Autor Thema: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte  (Gelesen 9268 mal)

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Offline Lichtbringer

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In letzter Zeit wurde mir öfter bewusst, dass ich für mein Spielleiten häufig Quellen verwende, die nichts mit Rollenspiel zu tun haben. Damit meine ich jedoch nicht den trivialen Fall, den Handlungsbogen eines Romans zu übernehmen. Ich meine, ein allgemeines Prinzip eines Werkes für sein Spiel zu übernehmen.
Einfaches Beispiel: Die Handlung von "Träumen Androiden von elektrischen Schafen" zu klauen, gehört nicht dazu. Hingegen die Thematisierung davon, was künstlich und was echt ist und was eine Person ausmacht, im Rollenspiel umzusetzen, wäre das Übernehmen eines allgemeinen Prinzips.

Meine aktuelle Liste wäre:

Michael Ende, die Unendliche Geschichte
Zeigt Techniken auf, wie man die Fantasie so anregt, dass der Leser selbst weiterdenkt. ("Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.")

Friedrich Nietzsche, also sprach Zarathustra
Pompöse Schilderungen und das Konzept des Übermenschen, dem viele Spielercharaktere folgen, ohne es zu wissen. Auch super, um interessante Widersacher zu erschaffen.

Steven Pinker, The Better Angels of Our Nature, deutsch: Gewalt: eine neue Geschichte der Menschheit
Wichtig zur Darstellung von Gewalt im Rollenspiel.

Carl Sagan, Pale Blue Dot, deutsch: blauer Punkt im All
Nicht nur lehrreich, was das begeisternde Schildern alltäglicher Umstände angeht, sondern geradezu Pflichtlektüre für Science-Fiction-Leiter.

Barry Schwartz, The Paradox of Choice, deutsch: Anleitung zur Unzufriedenheit
Macht klar, worauf man bei Rollenspielneulingen achten muss.


Was hättet ihr für Einträge?

Offline Nørdmännchen

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EDIT: Mir fiel auf, dass ich hier sehr methodische Bücher aufgelistet habe... bin mir nicht sicher, ob das im Sinne des OPs ist? Meine Liste enthält keine Belletristik.
Wir hatten ja auch schon mal einen alten Thread.


Ich kopiere mal Auszüge aus einer Literaturliste für einen Artikel, an dem ich grade arbeite...

Keith Johnstone, Theaterspiele (Impro for Storytellers)
Alexander Verlag Berlin; ISBN 3-89581-001-0
Aus diesem Buch stammen fast alle Ideen (z.B. zu langweilig Sein, Status, Plattformen, Ja-Sagen, Blockaden vermeiden und Versprechen einlösen), die aus der Impro-Szene ins Rollenspiel übergeschwappt sind.

Viola Spolin, Improvisationstechniken: für Pädagogik, Therapie und Theater
Verlag Junfermann; ISBN 3-87387-209-9
Wenn Johnstone der Übervater des Improtheaters ist, dann ist Spolin die Urmutter. Sie ist seit den 1930ern aktiv, die Erstauflage des Buches stammt von 1963 und enthält neben esoterisch anmutendem Stil auch anwendbare Ideen und viele Einsichten.
Interessanter Weise verdeutlicht Spolin, dass Impro-Theater seine Wurzeln in der Schauspiel-Ausbildung hat.
„Destillierendes“ Lesen ist ebenso notwendig wie Durchhaltevermögen, da es (zumindest für meine postmoderne Aufmerksamkeitsspanne) langatmig werden kann. Dennoch ist und bleibt dieses Buch ein wichtiges Werk der Improvisation in Erzählung und Darstellung.

Robert Bahr, Spannender schreiben: Dramentechnik für Prosatexte
Zweitausendeins; ISBN 3-86150-284-4
Dieses Werk ist für mich von Interesse, da Bahr interdisziplinär versucht die Methoden zweier Erzählformen zu verbinden. Auch wenn dies häufig nur sinnbildlich geschieht, halte ich Themen wie z.B. den „Autor als Schauspieler“ für lesenswert, da auch Rollenspieler verschiedene Aspekte dieser Aufgaben übernehmen. Eine Annäherung an dramaturgische Überlegungen, die sich direkt Gedanken bezüglich der Übertragbarkeit macht.
Bahr ist teilweise zu überzeugt von sich, zu begeistert und durchaus streitbar in seiner Methode. Aber er ist auch oft konkret anwendbar, in Kürze erkenntnisreich und leicht zu lesen.

Linda Seger, Wie gute Autoren noch besser werden!
Emons; ISBN 3-89705-271-7
Manchmal etwas oberflächlich im Tonfall, aber auch voller praktischer Techniken um der eigenen Kreativität (bezüglich der Erzählkunst) auf die Sprünge zu helfen.

Carl Gustav Jung, Archetypen [Auswahl; Hrsg.: Lorenz Jung]
dtv; ISBN 3-423-35175-6
Allein schon die inflationäre Nutzung des Begriffes „Archetyp“ im RPG-Kontext, würde einen Blick auf den Mann rechtfertigen, der die ursprüngliche Idee prägte. Natürlich ist C.G. Jung Psychoanalytiker und nur mit einiger Transferleistung im Rollenspiel anwendbar. Aber wer die Konzepte der Archetypen (und auch viele Gedanken Campbells EDIT: siehe Spoiler) tiefer verstehen möchte wird hier fündig. Ganz nebenbei konnte Jung gut schreiben und die Lektüre ist durchaus spannend.

Und weil es bald schon echte Allgemeinplätze sind - in einen Spoiler:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

So, jetzt darf ob meiner Auswahl "Railroading" geschrien werden. Und außerdem ist Lesen ohne Praxis sowieso das pure Böse...
...siehe: :rtfm: => :ctlu:
« Letzte Änderung: 19.07.2012 | 17:25 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Offline Vanis

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Ganz banal: Tolkiens Herr der Ringe. Hat mir als SL gezeigt, wie ich eine reale, quasi-historische Atmosphäre erzeugen kann. Außerdem ist es hilfreich, um die ganzen Klischees anderer Rollenspiele zu verstehen. Manchmal ist es einfach besser, auf das Original zurückzugreifen, was oft genug Spieler völlig überrascht.
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Offline Jiba

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Nordmännchens Aufstellung finde ich schon sehr gelungen. :)

Dem hinzufügen würde ich noch: Lest Dramentexte!

Ruhig auch klassische, wie Goethes "Faust" oder Schillers "Wallenstein" I u. II, aber auch Büchners "Woyzeck" ist gut oder die Sachen von Ibsen oder Kleist... oder, klar, auch von Shakespeare. Warum? Weil Dramentexte schön demonstrieren, wie man mit Sprache Handlung generiert. Viel, was in Dramen an Plot passiert, funktioniert, ohne dass irgendjemand irgendetwas tut. Außerdem ist die Handlung in der Regel rein charaktergetrieben und kommt häufig ohne Initialzündung von außen aus. Ideal für die Leute, die diesen Stil mögen. Wer mal versucht, die Handlung eines Dramas in eine R-Map zu fassen, merkt, was für großartige Ausgangssituationen bei sowas rauskommen.

@ Vanis: Zumal ich behaupte, dass Tolkiens Mittelerde mit den Klischees, die man heute beim Fantasyrollenspiel hat, eher wenig zu tun haben.
« Letzte Änderung: 19.07.2012 | 12:08 von Jiba [n.a.] »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Tim Finnegan

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Etwas breit gehallten: Die Romane welche die jeweiligen Genres mitbegründet haben, etwa Neuromancer für Cyberpunk, Lovecraft für Cthulhu, Leiber für Swords & Sorcery, A Princess to mars für Swords & Planets ....
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Offline Naldantis

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Meinst du jetzt Belletristik?
Naja, da fällt der Sagan ja schon raus.

Clausewitz und Sun Tzu, etc. je nach Epoche, falls man militärische Aspekt im seiner Kampagne hat.

'Im Westen nichts Neues' und 'Mutter Courage und ihre Kinder', wenn man die Charaktere in einer Armee oder dem Troß integrieren und das Leben dort rüberbringen möchte.

Von jeder Kultur, die man regelmäßig verwendet, ein Roman (Familiengeschichte, Beziehungsdrama, Biographie eines/r Geschäftsmannes/-frau) um ein Gefühl für das Alltagleben zu entwickeln; einfach vorher googlen, das man nix erwischt, das schlechte Kritiken aufgrund abgedroschener Klischees bekommen hat.



Offline Vanis

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@ Vanis: Zumal ich behaupte, dass Tolkiens Mittelerde mit den Klischees, die man heute beim Fantasyrollenspiel hat, eher wenig zu tun haben.

Aber vieles basiert auf Mittelerdes Archetypen. Natürlich gibt es noch andere Anleihen.
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LöwenHerz

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Ich würde mal die Machwerke des David Gemmell empfehlen. Zum Einen sind es spannende und heroische (oft missverstandene) Geschichten, aber zum Anderen zieht sich über die Bücher immer wieder ein größeres Weltgeschehen durch. Eigentlich so, wie ich mir die ideale Fantasykampagne (auch mit mehreren, wechselnden Charakteren) vorstelle.

Offline Orakel

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Clausewitz und Sun Tzu, etc. [...]
und Maciavellis "Der Fürst", wenn es um das Grundlegende verhalten von politisch aktiven Personen geht, die irgendetwas hinbekommen wollen. ;)
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Offline Tim Finnegan

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und Maciavellis "Der Fürst", wenn es um das Grundlegende verhalten von politisch aktiven Personen geht, die irgendetwas hinbekommen wollen. ;)

Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster: Neben Sun Tzu und Macchiavelli sollte man sich eh mal das ein oder andere religiöse Werk sowie Klassiker aus der Weltgeschichte durchgelesen haben. Die Odyssee, Reise nach Westen, Tao-Te-King oder der Koran haben so gesehen noch niemanden geschadet.
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Offline Lichtbringer

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #10 am: 19.07.2012 | 14:27 »
Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster: Neben Sun Tzu und Macchiavelli sollte man sich eh mal das ein oder andere religiöse Werk sowie Klassiker aus der Weltgeschichte durchgelesen haben. Die Odyssee, Reise nach Westen, Tao-Te-King oder der Koran haben so gesehen noch niemanden geschadet.

In der Tat. Am besten die Bibel und irgendetwas asiatisches, da die Darstellung ansonsten oft rein abrahamitisch geprägt war.

Offline Bad Horse

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #11 am: 19.07.2012 | 19:12 »
"Sollte" halte ich hier für einen gewagten Begriff. Ich habe eigentlich fast keines dieser Bücher gelesen.

Ich finde es allerdings hilfreich, viel zu lesen. Durch Romane (oder Filme, oder Serien) lernen wir alle, wie Dramaturgie funktioniert - unsere Spieler ja auch. Je mehr wir gelesen (oder gesehen) haben, desto mehr Spielarten und Varianten der Grundschemata kennen wir, und desto flexibler können wir mit Dramaturgie umgehen.

Na, geht mir zumindest so.  :)

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Vash the stampede

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #12 am: 19.07.2012 | 19:45 »
... Na, geht mir zumindest so.  :)

Ich glaube, das kann man schon so unterschreiben. Zumindest entwickelt man ein Gefühl bzw. Gespür dafür. Vertiefen kann man es jedoch mit der entsprechenden Fachliteratur.
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Offline Wyrδ

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #13 am: 19.07.2012 | 19:59 »
Wenn hier schon von Clausewitz, Macchiavelli und Sun-Tsu genannt werden, dann möchte ich noch Miyamoto Musashi und Tsunetomo Yamamoto hinzufügen. Die Parallelen zwischen von Clausewitz, Sun Tsu und Musashi sind absolut bemerkenswert, auch wenn Zeit und Kulturkreis kaum unterschiedlicher sein können. Yamamoto ist zumindest für alle interessant, die sich mit Pflichtgefühl, Ehre und Dienst beschäftigen. Dazu muss man nicht einmal eine Kampagne mit japanischem Hintergrund spielen. Das kann genauso für einen Ritter/Paladin oder sonstwem gelten.

Spielt man eine Kampagne vor annähernd historischem Hintergrund, ist entsprechende Literatur eigentlich Pflicht. Das gleiche gilt, wenn man sich dem Ambiente eines gewissen Genres nähern will (z.B. Jules Verne-Romane als Vorbereitung einer Gaslight/Steampunk-Kampagne), aber das ist eigentlich müßig hier zu erwähnen.  ;) Aber auch innerhalb der klassischen Fantasy ist es hilfreich, die eine oder andere historisch bezogene Lektüre zu konsumieren, weil dort einfach das Basiswissen zu diversen klassischen Vorstellungen nachschlagbar ist.
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Offline Tim Finnegan

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #14 am: 19.07.2012 | 20:00 »
"Sollte" halte ich hier für einen gewagten Begriff. Ich habe eigentlich fast keines dieser Bücher gelesen.

Doch, "sollte". Weiter Oben wurde der campellsche Monomythos erwähnt, der sich eben genau darauf stützt dass die Art wie wir Geschichten sowohl erzählen als auch wahrnehmen schon Uralt ist und schon mal ziemlich vollständig bedient wurden, danach wirst du vieleicht ein Gefühl von....

Ich finde es allerdings hilfreich, viel zu lesen. Durch Romane (oder Filme, oder Serien) lernen wir alle, wie Dramaturgie funktioniert - unsere Spieler ja auch. Je mehr wir gelesen (oder gesehen) haben, desto mehr Spielarten und Varianten der Grundschemata kennen wir, und desto flexibler können wir mit Dramaturgie umgehen.
... Nihil novus sub sol erfahren und dir vielleicht vor Augen führen dass wir es mehr oder weniger immer mit den gleichen Variationen von Elementen und Figuren zu tun haben.
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Offline LordOrlando

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #15 am: 19.07.2012 | 20:14 »
Literarisch wertvolle und gut fundierte Einblicke ins Mittelalter gibt natürlich Eco in "Der Name der Rose" oder "Baudolino". Für Renaissance siehe auch "Die Insel des vorigen Tages".

Offline Wyrδ

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #16 am: 19.07.2012 | 21:04 »
Je weniger Erzählung sich in die "Materie" Mittelalter mischt, desto besser finde ich es persönlich. Joachim Bumkes "Höfische Kultur" in 2 Bänden kann ich empfehlen, gerade jenen SL, die in iherer Kampagne das Flair der alten Artus-Sagen heraufbeschwören möchten.
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Offline Bad Horse

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #17 am: 19.07.2012 | 21:34 »
Doch, "sollte". Weiter Oben wurde der campellsche Monomythos erwähnt, der sich eben genau darauf stützt dass die Art wie wir Geschichten sowohl erzählen als auch wahrnehmen schon Uralt ist und schon mal ziemlich vollständig bedient wurden, danach wirst du vieleicht ein Gefühl von....
... Nihil novus sub sol erfahren und dir vielleicht vor Augen führen dass wir es mehr oder weniger immer mit den gleichen Variationen von Elementen und Figuren zu tun haben.

Dafür "muss" ich aber keines der vorgeschlagenen Bücher studieren, sondern einfach nur genug Geschichten lesen. Dass es keine völlig neuen Geschichten gibt, ist ohnehin banal.
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Offline Oberkampf

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #18 am: 19.07.2012 | 22:22 »
Irgendwas über Ethik (und meinetwegen Spieltheorie), damit man mal so ein Gespür dafür bekommt, was eine wirklich tragische Entscheidung ist, und wo der Unterschied zwischen gesinnungs- und Verantwortungsethik liegt. Hilft bei jedem Rollenspiel, bei dem man mal keine eindeutigen Gut-Böse-Unterscheidungen vorgesetzt bekommt (und eigentlich auch bei den anderen).
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Offline Waldviech

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #19 am: 20.07.2012 | 00:51 »
Für die, die das Spätmittelalter auch mal von der etwas "unteren" und erdigen Seite betrachten will, wären IMHO Wittenwilers "Der Ring" sowie die Canterbury Tales ziemlich unverzichtbar. Darüber hinaus ist natürlich die gesamte Artusepik sehr empfehlenswert, wenn´s um Fantasy geht :)
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Offline Orakel

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #20 am: 22.07.2012 | 23:06 »
Irgendwas über Ethik ...
Ähm... mit dem Wort "irgendwas" macht man eigentlich Tür und Tor für ein einziges, gewaltiges Studium von einem riesigen Haufen unterschiedlicher Ethik-Debatten auf.
Aber wenn ich mich jetzt gerade nicht täusche müsste z.B. "Warum überhaupt moralisch sein?" von Kurt Bayertz ein Buch sein, dass sich mit dem Beschäftigt, was du meinst.
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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #21 am: 23.07.2012 | 14:18 »
Moin

Was auch für Rollenspieler interessante mittelalterliche Quellen angeht: Ich stelle mit regelmäßiger Unregelmäßigkeit welche in meinem Blog vor. Unter anderem:
Der Welsche Gast von Thomasin von Zerklaere
Dictatus Papae (u.a. über die Unfehlbarkeit des Papstes)
Buchmalereien und szenische Wandteppiche

Offline Tim Finnegan

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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #22 am: 23.07.2012 | 14:19 »
Ähm... mit dem Wort "irgendwas" macht man eigentlich Tür und Tor für ein einziges, gewaltiges Studium von einem riesigen Haufen unterschiedlicher Ethik-Debatten auf.
Aber wenn ich mich jetzt gerade nicht täusche müsste z.B. "Warum überhaupt moralisch sein?" von Kurt Bayertz ein Buch sein, dass sich mit dem Beschäftigt, was du meinst.

"Irgendwas" ist nicht schlimm. Ich meine, ich stelle einfach mal die Frage in den raum: Wer beschäftigt sich den mal aktiv mit Moral und Ethik, zwei nicht ganz zeitgemäßen Themen? Ich gehe fast Wetten ein dass atm mehr Leute "Feuchtgebiete" gelesen haben als irgendein Traktat über Ethik.
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Re: Nichtrollenspielbücher, die man als SL gelesen haben sollte
« Antwort #23 am: 23.07.2012 | 14:29 »
"Irgendwas" ist nicht schlimm. Ich meine, ich stelle einfach mal die Frage in den raum: Wer beschäftigt sich den mal aktiv mit Moral und Ethik, zwei nicht ganz zeitgemäßen Themen? Ich gehe fast Wetten ein dass atm mehr Leute "Feuchtgebiete" gelesen haben als irgendein Traktat über Ethik.
Jeder Schüler, der Religion abgewählt hat?  ~;D *pfeif*

Etwas weniger ironisch: Vor ein paar Jahren gab es einen gewalltigen Boom in Bereich der "Lebensratgeber"-Ecke, in der es um solche Begriffe wie Glück, das gute Leben u.ä. ging. Das Lustige dabei ist, dass dabei Leute wie Beispielsweise Wilhelm Schmid, deren großes Projekt die "Lebenskunst" ist - also die Individualethik - die führenden Köpfe der verkauften Titel waren. In gewisser Weise kommt dabei lustigerweise tatsächlich eine Art von Ethik in den Vordergrund und die Leute beschäftigen sich unreflektiert mit einer Spielart davon. ^^
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Offline Orakel

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Ach ja, da ich seid einiger Zeit immer wieder das Gefühl habe, dass der Begriff "Macht" überinflationär am Spieltisch missbraucht wird.

Es gibt von Michel Foucault einen Essay mit dem Titel "Subjekt und Macht", der in verschiedenen Sammelbänden der Foucault-Schnipsel veröffentlicht wurde. (Mir bekannt sind "Die Ästhetik der Existenz" und "Analytik der Macht", aber kann auch in anderen, mir noch nicht bekannten Ausgaben ebenfalls vorkommen.) Man kommt doch ganz schön ins Grübeln nach der Lektüre, ob man den Begriff nicht eventuell doch lieber aus dem eigenen Vokabular erstmal streichen sollte. Von daher würde ich diesen speziellen Essay aus weniger sofort offensichtlichen Gründen auch wärmstens empfelen.
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