Eulenspiegel, mal ganz davon ab, dass du dir mit den ersten beiden von mir zitierten Passagen selbst widersprichst (und du mir gleich vermutlich ausführlichst darlegen wirst, warum das nicht der Fall ist),
Der Satz in Klammer stimmt. Ich verstehe nicht, wo du da einen Widerspruch siehst:
1) Die Regeln von Monopoly sind eigentlich schlecht.
2) Das einzig Gute an den Regeln ist das immersive Element.
Ich weiß nicht, wo du hier einen Widerspruch siehst: Ohne das immersive Element würde niemand Monopoly kaufen. Einfach, weil die Regeln so furchtbar schlecht sind. Aber weil die Regeln ein immersives Element haben, ist das Spiel so beliebt geworden.
Ich will jetzt eigentlich kein Beispiel bringen, um ein Beispiel zu erklären. Aber vielleicht hilft dir dieses Beispiel besser, es zu verstehen:
1) Ein Elektroauto ist richtig schlecht.
2) Das einzig gute an einem Elektroauto ist, dass es so umweltfreundlich ist.
Ohne die Umweltfreundlichkeit, würde wohl niemand Elektroautos kaufen. Der Grund aber, dass Elektroautos bei einigen Leuten so beliebt sind, ist nicht die Leistung des Autos, sondern nur seien Umweltfreundlichkeit.
So, ich werde jetzt nicht weiter auf das Auto-Beispiel eingehen: Entweder du verstehst das Autobeispiel und kannst daraus schließen, wie die beiden obigen Sätze zu Monopoly gemeint sind (und warum sie kein Widerspruch sind.) Oder du verstehst das Beispiel nicht. In dem Fall würde ich das Auto-Beispiel trotzdem sein lassen und direkt an Monopoly erklären, wieso die Regeln eigentlich schlecht sind und nur die immersive Eigenschaft der Regeln das Regelwerk rettet.
wird mir nicht klar, warum du auf die Idee kommst, das Monopoly IRGEND EIN immersives Element bietet, das andere Spiele so nicht haben und das man nicht auf alle Gesellschaftsspiele ausdehnen könnte.
Wiegesagt: HEUTZUTAGE im Jahre 2009, also gute 100 Jahre nach Erfindung von Monopoly, haben die meisten Spiele diese immersiven Elemente. Heutzutage ist es sozusagen Standard, dass man Spiele nur noch mit immersiven Regeln rausbringt. (Zumindest die Spiele, die sich hier in Deutschland gut verkaufen.)
Aber damals im Jahre 1904 war es ein absolutes Novum. Damals kannte es noch niemand.
HEUTZUTAGE sind immersive Regeln bei Gesellschaftsspielen "Standard". Aber DAMALS war es eine absolute Neuheit, die es vorher nicht gab.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass sich das "Gewinnen"-Thema von Monopoly ganz klar mit dem ewigen Credo der meisten Rollenspiele beißt, dass es keinen Gewinner und damit viele Verlierer gibt
Du musst zwischen definierendem Element und normalen Element unterscheiden.
Es stimmt vielleicht, dass 99% alle Rollenspiele kooperativ sind. Das ist aber nur eine Korrelation und keine Kausalität. Wenn man einem Rollenspiel die kooperative Basis wegnimmt, dann hört es nicht auf ein RPG zu sein. Es bleibt auch ohne kooperative Basis ein RPG. Damit ist "Kooperation" kein definierendes Element von RPG. (Aber durchaus ein normales, zu erwartendes Element.)
Und warum man mit normalen Gesellschaftsspielen Rollenspiel betreiben können soll, erschließt sich mir auch nicht, und auch dein Verständnis von Immersion ist sehr... seltsam. Warum meinst du, dass man Schach-"kämpfe" total immersiv spielen kann, indem man sich mit einzelnen Spielfiguren identifiziert, gleichzeitig behindern dich aber Power-Slots an der Immersion bei einem Spiel, bei dem du über deine Spielfigur soviel mehr machen kannst als "Ziehe 1 Feld vor"?
Ganz einfach: Weil "total immersiv" relativ ist.
Ein Mann steht in der Sauna bei 50° C. Und der andere badet im eiskalten Wasser bei 5°C.
Anschließend gehen beide raus und springen in ein Schwimmbad mit 20°C.
Der Kerl aus der Sauna wird sagen: "Das Wasser ist kalt."
Der Mann aus dem Eiswasser wird aber sagen: "Das Wasser ist warm."
Wer von beiden hat nun recht?
Es kommt nunmal auf den Standpunkt an.
Genau das gleiche hat man auch bei Schach: Wenn man die ganze Zeit Go oder klassische Brettspiele spielt, dann kommt einem Schach auf einmal furchtbar immersiv vor.
Wenn man jedoch die ganze Zeit klassische Rollenspiele spielt, dann kommt einem Schach überhaupt nicht immersiv vor.
Und um genau das zu veranschaulichen, hatte ich bereits in
# 58 auch die xyz-Skala* gepostet:
klassisches RPG = Arkana > Inspectres > "Erzählrollenspiele" = D&D 4 > Skirmisher TableTop > großflächiges TableTop > German-Style Board Games > Schach = Malefiz > Go > Kniffel = 0.
Diese Relationen hatte ich nicht zum Spaß aufgeschrieben, sondern es steckte durchaus ein Gedanke dahinter.
Und wenn man sich mal diese Skala anschaut, dann stellt man fest: Schach ist mehr xyz als Go. - Jemand, der die ganze Zeit Go spielt, wird Schach plötzlich furchtbar xyz finden.
Schach ist jedoch weniger xyz als klassisches RPG. Jemand, der die ganze Zeit klassisches RPG spielt, wird Schach viel weniger xyz finden.
*Für xyz kann man Immersion, Method Acting, rollenspielerisch oder Gummibärchen einsetzen. Ich verwende hier mal xyz um Definitionskriege und um Gefechte "wie lautet das Wort richtig"zu vermeiden.
Ist eine Rochade jetzt immersionsfördernd oder frage ich mich, warum mein cooler Springer nicht auch sowas kann und falle damit aus der Immersion? Und wie immersiv kann ein Spiel sein, bei dem ich in jedem Zug eine andere Person bin, im Vergleich zu einem, in dem ich die ganze Zeit einen einzelnen Charakter verkörpere?
Ja, Schach ist, wie du richtig erkannt hast, weniger immersiv als ein Spiel, bei dem man immer die gleiche Person spielt. (Immersiv bezüglich einem Charakter und nicht der Spielwelt.) Aber wenn du dir mal meine Immersionsskala von
#58 anschaust (dich ich der Übersichtlichkeit halber hier auch nochmal gepostet habe,) dann fällt dir auf, dass Spiele, wo man mehrere Figuren steuert prinzipiell schlechter auf der Skala abschneiden, als Spiele, wo man nur eine Person verkörpert. (Solche Missverständnisse zu vermeiden war mitunter ein Grund, dass ich die Skala gepostet habe.)