Ich möchte deshalb die Fiktion nicht als alles entscheidendes Kriterium dafür was zu System gehört, weil das eine Umkehrung des Zusammenhangs wäre, nicht die Fiktion begründet System, sonder System schafft Fiktion (oder auch nicht, zumindest nicht driekt).
Es kommt mit darauf an wie die Fiktion entstanden ist und was während dieses Prozesses passiert, nicht nur darauf worauf man die Fiktion zurückführen kann. Damit
allein würde man dem Prozess des Spiels nicht gerecht.
Wenn ich das Verhalten eines einzelnen Spielers beschreiben will, kann ich von dessen Annahmen übers L-System sprechen. Ich brauche dafür nicht unbedingt einen weiteren L-Systembegriff definieren.
Hier gilt aber Fredis Argument. Über die Annahmen der Spieler kann ich nichts erfahren, ich kann nicht in ihren Kopf gucken. Ich kann aber aufgrund ihrer Handlungen (=praktisches System) auf ihre Annahmen schließen.
Das sind einfach unterschiedliche Anwendungsfälle, die nur in ihrem Bereich Sinn ergeben, je nachdem was man voraussetzen möchte und was nicht. Ich sagte ja schon, es kommt darauf an von welchen Element des Spiels das im L-Prinzip genannt wird man sich nähert.
Außerdem gibt es jetzt mMn zwei Arten von MdE, auf die sich der Spieler bezieht: (i) MdE, die von allen implizit oder explizit akzeptiert worden sind (extensives L-System); (ii) MdE, von denen der Spieler fälschlicherweise annimmt, dass sie zum extensiven L-System gehören. Zum praktischen L-System dürften, soweit ich das sehe, nur solche "angefassten" MdE gehören, die Bestandteil des extensiven L-Systems (gewesen) sind.
Richtig, so meinte ich das die ganz Zeit. Die MdE in (ii) sind ja eigentlich gar keine im Sinne der Definition. Deshalb entferne ich mich auch nicht vom L-Prinzip (weil ich solche uneigentlichen/angenommenen MdE nicht mit rein nehme).
Allerdings gibt es Typ (ii) (uneigentliche) MdE auch dann wenn man die gelungene Einigung voraussetzt. Es sind dann halt einfach die Mittel die keine Einigung bringen (das warum würde in diesem Fall aber nicht näher erfasst, im Gegensatz zu meiner Definition).
Wenn man aber nur die MdE (i) als Kandidaten fürs praktische L-System ansieht, dann verlässt man die Beobachterebene und zieht zusätzliche Imformationen heran (nämlich das extensive L-System).
Das sehe ich anders. Ich behaupte man kann unterscheiden ob ein MdE tatsächlich nicht vorliegt (der Spieler also fälschlich annimmt es handele sich um ein solches, das wäre dann auch nicht Teil des praktischen Systems, das müsste man extra behandeln), oder ob die Spieler es alle generell akzeptieren aber aufgrund von speziellen Umständen einfach nicht die Einigung erreichen.
Dafür braucht man keine Annahme über das extensive System, das kann man am Verhalten der Spieler erkennen.
Es ist halt ein Unterschied ob im Werkzeugkasten ein Werkzeug nicht drin ist das ich darin suche (weil ich denke es wäre drin), oder ob ich das Werkzeug zwar finde, es mir aber nicht weiter hilft weil es das falsche ist.
Beispiel: Spieler A beruft sich auf eine Regel X. Sofort wird er informiert dass die nicht gilt, wegen Hausregel Y. Er erinnert sich und es wird mit Regel Y weiter gemacht. -> Fehlannahme von Spieler A über das extensive System
Es kann sogar sein dass seine Einigung auf die Regel implizit war und er sich deshalb nicht daran erinnert. Es kommt dann nur darauf an wie sehr er sich dieser impliziten Zustimmung verpflichtet führt. Wenn er z.B. zugestimmt hat die Hausregeln der Gruppe zu übernehmen ohne diese aber zu kennen, kann es trotzdem sein dass er sie akzeptiert. Es kann aber auch sein dass er dies nicht tut, dann sind sowohl Regel X als auch Hausregel Y nicht teil des extensiven Systems, weil für die Hausregel die Zustimmung von Spieler A fehlt und für Regel X die Zustimmung aller anderen. Eine solche Regel kann nicht benutzt werden
Jetzt gehen wir davon aus Regel Y wird benutzt. Die Spieler versuchen sich zu einigen. Das verträgt sich aber eventuell nicht mit der gleichzeitigen Benutzung von Regel Z (Widerspruch). Oder es gelingt nicht Regel Y auf den vorliegenden Fall konsistent anzuwenden, obwohl grundsätzlich jeder der Ansicht ist dass der konkrete Fall nur von Regel Y abgedeckt wird (Einzelfallfehler).
MdE sind abstrakt. Sie Setzen keine Einigung auf etwas spezielles voraus, sondern sind nur Mittel die im konkreten Fall angewandt werden müssen. Sonst würde sowas gelten wie: Ein einmaliges MdE pro Einigung. Das will ich auf keinen Fall haben. Deswegen behandle ich ja schon die Einigung selbst als Einzelfall, nicht aber die Mittel.
Noch ein anderer Fall, den ich oben schon genannt habe, sind Entscheidungen ohne andauernde Auswirkung. Das scheinbare Einigen oder das Rückgängig machen von Einigungen. Hierbei kann man zwar sagen die Spieler haben sich auf "imagined events" geeinigt (deshalb tauchen solche MdE ja auch bei mir im praktischen System auf), der SIS als angenommene Fiktion auf der das Spiel später weiter aufbaut, enthält diese Einflüsse aber nicht mehr. Deshalb taucht sowas auch nicht im positiven System auf, das ist so eine Art Rückabwicklung des SIS zu System.
MdE im positiven L-System haben irgendwann einmal Geltung besessen. [...] Ob es aber in einer vergleichbaren Situation immer noch gelten wird, kann ich dem positiven L-System nicht ablesen. Mir geht es um zukünftige Geltung.
Naja, über zukünftige Geltung kann nur das extensive System was sagen und das ist nunmal praktisch nicht vollständig feststellbar.
Das praktische und das extensive System fallen dann trivialerweise zusammen, wenn in einem Spiel alles gemacht wird was man machen kann (auf Systemebene), wenn also jedes MdE benutzt wird das es gibt. Das kann man ein unendliches Spiel nennen. Eventuell ist es das was auch Wolfenburg meinte.
Trotz der Probleme mit der Praxis kann man logisch gültige und einfache Schlüsse ziehen. Wenn ein MdE im praktischen System beobachtet wird, dann ist das eine hinreichende Bedingung für seine Gültigkeit in dem Moment. Das bedeutet das MdE befindet sich auch im extensiven System (in dem Moment), und das wiederum bedeutet es wird höchstwahrscheinlich auch in Zukunft gelten, und zwar falls nichts am System geändert wird.
Ob es in einer vergleichbaren Situation auch zu einer Einigung führen wird, hängt doch extrem davon ab was man für "vergleichbare Situationen" hält. Es ist ja grade ein Merkmal von Rollenspielen, dass Situationen im Gegensatz zu rein formalen Spielen prinzipiell immer einzigartig sein können. Diesen Aspekt möchte ich nicht verlieren.
Damit man aber etwas praktisches hat wuerde ich die Definiton waehlen, dass das praktische L-System die Menge aller MdE ist di gelten und die angefast werden/wurden.
Somit habe ich auch nichts gegen diese Umschreibung meiner Definition. Das ist das was ich sage. Das ist das praktische System.
Man kann nun auch noch Fehlannahmen einzelner Spieler über MdE mit dazu nehmen, dann hat man sowas wie ein Transskript des Spiels auf Systemebene, wovon das praktische System eben nur eine Teilmenge ist.