Ein Kind kann auch Entscheidungen für sich treffen.
Nein, kann es eben nicht.
Doch, kann es. Tut es sogar jeden Tag.
Die Frage, die sich stellt, ist nur, in welchem Maße man das Kind die Verantwortung für seine Entscheidungen nehmen kann.
Kinder nehmen auch eigentständig am Straßenverkehr teil, oder machen andere Dinge, ohne vollkommen bevormundet zu werden.
Es gibt also keine digitale Unterscheidung in der "Bevormundung" sondern eine analoge, die mit dem erwachsen werden abnimmt,
wenn Kinder oder Jugendliche oder junge Erwachsene immer mehr Verantwortung übernehmen.
Genauso gibt es auch keinen Stichtag, aus dem ein Kind mit einem Schlag komplett erwachsen wird. Auch das ist ein werden.
Und auch da nimmt Vernunft, Erfahrung und dergleichen langsam zu und wird nicht durch einen Schalter angeschaltet.
Dementsprechend gibt es keine totale Unmündigkeit und ebenso keine vollkommene Mündigkeit, die plötzlich auf einen Schlag eintritt.
Wenn es keine vollkommene Mündigkeit gibt, dann stellt sich die Frage, ob nicht Erwachsene zum Teil bevormundet werden sollten. Zum Beispiel durch Zensur, durch Einschränkungen im Drogenkonsum, Waffenbesitz oder was auch immer.
Vollständig mündige Menschen brauchen solche Einschränkungen nicht, denn die wissen ja selbst am Besten was verantwortungsvolles Verhalten ist und handeln auch so.
Die Realität zeigt aber nun mal, dass es eben keine vollständig mündigen Menschen gibt (oder nur äußerst wenige).
Und daher gibt es Zensur, Verbote von Waffenbesitz, Verbot von Drogenkonsum oder -besitz und ähnliches.
Ich finde, auch wenn mir in vielen Dingen mehr Freiheit lieber wäre, das okay.
Das Beurteilungsmaß der Eigenverantwortlichkeit ist für einen Durchschnitt festgelegt worden und ist daher für viele Menschen sinnvoll. Auch wenn ich mich vielleicht als "mehr verantwortungsvoll" als dieser Durchschnitt einschätzen würde, habe ich mich doch irgendwann auf diese Regeln eingelassen - durch Staatsbürgerschaft und Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft.
Sie nicht zu akzeptieren, hiesse, akzeptieren zu müssen, dass irgendjemand anderes sie auch nicht akzeptiert und dadurch vielleicht durch Unvernunft mein Leben maßgeblich beeinträchtigt.
Ich finde es aber auch ebensogut, solche Regelungen kritisch zu hinterfragen, um zu prüfen wie weit sie noch Gültigkeit besitzen.
Aber pauschal ablehnen würde ich es nicht. Denn wir leben weder in einer idealen Gesellschaft, noch ist der Mensch mit Idealen Eigenschaften versehen worden.
Die Frage bei der Bevormundung von Erwachsenen stellt sich also nicht in Punkto "OB" sondern nur "wie sehr".