Guten Abend.
Ich weiss nicht ob der Titel so glücklich für das Thema gewählt ist aber ich erkläre worum es geht:
Aus meiner Perspektive scheinen in den letzten Jahren eine große Masse vieler neuer Settings veröffentlicht zu werden, die zwar zum Teil gute Ideen haben, denen es aber an .... Potential für Langzeitmotivation fehlt.
Meist scheinen sie dazu zu dienen Spielern irgendein tolles, knalliges Konzept des Autors möglichst schnell und direkt erfahren zu lassen. Ja, und dann kommt lange Zeit gar nichts mehr. Solche Settings machen mir häufig vielleicht ein halbes Jahr Spass, dann hat man alles gesehen und gemacht und die Luft ist raus. Man KANN mehr machen (so frei wie sie sind kann man so gut wie alles einbauen), daß kostet aber Unmengen an Eigenaufwand.
Was mir aber wesentlich öfter fehlt sind Dinge abseits der Abenteuer, die ein Setting wirklich lebendig machen. Wie besagte soziale Riten: Tischrituale, Übergangsriten, Rollenverteilung usw.usf. Dinge, die einem helfen sich in eine Welt hineinzudenken. Also Dinge, die zeigen, wie es ist in dieser Welt zu leben. Dinge, die festeschrieben sind, so daß sie jeder ohne lange Diskussionen als Teil der Spielwelt hinnimmt oder man sie sich nicht mit der Gruppe erst mühsam erarbeiten muss, bis man irgendwann eine gemeinsame Basis hat mit Inhalten, von denen die meisten ohnehin eher einfallslos ist (man ist nunmal kein Weltenbastler). Und dann kehren dieselben Ideen wieder, die man alle schon mal hatte und in die klaftertiefen Löcher anderer Settings selber einbaute, mit dem Ergebnis: Im Endeffekt spielt man doch wieder das gleiche. Denn es geht ja eigentlich auch darum die Spielwelt aus der Sicht des Autoren zu sehen, dann muss er aber auch Fleisch liefern.
Damit man sich darunter was vorstellen kann, hier mal Settings, die ich gespielt habe oder kenne und die ich darunter zählen würde:
- GURPS4 Banestorm
- Iron Kingdoms
- D&D4 Forgotten Realms
- Rippers (und andere SW Settings, wobei diese schon vorweg als Massenware deklariert werden)
- Arcane Codex
- Elyrion
und natürlich vor allem Gratisprojekte aber wenn ich die alle aufzähle pisse ich womöglich nur mehr Tanelornern ans Bein.
Die Autoren dieser Schwemme an Settings scheinen sich entweder auf dieses Fire&Forget-Konzept (angespielt weggeschmissen) eingestellt zu haben, mit denen man Settings als Massenware abfrühstücken kann, weil es eben modern ist ein Setting mit klarem, sofort anspielbarem Konzept vorgesetzt zu bekommen, was als "Design auf RPG Theoriebasis" angesehen wird
oder
Was ich eher glaube: Es gibt viel zu viele Leute, die viel zu wenig Ahnung davon haben, wie man eine lebendige Spielwelt schreibt, aber viel zu leicht ihr Setting in Hochglanzbüchern (wahlweise PDF) auf den Markt werfen können.
Sie ruhen sich zudem völlig auf den Genrekonventionen aus ("ach, die wissen schon, das gibts halt so ein Elfenvolk und die sind halt elfenartig), oder klauen gleich direkt aus der Realität ("Und bei den Menschen ists halt mittelalterlich"). Leute mit grundsätzlich guten Ideen (wie viele RPGler), diese aber nicht umsetzen können oder wollen.
Unnötig zu erwähnen, daß es den Settings an Eigenständigkeit fehlt (was ich aber gar nicht mal entscheidend finde, man kann auch das Xte Elfenvolk lebendig gestalten).
Auffällig ist, daß zu solchen Settings auch keine Quellenbücher mehr kommen, weil es mit einem Buch als abgeschlossen gilt.
Mir macht das ziemlich zu schaffen, weil ich die alten Gurken, die das zum Teil machten (wie Earthdawn), oft aber nicht konnten (wie DSA), mittlerweile langweilig finde und es schade finde, daß sowas nicht mehr gemacht wird. Was ich an den Settings vermisse ist der Reiz der Langsamkeit. Ich glaube, daß ist auch einer der Gründe warum sich diese alten Settings so lange halten können, sie haben auf Dauer eben mehr Gehalt und es gibt keinen modernen Ersatz auf den man umsteigen könnte.
wie gesagt, aus meiner Perspektive. Übersehe ich die vielen tollen, neuen lebendigen Spielwelten?
habt ihr Vorschläge für solche Settings?