Sicher gibt es PGler die gut rollenspielen können. Aber die können das auch ohne PG.
Klar kann ich das, aber das würde mir weniger Spaß machen.
Ich will perfekte Charaktere- in beiderlei Hinsicht.
Wenn mir die Backstory, die Motivation oder die Möglichkeiten, den SC am Tisch darzustellen nicht gefallen, kommt das aufs gleiche raus wie ein Build, der das Potential des Systems für die Handlungsmöglichkeiten dieses Konzepts nicht ausnutzt : der Charakter ist nicht optimal und wird mich als Spieler nicht so fesseln, nicht so viel emotionales Investment meinerseits hervorrufen, wie das eigentlich möglich wäre.
Ich optimiere nicht, um meinen SC im Mittelpunkt stehen zu lassen, sondern weil ich Spaß am Basteln habe.
Ich habe dutzende von Konzepten, die wunderbar ausgearbeitet sind, die ich aber wohl aus Zeitgründen nie spielen werde.
Generieren macht einfach Spaß- und das gilt für den Fluff, genau so aber dafür, kreativ mit den Regeln umzugehen.
Das ist wie Lego mit Zahlen.
Darum betreibe ich PG.
Und wenn ich mir ansehe, mit wem ich in den letzten Jahren gespielt habe, dann muss ich sagen, dass viele hervorragende Charakterdarsteller auch stark optimierte SC hatten, dass ich
method actors und Nullrollenspieler gleichermaßen mit Durchschnittsbuilds gesehen habe, kurz, dass die Behauptung, es gebe einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen Optimierung und mangelndem Charakterspiel definitiv ein non sequitur ist.
Du magst ja Spieler erlebt haben, deren rollenspielerische Fähigkeiten unter den Werten ihrer SC gelitten haben, aber dass unzählige andere Spieler das Gegenteil behaupten können, beweist, dass die Konstruktion eines Zusammenhangs zwischen Werten und Charakterspiel ein fundamentaler, empirisch nicht haltbarer Irrtum ist.
Vice versa wirds aber Stressig.
Wieso? Was ist das Problem daran, fähige SC in der Gruppe zu haben?
Wenn die "PG"ler, die Du bis jetzt getroffen hast, den anderen Spielern ihre Spotlighttime gestohlen haben, kann ich Dich beruhigen :
Das kriegen auch die wahren Rollenspieler hin, die mit ihrem wahnsinnig stimmigen Charakter ellenlanges Geschwaller abliefern und alle Mitspieler an die Wand quatschen.
Sozial inkompetente Selbstdarsteller brauchen keine guten Werte, um das Spiel zu dominieren, die können das auch mit nem total verkrüppelten Schrottbuild.
Sie machen das dann halt nicht im Kampf, sondern in der Taverne, aber der Effekt ist der gleiche.
Wenn Du glaubst, man brauche PG, um seine Komplexe zu kompensieren, kann ich Dich auch eines Besseren belehren.
Der wahre Rollenspieler ist auch dazu in der Lage.
Sie Dir mal an, was manche Geweihten- oder Elfenspieler bei DSA abliefern, wenn es darum geht, ihren Mitspielern mit als "konsequenter Charakterdarstellung" verbrämter Quertreiberei auf den Sack zu gehen, um es mal allen Mitspielern so richtig zu zeigen und dafür auch noch auf die Schulter geklopft zu bekommen.
Damit will ich jetzt nicht alle DSAler mit entsprechenden Rollen über einen Kamm scheren, auch solche Nervaktionen gehen mit jedem Konzept (der Streuner/Rogue/Wasauchimmer, der unbedingt die Gruppe bestehlen muss, fällt ins gleiche Raster) und können auch mit jedem Konzept unterlassen werden.
Denn auch hier gilt : es geht nicht um Spielstile.
Was Dich stört, sind Spielertypen oder, passender, ein bestimmter Menschenschlag, der, wie oben schon geschrieben, massive Probleme hat, sich in Gesellschaftsspiele konstruktiv einzubringen.