Da Gaukelmeister jetzt etwas konkreter geworden ist, nochmal etwas ausführlicher meine Haltung:
So wie ich es jetzt verstehe, scheitert die Diskussion an den Begriffen Spaß, Rollenspiel und gut.
"Spaß" habe ich vorher schon erläutert. Es umfasst das Vergnügen, die erfüllten Erwartungen und insgesamt das befriedigende Spielerlebnis. Einwürfe à la "Bei Spaß steh nicht 'gut' in der Definition" sind ja wohl ziemlich sinnlos, denn sonst müsste man nicht in einer These gut mit Spaß korrelieren.
"Rollenspiel" ist für mich das englische "roleplay game". Also der Gesamtakt des Spiels. Kein Theaterseminar oder Psychobrimborium. Es umfasst also eine Gruppenaktion, die über einen bestimmten Zeitrahmen (von einem Oneshot, über eine Kampagne bis hin zu einem mehrjährigen Zusammenspielen) verläuft. Da sehe ich einen extremen Gegensatz zu Gaukelmeisters These, der versucht, "Rollenspiel" zu individualisieren. Was in seinen Thesen "Jemand spielt gut..." zum Vorschein kommt. Für mich geht es nicht um eine Person, sondern um die gesamte Gruppeninteraktion. und eben auch nicht um Rollenspiel sondern um Rollenspiel
"Gut" ist der Begriff, der meine Aussage erst nötig macht. Es gibt nämlich Personen, die glauben, dass man "gut" messen kann und das gerne mit elitären Begriffen wie anspruchsvoll, qualitativ hochwertig und was weiß ich in Verbindung bringen wollen. Das scheitert in meinen Augen kläglich, da man ansonsten anderen vorschreiben könnte, wie sie ihre Spielabende zu spielen haben. Und das unabhängig davon, ob sie dabei Vergnügen haben oder nicht. Meine ursprüngliche Aussage war eine Antwort auf genau diese Haltung.
Jetzt zu einer These, die in etwas Gaukelmeisters Thesen entspricht, aber eben meinen Ansatz voraussetzt:
Rollenspiel als Gruppeninteraktion ist dann gut, wenn alle Beteiligten ihr individuelles Vergnügen erlebt haben
Das ist erstmal so richtig, aber, und da lasse ich gerne mit mir reden, komplett inhaltsleer. Dies war aber auch erstmal nicht nötig, da es ja nur eine Antwort auf eine elitäre Attitüde ist.
So wie ich Gaukelmeister verstehe, hat er eigentlich eine ähnlich aufgeschlossene Haltung, stört sich aber komplett daran, dass man nicht erklärt, was denn nun den Spaß ausmacht. Wie entsteht der, und wie kann man ihn fördern. Über diese Punkte lohnt es sich zu diskutieren. Denn nur wenn man andere Beispiele erfährt, kann man seine Erlebnisse noch optimieren. Wenn ein Spieler bisher bei Hack&Slay Spaß hatte, kann er durchaus mal andere Varianten vorgeführt bekommen, vielleicht gefällt es ihm ja noch besser. Aber eben nicht unter der Prämisse "Ich zeige Dir mal was besseres, qualitativ hochwertigeres oder anspruchsvolleres".
Und weil jemand polemisch meinte, alle meine Spielrunden sind gut: Nein, das sind sie beileibe nicht alle. Und das ist eben genau der Punkt, gegen den ich eigentlich meine Aussage gestellt habe. Es gibt kein universelles gut, selbst das individuelle gut ist ziemlich wankelmütig. Was eine Gruppe die Woche zuvor noch begeistert hat, kann die nächste Woche schon in die Hose gehen. Das Problem ist eben, dass es eine Gruppeninteraktion ist und damit fast zwangsläufig nicht alle individuellen Bedürfnisse befriedigt werden können. Wenn man fragt, könnte man noch nicht einmal eine Antwort bekommen, was Teilnehmer x denn heute besonders zufriedenstellen könnte.