(So, wie versprochen jetzt der zweite Teil des sechsten Spielabends unter dem Leitmotiv
Places & Faces.)
Während der Finstere Gebieter über Seelen und Knochen seinen Weg aus dem Labyrinth ins lebendige Kusuinaka der Oberwelt fand, ging der Zirkel in der Unterwelt den Spuren seines Verschwindens nach. Kontakt aufbauen konnten die Abgründigen aber erst, als ihr verlorener Zirkelkamerad aus dem Gröbsten (also den unteren Stockwerken des Labyrinths) heraus war. Doch führt die magische Verbindung mit ihm sie schnurstracks in den alten Palast des toten Kusuinaka, der, wie wir ja bereits wissen, den toten Gemahlinnen des Tyrannen Hungriger Wind, dem „Konzil der Königinnen“, als Residenz dient. Der Zirkel weiß ebenfalls, dass der Palast ein Schattenland ist und kann dank des Rituals auch ausmachen, dass ihr verschwundener Zirkelkamerad hindurchgegangen ist. Also heißt es: Den Palast aufsuchen und ab in die Oberwelt.
Die wenigen Regenwolken über dem lebendigen Kusuinaka sind bereits den wärmenden Strahlen der Mittagssonne gewichen, als die Todesritter aus den nunmehr unbewohnten, verwüsteten Gemächern des gestürzten Despoten auf die Zinnen des Palastes treten. Sie können sich einiger Gefühle nur allzu menschlicher Nostalgie nicht erwehren, die jedoch sogleich wieder von der kalten Essenz ihres Unlebens verschluckt werden. Allein der Blutrote Sturm der Geraubten Gesichter kann die Erinnerungen an sein altes Leben nicht so recht von sich weisen, zwingen sie sich ihm visuell doch geradezu auf: Zwischen den Dächern der Stadt macht der Zirkel eine haushohe, massive Drachenstatue aus, die gerade an Seilwinden aufgerichtet wird, um Kusuinaka als Mahnmal der Unbefleckten Drachen zu überragen. Als
„Konvertierter Priester aus der Provinz“, der zudem noch
„Rache für seine geliebte Schwester“ will, greift der Blutrote Sturm sofort zu seinem Wurfstern, schleudert ihn gen Statue und kassiert dafür natürlich einen FATE-Punkt. Präzise durchtrennen die wirbelnden Klingen die Seile; die Geister der gefangenen, ungeborenen Kinder kichern, als die Waffe in die Hand des Blutroten Sturms zurückkehrt. Von Häuser und Menschen unter sich begräbt.
Der Blutrote Sturm ist zufrieden mit sich, die Schälende Klinge Unschuldigen Blutes kämpft ob dieser leichtsinnigen Machtzurschaustellung mit einem Wutausbruch und der Schattenkettende Spiegel... tja, der hat sich während dieser übereilten Aktion schnell und heimlich (und mit einem FATE-Punkt bestochen) von den anderen abgesetzt (ist er ja schließlich ein
„Einzelgänger“).
Weiter unten in der Stadt erfährt der Finstere Gebieter über Seelen und Knochen das wahre Ausmaß der Katastrophe. Er ist nur wenige Straßen entfernt, als die Drachenstatue zu Boden geht und viele Menschen mit in den Tod reißt. Weinen, Klagen, Hilferufe – ich reize „Gott in Weiß“ und stifte so den Finsteren Gebieter an, den armen Seelen in Not dort sogleich zu Hilfe zu eilen. Er mischt sich unters Volk und erreicht auch bald den großen Platz, unweit eines neu eingerichteten Tempels des Unbefleckten Ordens. Arbeiter, Mönche und einfaches Volk rennen zunächst wild durcheinander und versuchen den Verwundeten zu helfen und die unter den Trümmern eingeklemmten zu befreien – alles koordiniert von einer jungen, glatzköpfigen Frau in einer weiß-blauen Kutte, die wie ein kontrollierter Pol inmitten des Sturmes steht. Sie kämpft sichtlich mit Wut und Trauer und immer wieder nimmt ihre weiße Haut einen bläulichen Schimmer an und kleine Windböen und Wolken umspielen sie: Eine Drachenblütige!
Egal, der Finstere Gebieter muss einfach helfen und beginnt sogleich damit. Aus den Trümmern gezogene Verletzte stabilisiert er mit gekonnten Handgriffen und kommt schließlich zu einem Jungen, der unter den Resten der Statue eingeklemmt ist. Er versucht ihn unter der Statue hervorzuziehen, vergebens. Die Drachenblütige wird jedoch der gezielten Hilfeleistungen des Arztes gewahr und hilft ihrerseits. Gemeinsam ziehen der Finstere Gebieter und die Drachenblütige den Jungen aus dem Schutt. Während der Finstere Gebieter die Wunden des Jungen versorgt, nimmt sich die glatzköpfige Frau die paar Augenblicke, um unserem Arzt zu danken und sich vorzustellen. Sie ist
Ragara Tomoko, Missionarin des Unbefleckten Ordens und Leiterin des Tempels, Kind des Luftdrachen. Der Finstere Gebieter will seinen Namen verschweigen, doch der Junge weiß genau, mit wem er es hier zu tun hat:
„Das ...ist Meister Akira. Er war... der Leibarzt des Tyrannen, aber er hat ein gutes Herz. Ich war noch klein, aber er hat meinen Vater vom schwarzen Fieber geheilt. Habt... habt vielen Dank, Meister Akira...“Mit einem Mal verbreitet sich der Name
Akira wie ein Lauffeuer über den Platz. Verletzte, die der Finstere Gebieter gerade behandelte, richten sich auf und bezeugen ihm seine Dankbarkeit. Einige bringen ihre Freude zum Ausdruck, dass der Totgeglaubte zurückgekehrt sei, um die Wunden dieser Stadt zu heilen. Und das ist zuviel für unseren Abgründigen...
Die Erinnerung an das, was er einst gewesen ist, strömt wie eine Flut gegen die Essenz der Vergessenheit, die der Kern der neuen Natur geworden ist des Finsteren Gebieters über Seelen und Knochen geworden ist. Jede Erwähnung seines Namens dringt wie ein Nadelstich in die Seele des Abgründigen und die dunkle Macht tost und rebelliert in seinem Innern. Will nach außen dringen. Will ihnen allen zeigen, wem sie da wirklich zujubeln. Der Finstere Gebieter spürt wie seine pochend Stirn aufbricht wie sprödes Porzellan. Schatten steigen auf in seinem Inneren, kurz davor, aus ihm herauszuströmen. Als der erste Blutstropfen aus seinem Kastenmal zu Boden fällt, presst der Finstere Gebieter schnell die Hände vor die Stirn und flieht den Platz, die Worte des Dankes der verdutzten Drachenblütigen Ragara Tomoko noch in den Ohren. Wie eine Schatten des Sonnenlicht flieht hetzt der Erhabene des Abgrunds durch Straßen und Gassen und kommt erst in einem dunklen Winkel wieder zu Atem: Beinahe...
In einem anderen Teil der Stadt flaniert der Urheber des Leids, der Blutrote Sturm der geraubten Gesichter gemütlich offen durch die Straßen, grob in Richtung der gestürzten Drachenstatue. Die Schälende Klinge unschuldigen Blutes hat sich inzwischen von ihm abgesetzt und sucht den Schattenkettenden Spiegel der Vergiftung, was den Erhabenen der Mitternachtskaste aber nicht weiter kümmert. Die Menschen, die an ihm vorbeigehen erschrecken ob seines kopflosen Äußeren und auch als ihm einige Wachen entgegentreten, die seinen riesigen Wurfstern aufgrund des Falls der Statue für verdächtig halten, weiß er sie mit einigen drohenden Worten beiseite treten zu lassen. Es dauert nicht lange und Gerüchte eines „dunklen Gottes“ verbreiten sich im lebendigen Kusuinaka und auch der Sergeant der Wache zieht, noch immer eingeschüchtert von diesem finsteren Wesen, Truppen zusammen und gibt die Informationen an Ragara Tomoko weiter.
Die Schälende Klinge findet den Schattenkettenden Spiegel an den Ufern des Sees. Er steht dort einsam, versunken in Gedanken, den Blick melancholisch auf das Wasser gerichtet. Es war eine kurze, flüchtige Begegnung, die ihn in diese Stimmung versetzte, bevor die Schälende Klinge dazukam. Eine Begegnung, deren Sinn er noch immer nicht entschlüsseln kann...
Die Strahlen der Sonne werfen kleine, funkelnde Sterne auf die ruhenden Wasser des Lerne-Sees. Der Schattenkettende Spiegel der Vergiftung geht entlang der Uferpromenade. Allein, wie er es gewohnt ist. Plötzlich fallen die Sterne in einen wirbelnden Reihen, von den mächtigen Flügelschläge eines großen, weißen Schwans getrieben. Der Schwan schwingt sich elegant in die Höhe. Sein Gefieder glänzt silbrig im Gegenlicht, als er nur wenige Meter über dem Kopf des Finsteren Gebieters davongleitet und zwischen den Häusern verschwindet. Von ihm bleibt nur eine einzelne Feder, die zu Boden fällt. Sanft fängt der Schattenkettende Spiegel die Feder in seiner der Hand. Sie ist schneeweiß und leicht, aber doch scheint sie robust und kehrt, wenn er den Druck seiner Hände lockert, wieder in ihre Ursprungsform zurück. Und sie ruft im Schattenkettenden Spiegel Gefühle hervor: Vage, ziellose Sehnsucht nach einem Damals, von dem er gar nicht weiß, dass es jemals war.
So findet die Schälende Klinge ihn vor und die beiden lenken ihre Schritte in Richtung der umgestürzten Drachenstatue. Auf dem Weg treffen sie auch den Blutroten Sturm, der in der Stadt schon einige Bekanntheit erlangt zu haben scheint. Die drei finden den Platz um die Drachenstatue verwüstet vor, doch inzwischen sind die Verwundeten versorgt und die Mönche haben mit dem Wegräumen der Trümmer begonnen. Tomoko befindet sich im hitzigen Gespräch mit einem Wachmann, der sobald sie die Szenerie betreten, zitternd auf den Blutroten Sturm deutet. Entschlossen treten die Abgründigen auf die Drachenblütige zu, als urplötzlich Messer in ihre Richtung fliegen und verhüllte Gestalten von den Häuserdächern springen. Auf ihrer Brust prangt ein rotes Messer, das Symbol der
Messer in der Nacht, Hungriger Winds ehemaliger Geheimpolizei. Während die Mönche sich gegen die Angreifer verteidigen, die nichts Geringeres zu wollen scheinen als den Tod aller auf dem Platz, greifen auch die Schälende Klinge und der Blutrote Sturm zur Waffe und fällen die Vermummten wie Fliegen – der Schattenkettende Spiegel nimmt eines der Häuserdächer in Beschlag und beobachtet das Geschehen lieber. Im Kampf verliert der Anführer der Angreifer jedoch seine Maskierung: Die Schälende Klinge und der Schattenkettende Spiegel staunen nicht schlecht, als das Gesicht eines vertrauten, jungen Mannes darunter zum Vorschein kommt: Takeyori, ein ehemaliges Mitglied der Königsgarde und danach der
Messer in der Nacht. Er ist sichtlich gealtert – die Abgründigen kannten ihn zuletzt als talentierten Jugendlichen, den sie selbst ausgebildet haben. Die Schälende Klinge sucht das Gespräch mit ihm und kann ihn überzeugen, den Angriff abzubrechen, wenn er nicht den Zorn ihrer Klinge spüren will. Takeyori ist auch erstaunt seine frühere Lehrerin wiederzusehen, hieß es doch allerorten, sie sei tot. Mit einem Blick auf seine Kameraden erkennt er den Kampf aber als verloren an und zieht sich mit den seinen so blitzartig wieder zurück, wie er gekommen ist.
Nach dem Chaos findet die Schälende Klinge einen Moment, sich Tomoko vorzustellen. Die Drachenblütige weiß nicht so recht, was sie davon halten soll, erkennt aber die Waffe der Schälenden Klinge als
Daiklave1 und hat aus den Berichten der Wachleute schon einiges über diese „Dunklen Götter“ erfahren, die seit heute in der Stadt sind. Was auch immer da in der Stadt ist, es ist auf keinen Fall mit der Unbefleckten Philosophie vereinbar. Sogleich fordert sie die Schälende Klinge zum Duell heraus: Punkt Mitternacht am Tempel. Sie will ihre Gegner erst einmal näher unter die Lupe nehmen, bevor sie Nachricht an die
Wylde Jagd2 schickt. Aber zunächst trennen sich die Wege der Drachenblütigen und der Erhabenen des Abgrunds wieder. Der Schattenkettende Spiegel hat inzwischen sein Ohr in den Wind gehalten und erfahren, dass der Finstere Gebieter über Seelen und Knochen für das Leben vieler Verletzter verantwortlich ist und kann auch dessen Spur aufnehmen.
Der Finstere Gebieter hat seine Schritte inzwischen wieder in Richtung des Palastes von Hungriger Wind gelenkt. Über seinen Kopf zieht ein Schwan und verschwindet hinter ein paar Häuserdächern. Als der Finstere Gebieter in die Gasse dieser Häuser einbiegt, stößt er beinahe mit einer jungen Frau in bäuerlicher Kleidung zusammen. Sie hat weißblondes Haar und ein silbernes Glitzern in den Augen. Plötzlich erkennt er sie: Diese Frau hat große Ähnlichkeit mit Bethari, der ersten Frau von Hungriger Wind, von der nur er und der Schattenkettende Spiegel wissen, dass sie noch am Leben sein müsste. Prompt spricht er die Frau darauf an, doch die meint nur harsch er müsse sie verwechseln und geht wieder ihres Weges, bevor sie in einer Taverne nahe der zerstörten Wachstuben verschwindet.
Über die Begegnung grübelnd erreicht der Finstere Gebieter wieder den Platz vor dem Palast, nur um dort eines merkwürdigen Schauspiels gewahr zu werden: Große Wagen voller Salzsäcke stehen auf dem Marktplatz. Ein Unbefleckter Mönch und ein kaufmännisch aussehender Herr stehen an einem solchen und unterhalten sich miteinander. Der Finstere Gebieter erkennt den Kaufmann als zum
Handelshaus Anatasu gehörig. Auf dem Platz sind auch weitere Mönche anwesend, die aus Tragebeuteln Salz auf die Mauern des Palastes streuen und unter Gebeten immer engere Kreise um die Ruinen ziehen. Der Finstere Gebieter ist okkult bewandert und erkennt es als das, was es ist: Ein Ritual, um das Schattenland zu schwächen und am Ende zu schließen – damit wäre Kusuinaka von der Unterwelt abgeschnitten. Der Zirkel muss darüber informiert werden!
Endlich findet der Zirkel wieder zusammen und man tauscht die Erlebnisse aus. Das Anatasu-Handelshaus ist den meisten ein Begriff. Die Schälende Klinge und der Schattenkettende Spiegel beschließen, Niran Anatasu, dem Kopf des Handelshauses, einen Besuch abzustatten und ihn zu überzeugen, nicht länger mit den Drachenblütigen zusammenzuarbeiten. Der Blutrote Sturm hat derweil andere Pläne: Nachdem der Finstere Gebieter von dessen Begegnung mit der mysteriösen, ersten Gemahlin von Hungriger Wind erfährt, will er sie sofort aufsuchen – schließlich ist sie seine todgeglaubte Schwester. Der Finstere Gebieter beschließt den Blutroten Sturm ein wenig zu begleiten, dann aber einen alchemistischen Krämer aufzusuchen und Utensilien für ein Ritual zu kaufen, das das Schattenland stärken soll. So gehen alle ihrer Wege, um sich dann später wieder an Ort und Stelle zu treffen.
Den Blutroten Sturm der geraubten Gesichter und den Finsteren Gebieter über Seelen und Knochen zieht es in jenen Teil von Kusuinaka, der bei den Aufständen besonders in Mitleidenschaft gezogen worden war. Einst war er der Militärdisktrikt der Stadt, wo die Messer in der Nacht und die Königsgarde Residenz hielten, doch nun ist er wenig mehr als eine heruntergekommene Ansammlung zerstörter Gebäude. Der Finstere Gebieter bringt den Blutroten Sturm zu der Taverne, in der er Bethari hat verschwinden sehen, und geht dann seines eigenen Weges. Von dort an fragt der Blutrote Sturm (durchaus mithilfe seines bedrohlichen Äußeren) sich durch und landet schließlich einige Häuser weiter, im Keller eines gehobenen Gasthauses, am Rande der besseren Viertel. Ein grob behauener Lagerraum, in der Mitte ein Stuhl und ein Tisch, zwei massive Türen an jeder Seite – ein bescheidener Ort, an dem der Blutrote Sturm der geraubten Gesichter nach Jahren, die er dachte seine Schwester sei tot, endlich wieder auf sie trifft. Sie hat sich verändert, trägt ihre Haare anders, ihre Kleidung. Auch ihre Züge sind nicht dieselben geblieben und ihre Haut ist überzogen von filigranen, blausilbernen Tätowierungen. Wie ein Wasserfall redet der Blutrote Sturm der geraubten Gesichter auf seine Schwester ein, will ihr alles offenbaren, will sie zurück in sein Leben holen!
Dann das Dilema. Ich reize „Kopflos, nicht geistlos“. Der Spieler akzeptiert. Das einzige, was Bethari, die Friedensfeder, Mondenkind der Wandelmond-Kaste
3, im Blutroten Sturm erkennt, ist jener dunkle Gott, von dem die halbe Stadt spricht. Die schwarze Leere, die ihr unter dieser Kapuze entgegenstiert: Das ist nicht ihr Bruder, der fromme, besonnene, ja, erleuchtete Mann, den sie einst kannte. Nur ein Todesalb, der sich ihr Vertrauen erschleichen will. Ihre Worte sind deutlich: Diese Stadt steht unter ihrem Schutz und sie wird nicht erlauben, dass irgendjemand Krieg und Leid in sie zurückträgt. Damit verlässt sie den Blutroten Sturm. Schwer getroffen über die Reaktion seiner Schwester verlässt Blutroter Sturm die Szene; allein eine seiner Masken lässt er für Bethari zurück: die lachende Maske.
Die Schälende Klinge Unschuldigen Blutes und der Schattenkettende Spiegel der Vergiftung nehmen derweil das Anwesen des Gewürz- und Drogenhändlers Niran Anatasu in Augenschein. Der Schattenkettende Spiegel erschafft einen Vorteil und verschafft sich so „einen Überblick über das Gebiet“ und entdeckt außerdem eine alte Bekannte: Durch die Vordertür betritt gerade die Drachenblütige Nonne Ragara Tomoko das Anwesen – allem Anschein nach wird sie bereits erwartet. Einen Heimlichkeitswurf später, sind die Klinge und der Spiegel auf einem Balkon – die Schälende Klinge wäre beinahe entdeckt worden, konnte sich durch ihren „Überblick über das Gebiet“ noch schnell unten einen Dachvorsprung retten. Der Balkon führt über eine offene Schiebetür nach innen, sodass beide einen guten Blick in den Raum dahinter haben: Das Zimmer der Tochter Niran Anatasus, Malee. Das gerade 20-jährige Mädchen liegt in ihrem Bett, allem Anschein nach nicht ganz bei sich – die Schälende Klinge erkennt sie: Malee war die letzte Gemahlin Hungriger Winds, vor dessen Fall. Niran steht neben seiner Tochter und spricht mit Ragara Tomoko, welche Malee die Hand hält und Niran versichert, dass sie sich darum kümmern werde. Urplötzlich schnellt Malee hoch, den Kopf merkwürdig verbreht, am ganzen Körper bebend. Ihre Augen sind trüb und ihre Lippen formen ungelenke Worte, die direkt aus dem Totenreich zu kommen scheinen:
„Höret die Worte der Toten! Wir sind die Königinnen! Wir herrschen über diesen Ort! Unser ist dieses Recht! Niemals werden wir weichen, ehe wir nicht eingefordert haben, was unser ist!“
Tomoko legt sofort die Hand auf Malee, in der anderen Gebetsperlen des Unbefleckten Ordens; ein leichter Windzug weht von ihr in Richtung Tür, sodass die Vorhänge zurückschlagen und beinahe die beiden Abgründigen offenbaren. Malee kommt schließlich zur Ruhe, fällt wieder in Schlaf. Ragara Tomoko verspricht Niran, dass alles besser werde, wenn sie erst das Schattenland mit seinem Salz geschlossen habe. Als beide das Zimmer verlassen haben, will der Schattenkettende Spiegel schon ins Zimmer huschen, doch die Schälende Klinge hält ihn zurück. Sie hat einen Plan.
Am anderen Ende von Kusuinaka, im zerstörten Gardedistrikt der Stadt, im Licht einer schummrigen Laterne verlässt der Finstere Gebieter über Seelen und Knochen gerade einen zwielichtigen Krämerladen, in dem er einige alchemistische Utensilien erworben hat. Allein tritt er den Weg zurück zum Palast an, doch ein kurzer Moment der Unachtsamkeit seinen Verfolgern aus, um ihm einen Sack über den Kopf zu ziehen.
Puh, ihr merkt schon, an diesem Spielabend waren es viele Stelldicheins mit neuen Leuten; dafür kennen die Charaktere jetzt auch wirklich alle Fratzen, bis auf 5 weitere NSCs, die aber ohnehin erst später wichtig werden. Sehr schön fand ich die Konfrontation der Geschwister: Unser Mitternachts-Erhabener hat damit einen Aspekt aufgelöst und im folgenden Meilenstein sogleich durch einen anderen ersetzt, der sein neues Ziel beschreibt: Seine Schwester dazu bringen, dass sie ihn erkennt und ihn akzeptiert. Ich bin gespannt, was daraus noch wird...
Kommentare und auch Kritik natürlich jederzeit willkommen!
1 Daiklaven sind magische Artefaktschwerter aus einer der fünf magischen Substanzen. Sie sind in der Regel verziert und superauffällig.
2 Organisation des Kaiserreiches, die Anathema jagt, also eigentlich sämtliche Erhabene, die keine Drachenblütigen sind.
3 Bethari ist eine Lunare, eine Erhabene des Mondes. Erhabene des Mondes sind Gestaltwandler. Die Wandelmond-Kaste ist die der Trickser, Spione, Gesellschaftstiere (pun intended)...