Rezension zu Amazing Tales von unserem User phant. Ich verlinke in der Übersicht auf diesen Post, damit es übersichtlich bleibt.
Amazing Tales - Eine kurze Rezension (von phant)
Amazing Tales
von Martin Lloyd
Illustrationen vor Iris Maertens
A Game For Children who Love Adventure
Martin Lloyd, Rollenspieler und Vater, bietet mit Amazing Tales ein Rollenspiel für Eltern und deren Kinder an. Das Spiel bietet die Möglichkeit auf einfachem Weg ohne aufwändiges Regelstudium den Nachwuchs an das Lieblingshobby heranzuführen.
Aufbau des Buches:
Das Hardcover-Regelwerk kommt farbig im Format 26cm x 21cm und ist somit etwas kleiner als DinA4. Das Papier der 96 Seiten ist von guter, schwerer Qualität und optisch wie Pergament gestaltet. 24 liebevolle, ganzseitige und zwei doppelseitige Farbillustrationen von Iris Maertens machen Kindern und Eltern gleichermaßen Lust auf Abenteuer und werden von acht kleineren Zeichnungen ergänzt.
Das Layout ist zweispaltig und in einer angenehm großen Schriftgröße, so dass Eltern mit Sehschwäche das Werk auch ohne Ermüdungserscheinungen studieren können.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in drei Hauptabschnitte.
Der Abschnitt Amazing Talesenthält auf 15 Seiten die Kurzvorstellung des Spiels, die Vorstellung der vier vorgeschlagenen Settings, die Regeln (1 Seite!!!), die Charaktererschaffung (3 Seiten inkl. Beispiel einer Charaktererschaffung) und diverse Hinweise zum Spielleiten mit Kindern.
Tips und Tricks vertieft diese Hinweise für die Bereiche Magie, Kampf und das generelle Rollenspielen mit Kindern.
Der Hauptteil des Buches Amazing Settings beschreibt auf gut 56 Seiten die vier Settings und schlägt mögliche Heldentypen und deren Fähigkeiten oder Fertigkeiten vor. Dazu werden für jedes Setting außerdem Sinneseindrücke und Gefahren beschrieben, die es eventuellen Neulingen im Rollenspiel (auch die soll es unter Eltern geben) erleichtern sollen, eine fantastische Welt für ihre Sprösslinge zu erschaffen. Abgerundet wird jedes Setting durch 10 1-Satz-Ideen für Geschichten; jeweils versehen mit einer überraschenden Wendung, falls die Kinder schon etwas älter sind und anspruchsvoller Spielen wollen.
Martin Lloyd hat Tales from the Deep Dark Wood (für das Spiel mit Feen und sprechenden Tieren), Tales from Magical Kingdoms Long Ago (das klassische Fantasy- bzw. Ritter-Setting), Adventures on the Pirate Seas und Adventures Among the Stars (die letzten beiden selbsterklärend) als Settings gewählt und damit eine weite Bandbreite an Spielerlebnissen ermöglicht. In meinen bisherigen Spielen waren auch crossover zwischen diesen Settings kein Problem.
Die inhaltliche Gestaltung ist ansprechend und aufgeräumt. Ein zeitraubendes Blättern zwischen verschiedenen Teilen des Buches fällt, auch schon wegen der Regelleichtigkeit, weg.
Amazing Tales setzt ebenso wie die pbta-Spiele auf Player-Empowerment und meine Jungs stehen darauf, mal eben meinen groben Plan umzuschmeißen und die Geschichte in eigene Bahnen zu lenken.
Kurze Regelzusammenfassung:
Die Charaktererschaffung ist simpel und für die Gruppe innerhalb von 10 Minuten erledigt.
Was möchtest du spielen? Wie heisst dein Held? Was kann er am aller allerbesten? Was kann er auch noch gut? Und außerdem? Und was kann er noch? Jetzt kannst du ein Bild von deinem Helden malen. Fertig!
Die Antworten auf die vier Fragen stellen dabei die Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten des jeweiligen Helden dar und werden auf dem Dokument eingetragen. Jedem dieser Einträge wird ein bestimmter Würfeltyp zugewiesen (W12, W10, W8 und W6); der W12 für das, was der Held am aller allerbesten kann, der W10 für die nächste Fertigkeit und so weiter. Wird im Spiel eine Fertigkeit getestet, weil der Ausgang ungewiss ist, wird gewürfelt und ein Ergebnis von drei und größer zeigt einen Erfolg an.
Regeln fertig!
Das Spiel ermutigt die Eltern die Fähigkeiten auch ruhig großzügig auszulegen. Warum sollte ein Pirat, der gut Segelschiffe steuern kann, nicht auch eine Burgmauer erklettern können? Immerhin turnt er doch eh ständig in der Takelage seines Schiffes rum und hat einen Enterhaken zur Hand.
Warum sollte mit Pistolen und Säbel kämpfen nicht auch das Abfeuern der Schiffskanone ermöglichen?
Amazing Tales gibt’s bisher nur auf englisch. Als jemand, der seit über 20 Jahren aus dem Englischunterricht raus ist, kann ich guten Gewissens behaupten, dass mir die Lektüre von Amazing Tales keinerlei Schwierigkeiten gemacht hat. Vokabeln nachschlagen? Nicht notwendig! Komplizierter Satzbau, der den Sinn des Satzkonstruktes bestenfalls erahnen lässt? Fehlanzeige. Martin Lloyd hat Amazing Tales ganz eindeutig nicht nur für die spielenden Kinder einfach gehalten, sondern auch für die Eltern.
Tipps für alle Interessenten:
Für meine Jungs hat sich das Helden-Dokument bewährt, das die Fähigkeiten der Helden untereinander auflistet. Dort ist mehr Platz, um die Fähigkeiten in großer Schrift einzutragen, ein kleines Bildchen zu malen, um die Fähigkeit für die Kinder festzuhalten und ein farbiges Bild vom jeweils dazugehörenden Würfel danebenzusetzen, um den Kindern zu zeigen, welcher Würfel bei Anwendung der Fähigkeit geworfen werden muss.
Ich hab für uns vier Sets jeweils bestehend aus rotem W12, gelbem W10, grünen W8 und blauem W6 erworben, um die Kinder entsprechend auszustatten.
Legt jede Menge Schmierpapier und Stifte bereit. Die Kinder wollen während der Geschichte die Geschichte malen! Mein Kleiner hat den Stift währenddessen gar nicht abgesetzt und sich trotzdem aktiv an den Geschichten beteiligt. Ein absolutes Highlight für meine Kinder war die Ergänzung und Ausschmückung von kurzen Ortsskizzen und Bodenplänen („Soll ich da die Tür hinmalen?“).
Eine Spieldauer von 30 bis 45 Minuten ist absolut ausreichend. Danach lässt die Aufmerksamkeit nach.
Bezogen werden kann Amazing tales über
http://www.drivethrurpg.com.
Plant für die Lieferung Zeit ein; viel Zeit! Ich hab am 02.12. über drivethrurpg pdf- und Hardcover-Regelwerk bestellt; am 10.12. ist das Buch in den Druck gegangen und wurde am 06.01. geliefert. Nichts für kurzfristige Geschenke.
Fazit:
Für Amazing Tales gibt’s von mir ein ganz klares Daumen hoch und eine ganz deutliche Kaufempfehlung für alle Rollenspieler, deren Kinder auch mal Papas oder Mamas Hobby ausprobieren wollen. Einfachere Regeln gibt es dafür nicht.
Ich hab das Spiel mit meinen Jungs im Alter von fünf und drei Jahren und ihrer sechsjährigen Cousine getestet und alle sind begeistert. Die Kinder, weil wir ein neues gemeinsames Hobby haben, das uns viel Spaß macht und von den Kids sofort verstanden wurde. Ich war überrascht und hin und weg, wie schnell sich die Kinder in ihre Rollen eingefunden haben; mit wieviel Kreativität sie die gestellten Aufgaben angegangen sind und wie sehr ihre Augen geleuchtet haben, als wir nach der Rittergeschichte in unendliche Weiten aufgebrochen sind, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Manchmal reicht es meinen Jungs allerdings auch, sich das Buch zu nehmen und die fabelhaften Illustrationen anzusehen.
Ich habe auch So nicht, Schurke gebacked. Vielleicht kann ich nach Erscheinen eine Kurz-Rezi dazu schreiben. Momentan mach ich mir aber Gedanken, ob mich das genauso begeistern wird wie Amazing Tales.
Roll for initiative!