Also ich habe erst nach 20 Jahren mit anderen Systemen mit DSA4 angefangen. Und ich spiele es - immer noch neben anderen Systemen - tatsächlich gerne.
Wie mir scheind gibt es hier 3 Kritikpunkte zu geben, auf die ich mal einzeln eingehe:
1. Die Regeln: Ja, sie sind stark überarbeitungsbedürftig. Die Professionen müssen ausgedünnt werden, die SKT-Tabellen müßten reduziert werden. Am liebsten wäre mir ein System wie bei der WoD oder SR mit wenigen Punkten und einfacher Lernmethode. Und sicher könnten auch die Kampfregeln einfacher sein.
Aber das Grundgerüstempfinde ich nicht als so schlimm. Das 3W20-System ist vielleicht ein wenig komplexer wie bei anderen Systemen, aber normalerweise sollte es jeder kapieren und anwenden können. Im Kampf könnte man ein Ausdauersystem wie bei Midgard einführen, damit eine Attacke immer einen Effekt hat, aber ich möchte eine Parade nicht missen. In einem Fantasysystem gibt sie mit das Gefühl eines echten Schwertkampfes.
Aber:
Für mich sind die DnD-Regeln genauso vollkommener Mist wie für dich die DSA-Regeln.
Für mich ist es von großer Wichtigkeit, daß die Regeln in der Welt verwurzelt sind, daß jeder Charakter einen Grund hat, in der Welt zu sein. Deshab möchte ich Beschreibungen aller 12 Götter und ihrer irchen. Deshalb möchte ich schon bei der Erschaffung eine Kultur auswählen und Beschreibungen dafür. Deshalb möchte ich Professionen wie Hexen haben, die das Flair einer Welt mit ausmachen.
Für mich besteht der Sinn eines Rollenspieles darin, eine Rolle zu spielen. Bei DSA (und bei Midgard, Runequest, Herowars, etc.), habe ich schon bei der Charaktererstellung (die bei mir ohne Programm auch nur 1 bis 2 Stunden dauert) ein Bild vor Augen und die Anfänge eines Hintergrundes im Kopf.
Bei DnD entstehen für mich nur Marionetten, leere Hüllen ohne Geschichte. Krieger halt, oder Kleriker. Reduziert auf ihren Nutzen.
Oder kurz, Fluff und Crunch bilden für mich eine Einheit.
Deshalb mag ich u.a. die DnD-Regeln nicht. Mögen auch die Welten noch so schön sein, ich muß mich vorher durch hunderte von trockenen Regelseiten kämpfen, die für mich so spannend sind wie eine Gebrauchsanweisung einer Waschmaschine. Zudem sind sie nunmal sehr kampforientiert, eine Sache die für mich nebenher abläuft und im Regelbuch mit wenigen Seiten abgehandelt werden sollte.
Wenn ich für DSA ein neues System nennen wollte, wäre das Basicroleplayingsystem meine Wahl (Cthulhu, Runequest).
2. Der Kontinent Aventurien:
Ja, Aventurien ist ein Puzzlespiel verschiedener Epochen und Kulturen und in vielerlei Hinsicht unrealistisch.
Dazu kann man nun zwei Ansichten haben:
- Die Realitätsfanatiker beklagen sich darüber und empfinden das ganze für Mist. Von ihrem Standpunkt gesprochen ist das sicher richtig. Und sie sollten ganz sicher lieber eine andere Welt wählen.
- Aber man kann das ganze auch hinnehmen und als Vorteil sehen, erlaubt es doch den Spielern, Charaktere aus diversen Kulturen sehr einfach zusammenzubringen und dem SL Abenteuer in vielen verschiedenen Kulturen zu schreiben, ohne sich Gedanken über wochenlange Reisen machen zu müssen.
3. Metaplot:
Auch da gibt verschiedene Ansichten.
Auf der einen Seite die Spieler, die zwar eine Vogeschichte haben wollen, die aber an einem Punkt einfriert und die weitere Geschichte dem SL überläßt. Dadurch müssen die Abenteuer natürlich offen sein, große politische Ereignisse finden nicht statt.
Andere hingegen wollen eine Geschichte, die sich weiterentwickelt. Und wenn man das will, muß die Entwicklung von oben (Redaktion) festgelegt werden. Was natürlich auch heißt, daß bestimmte Ereignisse stattfinden müssen. Nun kann man diese zum einen in Supplements packen und die Abenteuerumsetzung wieder den SL überlasssen, oder man legt die Abenteuer fest.
Wollen die Spieler nun diese Meilensteine selber erleben, dann müssen sie sich damit abfinden, das sie auf bestimmte Dinge keine Einfluß nehmen können.
Oder man spielt Abenteuer nur am Rande der Ereignisse, dann hat man auf diese Randereignisse sicher mehr Einfluß.
Übrigens sollen ja die neuren Abenteuer besser sein, vor allem Chris Gosses "Der Unersättliche" soll ja durchaus mehrere Möglichkeiten des Ablaufs eingebaut haben.