Thema: Rollenspiel für kurze Spielsitzungen

[Tourist]

Moin,

hab grad wieder eine nette Runde SR gezockt aber gleichzeitig ist es mir fast wie Schuppen von den Augen gefallen ( bzw. bilde ich es mir ein)

Es gibt Systeme die nicht dafür geeignet sind wenn man sich nur 3,5 Stunden trifft.

Deswegen:
Empfehlt mir Systeme für kurze Spielsitzugen,
durchaus für Kampagnen, One-Shot Systeme kennt man ja, aber darum gehts mir nicht.
Wir spielen durchaus regelmäßig.


Oder widersprecht mir, gibt es keine Systeme für kurze Sitzungen ?

Besten Dank schonmal

Markus

[oliof]

• Savage Worlds
• Spirit of the Century (1. Session: Charaktererschaffung)
• The Shadow of Yesterday[1]

[1] Caveat: Ich habs übersetzt. Funktioniert aber wirklich.

[Zornhau]

Savage Worlds ist auf Spielsitzungen von ca. 4 Stunden ausgelegt. Man erhält normalerweise jede zweite Spielsitzung einen Level-Up.

Savage Worlds ist auf diskontinuierliche Steigerung ausgelegt - daher gibt es alle 5 XP einen Level-Up, pro Spielsitzung bekommt man 2-3 XP für eine ca. vierstündige Sitzung. Spielt man länger kann es auch mehr geben, kürzere Sitzungen gehen auch gut.

Meine Erfahrung: Da das Regelsystem von Savage Worlds einem nicht ständig in die Quere kommt und somit mehr Zeit für das Spielen an den gemeinsamen Geschichten bleibt, statt für reine Regeltechnikabwicklung aufgewendet zu werden, hat man auch bei kurzen Spielsitzungen (im Verein spielen wir eher 3 Stunden bei einer Vereinsspielrunde) das Gefühl MEHR ERLEBT zu haben, als mit Regelsystemen, bei denen für eine einzige Kampfszene 3 oder 4 Stunden draufgehen und man in einer Spielsitzung in-game gerade mal 2 Minuten abgewickelt hat.

Wenn man nicht nur One-Shots spielen will (die eigentlich mit so gut wie jedem Regelsystem bei angemessenem Zuschnitt dessen, was im Szenario so abgehen soll, spielen kann), sondern eben mit 3 bis 4 Stunden pro Spielsitzung TROTZDEM ganze, z.T. sehr umfangreiche, was die Handlung angeht, Kampagnen spielen können möchte, dann ist man mit Savage Worlds sehr gut bedient.

Unsere Kampagnentermine sind Samstag und/oder Sonntag. Bei den Sonntag-Terminen ist es oft so, daß Wochenendpendler (Studis oder andere Wochenendpendler) eben erst Sonntag ab 19 oder 20 Uhr erscheinen können. Trotzdem kann man in den drei bis vier Stunden bis Mitternacht (ich muß ja auch am nächsten Tag wieder arbeiten) mächtig was wegspielen (neulich erst in unserer Pulp-Runde: Shoot-Outs, Autoverfolgungsjagd (besser als die müde Fahrerei in "Die Mumie 3"), Recherche, Leute ausquetschen, mehr Shoot-Outs, Geiseln befreien, noch mehr Autos zu Schrott fahren, Ende ... mit entkommenem Bösewicht. Mehr in der nächsten Episode, in welcher sich dieser Schurke bitter rächen wird. Werden die Helden seiner unentrinnbaren Todesfalle noch ein Schnippchen schlagen können? - Spielzeit: 3 Stunden).

Schau Dir Savage Worlds mal an, oder - besser noch - probiere es auf einem Con mal aus.

[Zornhau]

Ist Savage Worlds noch ein ziemlich "old school"-iges Rollenspiel mit üblichem Ablauf von Spielrunden inklusive "Umschaltens" in den "Kampfmodus", bei Kampf/Action-Szenen, so gibt es ja auch Rollenspiele, die keine herausgestellten Kampfsysteme aufweisen (die in den meisten Regelwerken der Grund für die zeitliche Breite sind, die dort Kämpfe einnehmen).

Engel mit den Arkana-Karten verwendet KEIN Regelsystem. Man zieht Karten und erzählt sich etwas. Ob das nun das Belabern von Leuten oder das Einsetzen übernatürlicher Kräfte oder eben harte Kampfszenen betrifft: Karte ziehen und erzählen. Alles geht gleichschnell. - Somit kann man in einer Engel-Spielsitzung von 2 oder 3 Stunden reichlich erleben und tun.

HeroWars/HeroQuest hat einen einzigen Konfliktauflösungsmechanismus (in zwei Detailstufen - einfach und erweitert). Dieser wird verwendet, um ALLES, was miteinander in Konflikt gesetzt werden könnte, regeltechnisch abzuwickeln. Kampf nimmt keine Sonderstellung in diesen Regeln ein! - Soziale Konflikte oder körperliche Nicht-Kampf-Konflikte (Wettangeln, Verfolgungsjagd, usw.) werden damit abgewickelt. Kampf ist nur eine Form des körperlichen Konflikts und kennt andere Konsequenzen als ein sozialer Konflikt (Verwundung und Tod im Kampf gegenüber Ansehensverlust und Verbannung aus der Gemeinschaft im sozialen Konflikt).

Schau Dir mal Engel und/oder HeroWars bzw. HeroQuest (das Rollenspiel, nicht das uralte Brettspiel!) an.

[Xemides]

Moin,

mir würde noch Cthulhu einfallen, oder vielleicht überhaupt alle BRP-Systeme. Aber Cthulhu hat halt keinen langen Hintergrund, den man erklären muß. Erde-20er Jahre kennt halt jeder irgendwie.

[JS]

tourist: meinst du eigentlich setting oder system? beim setting shadowrun mit seinen langen planungsphasen können 3 stunden wohl wirklich des öfteren knapp werden, aber das system hat damit ja nicht so viel zu tun.

[Haukrinn]

Ich sehe da generell das Problem nicht. Da ihr eine Kampagne spielen wollt, sollte es eigentlich nahezu jedes beliebige System tun (Langwierige Charaktererschaffung zählt dann ja nicht). Ich sehe das Problem eher beim Plot. Für solche Runden würde ich immer auf ein Keep-it-straight'n'simple-Prinzip setzen. Komplizierten Plots, evtl. auch noch mit Nebenhandlungen, kann wahrscheinlich niemand lange folgen und man wird aufgrund der kurzen Spielzeit auch nicht alles ausloten können. Wenn man einfache, lineare Plots spielt, dann ist das aber kein Problem.

Hier vielleicht noch ein paar Systemempfehlungen, weil Du selbige ja haben wolltest (auch wenn ich eher den Plot denn das System für problematisch halten würde, s.o.):

Alles, was Unisystem-basiert ist (Witchcraft vielleicht weniger, es sei denn, man geht in so eine Monsterhunter-Richtung). AFMBE insbesondere, durch die Episodenstruktur sind auch Angel und Buffy prima geeignet.

Wir spielen momentan Arcana Evolved (Monte Cooks d20-Derivat) in einer Runde mit dem von Dir angepeilten Zeitrahmen. Das klappt auch ganz gut, so lange es nicht mehr als ein, zwei Kämpfe am Abend gibt.

[Ein]

Unsere sind alle nur grob 4 Stunden lang und habe da bisher von System zu System kaum einen Unterschied gesehen. Wie Haukrinn schon so schön gesagt hat, hängt es vor allem davon ab, dass man seinen Spielstil entsprechend anpasst. Also vor allem KISS und forcierter (nicht rumbummeln).

[bandit]

Das kommt doch wohl darauf an, was man bei kurzen Spielsitzungen als störend oder überflüssig empfindet. Davon abhängig muss man dann machen, ob man mit einem anderen System besser beraten wäre und mit welchem.

Wenn man Kämpfe eher als schmückendes Beiwerk betrachtet wäre D&D beispielsweise eine schlechte Wahl, da es gerade auf taktische, ausgeklügelte Kämpfe baut. Man braucht also ein Regelwerk, das weniger kampflastig ist.

Wenn man auf coole Action steht und insgesamt weniger Regeln bevorzugt (weil das Blättern in den Regelwerken stört) sollte man vielleicht auf ein System wie Wushu zurückgreifen.

Wenns allerdings an den Plots liegt und man z.B. die ewigen Planungsphasen beim Shadowrun bemängelt, sollte man halt was am Plot drehen und die Abenteuer entsprechend ändern.

Man muss erstmal das Ziel (gewünschter Spielstil, Prioritäten) festlegen, bevor man eine Lösung präsentieren kann (System, Setting, Plot).

[Joe Dizzy]

Woran genau machst du denn ein "Rollenspiel für lange Spielsitzungen" fest? Es ist ja kein Brettspiel in dem man eine genau Zugzahl und Regeldichte einhalten muss.

Wenn man nur 3,5 Stunden hat, dann wählt man halt die Sachen die man ausspielen will sorgfältiger aus. Ich verstehe nicht warum das eine Eigenschaft des Regelwerks sein sollte?

[hexe]

Auch stört es nicht jeden, dass eine Planung nun mal 3 Stunden dauert. Mir würde als Runner ein Teil meines Charakterdaseins fehlen, wenn man bei großen Runs nicht entsprechend plant. Wenn dann ein Abend für die Planung drauf geht, dann ist das so. Beansprucht auch im Runnerleben viel Zeit. Auch plant die Runner meist ein paar Tage vorher und dann ist es doch ein feines Feeling, wenn in meinem Zeitempfinden ein paar Tage vergangen sind, wenn man sich dann wirklich zum Run trifft.

Wer natürlich sagt, das find ich doof, oder wir spielen halt nur alle 2 Monate dazu nur 4 stunden. Der muss sich etwas anderes ausdenken, dann stecken die Runner eben von "Naturaus" in einer Bad Neighbourhood (oder so was wie Bug City) und jeder Einkauf kann schon in einem kleinen Geballer auf der Straße enden. Da hab ich mehr Aktion und nicht so viel Planung.

Aber wie schon gesagt, sehe ich das Regelsystem dafür doch recht unabhängig.

[killedcat]

Es stellt sich ja wirklich die Frage, was ein System für kurze Sitzungen ist. Ich will's mal mit ein paar Kriterien versuchen, an denen ich das festmachen würde.
Legende: X=Kriterium erfüllt;_=Kriterium nicht erfüllt;$=erfüllt, wenn man das Geld für Supplements locker macht

Talislanta (deutsche Ausgabe)
[X] Charaktererschaffung in unter 10 Minuten
[X] Charakterentwicklung in unter 10 Minuten (vergabe von XP)
[_] Unkomplizierter Hintergrund
[_] Viele "Hooks" zum schnellen Start eines Abenteuers enthalten
[X] Kämpfe sind schnell abgehandelt, so dass sie die Handlung nicht zu sehr bremsen


Dreampark (englisch, kaum mehr zu beschaffen)
[X] Charaktererschaffung in unter 10 Minuten
[X] Charakterentwicklung in unter 10 Minuten (vergabe von XP)
[X] Unkomplizierter Hintergrund
[X] Viele "Hooks" zum schnellen Start eines Abenteuers enthalten
[X] Kämpfe sind schnell abgehandelt, so dass sie die Handlung nicht zu sehr bremsen


nWod (englisch, deutsche Version schwer zu beschaffen, englische überall zu haben)
[X] Charaktererschaffung in unter 10 Minuten
[X] Charakterentwicklung in unter 10 Minuten (vergabe von XP)
[_] Unkomplizierter Hintergrund
[$] Viele "Hooks" zum schnellen Start eines Abenteuers enthalten
[X] Kämpfe sind schnell abgehandelt, so dass sie die Handlung nicht zu sehr bremsen


Fading Suns (englisch, leicht bei Red Brick zu beschaffen und das sollte man auch tun)
[_] Charaktererschaffung in unter 10 Minuten
[X] Charakterentwicklung in unter 10 Minuten (vergabe von XP)
[_] Unkomplizierter Hintergrund
[X,$] Viele "Hooks" zum schnellen Start eines Abenteuers enthalten
[_] Kämpfe sind schnell abgehandelt, so dass sie die Handlung nicht zu sehr bremsen

Edit: (sorry für den Vertipper bei der nWod)

[Kardinal]

wenn man die Charakter-Erschaffung nicht mitrechnet: GURPS4e - jede Menge Zeug für lange und detaillierte Kampagnen, diverse "Zoom-Stufen" für mehr oder weniger detail-verliebte Kämpfe, unzählige mögliche Settings, sehr differenzierte Charaktere, etc.

[Funktionalist]

Western city:
wenn man die REgeln erstmal erklärt hat (ca eine Stundem it Rückfragen und allem), läuft as Spiel superschnell.
Die Kämpfe sind auch sehr fix und es passiert einfach unglaublich viel.
Man hat halt oft mehr die Regisseursicht auf dei Dinge und man übernimmt recht viele Chars, kann aber echt laune machen.
Es kann auch daneben gehen, da die ganze Truppe aktiv ein Genre vertreten muss...also Absprachen treffen!

[alexandro]

Inspectres, Primetime Adventures, My life with Master, With great Power... - festes Spielende, auf das durch die Mechaniken hingearbeitet wird. Kein Risiko, dass man das Abenteuer nicht "schafft", weil man zu wenig Zeit hat

[Tourist]

Hallo,

vielen Dank für die ganzen Meldungen

An alle 'Kritiker:
Jap, gut möglich dass es nichts mit dem System zu tun, bzw. man den Fokus einfach entsprechend legen kann (KISS ist da wohl ganz wichtig).
Aber das ist ein Argument das man wohl immer nennen kann, wir sind Rollenspieler, wir kriegen 'ALLES' hin.

Ich stelle mir vor:
- Einfaches Kampfsystem, bzw. Kampf nicht im Fokus, evtl ein Mook-System, denn Endkämpfe können schon fein sein.
- Ein Setting/System das KISS unterstützt (z.B. PtA mit einer Serie in der es einen Fall pro Woche zu lösen gibt (beware, ich hab PtA höchstens überflogen nicht gespielt, ist also nur ein Beispiel))
- Ein System dass den Flow hochhält / die Spieler beschäftigt, wie Wushu, ich fühle mich zumindest nach jedem Spiel mehr angestrengt/befriedigt als nach 'normalen' Rollenspiel, allerdings kommt Wushu nicht in Frage da es imo nicht Kampagnengeeignet ist.
- etc., denn so ganz sicher bin ich mir natürlich nicht was denn perfekt für kurze Spielsitzungen ist


zu den Systemen:
Savage Worlds werde ich hoffentlich bald testen,
HeroQuest klingt wirklich spannend, mal schauen könnte meine nächste Anschaffung sein
WesternCity, hm.. klingt einerseits sehr gut, aber Western ist gar nicht mein Ding
der Rest.. mhh.. anschauen

Markus

*die Diskussion ist übrigens eher theoretisch, SR wird das AB fertig gezockt und dann mach ich erstmal eine Spielleiterpause*

[Crimson King]

Western City lässt sich mit minimalem Aufwand auf beliebige Settings übertragen, solange es nicht gritty sein soll.

[Boba Fett]

Allgemein:
Natürlich hängt viel vom Spielstil ab.
Wer sich gerne in Details verfrickeln lässt oder stundenlang rumplant wird in kurzen Sitzungen nur wenig vorankommen.
Und da hängt es vom Stil ab, ob das Vorankommen notwendig ist.
Also würde ich sagen: Gucken, dass man so spielt, dass kurze Sitzungen auch noch Spaß machen können.
Im Zweifelsfall: Kiss und "Focus on Progress".

Aber wie heisst es so schön: "system matters (,too)"
Dementsprechend gibt es auch bei den Regelsystemen welche, die nicht gut funktionieren werden.
Kampfsysteme, die einfach zu lange brauchen, um zum Resultat zu kommen (endlose Attacke / Parade Folgen, viele Tabellen, etc. pp.) fallen mir spontan ein.
Dementsprechend würde ich sagen: Auch da gilt KISS - Systeme die es "keep it straight and simple" halten, eignen sich gut.

Mir fallen da spontan folgende klassische Systeme ein:

Savage Worlds,
Uni-System,
Liquid,
und vielleicht auch:
Storyteller System

Habe fertig

[Crimson King]

Bei kurzen Sitzungen würde ich nebenbei bemerkt Lockeres, Pulpiges bevorzugen, verglichen mit atmosphärisch anspruchsvollen Sachen wie z.B. Agone oder den meisten Horror-Systemen. Ich habe mit 7te See sehr gute Erfahrungen bei kurzen Spielabenden gemacht. Das System ist außerdem equisit kampagnentauglich. Savage Worlds dürfte auch ziemlich perfekt geeignet sein, da habe ich aber keine praktischen Erfahrungen mit.

[grasi]

**dum-di-da-da! Wir unterbrechen das Programm für eine kurze Werbeinblendung**

Funky Colts - man spielt eine abgeschlossene Folge pro Abend.
RATTEN! - einfaches System, schnelle Charratten Erstellung.

Beides gibt's hier umsonst: www.projekt-kopfkino.de

**dum-di-da-da! Weiter im Programm**

[Ein]

Auch da gilt KISS - Systeme die es "keep it straight and simple" halten, eignen sich gut.

Alternativ kann man sie auch einfach strippen. Habe ich mit diversen Spielen gemacht und sie machen in dieser Form und unter diesen Umständen sogar mehr Spaß als vorher.

[DennisC81]

Das neue "Star Wars SAGA Edition", am besten sollte man allerdings ein paar Minis besitzen.
Das System ist sehr einfach und schnell, und Star Wars legt es ja gerade darauf an, die Spieler ohne lange Planungen etc. "right into the action" - zu werfen.

[Woodman]

Alternativ kann man sie auch einfach strippen. Habe ich mit diversen Spielen gemacht und sie machen in dieser Form und unter diesen Umständen sogar mehr Spaß als vorher.

Das erfordert aber sowohl gute kenntniss des regelsystems, als auch eine idee was sich denn zum weglassen eignet, und dann muss man der gruppe auch noch seine ganzen auslassungen und änderungen verkaufen und erklären. Ansonnsten finde ich die idee auch gut, ein ultralight-system auf die wesentlichen mechanismen reduziert ist dann meist auch sehr flexibel anwendbar und ermöglicht so einen sehr flüssigen spielfluß.

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Ich würde zu Star Wars D6 greifen, um schnell und lustig Rollenspiel abzuwickeln. Das System selber ist das einfachste und griffigste, das ich kenne, und der Hintergrund könnte dem Einen oder anderen ja bekannt sein 

[Timo]

Western City würde ich denn mal auch empfehlen.