Wir haben hier natürlich ein recht schwieriges Problem. Einerseits versuchen wir Immersion zu definieren. In einer Definition legt man aber Eigenschaften eigentlich willkürlich fest. Andererseits versuchen wir mit der Definition einen Begriff zu schaffen, der nicht sehr von dem Begriff abweicht der schon benutzt wurde.
Das kann wahrscheinlich aber nicht funktionieren, denn da es keine Definition gab wurde der Begriff wahrscheinlich nicht so konsistent benutzt, dass man überhaupt irgendwelche echten Gemeinsamkeiten finden könnte die den Begriff nicht zu weit ausdehnen. Sowas wie Flow mag der kleinste gemeinsame Nenner dieser traditionellen Begriffsnutzung sein. Ich meine aber, dass damit nicht ausreichend das getroffen wurde was sicher viele (die meisten? - wir werden es wohl nicht erfahren) im Kern eigentlich meinten.
Wir müssen uns aber auf jeden Fall darauf einstellen, dass der neu definierte Immersionsbegriff möglicherweise sowohl neue Immersionstatbestände schafft, die vorher noch nicht als Immerion bezeichnet wurden, als auch dass Fälle die jemand schonmal als Immersion bezeichnet hat nicht mehr Immersion zu nennen sind. Wir können natürlich versuchen entweder nur die eher umfassende Definition zu schaffen, die niemanden rausfallen lässt, oder diejenige die keine neuen, ungewöhnlichen Formen von Immersion hinzudefiniert.
Ich bin eher dafür letzteres zu beachten, da die Definition für meinen Geschmack eher einschränkend sein sollte.
Lange Rede kurzer Sinn, kommen wir zu der zusätzlichen Eigenschaft: "sich woanders befinden". Dafür brauchen wir ersteinmal einen Begriff, denn das ist zu lang
Ich nenne das also mal... Dislokation... hmm... nee, sagen wir einfach mal "Entrückung". Man ist also entrückt, befindet sich eben einfach woanders
Mal zu den schon gestellten Fragen:
Wie stark muss das Gefühl sein?
Es gibt wohl ein Mindestmaß. Da aber Immersion auch immer mit eine "Tiefe" beschrieben wird ist das nicht einfach nur ein binärer Zustand, sondern irgendwas mit (möglicherweise meßbarem) Grad.
Eine Repräsentation, ein virtueller Raum reicht nicht aus, würde ich sagen. Er reicht nicht aus weil wir ja über ein Phänomen der Vorstellung sprechen und die reine Repräsentation garantiert noch keine Vorstellung.
Muss man das subjektive Gefühl haben wirklich körperlich woanders zu sein?
Schwierige Frage. Was ist das denn führ ein Gefühl? Ich würde eher sagen nein, das ist nicht nötig, das geht zu weit.
Minimum wäre nicht daran zu denken wo man tatsächlich ist, weil das Voraussetzung für die Entrückung ist. Nur "auf einen anderen Ort konzentrieren" reicht auch nicht.
Ich denke immer noch es geht um eine Eigenschaft der Wahrnehmung. Die eigene Wahrnehmung wird zwar nicht ausgeschaltet, aber sie wird in ihrer Bedeutung von der Vorstellung einer (räumlichen) Wahrnehmung überlagert. Das beginnt dann damit, dass man Eigenschaften seiner Vorstellung in den realen Raum projeziert und kann so weit gehen dass man aneutungsweise (oder tatsächlich) so handelt als wäre die Umgebung so wie man sie sich vorstellt und nicht so wie man sie tatsächlich wahrnimmt.
Die menschliche Vorstellung dient ja u.a. dem Probehandeln, dem Planen. Ist das Empfinden währenddessen intensiv, befindet man sich in einem Flow, dann kann sich das eben in der Entrückung äußern.
Beim Rollenspiel mag das weniger auffallen als wenn man tatsächlich am "tagträumen" ist. Im Rollenspiel wird erwartet das man möglicherweise so handelt wie der Charakter im SIS, allein schon wegen der Darstellung dieses Charakters. Es kann aber eben auch Immersion der Grund sein.
Bei einem Tagträumer, würde das ganze mehr auffallen, da er scheinbar ohne Anlass handelt.
@ Cycronos
Was du meinst ist nicht weniger als Flow sondern auch mehr. Die Auflösung oder zumindest Einschränkung des Selbstgefühls ist Vorrausetzung dafür dass sich ein anderes Bewusstsein in den Vordergrund rücken kann.
Ich glaube allerdings auch dass hier deine Idealvorstellung von Immersion vielleicht etwas zu weit geht. Das Ego wird durch das des Charakters ersetzt? Ich finde das unrealistisch und glaube nicht das sowas vorkommt.
Auch bei der Entrückung gehst du deutlich zu weit. Überleg mal wovon du sprichst. Die Wahrnehmung soll voll ersetzt werden? Das würde bedeuten das du tollere Halluzinationen haben müsstes als auf dem tollsten Trip...
Inwieweit man wärend der Entrückung auch nicht-räumliche Eigenschaften seiner Vorstellung übernimmt ist aber eine sehr interessante Frage. Wie weit übernimmt man z.B. vorgestellte Charaktereigenschaften? Ist das nötig für Immersion oder nur möglich? Wie ordnen wir das ein?
Ich meine wir sollten Immersion nicht unbedingt auf Charaktere oder Charaktereigenschaften beschränken.