Das ist doch schon mal ein super Diskussionsansatz
Ich spreche mal für mich:
Ich sehe das gamistische Element der Konkurrenz *zwischen den Spielern* bei uns überhaupt nicht. Konkurrenz gegen das Abenteuer (möglichst gute Lösungsstrategie finden, möglichst gut auf Kämpfe vorbereiten, Taktik in Kämpfen etc.) ist sehr stark vorhanden.
Jede Agenda kann sehr unterschiedliche Ausformungen und nur weil man eine mag, mag man nicht automatisch alle. Das Element des Spielers konkurrieren miteinander ist kein Zwang für jede Gam Agenda und bestimmte Ausformungen selbiger können sowas auch gar nicht gebrauchen.
Was aber sowohl eine „Konkurrenz unter Spielern“ wie „Spieler arbeiten als Team“ Gam-Agenda ausmacht ist, dass es klare Vorstellungen geben muss, was ein „Sieg“ oder eine „Niederlage“ ist. Weiterhin (und das darf man nicht übersehen) muss Sieg und Niederlage auch auf dem Spiel stehen.
Wenn bspw. der SL einen Kampf so anlegt (oder durch verdecktes Würfeln oder Gegner absichtlich „dumm“ Handeln lassen) dass der Sieg oder die Niederlage schon geplant ist (weil bspw. die Story sonst nicht weitergeht) oder es keine Auswirkungen hat, ob man verliert oder gewinnt (es verzögert sich nur und am Ende ist man doch erfolgreich), ist da kein Gam drin. Dann geht es nur um den Kampf als thematisches Element (wird mitunter dann aber für Gam gehalten).
Oft wird hier aber in der Gruppe so getan als ob es wirklich ernst wäre (mag sogar sein, dass einige Gruppen das auch glauben; das wäre dann sehr erfolgreicher Illusionismus seitens des Spielleiters; da allerdings Spieler in der Regel nicht dumm sind, gehe ich eher davon aus, dass selbst wenn man an diese hm.. „Lüge“ glauben will einem eigentlich doch klar ist, dass es so läuft; denke das ist auch eine Form von Construktive Denial, dass man nicht offen „darüber spricht“).
Wie gesagt, es muss nicht zwingend so sein, aber..
- verdecktes Würfeln (ok, das ist schon ein richtig hartes Anzeichen)
- eine Gruppe die am Ende immer erfolgreich ist
- ausbleibende oder auffallend geringe Charaktertode (außer das System schließt die sowieso aus)
.. sind oft ein Anzeichen dafür, dass Gewinnen oder Verlieren gar nicht auf dem Tagesplan steht.
Die Exploration des Hintergrundswelt in Form von "Aufdecken einer Verschwörung / geheimnisvoller Umtriebe mächtiger Magier mit Weltbeherrschungsgelüsten" ist sehr wichtig. Auch ein "Wir wollen unbedingt mal in den Spielort XY, der hört sich echt cool an, kannst du als SL da mal was zu vorbereiten"? kommt vor (beides sehr SIM, oder?). Die charakterlichen Eigenschaften der Charaktere sind zwar ausgestaltet und werden zum Teil "angespielt", spielen aber für die in-game Entscheidungen oft nur eine untergeordnete Rolle (das ist eher GAM, da hier meist rein nach Effektivität vorgegangen wird*).
Exploration ist Teil jedes Rollenspiels. Die Frage ist, wozu wird die Exploration genutzt. Wenn es hier nur um das Erleben und Erfahren des Quellenmaterial geht, dann wäre hier eine Sim-Agenda zu vermuten. Wenn es aber darum geht dieses Mystery hm.. aus eigener Kraft aufzulösen, kann das sehr wohl klassischer Gam sein. Wenn man natürlich nur von Szene zu Szene „stolpert“ und auch in die gestellte Falle tappen muss (weil es dazu gehört und wir es schön finden) und überhaupt erst in der letzten Szene auf die Lösung kommen kann und soll um dann den bösen Magier entgegenzutreten und zu besiegen, ist es mit Gam nicht weit her.
Ist das verständlich oder sind da Beispiele erwünscht
?
EDIT: Nur damit es keine Missverständnise gibt: Exploration bedeutet nicht (nur) "die Umgebung erforschen" oder "Dinge in Erfahrung bringen". Man kann auch eine Situation oder den eigenen Charakter "exploren". Es ist das was Rollenspiel an sich ausmacht; mehr oder minder das hm.. "gemeinsame Vorstellen und Abhandeln" (und wer jetzt mit der "aber jeder stellt sich doch was anders vor, das ist doch gar nicht gemeinsam" Geschichte kommt der wird erschlagen ; wenn es nicht wichtig ist, ob der Tisch rund oder eckig ist oder ob der 20m entfernte Ork jetzt links oder recht von der Gruppe steht, muss darüber keine weitere Aussage gemacht werden; wird es wichtig, wird es auch thematisiert und auf einen Nenner gebracht).*Beispiel: Es ist sehr effektiv einen bestimmten Dämon zu beschwören, der den Spruch "dispel magic" unbegrenzt wirken kann. Einen Dämon zu beschwören ist ein böser Akt, den der Gruppenpaladin eigentlich nicht tolerieren sollte. Im Dienste der Gruppenschlagkraft hat sich der Spieler des Paladins allerdings entschlossen das zu ignorieren (da der Paladin nicht *selbst* den Dämon beschwört verstößt er streng nach Regeltext auch nicht gegen seinen Kodex, was harte Nachteile zur Folge hätte).
Das klingt so, als würde hier das Quellenmaterial zu Gunsten einer Gam-Entscheidunge links liegen gelassen (oder zumindest zu Gunsten der gamnistischen Entscheidung gedeutet, ihr also untergeordnet). Eine einzelne solche Entscheidunge mag nichts heißen, aber zumindest hier und so wie du es beschreibst stand eine gamnistische Motivation dahinter
.