Autor Thema: Warum ich kein Player Empowerment mag  (Gelesen 22124 mal)

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Offline Gummibär

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Re: Warum ich kein Player Empowerment mag
« Antwort #125 am: 28.10.2012 | 20:06 »
Sagen wir es so: Ich muss nicht darüber nachdenken, ob ich in eine Bank gehe, den Kassierer erschieße und das Geld nehme. Es ist einfach etwas, was ich nicht als akzeptabel empfinde. Daher ist "akzeptieren" für mich nicht einfach "zur Kenntnis nehmen" (i.e. "Ich akzeptiere dass Bankraub hier offensichtlich nicht so gut ankommt, aber ich denke nicht darüber nach, was für Konsequenzen das für mein Verhalten haben sollte. Und jetzt Hände hoch!"), sondern auch eine gewisse, moralische, Handlungsvorgabe.

Jedenfalls muss ich, wenn ich das Befinden der Spieler berücksichtigen will, OOC gehen (das als „Nachdenken“ zu bezeichnen, war vielleicht nicht so gut formuliert). OOC sein möchte ich aber vermeiden. IC sein ist für mich ein Spielziel.

Es gibt durchaus (nicht-PvP) Runden, in denen mein Charakter (oder der Charakter eines Mitspielers) die SC der anderen Mitspieler wie den letzten Dreck behandelt hat, ohne dass dies den Spielspaß der Mitspieler beeinträchtigt hätte.

Manche Spieler ziehen ihren Spielspaß halt aus anderen Kriterien, als "hatte mein Charakter Erfolg".

Es war nur ein Beispiel.
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Offline Oberkampf

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Re: Warum ich kein Player Empowerment mag
« Antwort #126 am: 28.10.2012 | 20:38 »
Es geht mir nur darum, dass das genannte Beispiel mit der magischen Bibliothek, so wie es da steht, eben noch kein PE ist. Genau so verfahre ich doch auch, wenn Spieler keine Fakten setzen dürfen (über ihren SC hinaus).

Ich bin mir nicht sicher, ob das alle Spielleiter so locker sehen wie Du und sowas nicht als PE bezeichnen. In Spielen, wo ich ausdrücklich PE ablehne (ja, die leite ich auch), würde ich selbst als Spielleiter erstmal vorsichtig sein und nachfragen/prüfen, ob die plötzliche Einführung einer Institution meine Spielwelt stört oder ob ein plötzlicher Quell an magischem Wissen meine vorbereiteten Herausforderungen komplett unbrauchbar macht. Letzteres ist für Dich als Taktiker vielleicht sogar ein erstrebenswertes Ergebnis, aber für mich als Spielleiter (und damit auch Mitspieler), wäre es ein massives Ärgernis (und wenn ich kurz auf Spielersicht gehe, für mich als Spieler normalerweise auch). Insofern würde ich in bestimmten Runden PE - oder vielleicht besser gesagt Spielereingriffe in die Spielwelt - bereits auf diesem Level nicht zulassen wollen (beispielsweise bei WH3, wenn es nicht würfelgesichert ist).



Und jetzt etwas ernster: Es entspricht meinen Wünschen, dass der SL eine Welt und ein Abenteuer anbietet. Darauf möchte ich dann reagieren können, indem ich ausführlich Pläne schmiede und diese dann umsetze. (Jaja, das mit dem Feindkontakt ignorieren wir mal gerade. :D ) Wenn man von SL- und Spielerseite darüber einig ist, dann heißt es, dass sich beide Seiten ausgiebig einbringen. Anfangs mehr der SL (Präsentation der Herausforderung), dann erstmal mehr die Spieler (Pläne schmieden) und schließlich beide gleichermaßen (Durchführung der Pläne).

Klar, für einen herausforderungsorientiert-taktischen Spielstil ist PE verständlicherweise so angenehm wie Krätze. Aber für Spieler mit dieser Vorliebe ist der Mechanismus des Eingriffs in die Spielwelt gar nicht gedacht, und das Problem, das mMn PE - verstanden als Empowerment wie 1of3 es hier darlegt - angehen will (also mMn die Erzählerübermacht), wird für solche Spieler anders gelöst, nämlich durch strikte Anbindung der SL-Entscheidungen an Regeln, Spielwelt und Abenteuervorgaben.

Eine andere Sache ist das Mitdenken auf der Metaebene. In dem Bereich bin ich (wie ich ja auch im MA-Thread ausgiebig dargelegt habe), generell der Meinung, dass man sowas betreiben sollte, wenn man sich nicht 100%ig sicher ist, dass alle Mitspieler die gleichen Spielinteressen haben. Natürlich kann man auch versuchen, zu vermeiden, dass man mit Leuten spielt, die andere Interessen haben - aber oft kann man sich Gruppen nicht backen, sondern muss einen Kompromiss finden. Bei der Suche danach ist ein Denken außerhalb des Charakters, von einem Standpunkt als Spieler aus, meiner Meinung nach unumgänglich.
« Letzte Änderung: 28.10.2012 | 20:40 von SLF »
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Offline Gummibär

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Re: Warum ich kein Player Empowerment mag
« Antwort #127 am: 30.10.2012 | 15:27 »
Ich bin mir nicht sicher, ob das alle Spielleiter so locker sehen wie Du und sowas nicht als PE bezeichnen. In Spielen, wo ich ausdrücklich PE ablehne (ja, die leite ich auch), würde ich selbst als Spielleiter erstmal vorsichtig sein und nachfragen/prüfen, ob die plötzliche Einführung einer Institution meine Spielwelt stört oder ob ein plötzlicher Quell an magischem Wissen meine vorbereiteten Herausforderungen komplett unbrauchbar macht. Letzteres ist für Dich als Taktiker vielleicht sogar ein erstrebenswertes Ergebnis, aber für mich als Spielleiter (und damit auch Mitspieler), wäre es ein massives Ärgernis (und wenn ich kurz auf Spielersicht gehe, für mich als Spieler normalerweise auch). Insofern würde ich in bestimmten Runden PE - oder vielleicht besser gesagt Spielereingriffe in die Spielwelt - bereits auf diesem Level nicht zulassen wollen (beispielsweise bei WH3, wenn es nicht würfelgesichert ist).

Allerdings findet in dem Beispiel gar kein Spielereingriff statt, darum gehts. Die Situation kann man in einem Spiel ohne PE genauso formulieren.

Der Spieler sagt „ich gehe zur magischen Bibliothek“. Und der Spielleiter sagt dann halt „du bist da“, „mach mal eine Probe“ oder „es gibt hier kein“. Alles ohne PE.

Eine andere Sache ist das Mitdenken auf der Metaebene. In dem Bereich bin ich (wie ich ja auch im MA-Thread ausgiebig dargelegt habe), generell der Meinung, dass man sowas betreiben sollte, wenn man sich nicht 100%ig sicher ist, dass alle Mitspieler die gleichen Spielinteressen haben. Natürlich kann man auch versuchen, zu vermeiden, dass man mit Leuten spielt, die andere Interessen haben - aber oft kann man sich Gruppen nicht backen, sondern muss einen Kompromiss finden. Bei der Suche danach ist ein Denken außerhalb des Charakters, von einem Standpunkt als Spieler aus, meiner Meinung nach unumgänglich.

Welches Problem kann der IC-taktische Stil denn für andere Spieler darstellen? Und wie lässt er sich mit anderen Stilen vereinbaren? Ständig OOC gehen ist definitiv keine Lösung, da man dann ja gar nicht mehr in diesem Stil spielt.
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Re: Warum ich kein Player Empowerment mag
« Antwort #128 am: 30.10.2012 | 18:17 »
Ich habe die Diskussion über den Taktiker als Spielertyp mal hierhin ausgelagert.
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Offline Gummibär

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Re: Warum ich kein Player Empowerment mag
« Antwort #129 am: 20.11.2012 | 04:46 »
Meine Definition von PE steht übrigens auch im Thread "Begriffsdefinitionen" (warum ist der eigentlich nicht gepinnt?):

Player Empowerment (PE) herrscht, wenn die Spieler spielbezogene Entscheidungen aus Bereichen, die im "normalen" Rollenspiel ausschließlich dem Spielleiter zustehen, gegen den Willen des Spielleiters durchsetzen können.

Zum Bereich, der normalerweise ausschließlich dem SL untersteht gehören unter anderem: Erschaffung und Kontrolle der Spielwelt (außerhalb der SC), Kontrolle der NSC, Oberste Schiedsinstanz und Regelinterpret, Scene Framing, Gegner der Spieler, u.a.

Player Empowerment stellt dabei eine Dimension dar, die von kein PE (klassischer Spielleiter, Spieler sind in keinem Bereich zu Entscheidungen ermächtigt) bis zu völligem PE (kein SL mehr) reicht.
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