Es gibt ja so ein paar Spezis, die immer wieder gerne über „NDE“ und „Emos“ lästern, wenn ein Rollenspiel(-setting) „düster“ daherkommt: Die Welt ist am Arsch, die Leute sind alle kaputt, Hoffnung gibt’s kaum, usw.
In der gleichen Diktion bleibend, könnte ich jetzt natürlich über die Poser lästern, die ihre pubertären Machtfantasien in ihren ach so „heldenhaften“ und „männlichen“ (oder gar „pulpigen“) Settings ausleben. Ein unkreatives Drei-Buchstaben-Kürzel könnte ich mir dazu auch ausdenken. Aber in Wirklichkeit würde das nicht nur zu nichts (außer beiderseitigen sinnlosen verbalen Ausfällen) führen, sondern es wäre auch nicht sachgerecht, da eine solche Unterstellung ungerechtfertigt wäre.
Genauso, wie das ganze Emo-Geflame ungerechtfertigt ist.
„Dark“ muss man nicht mögen, kann man aber, und dafür gibt es auch Gründe. Denn durch die Überzeichnung des Negativen, des Kaputten, des Hoffnungslosen, wird eine wichtige Zutat für Charaktere mit Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung geschaffen:
Krisen.
Wenn es kaum Hoffnung gibt, ist umso prägnanter, an welche Hoffnung die Charaktere sich klammern. Wenn man niemandem trauen kann, ist umso wichtiger, wem man am Ende doch vertraut. Wenn einem schlimme Dinge (tm) widerfahren, man selbst sich gezwungen sieht, schlimme Dinge (tm) zu tun, zeigt sich am ehesten, aus welchem Holz man geschnitzt ist.
Moderne, hoch gelobte TV-Serien wie Battlestar Galactica (Welt im Arsch) oder Dr. House (Leute kaputt) arbeiten mit genau diesem Prinzip. Das Ergebnis ist intensiver, auf einer moralischen Ebene fordernder und insgesamt schwerer verdaulich als ein strahlendes Heldenepos (oder eine style-over-substance Metzelorgie). Die Konfrontation mit extremen Situationen und Befindlichkeiten, Krisen eben, ruft beim Spieler eine stärkere emotionale Reaktion hervor. Das muss man nicht wollen, kann man aber.
Wenn etwas natürlich nur dunkel angemalt ist, aber gar keine echten Krisen drin sind, dann fällt dieser Effekt weg. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, und sich daran aufzuhängen und den Rest auszublenden, ist ziemlich schwaches Tennis.
So, und jetzt kommt ihr.