Ich erwarte schon lange nicht mehr das ein System perfekt ist, meinen Geschmack zu 100% trifft oder fehlerfrei ist.
Naja, ein System muß ja nicht fehlerfrei sein, damit es okay ist. Ich erwarte auch nicht, dass ein neues System perfekt ist, aber ich finde, dass ein System gut sein sollte, für das was es können soll oder will. Gemessen an den Maßstäben die ich verwende ist SIRFP schlicht
nicht gut genug. Und zwar sowohl auf der Ebene der Regeln im Allgemeinen und als Umsetzung des Settings.
Ob man Social Combat willl, ist natürlich Geschmackssache. Wenn man Social Combat überhaupt in Betracht zieht, dann ist Westero mMn ein guter Eisatzort dafür.
Sicher. Ich persönlich sehe wie gesagt wenig Reiz daran. Es ist schlicht eine Form der Regeln, die mir zu "verregelt" ist. Aber ja, wer daran Gefallen findet, hat mit Westeros einen ganz bruachbaren Settingrahmen dafür. Wobei auch nicht immer. Auf der Ebene der Nightwatch oder der Dunk and Egg stories sehe ich den Bedarf auch nicht.
Erzähl doch bitte mal von Harn Manor! Vielleicht lässt sich ja etwas davon verwenden.
Wie alle Harnmaster-Produkte ist es eine sehr detaillierte und durchdachte Beschreibung, wie ein Gutshof oder LEhen funktioniert, wobei sich die zugehörigen Regeln dann aus den Beschreibungen abbleiten. Ungefähr ein Drittel des Buches wird durch Beschreibungen der LEbens- und Alltagswelt von leibeigenen Bauern bis hin zu Adeligen aufgwandt, auch um ein gutes Gefühl für die Lebens- und Erfahrungswelt der Charaktere zu bieten. Aus diesem Rahmen leiten sich dann Regeln ab, die hauptsächlich über Ressourcenmanagement laufen; sprich wie viel Geld man mit einem Landgut erwirtschaften kann, wie man dieses Geld dann wieder ausgibt, und so weiter. Etwa ein Drittel schildert den wirtschaftlichen Teil der Lehensverwaltung, der meines Erachtens ein gutes Maß zwischen einfachen und schnell nachvollziehbaren, aber gleichzeitig nicht oberflächlich und damit dummen Regeln wird. Eine art Schicksalswurf für die Lehensentwicklung gibt es übigens auch.
Der letzte Drittel des Buches beinhaltet Beispiele und spielfertige Hintergründe, aber die dürften nicht so relevant sein.
Das Buch ist sein Gewicht in Gold wert, wenn es darum geht, ein Gefühl für die Lebens- und Erfahrungswelt in einer pseudo-mittelalterlichen Dorfgemeinschaft oder einem Rittergut zu geben. Es stößt an seine Grenzen, wenn man versucht, damit ganze Herzogtümer oder Königreiche darstellen zu wollen, aber auf der Ebene des Gutshofs und Lebensverwaltung ist es einfach sehr gut gemacht.
Gritty soll es schon sein - aber nicht zu sehr. Die Hauptcharaktere der Geschichte (sei es nun eine eigene oder die offizielle) sind etwas besonderes. Sie haben einen Einfluss auf die Welt, den ein John Normalbauer nicht hat. Die Gummipunkte in SIFRP regenerieren ja nun auch sehr langsam.
Das ist eine Frage von Befähigung und Status, keinem Glück oder Vorsehung. Ich habe nichts gegen kompetente Charaktere - der Großteil der ASOIAF POV Charaktere ist sogar tatsächlich ziemlich begabt, priveligiert und gut ausgebildet - aber die Überlegung, dass sie vom Schicksal begünstigt sind, wenn so ziemlich jeder einzelne Charakter, der bisher zu Wort gekommen ist, entweder tot, körperlich oder seelisch verkrüppelt ist, halte ich für grotesk. Wenn es irgendein Alleinstellungsmerkmal von ASOIAF in der großen Weite des Fantasy-Genres ist, dann ist es die Brutalität, die die Hauptfiguren wieder und wieder erfahren. Dementsprechend halte ich die Glücksgummipunkte für ein Symptom dafür, dass das Thema verfehlt wurde.
Zudem stellt sich die Frage nicht, in wie weit Regeln zu gritty sein könnten. Bei ASOIAF gilt, Wer sich in Gefahr begibt, kann darin umkommen oder verkrüppelt egal wie gut oder liebenswert derjenige ist.
Wo siehst Du denn Probleme, offizielle Charaktere zu erstellen? Im Campaign Guide sind ja einige drin, die (wenn auch nicht als Startcharaktere) Beispiele geben. Wenn man die konkrete Umsetzung einiger offizieller NSC nicht mag, kann man sie ja abändern, aber eine Vorlage ist jedenfalls schonmal da. Welche offizielle Figur hättest Du denn gerne umgesetzt?
Ich habe da möglicherweise andere Ansprüche an ein Regelwerk auf Romangrundlage, aber ich finde schon, dass ein Spiel SIFRP Charaktere, die der Serie entsprechen, zu basteln, was gerade bei einer Reihe, bei denen viele Charaktere so verdammt jung sind, eigentlich kein Problem sein sollte. Es ist aber nach den Regeln faktisch nicht möglich jemanden wie Jon oder Robb als Spielercharakter zu erstellen. Ich sehe diese Möglichkeit zu Mindest nicht. Von so Charakteren, an denen ich ein Interesse hätte, wie Ser Duncan the Tall ganz zu schweigen. Anfangscharaktere sind gemessen an den Beschreibungen der Eigenschften mir zu inkompetent, und die Unfähigkeit des Systems, die Hauptpersonen der Spielwelt tatsächlich spielbar zu machen, ist ein weiteres Manko.
Ich hatte auch den Eindruck, dass die Hauserschaffungsreglen leicht verbugt sind, aber ich habe die nicht paktisch ausprobiert, und möchte mich da nicht festlegen, aber ähnlich wie bei den Sozialregeln finde ich das ganze etwas verregelt.