Unabhängig davon wie man Dogs spielen sollte ist das hier ein Problem mit Stakes. Der Stake "die Wahrheit erfahren" ist schon problematisch da das Gegenteil nicht nur "angelogen werden" ist, sondern eher "die Lüge glauben", oder sogar wie in diesem Fall "die Wahrheit nicht glauben/nicht erkennen". Wie schon gesagt ergibt das wenig Sinn, wenn tatsächlich der Spieler (und nicht der Charakter) über die Wahrheit im Dunkeln gelassen werden soll.
Der Stake "herausfinden ob er lügt" ist ohnehin nicht gut, weil sich dadurch der Konflikt nicht lösen würde (wenn er lügt).
Bei Dogs ist es ja nun eher nicht erwünscht dass Spielern tatsächlich Informationen vorenthalten werden, aber das liegt auch im Umgang mit Stakes begründet. Es gibt ja das Beispiel mit dem Hinterhalt in dem natürlich der Hinterhalt selbst offen behandelt werden muss, da man sonst keinen Konflikt daraus machen könnte. In dem Zusammenhang funktioniert das auch, weil sich das Ergebnis in jedem Fall sofort auswirkt.
Wenn es allerdings darum geht die Wahrheit heraus zu finden ist im Falle der Niederlage klar dass der Charakter eben nicht die Wahrheit kennt, das Problem ist dass der Spieler das dann aber weiß, und nun seinen Charakter unwissend bzw. mit falschem Wissen spielen müsste. Das könnte man natürlich so machen. Ich glaube aber nicht dass das hier erwünscht ist.
Deswegen ist das Problem wie die Lösung eigentlich ganz einfach. Man macht keinen Stake der für das Spiel keinen Sinn ergibt. Genauso wie man zu umfangreiche Stakes ablehnen würde ("Ich löse das Abenteuer", "Ich mache alle glücklich"). "Ich erfahre die Wahrheit" ist da ja schon nah dran.
Wenn es gerade ein wesentlicher Teil des Abenteuers sein soll die Wahrheit selbst (als Spieler) zu finden und zu bewerten, dann macht man darüber einfach keine Konflikte. Ich finde es sowieso viel interessanter wenn die abschließende Wahrheit unbekannt bleibt, so dass die Dogs selber werten müssen was sie für richtig halten, denn aus der Wahrheit ergibt sich meist auch ein Urteil von selbst.
Man muss man aber nicht gleich jede Opposition aufgeben, nur weil man bestimmte Stakes nicht verwenden will. Man muss nur die Opposition woanders suchen und so den Stakes eine andere Richtung geben.
Um auf das ursprüngliche Problem zurück zu kommen: Was ist eine mögliche Opposition bei jemandem der die Wahrheit schon gesagt hat, dem der Dog aber nicht traut? Das ist eigentlich ein innerer Konflikt des Dogs, ein Konflikt mit seinem eigenen Misstrauen! Es geht nicht um die Wahrheit (die legt hier schließlich der SL fest), sondern wie sicher sich der Dog sein kann und was er bereit ist zu tun um diese Sicherheit zu erlangen und sein Misstrauen auszuräumen (sowas wie absolute Sicherheit kann es schließlich nicht geben). Als SL kann man diesen Konflikt sogar führen ohne das alles vorab explizit aufzudecken.
Der Konflikt würde also ganz normal laufen, woher die Opposition kommt muss der SL nicht sagen, das ergibt sich erst durch den Konflikt (dämonischer Einfluss wäre hier natürlich sehr passend und gibt eventuell einen kleinen, interessanten Hinweis).
Ob der Spieler nun gewinnt oder nicht ändert der NSC seine Aussage natürlich nicht (weil es die Wahrheit war), aber es gab einen Konflikt und eventuell eine Eskalation. Interessanterweise ergibt sich nun auch genau das richtige Bild für den Spieler. Hat er gewonnen, so weiß er dass der NSC die Wahrheit gesagt hat (weil er ja gewonnen hat und das der Stake war), er hat aber eventuell einen Preis dafür bezahlt (Einschüchterung eines Unbescholtenen, Schläge, Folter...?). Verliert er jedoch sagt der NSC das gleiche, aber der Spieler glaubt nun dass der NSC lügt oder widersteht (da der Stake der Wahrheit scheinbar verloren wurde). Der Charakter konnte das Misstrauen nicht besiegen (und der Spieler braucht das nicht künstlich zu spielen).
Ich hatte noch eine andere Möglichkeit im Kopf, die mir jetzt aber gerade nicht einfällt. Man braucht etwas Übung um interessante Stakes ad hoc zu entwerfen. Als Richtlinie sollte man einfach darauf achten nichts zu entwerten, indem man es direkt zum Teil eines Stakes macht, obwohl man es anders erspielen möchte. Ansonsten kann man im Zweifel einfach mal einen Konflikt starten und sehen wie sich die Situation entwickelt. Dann hätte sich vielleicht etwas wie hier beschrieben von selbst ergeben.