Perfect Blue
-Hätten Alfred Hitchcock und Walt Disneyp zusammengearbeitet, wäre dieser Film herausgekommen.
Wie wahr. Das gilt aber für fast alle Filme von Satoshi Kon, dem "japanischen David Lynch". Wunderschön ist sein Weihnachtsmärchen
Tokyo Godfathers, in dem drei Obdachlose ein ausgesetztes Baby finden und entscheiden müssen, was sie damit machen. Im Zuge einer Nacht werden sie mit unbequemen Wahrheiten ihres Lebens konfrontiert. (Der Film basiert übrigens auf einem
Western mit John Wayne (!), in dem Cowboys ein Baby in der Wüste finden...)
Als Kons Meisterwerk betrachte ich allerdings die TV-Serie
Paranoia Agent, die sich zu seinen Filmen verhält wie
Twin Peaks zu Lynchs Kinofilmen. Ein Destillat all seiner Ideen und Lieblingsthemen. Mystery vom Feinsten.
Die muss ich einfach mal zitieren, weil sie so schön sind:
Quiet Earth - Das letzte Experiment
1. Ridicule
(17. Jh.) Ein französischer Landedelmann, der ein recht sumpfiges Gebiet sein eigen nennt, macht sich einem Plan für die Entwässerung seines Landes. Mit diesem möchte er am Hof des Sonnenkönigs vorsprechen, um die nötige finanzielle Unterstützung zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt muss man aber rethorisch glänzen, um überhaupt auch nur ansatzweise Beachtung zu finden, und er muss sich auf ein paar sprachliche Duelle einlassen, die er zur Überraschung mit mehr Bravour besteht, als von einem ´Bauern´ erwartet.
Mehr sage ich nicht, aber ein sehr schöner Film, m.E. was für Leute, die ´Gosford Park´ gut fanden oder ´Deadwood´ auch wegen der ausgefeilten Sprache feiern konnten, wie ich.
Invasion aus dem Inneren der Erde (auch bekannt als "Der Infra-Superman", Hongkong-Trash-SciFi von 1975 ...)
Wow, den kennt jemand? Als Kind hab' ich den ungefähr 100 Mal gesehen.
Diese Perlen sind auch noch nicht genannt worden:
Das Leben - ein Sechserpack. Ein völlig idiotischer deutscher Titel, der den Originaltitel
Six Degrees of Separation nicht einmal im Ansatz trifft. Es ist außerdem ein Film, über den man nicht zu viel erzählen sollte, weil er leicht zu spoilen ist. Aber dies geht:
Der noch junge Will Smith (der Film wurde gedreht, als Smith noch den Prince of Bel Air gab) spielt den Sohn von Hollywood-Star Sidney Poitier. Der Harvard-Student wird in New York eines Abends überfallen und sucht - blutend - Zuflucht bei den nahe wohnenden Eltern eines Kommilitonen, ein sich entsetzlich langweilendes und entsetzlich snobistisches Kunst-sammelndes Ehepaar (Donald Sutherland und Stockard Channing, Oscar-Nominierung beste weibl. Nebenrolle). Smith bedankt sich für die Rettung mit Grüßen von seinem Freund, mit gepflegter Konversation über Kunst, Kultur und seiner Kindheit in Hollywood, mit einem fix in der Küche der Snobs gezaubertem Essen - und trotzdem wird der Abend entgleisen...
Der Film ist als Drama deklariert, aber er hat einen so feinen Humor (der Donald Sutherland in einer ziemlich ungewohnten Rolle aufgehen lässt), dass ich ihn eher als Dramödie bezeichnen möchte.
Kurz: ein Film für Leute, die auch
König der Fischer mochten. Läuft in unregelmäßigen Abständen im Spätprogramm des TV.
Der Originaltitel spielt übrigens auf die Idee an, dass jeder Mensch über nur sechs Bekannte (von Bekannten von Bekannten...) mit jedem anderen Menschen auf der Erde verbunden ist.
Leben und Lieben in L.A. (Playing by Heart) ist eine Perle des Ensemble-Dramas, mit einer schier unbezahlbaren Besetzung: Sean Connery, Angelina Jolie, Dennis Quaid, Gillian Anderson, Ryan Phillippe, Gena Rowlands, Jon Stewart, Madeleine Stowe, Anthony Edwards, Ellen Burstyn, Nastassja Kinski...
In einer verschachtelt erzählten Geschichte erleben wir die Liebesnöte und -freuden einiger Bürger von Los Angeles, die anscheindend nichts miteinander zu tun haben, sich im letzten Drittel aber natürlich alle begegnen werden. Wer in
Lost seinen Spaß daraus zieht, in den Rückblicken darauf zu achten, wie die Schicksale der Passagiere von Flug Oceanic 815 schon vorher miteinander verknüpft waren, wird auch
Playing by Heart mögen (obwohl
Lost natürlich ungleich dramatischer ist).
Der Arbeitstitel des Film war übrigens "Dancing about Architecture" - eine Bemerkung, die auf eine Dialogzeile im Film anspielt. Angelina Jolie ändert ein Elvis Costello zugeschriebenes Zitat ab und sagt "Talking about love is like dancing about architecture".