Das entspricht so ziemlich genau dem Tenor, der seit Jahren im Tanelorn Konsens ist. Der zusätzliche Nutzen des Artikels besteht in der Akribie, mit der dieses Fazit begründet wird.
Ich denke, der zusätzliche Nutzen entsteht dadurch, dass die Schlußfolgerungen auf einer anderen Plattform präsentiert werden und damit Diskussionen entstehen, die eben nicht auf das typische "Naja, wird in dem Indy-Forum geführt, das sind eh alles Nerds!" (nicht ganz ernst nehmen) schlußfolgern läßt.
Leider bleibt das grundlegende Paradoxon von DSA auch weiterhin ungelöst: warum lieben die Leute railroadiges Spiel, wenn es angeblich so dysfunktional ist? Das war bei Vampire so und das ist bei DSA nicht anders. Die Antwort auf diese Frage fänd ich enorm spannend.
Ist das so rätzelhaft?
Die entscheidenden Spielerfahrungen, die emotional und verbindend sind, werden doch dann gemacht, wenn man noch relativ unkritisch ans Spiel herangeht, wenn man mangels Erfahrung auch wenig urteilen kann, was gut, was schlecht, was üblich und normal ist und welche Alternativen es gäbe.
DA entsteht die Bindung und die Bindung heisst eigentlich auch nicht DSA sondern Aventurien.
Gleichzeitig findet eine Sozialisierung statt. Schließlich spielt man in Gesellschaft.
Diese wird durch den Metaplot, durch den Aventurischen Boten noch potentiert.
Man spielt nicht nur in Gesellschaft, man befindet sich sogar in einem Großen "Wir".
Woanders spielen andere das gleiche, lesen den Boten, schreiben, erleben.
Irgendwann erkennt man vielleicht, dass es Alternativen gibt, dass das DSA Regelwerk eben nicht das Gelbe vom Ei ist.
Viele schauen sich dann um, und nicht wenige Springen dann auch ab. Manche kommen irgendwann wieder - Nostalgiefaktor...
Aber ein Wechsel erfordert Veränderungen. Dazu ist eben ein großer Teil nicht bereit.
Einerseits verläßt man das "wir" und gehört zu "den anderen" - eben denen, die man vorher vielleicht belächelt hat,
und vielleicht auch, über die man auch immer mal gehört hat, dass die "schlechteres" oder sogar "gar kein echtes" Rollenspiel machen.
Und vielleicht muss man auch Freunde "zurücklassen", die eben nicht wechseln wollen.
DSA wird von vielen nicht wegen der Regeln gespielt und auch nicht wegen der Qualität, die das Spiel, das Setting mit sich bringt,
sondern wegen der Prägung aus der Anfängerzeit, den Erinnerungen an das Wow Gefühl der ersten Spiele und nicht zuletzt wegen der Verbundenheit mit den anderen Spielern.
-meine These-