Ich versuch mich mal als Hobbysoziologe : Rollenspieler neigen (Achtung, nur eine Tendenz!) dazu Leute zu sein, die ihrer eigenen mittelständischen Lebenswelt, welche in der Regel wenig spannend und wirtschaftlich weitgehend gesichert, sowie häufig mit einer langweiligen oder nicht als sinnvoll empfundenen Tätigkeit (Schule, BWL-Studium, wassweisich) verbunden ist, eine bonbonbunte oder aufregend düstere Phantasiewelt entgegenzusetzen in die man sich kollektiv hineinversetzt. Ich glaub man kann sagen, dass das sowas wie ein Versuch ist die Entfremdung die die Menschen in unserer Gesellschaft erfahren in der kleineren sozialen Basis zu überwinden und ein als farblos oder sinnlos empfundenes Leben mit "Magie" zu füllen. Dem Nihilismus und Funktionalismus der Gegenwart werden so Pseudowerte wie "authenzität", "phantasie", "heldentum" oder sowas entgegengesetzt.(Wobei man erstaunlich viel von der oft als feindlich betrachteten Außenwelt in das Spiel hineinträgt, wenn ich mir mal die DSA-Bürokratie anschaut, aber das nur am Rande. Und auch ein teilweise schon wieder sehr ambivalentes Verhältnis zu den eben von mir Aufgezählten Werte hat, ohne dass man deren Faszination überwinden könnte) Im Grunde ist das ein ziemlich romantischer Moment, diese Sehnsucht nach dem fernen Aventurien, das man ja doch nie *wirklich* betreten kann, der oberflächliche Rückgriff auf alles was irgendwie mystisch und geheimnisvoll ausschaut - als Gegenwelt zur eigenen Wirklichkeit. Naja, und warum jetzt Metal? Weil Metal, also speziell klassischer Metal, Hard Rock, Powermetal das genauso auch tut. Mystik, Geheimnis, Gewalt die man aus eigener Erfahrung meist kaum kennt, Pathos und Kitsch. Klassisches Rollenspiel und Powermetal - das passt wie die Faust aufs Auge. Im übrigen glaube ich kaum, dass Rollenspieler überdurchschnittlich intelligent sind. Gut, vielleicht am Bundesdurchschnitt, aber Rollenspieler entstammen ja auch in aller Regel dem bildungsbürgerlichen Mittelstand, welcher ja allgemein besser ausgebildet ist als die prekären Schichten. Mehr ist da aber imho nicht dran.
Bevor mich jetzt jemand wegen dieser eher negativen Einschätzung angreift : Da ist auch viel selbstkritik mit drin.
Ach jetzt kommen die ganzen Metaljünger die sich selbst beweihreuchern wie anspruchsvoll Metal doch sei. (jaaa, komm, erzählt mir nix, ich hab selbst hunderte Metalalben auf Platte, ich kenn die ganze Palette und hab Haare bis über die Schultern) Ich sag euch was : Ein guter Metalsong besteht aus 2-3 eingängigen Riffs, vier-fünf Sekunden Solo und zwei Drumpatterns mit nem gelegentlichen Fill-In. Klassische Kompositionsmuster? Strophe, Refrain, Solo? Ab und zu ne klassische Kadenz? Wie aufregend! Vieles was am Metal toll ist kam doch erst aus dem Blues und das ist gut so. Man kann sich natürlich auch Malmsteem oder so Shizzle reintun, aber mal ganz ehrlich, welche große Masse der ach so kultivierten Metal-Hörer tut das schon? Und wenn es mir von vornerein um anspruchsvolle Kompositionen geht, warum nicht gleich Bach, Schostakowitsch oder Mahler?
Das ist was, was ich an der Metalszene nicht mag, diese Leute die meinen ihre Musik müsse den Kriterien irgendwelcher literatursammelnder Bildungsbürger oder Musikdozenten aus der Akademie genügen, dabei ist die Kultur für diese Leute doch in erster linie eins : Statussymbol.