Jetzt stellt sich mir eigentlich nur die Frage wie man diese netten Methoden Kampagnenenfähig macht und dafür sorgt dass ein Charakter "entstehen" kann und das er seine Konflikte weiterentwickeln kann ohne die Story-Möglichkeien allzu sehr Einzuschränken und ohne vorallem zu Dominant zu werden. Gibt es da was?
Ja, Interaktion mit Spielleiter und Mitspieler...
Will sagen: Absprache wird da immer nötig sein, denn diese Methoden sind nichts wert, wenn sie nur vom Spieler selbst eingesetzt werden, die Mitspieler aber nichts mitbekommen, bzw. nichts davon nutzen können.
Idealerweise sind ja auch die Spielercharaktere selbst in den R-Maps und C-Webs miteinander verbunden (und nicht nur ein SC und dessen NSC).
Was nützt es dem Spieler, wenn er einen "Kicker" als Abenteuer-Idee an den Spielleiter liefert, der aber diesen nicht nutzen kann oder die anderen Mitspieler nicht verstehen, dass es für denjenigen Spieler sehr interessant und wichtig ist, dass man sich um diesen Kicker kümmert. Schlimmstenfalls bleibt der Kicker ungenutzt.
Genauso nützt es wenig, wenn jemand eine Relation-Map aufsetzt und die Charaktere (NSC inkl.) und ihre Beziehungen zueinander definiert, das aber sonst keiner weiss. Sowas macht man zusammen...
Und solche Maps und Webs benötigen auch stetige Pflege und auch die sollte gemeinsam erbracht werden, damit jeder sich einbringen kann und auch jeder sich auf dem laufenden hält.
Das führt dazu, dass man mehr Zeit im Rollenspiel verbringt, "nicht Rollen zu spielen". Also mehr "metagaming".
Aber die lohnt sich, denn dadurch wird das Spiel selbst interessanter.
Man versteht plötzlich, warum der Nachbarcharaktere unbedingt zu seiner kranken Tante nach Coroba will oder warum der Auftraggeber immer so mistrauisch ist. Und dieses Erkennen und Verstehen macht sehr viel Spaß.
Außerdem hat es den Effekt, dass wirklich Verständnis entsteht, wo vorher Vermutung entstand.
Ich hab oben ja schon geschrieben, dass (ich glaube, dass) viele Spieler ihre SC als 'Figuren' (Archetypen ohne Tiefgang) erschaffen und diese mit der Zeit zu Charakteren (tiefgründig mit Hintergrund und Motivationen) werden.
Trotzdem wird dort vieles am Spieltisch immer noch auf "Vermutungen" beruhen. Der Mitspieler kann über Motivationen des Charakteres eines anderen vermuten und spekulieren - solange das aber nicht offen gelegt ist, wird es nicht wissen und auch nicht verstehen. Mißverständnisse sind immer vorprogrammiert.
[Die können auch interessant sein, aber die meisten Missverständnisse sind eher der Natur, dass sie im echten Leben nie aufgetreten wären, weil man den Gegenüber eben 24h am Tag erlebt und viel mehr mitbekommt, im Rollenspiel eben viel weniger rüberkommtl.]
Mit R-Map und C-Web versteht man plötzlich warum das Miteinander so abläuft, wie es passiert. Und vor allem: Man beginnt bei Unverständnis einfach mal nachzufragen "warum hast Du das vorhin getan, ich dachte, dein charakter wäre dem NSC ganz anders eingestellt" Und auch da machen sich Erkenntnisse breit.
Natürlich gibt es viele Spieler, die das ablehnen. Aber ich glaube, die nehmen sich einfach sehr viele Möglichkeiten.