Das überrascht mich jetzt, denn ich hatte den individuellen Vorstellungsraum als einen ganz und gar unproblematischen Spezialfall des gemeinsamen Vorstellungsraums gesehen. Er ist ja weiterhin nicht mit der fiktiven Welt identisch (ich kann jederzeit Elemente einführen, die es rückwirkend dann "schon immer" gab), und mit der wirklichen selbstredend auch nicht. Wo siehst Du die entscheidenden Unterschiede?
Der gemeinsame Vorstellungsraum ist nur ein Teil des individuellen Vorstellungsraumes. Wenn überhaupt, dann ist der gemeinsame Vorstellungsraum ein Spezielfall. Von einem Spezialfall würde ich aber nicht sprechen, weil es verschiedene Konstrukte sind. Das eine ist A und das andere ist die Schnittmenge von A1-Ax (wobei x>1). Die Schnittmenge kann nur in Sonderfällen mit A identisch sein (wenn nämlich alle Spieler einen absolut identischen Vorstellungsraum haben), aber diese Sonderfälle treten in der Praxis nicht auf.
- Der GVR unterscheidet sich also grundsätzlich vom IVR.
- GVR ist weniger als IVR.
- Es hat noch keiner schlüssig erklärt, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll. Alle, die sich dazu geäußert haben, tendieren eher dazu, Solo-Rollenspiel zu akzeptieren.
- Solo-Rollenspiel hat keinen GVR, sondern nur einen IVR. Da IVR mehr ist als GVR, kann es nicht durch GVR ersetzt werden.
=> Der Bezug auf den GVR in allgemeinen Rollenspieldefinitionen ist damit nicht angebracht, denn Solo-Rollenspiel wird damit bewusst ausgeklammert.
Ich torpediere damit alle bisherigen Definitionen, die den GVR als ein entscheidendes Kriterium beinhalten.
Ich bin offen für eine plausible Begründung, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll - das würde meine Argumentation entkräften.
Ich biete einen Lösungsvorschlag an, der mit meiner Kritik vereinbar ist: Wenn wir nicht GVR, sondern die Spielwelt als Definitionsmerkmal nehmen, ist das Problem vom Tisch. Das Konstrukt Spielwelt ist offener als GVR oder IVR und umgeht die Problematik einer zu eng gezogenen Definition.
Außerdem hat noch immer keiner die Hypothese widerlegen können, dass Rollenspiel zwingend eine Spielwelt benötigt. Dieses Problem wäre ebenfalls vom Tisch. Mit GVR ist das noch nicht der Fall, weil ein gemeinsamer Vorstellungsraum weder mit der Spielwelt identisch ist noch überhaupt eine Spielwelt beinhalten muss, sondern rein auf die Realität beschränkt sein kann.
Statt "SIS + Interaktion darin" schlage ich "Spielwelt + Interaktion darin" als Grundlage einer Rollenspieldefinition vor.