Autor Thema: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?  (Gelesen 3524 mal)

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Offline Harry

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Hallo allseits. Nach fast anderthalbjährigem Beknien meinerseits hat meine Gruppe Zeit und Lust gefunden, endlich einmal PTA auszuprobieren.

Wir sind eine feste, ich würde sagen: inkohärent aber funktional spielende Gruppe aus lauter Endzwanzigern aufwärts mit jeweils mehr als einem Jahrzehnt Rollenspiel auf dem Buckel. Wir haben bisher hauptsächlich "klassisches" Rollenspiel gespielt, in letzter Zeit hauptsächlich (deutsches) Cthulhu und DSA, und da die Jahr des Feuers-Kampagne. Ich habe inzwischen aber sowas von die Nase voll von Inselplot-Illusionismus ("Aventurien-historisches Sightseeing"). Es gab bislang den ein oder anderen Versuch in Sachen Indie-RSP, alle recht erfolgreich: InSpectres (rockt), Dogs in the Vineyard (war saucool, holperte aber gen Ende aufgrund alter Rollenspielgewohnheiten, die wir auf DitV übertragen haben, was nicht funktioniert hat. Wen's interessiert: Es gibt hier hier ein Diary.). Eine recht offene Unknown Armies-Kampagne.

Okay, also neulich: Serienplanung. Brainstorming, Charaktererstellung ohne vorher festzulegen, wer welchen Charakter übernimmt (Drift!). Versuch der Erstellung einer R-Map.

Ergebnis: Ungeahnte Kreativitätsquellen brechen frei! Das war ganz schön cool. Es entstand nicht nur eine vielversprechende Serie, sondern auch schöne Protagonisten mit viel Reibungsfläche und Potential. Ich freue mich richtig auf den Pilotfilm, und der steht übermorgen an. Ich soll als Producer herhalten.

So, was will ich nun? Na, bei der Serienerstellung kam raus, dass meinen Mitspieler/innen nicht wie mir eine Soap, sondern eher eine Action-Serie mit viel Plot und vor allem einem "übergreifenden Plot" vorschwebt. Dementsprechend war unsere R-Map auch eher dürftig, da die Protagonisten auf dieses Ziel hin ausgelegt sind - habe alle eine Menge Plothooks, aber wenig Beziehungskram untereinander. Nicht "gar keinen", nur "wenig". Es gibt zwei oder drei Sachen die Potential für heisse Konflikte haben, aber manche Protagonisten sind in dieser Hinsicht eher wenig "griffig". Dafür sind sie dann in Plot-Hinsicht interessant.

In den meisten Spielberichten hier lese ich viel "Charakter vor Plot" heraus. Hat jemand schon mal Erfahrungen mit plotlastigem PTA gemacht?  Ich habe mir das bisher so gedacht: Wir haben gemeinsam einen gaaaaanz groben Metaplot ausklamüsert. An dem feile ich noch etwas rum, baue die eine oder andere Überraschung ein und ändere je nach Verlauf der einzelnen Folgen das Nötige ab.

Meine Frage: Passt das zum total ergebnisoffenen PTA-Spielstil? Ich möchte auf keinen Fall wieder in Erzählonkel-Illusionismus verfallen. Andererseits stehe ich vor dem Problem dass ich die einzelnen Folgen schon ein bisschen vorbereiten will - ein gewisses Mass an Vorbereitung steigert ja gemeinhin die Qualität eines Plots. Oder? Ich bin verwirrt!

Das Serienkonzept macht es auch nicht einfacher: In einer Post-Apokalyptischen Zukunft wird ein aus allen Zeitepochen bunt zusammengewürfeltes Team an Schlüsselstellen der Geschichte zurückgeschickt, um dort von den bösen Atlantern besessene historische Persönlichkeiten daran zu hindern, die Geschichte zu verändern und die Menschheit damit in den Abgrund (die erwähnte Apokalypse) zu stürzen. Die Technologie dazu wurde von den Atlantern erbeutet. Die Serie soll ein Ami-Action-Feeling haben und heisst dementsprechend auch "Retcon - History of Future".

Wird bestimmt ein Heidenspass, aber wie gesagt, ich stehe da vor einigen Unsicherheiten. Hat jemand Tipps?

Wäre dankbar,
Z.
"Komm auf die weiche Seite der Wurst!"

Pyromancer

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #1 am: 5.02.2008 | 19:36 »
Okay, also neulich: Serienplanung. Brainstorming, Charaktererstellung ohne vorher festzulegen, wer welchen Charakter übernimmt (Drift!). Versuch der Erstellung einer R-Map.

Ergebnis: Ungeahnte Kreativitätsquellen brechen frei! Das war ganz schön cool. Es entstand nicht nur eine vielversprechende Serie, sondern auch schöne Protagonisten mit viel Reibungsfläche und Potential. Ich freue mich richtig auf den Pilotfilm, und der steht übermorgen an. Ich soll als Producer herhalten.

So, was will ich nun? Na, bei der Serienerstellung kam raus, dass meinen Mitspieler/innen nicht wie mir eine Soap, sondern eher eine Action-Serie mit viel Plot und vor allem einem "übergreifenden Plot" vorschwebt. Dementsprechend war unsere R-Map auch eher dürftig, da die Protagonisten auf dieses Ziel hin ausgelegt sind - habe alle eine Menge Plothooks, aber wenig Beziehungskram untereinander. Nicht "gar keinen", nur "wenig". Es gibt zwei oder drei Sachen die Potential für heisse Konflikte haben, aber manche Protagonisten sind in dieser Hinsicht eher wenig "griffig". Dafür sind sie dann in Plot-Hinsicht interessant.

In den meisten Spielberichten hier lese ich viel "Charakter vor Plot" heraus. Hat jemand schon mal Erfahrungen mit plotlastigem PTA gemacht?  Ich habe mir das bisher so gedacht: Wir haben gemeinsam einen gaaaaanz groben Metaplot ausklamüsert. An dem feile ich noch etwas rum, baue die eine oder andere Überraschung ein und ändere je nach Verlauf der einzelnen Folgen das Nötige ab.

Meine Frage: Passt das zum total ergebnisoffenen PTA-Spielstil?

Es geht. Meine eigene PtA-Serie (Exodus, da gibt es hier auch ein paar Diary-Einträge dazu) hatte einen ganz grob vorbereiteten Plot. Im Nachhinein würde ich sagen, dass sich das nicht gelohnt hat und an einigen Stellen sogar kontraproduktiv war. Gerockt haben auf jeden Fall nicht die plotlastigen Folgen, sondern die, wo es bei den Charakteren rund ging.

Zitat
Ich möchte auf keinen Fall wieder in Erzählonkel-Illusionismus verfallen. Andererseits stehe ich vor dem Problem dass ich die einzelnen Folgen schon ein bisschen vorbereiten will - ein gewisses Mass an Vorbereitung steigert ja gemeinhin die Qualität eines Plots. Oder? Ich bin verwirrt!

Ich glaube schon, dass man PtA durch Vorbereitung verbessern kann. Aber da sollten sich die Spieler genauso ins Zeug legen wie der Producer.

Zitat
Das Serienkonzept macht es auch nicht einfacher: In einer Post-Apokalyptischen Zukunft wird ein aus allen Zeitepochen bunt zusammengewürfeltes Team an Schlüsselstellen der Geschichte zurückgeschickt, um dort von den bösen Atlantern besessene historische Persönlichkeiten daran zu hindern, die Geschichte zu verändern und die Menschheit damit in den Abgrund (die erwähnte Apokalypse) zu stürzen. Die Technologie dazu wurde von den Atlantern erbeutet. Die Serie soll ein Ami-Action-Feeling haben und heisst dementsprechend auch "Retcon - History of Future".

Wird bestimmt ein Heidenspass, aber wie gesagt, ich stehe da vor einigen Unsicherheiten. Hat jemand Tipps?

Gerade dieses Konzept lässt sich doch hervorragend mit einem wie auch immer gearteten Metaplot verbinden. Du kannst doch einfach jede Folge kleine Puzzlestücke einbauen, die mit dem eigentlichen Folgeninhalt nichts zu tun haben, aus denen sich dann nach und nach das große Gesamtbild ergibt.

Joe Dizzy

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #2 am: 5.02.2008 | 20:37 »
Meine Frage: Passt das zum total ergebnisoffenen PTA-Spielstil?

Ja.
Nein.
Beides.
Das kann man so nicht sagen.

PTA ist - wie eigentlich alle Rollenspiele die stark mit Erzählrechtverteilung arbeiten - darauf ausgelegt, dass nicht eine einzelne Person alle inhaltlichen und stilistischen Fäden in den Händen hält; sondern dass jeder der erzählenden Spieler seinen Teil dazu beiträgt, dass alles passt und ein rundes und stimmungsvolles Ganzes entsteht. Anstatt eines SLs, der weiß wohin der Plot der Folge oder der Metaplot der Staffel hinauslaufen wird und der als oberste Authorität auftritt, wenn es darum geht eine bestimmte Atmosphäre oder eine besondere Stimmung in der Szene vorzugeben; kann, darf und muss jeder Spieler anpacken.

Um es mal plakativ und sozialpädagogisch zu sagen: die Spieler müssen eigenverantwortlich zur Welt, dem Plot und der Stimmung beitragen, wenn sie spielen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Producer in einer unerfahrenen Runde vor allem damit beschäftigt ist, den Spielern deutlich zu machen dass sie auf ganz andere Weise auf ihre Charaktere und die Spielwelt zugreifen als in herkömmlichen Rollenspielen. Man muss deutlich machen, dass man als Producer nicht über den Spielern steht, wenn es darum geht zu entscheiden wie das Setting funktioniert und wie die NSCs ticken. Ein Spieler braucht nicht das OK des Producers, um es plötzlich in der Szene regnen zu lassen; oder um die Horde an Hooligans plötzlich zu einer schwulen Aggro-Gang zu machen; oder um seinen Protagonisten auf einmal die verloren geglaubten Unterlagen in seinem Handschuhfach finden zu lassen. Er braucht jedoch das OK der gesamten Gruppe!

Dieser letzte Punkt ist die eigentliche Stärke von PTA, wie ich finde. Denn das meiste von dem was die Spieler am Tisch machen, findet ironischerweise unausgesprochen statt. Die eben erwähnte, notwendige Zustimmung der anderen Spieler zu einer Idee eines Spieler findet oft über die Körpersprache der anderen, die Gesichtsausdrücke, Kopfnicken und ähnliches statt. Eine frische PTA-Gruppe erkennt man daran, dass jeder am Tisch lautstark seine Begeisterung für eine Idee kund gibt. Eine eingespielte PTA-Gruppe weiß sich meist auch zu verständigen ohne dabei laut zu werden. (Allerdings macht auch gerade das viel Spaß. ;) ) Die Spieler dazu zu bringen ihre Meinungen zu etwas deutlich zu machen, bzw. sie dazu zu bringen die Meinungen aller Mitspieler im Auge zu behalten und den Konsens zu suchen, ist die eigentliche Lernkurve bei PTA.

Daher würde ich sagen, dass du dir um einen Metaplot keine Gedanken machen solltest und stattdessen darauf achten solltest, dass alle Mitspieler sich beim Spielen austauschen was ihnen gefällt und was nicht. Ermutige sie ihre Einschätzungen zu einem Vorschlag auszusprechen, in dem du sie z.B. oft danach fragst. Nicht vergessen: "Ist schon ok", "Stört mich nicht" oder ähnliches sind als Antworten nicht duldbar. Wenn es kein reges Hin-und-Her zwischen allen Spielern gibt, dann läuft das Spiel nicht auf 100%.

Die Vorbereitung des Producers besteht meist nur darin, sich ein paar flexible Story-Twists zurechtzulegen, mit der man das Spiel wieder ankurbeln kann wenn man sich gerade in einer kreativen Leerphase befindet. Darunter fallen griffige Ideen um die Issue eines Protagonisten aufzugreifen oder vielleicht ein Aufhänger um die Folge in Gang zu bringen oder eine Komplikation mit der man das Leben der Charaktere noch mehr aufwirbeln kann.

(Am Rande: selbstverständlich kann man PTA auch mit einer SL-Art eines Producers spielen. Einem Producer der den Spielern sagt, wann sie zu weit gehen oder wann etwas was sie gesagt haben nicht passt. Aber damit spielt man nicht auf die Stärken von PTA zu. Ein vorgefertigter Storybogen lässt sich auch umsetzen, aber in den meisten Fällen war so etwas für mich immer nur ein Sicherheitsnetz, dass ich wenn möglich nicht benötigen wollte.)
« Letzte Änderung: 5.02.2008 | 20:41 von Georgios »

Offline Harry

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #3 am: 5.02.2008 | 21:52 »
Danke für die Antworten.

@ Georgios: Ungefähr so habe ich mir die Vorbereitung auch gedacht - Aufhänger, schauen wie ich die Issues ansprechen kann, vielleicht einen Plot-Twist. Mir ist eher bei dem Metaplot-Gedanken mulmig gewesen. Meine Gruppe hat sich ausdrücklich für einen (Meta-)Plot ausgesprochen, der sie hin und wieder überrascht. Hej, ich bin derjenige, der meiner Gruppe dauernd Indie-Spiele vorschlägt, um von der SL/Spieler-Rollenverteilung ein bisschen wegzukommen  ;D . Also besteht vermutlich nicht die Gefahr dass ich auf dem hohen SL-Ross sitzen bleibe, außer in Momenten wo ich das Gefühl habe "jetzt muss etwas passieren, sonst ist der Spannungsbogen hin!". Ich werde aber versuchen mich zu bändigen...

Aber Danke für den Hinweis, Dein Blogeintrag war bei der Vorbereitung auch hilfreich. Ich werde gerade bei den sonst eher "mitspielenden" Spieler/innen noch einmal besonders auf Input achten. Immerhin will ich genau die Stärken von PTA herauskitzeln.

@Skyrock: Aus Deinen Exodus-Diaries hatte ich mir schon gemerkt: Harte Einsätze (stakes) setzen, wo immer es geht auf das Thema des Charakters (issue) anspielen, immer voll auf die zwölf, kein Schnickschnack. Ich probiere einfach mal das mit den Metaplot-Häppchen, von denen nur ich weiss wo's lang gehen soll. Wenn das nicht begeistert kann ich es immer noch fallen lassen. Habt ihr eigentlich eine zweite Staffel gedreht? Ihr hattet immerhin einen Cliffhanger am Ende?

Liebe Grüße und nochmaligen Dank,
Z.
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Pyromancer

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #4 am: 5.02.2008 | 22:58 »
@Skyrock: Aus Deinen Exodus-Diaries hatte ich mir schon gemerkt: Harte Einsätze (stakes) setzen, wo immer es geht auf das Thema des Charakters (issue) anspielen, immer voll auf die zwölf, kein Schnickschnack. Ich probiere einfach mal das mit den Metaplot-Häppchen, von denen nur ich weiss wo's lang gehen soll. Wenn das nicht begeistert kann ich es immer noch fallen lassen. Habt ihr eigentlich eine zweite Staffel gedreht? Ihr hattet immerhin einen Cliffhanger am Ende?

Skyrock hat bei "Exodus" nicht mitgespielt. Ich antworte mal statt dessen, immerhin war ich Producer: ;)
Da ich die Stadt verlassen musste, wird es keine zweite Staffel geben. Und selbst wenn ich geblieben wäre, hätte es wohl keine zweite Staffel gegeben. Zum einen, weil so schon drei nicht zuende gespielte Kampagnen in der Luft hängen. Zum anderen, weil wir gelernt haben, wie PtA funktioniert. Wenn, dann hätten wir mit der gewonnenen Erfahrung eine andere Serie aufgezogen, die die PtA-Stärken besser ausspielt.

Offline Harry

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #5 am: 6.02.2008 | 07:39 »
Argh!  ::)  Ich wollte es mir doch merken: Skyrock = Adventure now!, Pyromancer = Randpatrouille und Pine-Ridge-Rettung. Wenn ihr auch immer Eure Anzeigenamen ändert... Bitte um Entschuldigung und danke für die Erläuterungen.

Z.
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wjassula

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #6 am: 14.02.2008 | 11:03 »
Wir haben in unserer Online-Runde lange, lange Zeit beinahe ausschließlich soapige Konflikte zwischen den Charakteren gehabt. Das war uns aber irgendwann doch zu kammerspielig, sodass wir mit unserer gegenwärtigen San Francisco-Yakuza-Runde versuchen, einen neuen Weg zu beschreiten. Wir wollten mehr Farbe, mehr lebendigen Hintergrund, mehr Action, mehr Plot. Bis jetzt klappt es auch ganz hervorragend. Folgendes hat sich bewährt:

- Das richtige Genre. Einigt euch auf etwas, das auch Plot, überraschende Wendungen, plötzlich auftauchende SWAT-Teams, rückwärts laufende Zünder usw. zulässt. Beispiel: Epische Fantasy, Space Opera, Krieg, Agententhriller.

- Hintergrund bei Charaktererschaffung mit den SC verknüpfen. Also eher konkrete Issues wählen (statt "mangelndes Selbstwertgefühl" lieber "Kann ich mich gegen meinen Vater, den Yakuza-Boss, durchsetzen?"). Traits und Connections so festlegen, dass sie zum einbringen von Hintergrunddetails animieren. Also genretypische Sachen, Connections zu wichtigen NSC, Ziele und Abhängigkeiten im Zusammenhang mit Dingen, die für das Setting wichtig sind.

- Szenen etwas laufen lassen. Sehr soapiges PtA geht manchmal gleich vom Framing zum Konflikt: "Also, dabei sind Han, Luke und Leia, und in der Szene gehts darum, wer sie kriegt." "Joa, wollnwa konflikten?". Auch wenn nach dem Framing schon recht klar ist, wohin die Szene geht, ruhig noch einen netten Dialog, einen Spruch, ein paar nette Details.

- Generell guter PtA-Tip: Denm Spielenden klar machen, dass NACH der Konfliktauflösung noch Zeit und PLatz für jede Menge "Rollenspiel" und Details ist. Bei PtA dürfen ja alle jederzeit Vorschläge machen. Wenn die Person, die das Erzählrecht gewonne hat, nichts dagegen hat, können alle noch Details, In-Charakter-Dialog usw. anbringen, NACHDEM klar ist, wie der Konflikt ausgeht. Viele, viele Spielende, die vom eher klassischen Spiel kommen, neigen dazu, entweder schon beim Framing oder beim Formulieren der Stakes sämtliche Details und Stimmungselemente vorweg zu nehmen.

_ Ein wenig mehr zärtliche Prodcuer-Power. Für mehr Drive kann der Producer von seinem Recht Gebrauch machen, NSC auftreten zu lassen, die Polizei anrücken zu lassen, Unvorhergesehenes geschehen zu lassen, wie...na wie ein Meischtah halt. Beispiel von gestern im TS: Agenda war eigentlich, dass der Yakuza-Boss einer SC die Leitung seines Puffs anbietet. Ich hatte als Producer eine plötzliche Eingebung und hab als Boss von ihr verlangt, dass sie als Aufnahmeprüfung jemanden töten muss. Coole Idee, fanden alle. Da es aber PtA war, haben wir dann gemeinsam überlegt, wer denn das seien könnte. Tada - der Cop, der im Koma im Krankenhaus liegt... und ein Kollege von ihr ist. Das sind gleich zwei Dinge auf einmal: Wilde Action,  Soap-Konflikt und Issue angespielt (Doppelagentin und zwischen den Fronten).

Aber, Warnung. Wenn ich lese "übergreifender Plot" darf das nie heißen: geplanter Plot. Das funktioniert mit PtA überhaupt nicht. Das Spiel dreht sich ja gerade darum, die Charaktere bewusst in zugespitzte Situationen zu bringen, zwei spannende Stakes zu formulieren und dann den Würfel die Entscheidung über diese Stakes zu überlassen. Wichtig ist, dass die Spielenden ein Gefühl dafür entwickeln, dass sie das Spiel ganz entscheidend durch die Formulierung der Stakes lenken. Sie müssen lernen (und das ist tatsächlich ein Lernprozess), wie man eine Spielsituation vom Framing bis zum Konflikt so anlegt und aufbaut, dass interessante Stakes möglich werden und was gute Stakes ausmacht: nämlich a) den Charakter plastischer zu machen, weil beide Konfliktausgänge etwas entscheidendes aussagen und b) neue Handlungsmöglichkeiten für neue Szenen zu eröffnen.

Auch das ist ein guter Tipp für Mehr-Action-PtA: Achtet darauf, dass die Szenenausgänge, die durch die Stakes möglich werden, wiederum neue Szenen anstupsen können. Siehe Beispiel oben: Die Doppelagentin bekommt die Pistole auf die Brust gesetzt: Einwilligen, den Kollegen zu killen oder nicht? Ist gut, weil Issue angespielt (beide Konfliktausgänge sagen uns etwas über den Charakter) UND neue Handlung eröffnet (sie kann ins Krankenhaus einbrechen und den echt umbringen, versuchen, eine List einzufädeln - das Herz von jemand anderen besorgen, mit der Polizei den Tod des Cops fingieren und dabei überrascht werden - oder ablehnen und Stress mti der Yakuza und der Polizei bekommen, weil sie ihren Job als Doppelagentin nicht erfüllt).

Man muss PtA tatsächlich ein bisschen üben, bevor es richtig rockt. Voraussetzung ist, dass man sich Mühe gibt, den Mechanismen zu vertrauen, also einfach mal alles stur nach Buch zu spielen. Wirklich den ganzen Ablauf einhalten, wie er Buch beschrieben wird. Nicht versuchen, dei Handlung direkt durch das Erzählen an sich zu reißen und dem Spiel wegzunehmen - dann macht man das kaputt, was PtA so unterhaltsam macht. Stattdessen lieber versuchen, da einzugreifen, wo es auch gefragt ist: Beim Framing und vor allem bei den Stakes. Wenn man dieses Umschalten geschafft hat - also weg vom Lenken des Spielgeschehen über das Ausspielen des Charakters hin zum Lenken durch Framing und Stake-Setzen - dann klappt´s auch mit der Action.

Der Wunsch deiner Gruppe entsprtingt vielleicht auch diesem Missverständnis: Ach, wir können ja irgendwie das Spiel gar nicht so voran treiben, wie wir das gewohnt sind, da rufen wir lieber mal nach mehr Planung und übergreifender Handlung, damit haben wir ja gute Erfahrungen gemacht. Das richtige Heilmittel aber heißt: Framing und Stakes + die oben erwähnten Sekundärtechniken. Framing und Stakes, Framing und Stakes...
« Letzte Änderung: 14.02.2008 | 11:26 von Jasper »

Offline Lord Verminaard

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #7 am: 14.02.2008 | 12:15 »
 :pray:

Edit: Um auch konstruktiv was beizutragen. Jede Gruppe muss sich beim Rollenspiel ja erstmal einspielen. Viele Gruppen, die schon lange zusammen spielen, haben das auf eine bestimmte Weise getan, und überlicherweise ändert sich daran genau überhaupt nichts, wenn sie auf ein anderes System umsteigen. Schön, jetzt würfelt man eben eine Probe mit nem W6-Pool statt mit 3W20, aber es ist doch immer noch Rollenspiel, richtig?

(Böse rhetorische Frage, die leicht einen Glaubenskrieg heraufbeschwören kann.)

Der Punkt ist, bei PtA funktioniert eure alte eingespielte Spielweise nicht. Deswegen ist es für euch als eingespielte Gruppe vermutlich schwieriger, mit PtA klarzukommen, als für eine beliebige Gruppe von Spielern, die sich nie vorher gesehen haben. PtA hat eine gute Struktur, das kann helfen. Aber es ändert nichts daran, dass ihr euch erst neu einspielen müsst.

Dabei kann man dann leicht zu dem Schluss kommen, dass man bei PtA

a) alles erstmal vorschlagen muss, bevor man es macht/erzählt, und auf die Zustimmung der anderen warten, und
b) jede Szene, wenn man sie framed, gleich komplett durchplanen muss.

Beides ist falsch. Auch PtA funktioniert so, dass man sich die Bälle gegenseitig zuspielt, und nicht so, dass einer den Ball in der Hand hält und alle diskutieren, wie er ihn werfen soll. Aber wie dieses Zusammenspiel genau läuft, das muss man als Gruppe eben auch ein Stück weit selbst ausloten. Und man sollte nicht unbedingt erwarten, dass es von Anfang an völlig reibungslos funktioniert.

Auf jeden Fall solltest du deine eigene Rolle als Producer nicht unterschätzen, und den Beitrag, den du zum Spiel leisten musst. Und du solltest auf Jasper hören, weil Jasper kennt sich aus mit PtA. ;)
« Letzte Änderung: 14.02.2008 | 12:56 von Lord Verminaard »
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Offline Harry

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #8 am: 14.02.2008 | 14:02 »
Auf jeden Fall solltest du deine eigene Rolle als Producer nicht unterschätzen, und den Beitrag, den du zum Spiel leisten musst. Und du solltest auf Jasper hören, weil Jasper kennt sich aus mit PtA. ;)

Seit ich über "In jedem 7. Ei" an Unknown Armies gekommen und darüber wieder ins damalige GroFaFo gestolpert bin und spätestens seit dem "Versuch: Wozu Theorie"-Thread für Einsteiger im Theoriechannel höre ich auf alles, was der Jasper schreibt. "Breaking the Ice" ist das nächste, was ich ausprobiere  ;D .

Danke für Eure Hinweise. Leider ist mein erster Versuch so richtig in die Hose gegangen (hier nachzulesen), ich weiss nicht ob ich meine Runde zu einem zweiten Versuch überreden kann. Ich habe ja schon selber geschnallt dass es vor allem an ungenügendem Framing lag. Das unsere Stakes immer mieser wurden, da habe ich auch schon Ideen zu den Ursachen.

Ich werde es auf jeden Fall mal in der Gruppe ansprechen und wenn wir einen zweiten Anlauf wagen berichte ich hier davon.

Harry.

P.S.: Kann man bei den TS-Runden mal reinhören?
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wjassula

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #9 am: 14.02.2008 | 14:04 »
Ja, gerne. Also reinhören. Danke für die Blumen.

Offline Tele-Chinese

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #10 am: 14.02.2008 | 14:25 »
Und falls du es auf das Große Treffen schaffen solltest, kannst du dich gerne einer PTA Runde anschließen. Das ist meistens hilfreich um mal zu sehen wie die anderen das so machen. Und wenn zu allem Überfluss noch der Jasper zum Treffen kommt, dann kannst du ja mal bei ihm mitspielen. Denn der Jasper kann in der Tat PTA. (Nach der Pony-Runde wart ihr echt "schräg" drauf, Jasper ;D )
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

Brot kann schimmeln, was kannst du?

Offline Suro

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #11 am: 14.02.2008 | 14:32 »
Im TS bei PtA zuhören ist sehr zu empfehlen. ;)
Suro janai, Katsuro da!

wjassula

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #12 am: 14.02.2008 | 14:39 »
Zitat
der Jasper zum Treffen kommt, dann kannst du ja mal bei ihm mitspielen. Denn der Jasper kann in der Tat PTA. (Nach der Pony-Runde wart ihr echt "schräg" drauf, Jasper

Mnee, ich komm nich. Muss noch mit Spanking-Pony und Gauleiter-Pony zum 25. des Fohlenschänderrings ein Clowns-Programm auf die Beine stellen. Ich möchte betonen, dass unsere derzeitige TS-Runde fast schon ganz normal verläuft. Fredi hat 2x Fanmail für Color bekommen *petz*.

Konstruktiv: Es hilft wirklich sehr, mal bei einer Runde mitzumachen, in der es schon ganz gut funktioniert, allein für den Scheuklappen-Effekt. "Ach so geht das!". War bei mir auch so.

Joe Dizzy

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #13 am: 14.02.2008 | 15:10 »
Auch PtA funktioniert so, dass man sich die Bälle gegenseitig zuspielt, und nicht so, dass einer den Ball in der Hand hält und alle diskutieren, wie er ihn werfen soll.

Das ist so eine Sache mit der Konsensfindung und der Suche nach Zustimmung. Das kommt bei so manchen als "Diskutieren bis wir alle zufrieden sind" an und geht zielsicher daran vorbei was bei PTA passiert... oder bei jedem anderen Rollenspiel.

Die Konsensfindung ist das Spiel. Sie drückt sich halt nicht in Argumentationsketten, Überzeugungsarbeit oder lautem Schreien aus, sondern dadurch ob die anderen Spieler auf das was man gerade gemacht hat positiv reagieren ("Ja, genau! Wie geil!!! Und dann passiert das!") oder gleichgültig bis negativ ("Och joah.. wenn's denn sein muss... klingt aber eigentlich irgendwie nicht so dolle... aber wenn du unbedingt willst...").


Crazee

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Re: [PTA] PTA und Plot - Wie vermeide ich Erzählonkel-PTA ?
« Antwort #14 am: 8.10.2008 | 08:04 »
*threadnekromantisch hier herein schielt, da evtl. bald betroffen*