Autor Thema: Zeitfresser im Rollenspiel  (Gelesen 5442 mal)

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Offline asri

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Zeitfresser im Rollenspiel
« am: 22.03.2012 | 19:13 »
Ausgehend vom Thread zur Spielgeschwindigkeit in USA und D:

Was frisst Zeit am Spieltisch? (Abgesehen von Nahrungsaufnahme und Offtopic-Gesprächen.)

Ich würde sagen, bei uns passiert es häufiger, dass überlegt wird: was könnte jetzt in dieser Situation (in diesem Raum) noch drin stecken - anstatt sich zu fragen: was ist das nächste Spannende, was ich erleben möchte? Und wenn es nichts mit dieser Szene zu tun hat: dann weiter, nicht lange aufhalten. Etwas anders formuliert: Man überlegt, wie man in der aktuellen Szene das Regelwerk bzw. seine Charakterfähigkeiten einsetzen kann, anstatt über die Funktion der Szene in der Geschichte nachzudenken.

Ich bin selbst nicht sicher, ob das das beschreibt, was in unserer Runde passiert (wir haben gestern ein bisschen über sowas geredet). Meiner Runde fällt es, glaube ich, auch schwer, Zeit- und Ortssprünge hinzunehmen, ohne die Übergänge auszumalen.

Insofern interessiert mich sehr, was Ihr so an Zeitfressern habt/ kennt - und wie ihr damit umgeht.

Falls es dazu schon mal einen Thread gab, freu ich mich über einen Link dorthin. Beim Blättern eben habe ich nur Spieler&Spielzeit und Sessiondauer, Spielzeit, Pausen? gefunden, die jeweils andere Aspekte betreffen. Etwas spezieller ist Pacing - wie macht man das?

Offline Steffen

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #1 am: 22.03.2012 | 19:18 »
Der schlimmste Zeitfresser ist die Überlegung: "Oh, wofür soll ich mich entscheiden?" Angriff oder Flucht? Verführen oder provozieren? Zuerst zum Sultan oder zum Dämon?

Beim Rollenspiel gibt es doch keine falsche Entscheidung! Nur sich nicht zu entscheiden, ist falsch.

Offline Christoph

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #2 am: 22.03.2012 | 19:22 »
Leider gibt es immernoch SL die es als hohe Kunst betrachten die Spieler so richtig durchzunehmen wenn sie zuerst den "falschen" Weg einschlagen.

Ich glaube daher kommt dies elende Rumgeeier.

Offline YY

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #3 am: 22.03.2012 | 19:23 »
Meiner Erfahrung nach frisst ganz grundlegend das Ausspielen bzw. überhaupt irgendwie Ansprechen/Behandeln von unnützem Mist jede Menge Zeit.

Also ziemlich genau das:
Meiner Runde fällt es, glaube ich, auch schwer, Zeit- und Ortssprünge hinzunehmen, ohne die Übergänge auszumalen.


Wenn man da mal "drüber weg" ist, kommt lang, lang nichts an Zeitfressern*.

Der Knackpunkt dabei ist der, dass die Gruppe mal verstanden haben muss, dass der SL sie nicht später mit irgendwas behelligt, das in so einer übersprungenen Phase hätte behandelt werden müssen.
Und der SL darf das natürlich auch nicht machen  ;)


*Die nächsten wären dann bei uns Diskussionen über die weitere Vorgehensweise (wobei sich das in letzter Zeit dankbarerweise ziemlich gelegt hat), das schon genannte Pacing und dann kommt in vielen Gruppen, die ich so kenne, schon die Spielmechanik an sich als wenigstens einigermaßen "produktiver" Zeitfresser.



"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Taschenschieber

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #4 am: 22.03.2012 | 19:28 »
Der schlimmste Zeitfresser ist die Überlegung: "Oh, wofür soll ich mich entscheiden?" Angriff oder Flucht? Verführen oder provozieren? Zuerst zum Sultan oder zum Dämon?

Beim Rollenspiel gibt es doch keine falsche Entscheidung! Nur sich nicht zu entscheiden, ist falsch.

Möp. Herausforderungsorientiertes Spiel wäre ohne falsche Entscheidungen irgendwie verdammt langweilig, gell?

Offline Bad Horse

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #5 am: 22.03.2012 | 19:37 »
Die Diskussion der Charaktere, welche Entscheidung sie treffen sollen, halte ich grundsätzlich nicht für einen Zeitfresser, sondern für einen äußerst spannenden Prozess - wenn die Entscheidungen immer offensichtlich sind oder irgendwer immer sagt, wo's langgeht, finde ich das eher langweilig.

Doof ist es nur, wenn die Diskussion anfängt, sich im Kreis zu drehen und die Bedenken gegen eine Vorgehensweise immer absurder werden. Oder wenn die Entscheidungsgrundlage fehlt, aber die Charaktere - statt sich Infos zu beschaffen - lieber vor sich hin spekulieren.  :P
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Boba Fett

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #6 am: 22.03.2012 | 19:46 »
Zeitfresser

1. Unsicherheit - führt zu ewigen Planungsphasen und Debatten um das, was als nächstes zu tun ist.
2. Pessimismus - die Angst zu Versagen und die Angst davor, was dann geschieht, lähmt.
3. Informationsmangel - wenn ich nicht weiss, was zu tun ist, kann ich nicht anfangen. Wenn ich nicht weiss, wo ich Informationen bekomme, kann ich keine für die Entscheidungen notwendige Fakten einsammeln.
4. Regeldiskussionen...
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline YY

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #7 am: 22.03.2012 | 19:48 »
Doof ist es nur, wenn die Diskussion anfängt, sich im Kreis zu drehen und die Bedenken gegen eine Vorgehensweise immer absurder werden. Oder wenn die Entscheidungsgrundlage fehlt, aber die Charaktere - statt sich Infos zu beschaffen - lieber vor sich hin spekulieren.  :P

Genau - da muss man mMn gerade als Mitspieler ein Auge für haben und gegebenenfalls auch mal ein bissel auf den Tisch hauen bzw. losziehen und Infos holen.

Hauptsache, man fängt irgendwo mit einem groben Plan an - der Rest ergibt sich eh erst unterwegs, weil er sich nicht verlässlich genug planen lässt.
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Offline Grimnir

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #8 am: 22.03.2012 | 19:48 »
Ach, da fällt mir so einiges ein:
1. Mangelndes Scene Framing, aka Hartwurst.
2. Regelsuche und Regelwerksblätterei.
3. Daran anschließend die übliche Regeldiskussion.
4. Schwerfällige Entscheidungsfindungsprozesse unter den Spielern, garniert mit anschließender dreifacher Nachfrage des Spielleiters.

Aber in meinen Augen ist ein großes Problem 5. mangelnde Fokussierung und Konzentration:

a) Spieler schalten ab, wenn sie nicht am Zug sind, was zur Folge hat:
b) Der Spielleiter muss eine Szene mehrmals erklären, weil ein Spieler nicht aufgepasst hat.
c) Der Spieler muss seine Aktion mehrfach erklären, weil der Spielleiter oder die Mitspieler nicht aufgepasst haben.
d) Unterbrechungen à la "And now something completely different": Während zwei Spieler gerade eine tolle immersive Ingame-Szene in wörtlicher Rede ausspielen, kommt plötzlich aus dem Off: "Ah, ja die Regel von eben, die habe ich jetzt gerade gefunden! Also, das Talent 'Ogerkeulenschwinger von unten' geht so..."
e) Outgame-Unterbrechungen zu unpraktischsten Zeiten, sogar mitten in einer Kampfrunde: Kaffee kochen, Wasser abschlagen, Outgame-Andekdötchen erzählen und so fort.

Das hat mich alles schon zum halbironischen Spruch "Konzentration bitte! Wir sind schließlich Leistungsrollenspieler!" verleiten lassen. Prinzipiell bin ich eher für eine Stunde konzentriertes Spiel mit einer halben Stunde Pause danach als halbgarer, unkonzentrierter Eintopf ohne Unterbrechung, aber eben auch ohne Ergebnis.
« Letzte Änderung: 22.03.2012 | 19:51 von Grimnir »
Selber Regelwerke schreiben zeugt IMHO von einer reaktionär-defaitistischen Haltung [...]

Vergibt Mitleidspunkte...
... und hetzt seine Mutter auf unschuldige Tanelornis (hier der Beweis)

Offline Grimnir

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #9 am: 22.03.2012 | 20:04 »
Die Diskussion der Charaktere, welche Entscheidung sie treffen sollen, halte ich grundsätzlich nicht für einen Zeitfresser, sondern für einen äußerst spannenden Prozess - wenn die Entscheidungen immer offensichtlich sind oder irgendwer immer sagt, wo's langgeht, finde ich das eher langweilig.

Wenn es eine spannende Diskussion mit mehreren Optionen ist - sicher, das ist Spielinhalt, keine Störung, klasse Sache. Zu oft werden aber naheliegende, einfache Entscheidungen nicht getroffen, weil keiner der Spieler das Heft allein an sich reißen will und sich immer noch mit anderen Spielern abspricht. Das ist ja an sich ein fairer Zug, und ich schätze es sehr, wenn die dominanteren Spieler selbst ein Gefühl für Spotlightverteilung entwickeln und zurückhaltendere Spieler einbinden. Das also nicht nur dem SL überlassen. Aber manchmal nimmt das absurde Züge an:

Spieler 1: "Joa, wir haben den Brief von unserem Auftraggeber erhalten. Er will sich mit uns in der 'Dampfenden Ziege' treffen. Gehen wir doch dahin."
Schweigen. Ein Räuspern vielleicht.
Spieler 1: "Was meinst Du, Spieler 2?"
Spieler 2: "Ja, gehen wir hin."
Nichts passiert. Die Zimmeruhr tickt.
Spieler 1: "Spieler 3?"
Spieler 3: "Hmm... Ja, gut!"
Ein Tumbleweed rollt durch das Zimmer.
Spielleiter: "Also... Ihr geht jetzt da hin?"
Wieder Schweigen. Draußen spielt jemand auf der Mundharmonika.
Spieler 1: "Ja, wir gehen da hin!"
« Letzte Änderung: 22.03.2012 | 20:08 von Grimnir »
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Offline Oberkampf

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #10 am: 22.03.2012 | 20:10 »
- Gruppentrennung

Meiner Meinung nach ein völlig unnötiger Zeitfresser, besonders in Ermittlungsabenteuern. Als SL versuche ich, den Spielern immer wieder klar zu machen, dass ihre Charaktere dadurch keine Minute gewinnen, und die Spieler nur Zeit vertrödeln. Klappt aber nicht immer.

- Geheimgespräche

Praktisch die Steigerung von Gruppentrennung, wenn Spieler irgendwelche Sonderaktionen vor ihren Mitspielern verbergen wollen. Lasse ich nach Möglichkeit nicht mehr zu.

- Unklare Abenteuerziele oder fehlende Anknüpfungspunkte

Wenn es nichts zu tun gibt oder kein sichtbares Zeichen da ist, wo man weiterbohren könnte, wird viel Zeit für Stochern im Nichts verschwendet - hinzu kommt die Gefahr, dass ein Deus Ex sich ankündigt. Das ist nicht "herausfordernd", sondern langweilig.

- ausgearbeitete NSCs in Nebenrollen

Ok, aus Stimmungsgründen dürfen die mal kurz auftauchen, aber wenn das Spiel in Gang gekommen ist, halten ausgearbeitete Neben-NSCs nur auf und lenken von den Taten der Hauptprotagonisten (der SCs) ab.
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Offline Famulant

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #11 am: 22.03.2012 | 20:32 »
- Maulfaule SLs und Spieler, die unklare Ansagen machen, paraphrasieren und das Verhalten ihres Charakters wenig beschreiben.
- Analysis Paralysis bei der Charaktererschaffung.
- Abenteuer / Sandboxen, die den Spielern zu wenig zu tun geben, wenn der scheinbar einzig mögliche  Lösungsansatz nicht weiterführt.

Offline Haukrinn

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #12 am: 22.03.2012 | 20:38 »
Ein wichtiger Punkt aus meiner Sicht ist noch

- Übertriebene Planungswut. Da wird das Vorgehen der Gruppe in allen Varianten bis ins kleinste Detail durchgesprochen, obwohl alle am Tisch wissen dass es sowieso wieder ganz anders kommt.
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Offline Xemides

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #13 am: 22.03.2012 | 20:39 »
Meiner Erfahrung nach frisst ganz grundlegend das Ausspielen bzw. überhaupt irgendwie Ansprechen/Behandeln von unnützem Mist jede Menge Zeit.

Wobei die definition von unnützem Mist sehr variabel ist.

Für mich gehört einiges zum Rollenspiel, was für dich vielleicht unnützer Mist ist. Rollenspiel beschränkt sich für mich nicht nur auf das Abenteuer, sondern auch auf das Erleben und Eintauchen in der Welt. Das müssen keine Tavenengespräche sein oder das Einkaufen. Schon gar nicht wenns nicht maßgeblich ist. Aber wenn es in einer Stadt//Taverne Informationen gibt, die evtl. Plotrelevant sind, dann wird das schon mal ausgewalzt. Genauso wie ich das Ausspielen einer Kultur und deren Elemente für wichtig für mein SPiel halte und einen SC nicht nur als Werkzeug bestehend aus seinen Werten betrachte.


Zitat
Der Knackpunkt dabei ist der, dass die Gruppe mal verstanden haben muss, dass der SL sie nicht später mit irgendwas behelligt, das in so einer übersprungenen Phase hätte behandelt werden müssen.
Und der SL darf das natürlich auch nicht machen  ;)

Darum geht es mir dabei gar nicht. Zumindest nicht nur.
Evolution is just a theory? Well so is gravity but I don't see you jumping off of buildings.

Offline asri

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #14 am: 22.03.2012 | 21:25 »
Danke für die reichhaltigen Antworten! :) Interessant finde ich, wie breit das Spektrum ist. Einige der beschrieben Zeitfresser kann ich zwar nachvollziehen, aber sie sind bei uns gar kein Problem. Zum Teil liegt das am System, zum Teil an den Individuen und dem Gruppenverhalten.

Die Motivation, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten (bzw. die "Angst", es zu überspringen), dürfte zumindest in unserer Runde nicht auf schlechten Erfahrungen mit SL-Fieslingen beruhen - jedenfalls soweit ich die gesammelten Rollenspielerfahrungen von meinen Mitspielern und mir überblicke. Kann mich natürlich täuschen. Aber ich denke, dass das eher andere Gründe hat - vielleicht die Art, wie wir uns in die Spielwelt hineinversetzen. Vielleicht lässt sich das mit dem "Stance"-Begriff (hier: actor stance vs. director stance?) beschreiben, aber so geübt bin ich im Umgang mit dem ganzen Vokabular nicht. ;D Auf deutsch: Es wird eher auf der Handlungsebene der Charaktere gedacht, anstatt auf der Ebene der gemeinsam erzählten Geschichte: "Dann steigen wir jetzt ins Auto und fahren wieder heim" anstelle von "Wir möchten in das Haus des Professors einbrechen. Wie sehen das Haus und das Grundstück aus?"
Dabei bin ich ziemlich sicher, dass meine Mitspieler nicht jeden Kleinkram simulieren wollen.

Offline Uziel

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #15 am: 22.03.2012 | 21:34 »
Was auch gerne immer wieder passirt ist in kämpfen erst zuüberlegen, was, wie und warum der character macht. Inkl. errechnen was das nun für eine schwierigkeit wäre.

Dabei hätte man für sowas zeit während die anderen spieler oder die gegner drann sind.
Nehmt euch das Leben, es gehört euch!

Ach und wer Rechtschreibfehler findet darf diese gerne behalten ;)

Eulenspiegel

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #16 am: 22.03.2012 | 21:39 »
Was frisst Zeit am Spieltisch? (Abgesehen von Nahrungsaufnahme und Offtopic-Gesprächen.)
Optimalerweise das, was am meisten Spaß macht. ;)

Offline Arkam

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #17 am: 22.03.2012 | 22:26 »
Hallo zusammen,

bei uns gibt es folgende Zeitfresser.

Regeln
Wir bespielen nun Mal mit Pathfinder und Frostzone zwei Regel Schwergewichte. Zudem spielen wir ein Mal im Monat und die Leute sind beruflich und privat ziemlich eingebunden da muss immer wieder Mal etwas nachgeschaut oder abgeklärt werden.

In Charakter
Vom ewigen Kampf zwischen Rauchern und Nichtrauchern über unserem weiblichen Paladin der die Gegner gerne zum Ergeben bringen möchte bis zu unserem Schurken der im Nachhinein noch Gegner abmeuchelt und Schätze einsackt gibt es noch viele Nebenhandlungen die teilweise auch den Spielleiter in Beschlag nehmen.

Monster, Schufte und der Weltuntergang
Da will man nur Mal das neuste Kampfmanöver lernen oder in Ruhe Massen Lächeln lernen und schon kriechen die Monster aus allen Spalten, jeder dritte Bewohner will einen in ein finsteres Verlies schicken und alle chaotisch bösen Welteroberer haben sich ausgerechnet diesen Termin für ihre Missetaten ausgesucht. Da kann man einfach nicht konzentriert an seiner Karriere arbeiten sondern muss seine Waffe ergreifen, 2 Tonnen Ausrüstung für arktische, über tropische bis zu Wüsten Bedingungen ergreifen, Rüstungen anlegen die den Metallbedarf einer kleinen Armee decken würden und Magie für alle Fälle sammeln und die Welt retten, Gold abkassieren und dann wieder von vorne zu beginnen. - OK nennt sich Abenteuer

Gruß Jochen
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Offline 1of3

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #18 am: 22.03.2012 | 22:32 »
1. Als mangelnd erachtete Regelkenntnis: Wenn entweder die ganze Gruppe eine Regel nicht kennt, aber die offizielle nutzen möchte, d.h. nachblättert, oder einzelne Teilnehmer deutlich weniger Kenntnisse haben als andere.

2. Unklares Scene-Framing: Wie asri schon anmerkte. Resultiert meines Erachtens meistens aus unklarer Aufgabenverteilung. Ggf. traut sich ein Teilnehmer einfach nicht abzubrechen bzw. neu zu rahmen.

3. Entscheidungen mit schwammiger Ausgangslage, die insofern nirgendwo hin führen.

4. Spotlight Grabbing: Wenn also ein Teilnehmer Zeit beansprucht, um gewisse Subplots auszuspielen, und andere Teilnehmer diese Zeit lieber anderweitig verwenden würden. Das muss -das ist mir wichtig - nicht böswillig sein.

Wenn ich mir das so anschaue, haben diese Punkte mangelnde Kenntnisse und/oder eine fehlende gemeinsame Vision gemein.

Offline Darius der Duellant

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #19 am: 22.03.2012 | 22:35 »
1. Kreisdiskussionen die sich in ein Thema verbeissen und ums verrecken nicht weiterkommen.
2. Regelunkenntnis
3. Unorganisierte Spieler die erstmal minutenlang in ihren Unterlagen blättern müssen um das zu finden was sie suchen.
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Offline Abdul Alhazred

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #20 am: 23.03.2012 | 01:08 »
Off-Time-Gespräche sind bei uns ehrlich gesagt der einzige Zeitfresser. Lustiger Weise habe ich viele der anderen "Probleme" hier tatsächlich noch nie erlebt, auch nicht in Runden, in denen ich zu Gast war.
Liegt vielleicht daran, dass wir die wenige Zeit, die wir noch zum Spielen finden, nicht verschwenden wollen.
Überprüfen kann das eh kein Mensch, also mach einfach das Richtige (TM).

I will scream and explode in a fiery ball of annoyance.

P.s.: The auto-correct for "cthulhoid" is “catholic”

I know space travel is possible! I am, myself, from a far far future!
Sorry for the poor English! In my time we all speak arabic.

LöwenHerz

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #21 am: 23.03.2012 | 08:03 »
Für uns gilt:

Das falsche System
Spieler, die ihren Charakter auch nach diversen Spielrunden ums Verrecken noch nicht draufhaben, kosten zuviel Zeit. Immerhin gibts bei uns keine Regeldiskussionen.

Einzelaktionen
Wenn die Spieler sich trennen, jemand wieder Alleingänge unternehmen muss, Spotlight-Huren...

mangelnde Vorbereitung
Wenn der SL seine Unterlagen nicht beisammen hat oder einfach mies vorbereitet ist und keine Immersion stattfindet, dann tauchen die Offtopic Gespräche auf.

RL Ablenkung
Wenn die Freundin eines bestimmten Mitspielers nach Hause kommt, dann können wir das Spiel eigentlich knicken.

Das sollte es so grob gewesen sein...

killedcat

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #22 am: 23.03.2012 | 11:48 »
Der größte Zeitfresser? Einen Namen auszudenken. Mit Abstand der größte Zeitfresser.

Offline Naldantis

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #23 am: 24.03.2012 | 13:12 »
Ich würde sagen, bei uns passiert es häufiger, dass überlegt wird: was könnte jetzt in dieser Situation (in diesem Raum) noch drin stecken - anstatt sich zu fragen: was ist das nächste Spannende, was ich erleben möchte? Und wenn es nichts mit dieser Szene zu tun hat: dann weiter, nicht lange aufhalten.

Naja, ersteres ist eine valide InGame-Überlegung, die jeder Charakter anstrengen könnte (und sollte), letzteres Insofern interessiert mich sehr, was Ihr so an Zeitfressern habt/ kennt - und wie ihr damit umgeht.
Letzteres ist eine eindeutige OutGame-Überlegung, die kein Charakter sonden nur der Spieler vornehmen kann.

Zitat
Insofern interessiert mich sehr, was Ihr so an Zeitfressern habt/ kennt - und wie ihr damit umgeht.
Sicher sind prinzipielle Entscheidungen und Planungen der größte Zeitfresser, aber man kann sie eigneltich nicht umgehen, denn sie laufen in Echtzeit ab, und die Charaktere haben oft Stunden Zeit und denken nciht wirklich langsamer als ihre Spieler.
Das einzige Gegenmittel, welches man als SL und Spieler hat, sind Hintergrundinformationen ala "Euch ist schon klar, daß es nichts mit der schwanzen Hand zu tun haben kann, da diese Organisation zu rassistisch ist, um sich nichtmenschlicher Handlanger zu bedienen."

Der andere Punkt sind Offtopic-Gespräche; da kann man IMHO nixm achen, wenn die Leute lieber schwätzen als spielen wollen ist das halt so; man kann da nur sich selber raushalten um nicht neuen Gesprächsstoff liefern und gelegentlich mal einwerfen, ob man nicht mal anfangen oder zum Spiel zurückkehren möchte.
« Letzte Änderung: 24.03.2012 | 13:24 von Naldantis »

Offline Naldantis

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Re: Zeitfresser im Rollenspiel
« Antwort #24 am: 24.03.2012 | 13:36 »
- Gruppentrennung

Meiner Meinung nach ein völlig unnötiger Zeitfresser, besonders in Ermittlungsabenteuern. Als SL versuche ich, den Spielern immer wieder klar zu machen, dass ihre Charaktere dadurch keine Minute gewinnen, und die Spieler nur Zeit vertrödeln. Klappt aber nicht immer.

Huh?
Wenn 3 Tatorte zu überprüfen sind oder 3 Informationquellen abzufragen sind, und jede 1/2h Reise und 1h Aktion erfordert, dann schafft das eine Gruppe mit Aufteilen in 2h, bleiben sie zusammen aber erst in 6h.
Nehmen wir für das Ausspielen jeweils 2 Min für die Reise und 10 Minuten vor Ort, so kommen wir einzeln auf 36 Min und zusammen auf 38 Minuten (mehr unterschiedliche Wege).

Zitat
- Geheimgespräche

Praktisch die Steigerung von Gruppentrennung, wenn Spieler irgendwelche Sonderaktionen vor ihren Mitspielern verbergen wollen. Lasse ich nach Möglichkeit nicht mehr zu.

Unvermeidlich, wenn die Charaktere unterschiedlich Agendas haben., unterschiedliche Auftraggeber und für andere Chars bunakseptable Kontakte.
Kann man natürlich umgehen, wenn man "11 Freunde sollt ihr sein" als Prämisse nimmt; allerdings hält das meist nicht lange vor.

« Letzte Änderung: 24.03.2012 | 13:38 von Naldantis »