und gerne auch durch andere Medien vorgeprägt sind, aber noch wichtiger scheint mir zu sein, dass die Settings starke Folien bieten, auf die man Wünsche, Träume, Sachen, die man cool findet, projizieren kann. Klingt jetzt arg psychologisierend; so a la "Weltflucht" einerseits und "brain damage" andererseits. Ich meine aber nicht, dass die "Barbies" alle gestörte Kellerkinder sind, die im Spiel ausleben, was sie sich sonst nicht trauen, sondern eher positiv, dass man im Rahmen eines Spiels mit solchen Wunschrollenbruchstücken spielen kann, und zwar anders als im "Story Now!" nicht im Spielverlauf, sondern erstmal für sich - und dann mit anderen.

Bei DSA finde ich es schwierig zu greifen, was das sein soll, während es mir bei einem anderen großen "Barbie"-Spiel, nämlich Vampire, ziemlich klar ist, wo es explizit um Sex, Verführung, Macht, Tragik eben: große Oper geht. Da leuchtet mir ein, worin die Einladung zum "barBABIE"-Spiel besteht. 

Im Zusammenhang mit DSA ist immer wieder von "Märchenhaftigkeit", "Hotzenplotzigkeit" die Rede, es scheint also irgendwie eher um was Kindliches (nicht: Kindisches) zu gehen. Mir ist, als hätte der Prussian Gamer Settembrini da mal über deutsche Romantik etc. sinniert, da kann ich mich nur schwer drauf einlassen, weil ich die Argumentation mit dem Nationalcharakter immer etwas problematisch finde. Diesen Teil des Barbie-Spiels finde ich eh schwierig zu besprechen; ich finde es ziemlich klar, dass da verschiende psychologische Sachen mit reinspielen, aber ich möchte eben nicht, dass es gleich nach Krankheit und Kompensation klingt ... beziehunsgsweise masturbatorisch (jeder für sich, traut sich nicht zusammen mit den anderen, blabla). Erstens geht es wohl bei jedem Rollenspiel irgendwie auch bis zu welchem Grad auch immer um das eigene Innenleben, ist also nichts besonderes beim "Barbiespiel" und zweitens ist Masturbation so an und für sich ja auch was ganz Schönes  :).

Außerdem wird es schwierig zu belegen sein, was da genau dahinter steckt.  Und vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig - nur interessieren tät´s mich.

Okay, es ist schon ziemlich wahrscheinlich, dass das nie jemand bei DSA so geplant hat  ;). Passiert ist es aber, denke ich, dennoch - aber hey, in der Evolution passiert auch alles Mögliche durch wildes Rumprobieren ohne Plan und manchmal ist das Ergebnis ganz supi.


Offline Yehodan ben Dracon

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #1 am: 9.09.2011 | 15:51 »
Boah ey, dass Du den Faden wirklich so genannt hast...echt mutig.

Ich finde, Du hast da was interessantes entdeckt. Diese Art des Spielvergnügens hatte ich bislang nicht auf dem Schirm.  :d
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Offline Kriegsklinge

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #2 am: 9.09.2011 | 15:55 »
Hm, na ja, ich habe das Gefühl, das ist alles nicht so ganz neu, ich hab´s nur noch nie so zusammengedacht. Vor allem der Aspekt, dass das Barbie-Spiel (wem´s zu unmännlich klingt, der kann auch Eisenbahner-Spiel sagen) gewissermaßen in andere Arten zu spielen eingebettet ist und dass es auch durch eine gewissen Regelumgebung (komplexe, vielfältige, kleinteilige Charakteroptionen) befördert wird, war mir vorher nicht so klar.

Offline korknadel

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #3 am: 9.09.2011 | 16:05 »
Im Prinzip ist das etwas Ähnliches, was ich hier beackert habe, als es um Fluffdichte und Spielrelevanz ging. Und was Kriegsklinge da schreibt, kann ich nur unterschreiben. Weil ich es aus eigener Erfahrung bestens kenne. So habe ich DSA jahrelang wahrgenommen und praktiziert. Auch weil DSA immer den Anspruch von Charaktertyphe und detailreicher, stimmungsvoller Welt hatte. Oft bin ich dann verzweifelt, weil Vieles von dem, was man sich im Stübchen alleine ausgedacht hat -- egal, ob auf Spieler- oder SL-Seite -- dann beim Spiel nicht "rübergekommen" ist. Man hat sich dann immer ermahnt, es künftig noch mehr zu probieren, sich noch mehr anzustrengen.

Vor allem durch die Spielerfahrung in -- witzigerweise -- Kriegsklinges Simyala-Runde wurde mir dann klar, dass ich das eigentlich gar nicht will  :D.

Inzwischen versuche ich, vor allem als SL, mich dazu zu zwingen, nicht mehr so barBarbiesch zu sein, sprich: weniger im Stübchen aushecken und mehr dem Spielabend zu überlassen.

Hach, wie trefflich, das mal wieder von Kriegsklinge.

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Offline Elefanten-Zauberstellung

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #4 am: 9.09.2011 | 16:06 »
Mit Barbiespiel meinst du Pimp-my-Character, nur ohne prolliges KewlPowerz getune?

Matt Barton schreibt in Dungeons & Desktops, einem Buch über die Historie von CRPGs zu den DSA Computerspielen etwas ganz ähnliches.
Da werden die die schlechten Eigenschaften das DSA 2 gelobt, die es sonst nirgendwo gab, da man so seine Charaktere stark individualiseren kann. Aber auch das man  sogar Tanzen steigern darf, wird als Stärke und seltenheit herausgestellt. Als ein Kern des Spiels wird das individualisieren der Charaktere bezeichnet.
Dem Trend folgte DSA 4 mit den Professionen.  Dabei sind diese Tuningoptionen ja kaum aufs Gameplay bezogen, wie Feats. oder Prestigeklassen in DnD. Es ist mehr Schmuckwerk.

Ganz witzig finde ich aber auch andere Merkmale, die Spiele waren ja unglaublich hartwurstig. Da musste man jagen, essen und trinken und konnte sogar verhungern und verdursten. Das ist der Realismuswunsch. Ich verstehe den Barbieaspekt so, dass es weniger darum geht zu tunen, als darum den Charakter plastischer oder auch realistischer auszustaffieren.

Offline KlickKlack

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #5 am: 9.09.2011 | 16:10 »
Das trifft es wirklich gut, aber eine bahnbrechende Erkenntnis ist es nicht, denn es beschreibt doch nur das, womit dsa und aventurien durch die Beschreibung (nicht die Regeln!) eigentliche lockt - du kannst eine detaillierte Welt bespielen und gestallten, ob als Prinzessin, erzmagier oder Zuckerbäcker, deine Phantasie kennt keine Grenzen -  wenn aventurien/dsa das sein möchte, ich fände es prima, aber die regeln unterstützen diesen spielstil leider überhaupt nicht.

Achamanian

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #6 am: 9.09.2011 | 16:11 »
Das sind ja erwartungsgemäß geniale rollenspielerische Einsichten, die mE. auch ganz wunderbar auf DSA ab der 3. Edition passen.
Was wären denn unter der Perspektive, dass das besondere Merkmal von DSA die gute Unterstützung von Barbie-Spiel ist, wünschenswerte Regeländerungen? Aus der Hüfte geschossen würde ich vermuten: Generierungsregeln, die weiterhin enorm viel Material anbieten, deren Komplexität aber sehr viel geringer ist als jetzt - d.h. Vorteile, Nachteile und Talente insgesamt auf möglichst wenige und klare Punktekauf-Mechanismen eindampfen, Abhängigkeitsbäume übersichtlicher strukturieren, aber nach wie vor viel von allem anbieten. Das sollte den Barbiespieler glücklicher machen, weil er nun eine bessere Übersicht über die Möglichkeiten gewinnt, an seinem Charakter zu basteln, ohne dabei an Auswahl zu verlieren. Und Nichtbarbiespieler wie ich sind glücklicher, weil eine Charaktererschaffung und -steigerung sich dann auch auf die schnelle meistern lässt.

z.B. sollte man für die Barbiespieler so was wie Abhängigkeitsbäume für bestimmte Gruppen von Sonderferigkeiten wohl beibehalten, die erzeugen bei der Steigerung ja durchaus eine vielzahl interessanter Kombinationsmöglichkeiten und vor allem -einschränkungen. Es kann ja tatsächlich Spaß machen, sich langsam auf die begehrte "Windmühle" zuzuarbeiten. Aber dann bitte nicht hochkomplexe Flowcharts mit Voraussetzungen aus allen Ecken (Eigenschaften, Talente, andere Sonderfertigkeiten), sondern lieber eine Reihe von Plateaus, die man nacheinander erklimmen kann und auf denen bei jeweils gleichen Voraussetzungen eine bestimmte Auswahl von Stunts zur Verfügung steht.
« Letzte Änderung: 9.09.2011 | 16:13 von Rumspielstilziel »

Offline Kriegsklinge

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #7 am: 9.09.2011 | 16:14 »
@Ludovico: Bin mir nicht sicher, ob wir das Gleiche meinen, aber geht schon so in der Richtung. Im Ausgangsthread stehts ja nochmal. Klingt aber ungefähr richtig:

Zitat
Dabei sind diese Tuningoptionen ja kaum aufs Gameplay bezogen, wie Feats. oder Prestigeklassen in DnD. Es ist mehr Schmuckwerk.

Das scheint mir der Schlüsselsatz zu sein - nicht aufs Gameplay bezogen. Es geht nicht in erster Linie darum, sich Vorteile im Spiel zu erarbeiten, sondern um die freudebringenbde Beschäftigung mit dem eigenen Tschar alleine für sich, und da sind die Regeloptionen halt Anreize. Es ist höchstens zweitrangig, was die einem "bringen" oder ob überhaupt irgendwas.

Danke für den Buchhinweis!

ChaosAmSpieltisch

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #8 am: 9.09.2011 | 16:15 »
Also, wenn ich verstanden habe, was Kriegsklinge geschrieben hat, unterstützt DSA das vorzüglich. Nämlich die Charaktermöglichkeiten von DSA entsprechen wunderbar denen einer Anziehpuppe. Du hast ein Grundgerüst (110 GP) und kannst damit lustig locker bauen, und weiter entwickeln. Und du kannst fast alles bauen, was deine Phantasie hergibt (notfalls mit dem Professionsbaukasten), es muss nur eine Puppe bleiben (und mit Myranor nicht mal mehr das)

DSA unterstützt wunderbar das Spiel zwischen dem Spiel. Sich stundenlang, wochenlang mit seinem Charakter und den Regel auseinander zu setzen, ohne sich auch nur einmal über Hintergrund oder ähnliches Gedanken machen zu müssen, was ich in der Spielrunde dann kann.

Zwischen den Sitzungen bastel ich an meinem Char - optimiere nicht, sondern überlege, was passt am besten (das kann optimieren sein, muss es aber nicht), und im Spiel erlebe ich ihn dann. (das die Regeln dafür nicht passen, ja, das stimmt, aber das ist nicht so wichtig, zu erleben will ich eh sowenig wie möglich würfeln)

Offline Auribiel

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #9 am: 9.09.2011 | 16:18 »
Kurze Verständnisfrage:

Du meinst mit Barbie-Spiel nicht zufällig das schon bekannte Mary-Sue-Phänomen? (Nur halt bezogen auf Darstellung im Rollenspiel, nicht in Romanen/FFs).
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Offline Elefanten-Zauberstellung

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #10 am: 9.09.2011 | 16:23 »
Nein Mary Sue ist Nahema.

Barbie ist zwischen den Sitzungen darin zu schwelgen, wie phantastisch realistisch der neue Tschar ist, weil der nicht nur Krieger ist, sondern auch eine Vorliebe fürs Kochen hat und das sich auch in den Werten wiederspiegelt. Also schon echtes Schmuckwerk und nicht nur ne ausgedachte charakterisierung, die irgendwo beliebig ist. So versteh ich das.

Offline Kriegsklinge

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #11 am: 9.09.2011 | 16:25 »
Doppelpost, weil andere Leute angesprochen:

Klickklack: Na, bahnbrechend weiß ich auch nicht - wie gesagt, in der einen oderen anderen Form ist das sicher alles nicht neu. Ich will auch gar nicht den lange verschollenen Spielertyp enthüllen, mir geht es eher um Details, um eine bestimme Ebene des Rollenspiels, die sicher jeder bis zu einem gewissen Grad kennt, die aber für einige Leute fast das Wichtigste ist - und oft nicht richtig gewürdigt wird.

Mir geht´s aber, anders als du in deinem Posting meinst, gerade nicht darum, dass die Vielfalt der Charakteroptionen sich später in der Effektivität zeigen muss, sondern dass es dem Barbiespieler vor allem um die gedankliche Beschäftigung mit dem Tschar geht, ohne dass er mit den anderen spielen muss. Er ist eben gerade kein MinMaxer und auch nur begrenzt Stimmungsspieler (in dem Sinn, dass er seinen Tschar handelnd & Einfluss nehmend in Aventurien erleben will).  Und ich meine, dass das Regelgerüst von DSA ab Ausgabe 3 und später durch die vielen (auch innefektiven, ja sinnlosen) Optionen hier zumindest einen Anreiz bietet, den andere Spiele nicht haben, natürlich im Zusammenspiel mit der detaillierten Welt.

Talislanta ist ähnlich detailliert, bietet aber nicht die Optionenvielfalt als Anreiz.
D&D4 hat viele Optionen, aber nicht diese hyperdetaillierte Welt.
GURPS hat Optionen und Weltdichte, aber da fehlt (in den meisten Settings) die Möglichkeit zur Projektion, ums mal psychologisch zu sagen. Oder auch: die meisten GURPS-Settings sind nicht so sexy wie Vampire und nicht so ... hotzenplotzig wie DSA.

Da ist schon irgendwas Besonderes für gerade diesen Speiltypus versteckt.
Und dass der Barbiespieler oft in anderen Spielarten untergeht, Mimikry betreibt, das war mir nicht so klar.

@Rumpel: Ja, das wären zB Optionen, ja. Ich finde jetzt die Überlegung interessant, wie man diese sehr wichtige, aber "stille" Art zu spielen durch die Regeln mitbedienen kann, und sich zunutze macht, dass sie so gut in anderen Spielbedürfnissen aufgeht.

Achamanian

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #12 am: 9.09.2011 | 16:26 »
n den Sitzungen bastel ich an meinem Char - optimiere nicht, sondern überlege, was passt am besten (das kann optimieren sein, muss es aber nicht), und im Spiel erlebe ich ihn dann. (das die Regeln dafür nicht passen, ja, das stimmt, aber das ist nicht so wichtig, zu erleben will ich eh sowenig wie möglich würfeln)

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es auch für passionierte Barbie-Spieler schöner ist, wenn sich das Bild vom Charakter auch im Spiel umsetzen lässt, falls man tatsächlich mal auf Töpfern oder Edelsteinzucht würfeln muss ... Das ist doch sozusagen dass Sahnehäubchen, dass man geschraubt und geschraubt hat und dann im Spiel der Lohn der Mühen zu sehen ist, nicht im Sinne von Effektivität, sondern dadurch, dass das eigene Bild vom Charakter noch mal bekräftigt wird.
Das "dann lieber so wenig wie möglich würfeln" rührt ja sicher auch daher, dass das Würfelergebnis das Bild des Charakters in Gefahr bringen kann. Und dann wäre es ja sinnvoll, diese Gefahr zu verringern, damit Barbiespieler sich nicht denken müssen: Oh je, hoffentlich lässt der SL mich jetzt nicht auf Töpfern würfeln, wo mein Charakter doch mit seinen acht Talentpunkten ein richtig guter Töpfer sein soll, aber immer noch zu 40% verkackt.

Offline Kriegsklinge

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #13 am: 9.09.2011 | 16:29 »
Ja, was Rumpel sagt, stimmt, sowohl das mit dem Sahnehäubchen (Barbies neue Kleider sind halt nur Plastikfetzen, wenn sie keiner bewundert, die Modelleisenbahn muss auch um die Kurve kommen). Regeln, die das "gefahrlos" erlauben, wären sicher gut.

Offline korknadel

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #14 am: 9.09.2011 | 16:30 »
Zum Barbiespiel passt das DSA4-Magiesystem natürlich auch super. Wie lange man da hineinschwelgen kann in den ganzen Kram, von dem man im Spiel dann womöglich gar nicht so viel braucht. Und selbst wenn man es braucht, es ist halt schön, dass jede kleinste Abart von Magie ihr eigenes Subsystem hat, damit ich mich da richtig schön extra mit auseinander setzen muss.
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Achamanian

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #15 am: 9.09.2011 | 16:39 »
Zum Barbiespiel passt das DSA4-Magiesystem natürlich auch super. Wie lange man da hineinschwelgen kann in den ganzen Kram, von dem man im Spiel dann womöglich gar nicht so viel braucht. Und selbst wenn man es braucht, es ist halt schön, dass jede kleinste Abart von Magie ihr eigenes Subsystem hat, damit ich mich da richtig schön extra mit auseinander setzen muss.

Ich glaube allerdings, dass Barbiespiel auch ohne Subsysteme gehen müsste. Man kann vielfältige Möglichkeit ja auch durch Quantität und ein paar einfache Kombinationsregeln erzeugen.

Offline Xemides

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #16 am: 9.09.2011 | 16:43 »
Ich finde ja Barbiespiel irgendwie herablassend. Erinnert mich an Kinder und Mädchen.

Aber hat nicht ein gewisser Hofrat mal davon geschwärmt, dass man sich bei DnD3.5 so toll zwischen den Spielen mit der Steigerung seines Charakters beschäftigen kann, weil ja DnD so viele Möglichkeiten mit den Splatbooks dazu bietet ?

Geht das nicht ein eine ähnliche Richtung ?
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Offline korknadel

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #17 am: 9.09.2011 | 16:43 »
Ich glaube allerdings, dass Barbiespiel auch ohne Subsysteme gehen müsste. Man kann vielfältige Möglichkeit ja auch durch Quantität und ein paar einfache Kombinationsregeln erzeugen.

Natürlich geht das. Das geht auch mit MA, wenn man sich Mühe gibt. Aber DSA4 unterstützt das besser, erzwingt das geradezu. Schon von den Regeln "fühlt" sich Schamanismus halt andes an als Gildenmagie oder Elementarbeschwörung. Ein Sharisad-Tanz ist voll krass anders als ein Vulkanglasdolchritual, und spürt man auch an den jedes Mal wieder ein bisschen anderen Regeln.
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Offline Kriegsklinge

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #18 am: 9.09.2011 | 16:49 »
Ich finde an Barbies nichts Schlimmes und an Mädchen (vor allem großen, bösen) erst recht nicht, aber ein markiger Name wie "Charakterausstaffiererprofi" soll mir auch recht sein ;). Mensch, Xemides, ich kann doch kaum noch deutlicher schreiben, dass es mir gerade nicht um Herablassung geht. Wenn sich wirklich viele Menschen am Barbie-Geschmäckle stören, nennen wir es meinetwegen irgendwie anders, aber ich hatte gehofft, so viel Selbstironie wäre vielleicht drin.

Zum Punkt D&D, MinMaxing - da wurde an verschiedenen Stellen jetzt schon gesagt, dass es darum nicht geht.

Offline Deep One

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #19 am: 9.09.2011 | 17:00 »
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es auch für passionierte Barbie-Spieler schöner ist, wenn sich das Bild vom Charakter auch im Spiel umsetzen lässt, falls man tatsächlich mal auf Töpfern oder Edelsteinzucht würfeln muss ... Das ist doch sozusagen dass Sahnehäubchen, dass man geschraubt und geschraubt hat und dann im Spiel der Lohn der Mühen zu sehen ist, nicht im Sinne von Effektivität, sondern dadurch, dass das eigene Bild vom Charakter noch mal bekräftigt wird.
Das "dann lieber so wenig wie möglich würfeln" rührt ja sicher auch daher, dass das Würfelergebnis das Bild des Charakters in Gefahr bringen kann. Und dann wäre es ja sinnvoll, diese Gefahr zu verringern, damit Barbiespieler sich nicht denken müssen: Oh je, hoffentlich lässt der SL mich jetzt nicht auf Töpfern würfeln, wo mein Charakter doch mit seinen acht Talentpunkten ein richtig guter Töpfer sein soll, aber immer noch zu 40% verkackt.

Ich finde mich hier voll wieder. :) Und witzigerweise war das genau der Gedanke, den ich hatte, als ich meiner Vampirjägerinnen-Discoqueen Tanzen als Nichtwaffenfertigkeit gab: "Toll, das eine mal, wo ich in der kampagne auf Tanzen würfeln werde, verreiß' ich's todsicher". :D

Denkt Ihr, das Schreiben von POV-Spielberichten gehört auch zum Barbie-Spiel? - Schöner Name übrigens, klingt so markant.

Offline KlickKlack

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #20 am: 9.09.2011 | 17:58 »
Im Moment ist und bleibt DSA aber, um in der Metapher zu bleiben, ein kleines, trauriges Mädchen unter der Fuchtel einer neurotischen Mama. So sitzt das kleine Mädchen mit ihrer einsamen Barbiepuppe mitten in ihrem Zimmer, darf die Puppe an und ausziehen, doch das tolle Barbietraumhaus, der süße Ken, der plüsch Van und das rosa Cabrio bleiben in der Originalverpackung im Regal, weil Mama sagt, das Mädchen würde eh etwas kaputt machen oder die kleinen Accessoires verlieren…
Kurz um, so nett die Idee auch ist, sie vernachlässigt doch das Spiel an sich. Natürlich bietet DSA4 durch seine Fülle an Beschreibungsmöglichkeiten der Charaktere tolle Barbiemöglichkeiten, aber auch kleine Mädchen sind irgendwann müde sich nur vorzustellen wie es sein könnte mit der tollen Barbie zu spielen, oder das Traumhaus einzurichten… Kleider sind toll, aber Mädchen sind doch eigentlich auch nur Jungs. Kleine Mädchen schneiden mit großer Leidenschaft die Haare ihrer Barbie ab! Die wollen Action!

Offline Xemides

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #21 am: 9.09.2011 | 18:20 »
Ja, die wollen Action, aber nicht nur.

Bei mir gehört zum Rollenspiel nicht nur die reine Action, die reinen Abenteuer, sondern auch immer der FLugg dazwischen,. Das kennenlernen der Welt und ihrer NSC, das Ausspielen der jeweiligen Kultur, das Erleben des Alltags.

Das mag mich von den reinen Abenteuerspielern unterscheiden, aber ich spiele Rollenspiel wegen der Menge aus beiden.

Und Systeme, die mich dabei unterstützen, in dem die Charaktere auch durch Regeln in der Welt verwurzelt sind, helfen mir dabei.

Wie weit diese Regeln z.B. durch Talente gehen, ist dabei noch nicht gesagt, aber mit sind Systeme lieber, die auf Welten zugeschrieben sind, als generische Systeme.
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Offline KlickKlack

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #22 am: 9.09.2011 | 18:27 »
Zitat
Bei mir gehört zum Rollenspiel nicht nur die reine Action, die reinen Abenteuer, sondern auch immer der FLugg dazwischen,. Das kennenlernen der Welt und ihrer NSC, das Ausspielen der jeweiligen Kultur, das Erleben des Alltags.
Ist für mich auch Action - oder besser Aktion. Mir geht es um den extremen Widerspruch zwischen Aventurien und DSA. Wie haben eine detailliert geschilderte Welt und die Regeln bieten nicht die Möglichkeit sie so detailliert zu bespielen. Umgekehrt genau so, wir haben ein hoch komplexes Magie und Mirakel System und eine Fülle an Magierakademien, Kirchenorganisationen Orden etc. aber in keinem Abenteuer werden diese Aspekte auch nur Ansatzweise einbezogen...

Deshalb, alles in Originalverpackung belassen, weil man eigentlich garnicht weiß wie man damit spielen kann. Deshalb beläßt man es dabei, den Spielern nur die hübschen Bildern auf der Verpackung zu zeigen.

ErikErikson

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #23 am: 9.09.2011 | 19:33 »
Würd ich jetzt für die Tanelorn Top Ten vorschlagen, wenn der Eingangbeitrag noch etwas klarer wäre. Mir ist noch nicht ganz auf den Punkt gebracht, was Baribe-Spiel ist.

Offline Senebles

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Re: [DSA] und "Barbie"-Spiel
« Antwort #24 am: 9.09.2011 | 19:38 »
Sind damit die Charakterneurotiker ala Dere sucht den Superheld gemeint?
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.