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Heinlein -- Double Star
Review hier:
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Heinlein -- Podkayne of Mars
Ich werde hier wieder die eigentliche Handlung nicht spoilern, sondern mich auf den SF/gesellschaftlichen Aspekt beschränken.
Zeigt Schnittstellen mit anderen Geschichten, z.B. könnte das Universum dasselbe sein wie bei "Tenderfoot in Space" (wegen "Venus Corporation") allerdings wohl deutlich später in der Zeitleiste, weil es hier Torchships gibt, die 0,1G Brachistochrone fliegen können (aber dennoch gibt es immer noch Rechenschieber statt Taschenrechner). Venus wird hier als eine Art riesiges Las Vegas dargestellt, alles gehört o.g. Konzern, wohingegen Mars mehr so eine Frontier-Community und nebenbei Republik ist. Über die Erde erfahren wir recht wenig, nur dass dort 8 Milliarden Menschen "dicht gedrängt" in einer Föderation leben, die allerdings von den Marsbewohnern als zentralistischer Moloch empfunden wird.
Interessant ist hier ein kleines Rassismusmotiv: Marsbewohner (also menschliche Siedler auf dem Mars) sind sich ihrer Herkunft zwar bewusst, aber haben keinerlei Hemmungen sich zu "kreuzen", die Familie der Hauptperson beispielsweise ist eine Mischung aus Schweden und Maori. Auf der Erde hingegen scheint es noch Rassismus zu geben. Sehr nett fand ich übrigens auch, dass der Onkel seine Nichte "Flicka" nennt (Schwedisch für "Mädchen"). Die Lingua Franca des Sonnensystems ist die Kunstsprache "Ortho", aber einzelne Volksgruppen pflegen oft noch ihre überkommenen Sprachen, also Englisch, Deutsch, Finnisch und so weiter; auf Venus ist die vorherrschende Sprache Portugiesisch.
Typisch Heinlein auch wieder das Familien- und Geschlechterbild; es gibt immer noch Berufe, die als "Männerdomäne" gelten, in die reinzukommen für Frauen als fast unmöglich angesehen wird. Die Titelheldin Podkayne strebt an, Raumkapitän zu werden, und wäre damit die erste ihrer Art. Wenn sie (IQ 145) mit Männern parliert, stellt sie sich absichtlich dumm und, nunja, mädchenhaft, um die Männer nicht mit ihrer Intelligenz einzuschüchtern. Kaum aber zeigt man ihr ein Baby, mutiert sie wie alle anderen Frauen auch sofort zum gluckenden Muttertier. Überhaupt meine ich schon sehr deutlich herauslesen zu können, dass Heinleins Ansicht nach vor allem Brutpflege und Familienmanagement das Aufgabengebiet der Frau ist.
Insofern mal wieder ein typisch Heinleinscher Anachronismus, obwohl die Familienplanung eher ein wenig an Brave New World erinnert: ein junges Paar (auf dem Mars gibt es noch gesetzliche Ehen, auf Venus nicht) entscheidet sich, wieviele Kinder es insgesamt haben will; diese Zahl muss außerdem behördlich genehmigt werden (was sich auch ein wenig eugenisch liest). Die gewünschte Anzahl Embryonen wird dann auf einen Schlag "produziert", aber zunächst eingefroren. Die Eltern kümmern sich die nächsten Jahre erstmal um ihre Karrieren und bauen sich eine Existenz auf. Wenn das soweit in trockenen Tüchern ist, werden die Kinder je nach Wunsch nacheinander oder mehrlingsweise aufgetaut, maschinell ausgebrütet und schließlich "entkorkt"
(decanted). Viele Säuglinge werden auch die ersten 6 Lebensmonate im Krankenhaus gepflegt, um den Eltern ein Kind übergeben zu können, das schon aus dem Gröbsten raus ist. (Dieser Teil liest sich wiederum so, als ob Heinlein das gut findet.)
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edit:
gerade angefangen: Heinlein -- Citizen of the Galaxy
Very Far Future -- vermutlich mehrere tausend Jahre. Die Menschheit hat sich nicht nur über die Galaxis ausgebreitet, sondern ist sogar zu verschiedenen neuen Rassen mutiert. Manche haben einfach nur Eselsohren, andere leben mehr als dreimal so lange wie normale Menschen. Die Gesellschaft ist rückschrittlich; Sklaverei ist an der Tagesordnung, Dieben wird beim ersten Vergehen eine Hand abgehackt, und so weiter. Gleichzeitig sind interstellare Reisen an der Tagesordnung. Kurz, alles ist noch viel schlimmer als in Starman Jones. Habe erst zwei Kapitel gelesen, darum weiß ich noch nicht, wie sich der ganze Spaß entwickelt.