Autor Thema: „Dark“ ist gar nicht so doof  (Gelesen 20320 mal)

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Offline Lord Verminaard

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„Dark“ ist gar nicht so doof
« am: 27.05.2009 | 16:19 »
Es gibt ja so ein paar Spezis, die immer wieder gerne über „NDE“ und „Emos“ lästern, wenn ein Rollenspiel(-setting) „düster“ daherkommt: Die Welt ist am Arsch, die Leute sind alle kaputt, Hoffnung gibt’s kaum, usw.

In der gleichen Diktion bleibend, könnte ich jetzt natürlich über die Poser lästern, die ihre pubertären Machtfantasien in ihren ach so „heldenhaften“ und „männlichen“ (oder gar „pulpigen“) Settings ausleben. Ein unkreatives Drei-Buchstaben-Kürzel könnte ich mir dazu auch ausdenken. Aber in Wirklichkeit würde das nicht nur zu nichts (außer beiderseitigen sinnlosen verbalen Ausfällen) führen, sondern es wäre auch nicht sachgerecht, da eine solche Unterstellung ungerechtfertigt wäre.

Genauso, wie das ganze Emo-Geflame ungerechtfertigt ist.

„Dark“ muss man nicht mögen, kann man aber, und dafür gibt es auch Gründe. Denn durch die Überzeichnung des Negativen, des Kaputten, des Hoffnungslosen, wird eine wichtige Zutat für Charaktere mit Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung geschaffen:

Krisen.

Wenn es kaum Hoffnung gibt, ist umso prägnanter, an welche Hoffnung die Charaktere sich klammern. Wenn man niemandem trauen kann, ist umso wichtiger, wem man am Ende doch vertraut. Wenn einem schlimme Dinge (tm) widerfahren, man selbst sich gezwungen sieht, schlimme Dinge (tm) zu tun, zeigt sich am ehesten, aus welchem Holz man geschnitzt ist.

Moderne, hoch gelobte TV-Serien wie Battlestar Galactica (Welt im Arsch) oder Dr. House (Leute kaputt) arbeiten mit genau diesem Prinzip. Das Ergebnis ist intensiver, auf einer moralischen Ebene fordernder und insgesamt schwerer verdaulich als ein strahlendes Heldenepos (oder eine style-over-substance Metzelorgie). Die Konfrontation mit extremen Situationen und Befindlichkeiten, Krisen eben, ruft beim Spieler eine stärkere emotionale Reaktion hervor. Das muss man nicht wollen, kann man aber.

Wenn etwas natürlich nur dunkel angemalt ist, aber gar keine echten Krisen drin sind, dann fällt dieser Effekt weg. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, und sich daran aufzuhängen und den Rest auszublenden, ist ziemlich schwaches Tennis.

So, und jetzt kommt ihr.
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ChristophDolge

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #1 am: 27.05.2009 | 16:27 »
:d

Ein Dichter muss schließlich auch leiden, um wirklich gut zu sein.

Offline Monkey McPants

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #2 am: 27.05.2009 | 16:27 »
Als "Initiator" des Threads der, wenn nicht den Grund dann doch vermutlich den letzten Tropfen für diesen hier geliefert hat, wollte ich nur fürs Protokol vermerken:

Ich find Post-Apo cool. Ich find auch "Dark" cool. Sogar "Dysternyss" hat sich schon gelegentlich in mein Regal und auf meinen Spieltisch verirrt.

Ich bin nur ein Mensch der einen breiten Geschmack hat und der darum viele verschiedene Dinge geil findet. Also sowohl Dysternyss als auch POWAH FANTASY!!!, GRIMDARK und Silly Fun, etc. Balance und Abwechslung ftw.

Wenn sich aber ein deutlicher Trend abzeichnet, sei es jetzt in die eine oder andere Richtung, dann werd ich neugierig. Stört mich nicht unbedingt, höchstens schmunzle ich vielleicht hie und da. Aber das ist dann nicht wirklich als Kritik gemeint.

Denn, wie gesagt, Dysternyss ist ja geil. Manchmal. ;)

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Offline Minne

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #3 am: 27.05.2009 | 16:37 »
Ich empfand die angesprochenen Äußerungen der jeweiligen User als bloße und vollkommen subjektive, wenn auch vielleicht rethorisch etwas aufgepeppte, Geschmacksäußerung und als solche schlichtweg gleichgültig.

Offline Bad Horse

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #4 am: 27.05.2009 | 16:39 »
Ich mag Krisen auch. Ich habe auch nichts gegen intensive, düstere Szenarios (Battlestar Galactica, zum Beispiel).

Ich find nur diese "Dysternyss um der Dysternyss" willen, und dann noch einen drauf, und "meine Welt ist kaputter als deine" doof. Ich finde es doof, wenn es eben keinen Lichtblick oder Hoffnungsschimmer, und konsequenterweise die Chars nichts bewegen und der Welt nur beim Abkratzen zugucken können. Wenn jeder ein Verräter ist, weil das eben nicht zulässt, dass die Chars irgendwem vertrauen und einen emotionalen Bezug aufbauen. Wenn du zehn gute Freunde hast, und einer verrät dich, ist das eindringlicher, dramatischer und mitreißender, als wie wenn sowieso jeder jeden für eine halbe Butterbrezel verkauft.

Nichts gegen Tragik - ich bin ein großer Fan von Polaris, aber dauernd könnte ich das auch nicht spielen. Ich will auch mal gewinnen. Ich will dafür ordentlich was einstecken und Opfer bringen müssen, aber ich will, dass man Char irgendwann auch mal sagen kann "Das hab ich gut gemacht" oder auch "Das war das Opfer wert".
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #5 am: 27.05.2009 | 16:41 »

In der gleichen Diktion bleibend, könnte ich jetzt natürlich über die Poser lästern, die ihre pubertären Machtfantasien in ihren ach so „heldenhaften“ und „männlichen“ (oder gar „pulpigen“) Settings ausleben. Ein unkreatives Drei-Buchstaben-Kürzel könnte ich mir dazu auch ausdenken.
Das gibts doch schon! Da wäre das aufmerksamkeitshaschende und blenderische
FFF,
das versucht, einem vordergründiges Papierfigürchenschieben als wahres Rollenspiel tm zu verkaufen.

sers,
Alex, Freyschärler der Fynsternis

Daheon

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #6 am: 27.05.2009 | 16:50 »
Lord Verminaard schrieb aber auch:
Zitat
Aber in Wirklichkeit würde das nicht nur zu nichts (außer beiderseitigen sinnlosen verbalen Ausfällen) führen, sondern es wäre auch nicht sachgerecht, da eine solche Unterstellung ungerechtfertigt wäre.

Daheon, Diener der Dämmerung  ;)

Offline scrandy

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #7 am: 27.05.2009 | 16:55 »
Also ich kann deinen Post eigentlich genauso unterschreiben, Vermi.

Ich würde sogar sagen, dass ich mich wundere, dass der Trend nicht auch in andere Genres einzieht. Fiktionen hängen nunmal am Zeitgeist. Und unsere heutige Jugend fühlt sich nunmal trotz unserer Wohlstandsgesellschaft eher schlecht und das nicht ohne Grund. Haben wir noch zu Mayday und Loveparade in den 90ern dem Millenium entgegen gefiebert und uns im "höher schneller weiter"-Sinne gefühlt wie die Krone der Schöpfung kurz bevor Star-Trek anfängt, so herrscht heute ein anderer Ton vor. Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Unvereinbarkeit mit Medienidealen und Abreitswirklichkeit, Wertelosigkeit, Umweltprobleme die unsere Generation nicht anpackt und eine extrem überalternde Gesellschaft prasseln heute auf die Jugend ein und da kann ich gut verstehen wenn sie nicht in den typischen "ich guck weg, und hab meinen Spass"-Hype einsteigen sondern sich stattdessen so fühlen wie die Welt ist: Es kann eigentlich nur schlechter werden.

So dass zu meinem persönlichen politischen Wort zum Sonntag. Möge ich mich irren.

Dass das die Rollenspiellandschaft beeinflusst finde ich jedoch eher gut als schlecht, denn es zeigt uns, dass es nicht nur um "Party and Bullshit" geht beim Spielen, sondern dass auch die Rollenspieler trotz all der Phantasie noch die Realität reflektieren und zum Nachdenken gebracht werden wollen.

Ob diese Dunkelheit allerdings immer Postapokalypse sein muss, dass denke ich hängt am Geschmack der Autoren selbst. Ich persönlich finde auch Settings wie Galactica cooler wo man irgendwie doch noch ein Fünkchen Hoffnung behält und statt Depression dann Realismus und Drama zeigt, aber dass ist nur mein Geschmack.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #8 am: 27.05.2009 | 17:03 »
Das neue Erfinden einer solchen Abkürzung mit der ABsicht, sie als Schmähung zu verkaufen, würde zu nichts führen. Das stimmt schon. ;)

Was ich an dunklen Settings mag, ist der Reiz des Morbiden. Eine Ästhetik des Widerwärtigen, die Überwindung von Abstraktion.

Wenn es mich wütend macht, dass die Spielwelt so kaputt ist und mein Charakter beim Versuch dagegen anzukämpfen scheitert, oder vielleicht auch Erfolg hat, vielleicht füe einen Preis, der das ganze als Phyrrus-Sieg erscheinen lässt, dann habe ich nachher das gleiche Gefühl, wie nach einem guten Kriegsfilm, oder einem Drama, oder eine, dystopischen Thriller...Diese Endzeitspiele sind ja nichts anderes als dystopische Thriller.

Wenn jetzt jemand sagt, er findet Thriller albern, dann sage ich, dass sie trotzdem Spaß machen. Aber man fühle sich schlecht danach, aber das ist ein gutes Schlechtfühlen.
Quasi ein Konsum von Emotionen.

(Und jetzt meine ich nicht die typische Sabbathrunde, die ja eher in die Kategorie Splatter fällt...)


NINJAEDIT:
Habe ich doch glatt vergessen die FFF-Fraktion, im Folgenden FFFF genannt, zu bashen!
Das Problem bei FFF ist, dass man mich so schlecht versteht, wenn ich den Mund voller Popcorn habe...anders halte ich das nicht aus...und Trappings! das macht die Stimmung so kaputt. "also deine Kraft war ein einfacher Feuerball, nur dass der ganz laut ist und aus dr Hölle selbst kommt, dir die Seele verbrennt, das aber keine Auswirkungen hat?" - "ja, aber mir wäre es lieber, wenn Du es trotzdem als WeißenHöhenrauch bezeichnen könntest. Das ist immerhin ein ganz schrecklicher Zauber." - "das ist zu lang. nach FFF und in Rücksicht auf uns andere aus der FFFF: weißer Feuerball, aus Spielflussgründen ab jetzt kurz WFB. damit können wir alle leben, oder?" - *wimmer*
« Letzte Änderung: 27.05.2009 | 17:21 von Destruktive Kritik »

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #9 am: 27.05.2009 | 17:12 »
Bei dem ganzen "NDE" - Gebashe hab ich irgendwie oft das Gefühl das es halt gerade was zum Bashen braucht. Bzw. das es so ein Modethema innerhalb der RPG-Forenwelt ist, dass es jedoch die Mehrzahl der (nicht regelmäßig auf :T:, :B: oder sonstwo surfenden) Spieler die man so trifft, und die oft von solchen Szenarien angefixt sind, garnicht großartig stört.

Klar, es gibt inzwischen schon ein paar mittelmäßige Horror- und Prä/Postapo Spiele und zB Degenesis hat so verkorkste Regeln das ich persönlich nach dem ersten Mal nicht mehr damit (Regeln, nicht Setting) spielen wollte. Genauso wie es schlechte Spiele zu anderen Genres gibt. So what? Rumrocken kann man in allen Szenarien/Genres, genauso wie man auch in allen "Emo" (was imho ne Sache wäre die ner Menge "seelenloser Teflonbillies/Helden" da draußen ganz gut tun könnte) spielen kann.
Und ob es jetzt eindringlicher ist ob einer von zehn strahlenden Paladinen des Guten ein mieses Verräterschwein ist, oder ob sich innerhalb der hinterfotzigen Straßengang doch die große Liebe findet ... hängt das nicht ganz gewaltig von den Leuten ab die genau in diesem Moment zusammen am Tisch sitzen?

Ist halt wie immer ne Sache von persönlichem Geschmack. Ich mag die "dunkle Seite."


Offline Lord Verminaard

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #10 am: 27.05.2009 | 17:20 »
Ja, die Ästhetik des Morbiden ist natürlich auch ein Punkt, aber wenn das verunglimpft wird, hab ich nichts dagegen (Edit: SOLANGE nicht mehr hinein gelesen wird als eine reine Geschmackssache). Da hat jeder was, was er nicht leiden kann, rein ästhetisch, ich auch. Das sind aber zwei paar Schuhe.

Natürlich kann man Krisen auch in einem nicht-düsteren Setting einbringen. Aber ein Setting, in dem sozusagen die Krise allgegenwärtig ist, ist dafür eben prädestiniert: Der Weg zur Krise ist kürzer, nämlich Null, UND es funktioniert auch, ohne dass man es allzu bewusst tut. Sozusagen kohärentes Setting-Design. :-X
« Letzte Änderung: 27.05.2009 | 17:24 von Lord Verminaard »
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #11 am: 27.05.2009 | 17:36 »
@Darth Verminaard
Zitat
Ein unkreatives Drei-Buchstaben-Kürzel könnte ich mir dazu auch ausdenken.
Ich glaube, dass wird Boba nicht gerne hören, der hat es nämlich zum erstenmal hier im :G: verwendet. ;)

Zitat
Denn durch die Überzeichnung des Negativen, des Kaputten, des Hoffnungslosen, wird eine wichtige Zutat für Charaktere mit Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung geschaffen: Krisen.
Sehe ich nicht so, Krisen entstehen dann, wenn die Etablierung des Charakters in seiner Umwelt durcheinander geworfen wird. Ein Charakter, der in einer 3V1Len Welt aufwächst und nichts anders als Schmutz, Abschaum und Gewalt kennt, befindet sich in keiner Krise, denn dies ist die Welt wie sie immer für ihn war. Die Welt ist sozusagen im Rechten. (Sieht man z.B. wunderbar an MadMax 2, 3 - viel dark, aber wenig Drama).

Anders sieht es aus, wenn ein Charakter vorher in einer heilen Welt war, die nun umgeworfen wird. Hier besteht eine Krise, denn er Charakter steht vor der Gefahr geliebte Dinge und Personen zu verlieren oder hat diese bereits verloren. (Mad Max 1)

Auch andersherum sieht es aus, wenn ein Charakter in einer darken Werken groß geworden ist, ihren Spielregeln folgt, und plötzlich kommt eine subversive Macht und fängt an die Dinge zum Lighten zu ändern, in eine Krise gerät.

Es gibt einfach keine Abkürzungen zur Krise.

Zitat
Moderne, hoch gelobte TV-Serien wie Battlestar Galactica (Welt im Arsch) oder Dr. House (Leute kaputt) arbeiten mit genau diesem Prinzip. Das Ergebnis ist intensiver, auf einer moralischen Ebene fordernder und insgesamt schwerer verdaulich als ein strahlendes Heldenepos.
Ich habe in beides hineingeguckt und ich finde beide Serien vollkommen überbewertet. Die ganze Darkness ist dabei so überzeichnet, dass es ebenso albern ist, wie die alten US-Familiensoaps, in denen alles verständnisvoll, tolerant und einfühlsam sind. Ich sehe da auch nichts moralisch forderndes, gerade nicht bei Dr. House.

@scrandy
Zitat
prasseln heute auf die Jugend ein
Nee, das sind die Designer, die in den 80ern mit drohendem Atomkrieg und Depeche Mode aufgewachsen sind.
« Letzte Änderung: 27.05.2009 | 17:39 von Ein »

Offline Lord Verminaard

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #12 am: 27.05.2009 | 17:41 »
Ich habe in beides hineingeguckt und ich finde beide Serien vollkommen überbewertet. Die ganze Darkness ist dabei so überzeichnet, dass es ebenso albern ist, wie die alten US-Familiensoaps, in denen alles verständnisvoll, tolerant und einfühlsam sind. Ich sehe da auch nichts moralisch forderndes, gerade nicht bei Dr. House.

Tja, vermutlich bist du deiner Zeit voraus. ;) House kenne ich fairerweise im Wesentlichen aus Erzählungen, uns BSG hab ich auch nur die erste Staffel gesehen.

Das mit den Krisen finde ich etwas zu kurz gesprungen; in einer Welt, in der Mord und Vergewaltigung an der Tagesordnung sind, sind diese trotzdem noch akute Krisen. Und sag nix gegen Depeche Mode! ;)
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #13 am: 27.05.2009 | 17:46 »
Naja, wenn man da dann den mittelfühlenden Helden in das darke Setting voller Mord und Vergewaltigung einbringt, was hat man dann? Richtig, Hollywood.

Denn wenn man schon anspruchsvoll sein will, dann sollte man auch die Psychologie des Menschen ins Spiel einbringen und so ehrlich sein, dass die Menschheit ein ziemlich abgestumpfter, egozentrischer, perverser Haufen ist.

Dystopien sind ja gerade deswegen dystopisch, weil alle mitmachen.

Wenn dann alles dark ist, dann sollten auch die Charaktere dark sein.
Wenn alles pervers ist, dann sollten auch die Charaktere pervers sein.
Wenn alle dark, hoffnungslos und pervers ist, ...

Naja.. die Transferleistung überlasse ich euch.

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #14 am: 27.05.2009 | 17:54 »
@Ein
Dann gibt es noch Geschichten wie: "Sterne wie Staub", in denen eine Idee die Welt erhellt und das Finstere ex finestre fällt. *plums*

Ohne Kontraste wirkt kein Stilmittel richtig. Damit Liebe funktioniert (als plotelement) muss es auch Hass geben (ROmeo und Julia), damit die entmenschlichung schockiert muss es auch menschliche momente geben (jeder Antikriegsfilm)...

Und irgendwie rocken da Welten, die düster sind mehr. Da glänzt das Licht einfach heller als in einer Lebkuchenfantasywelt in der der Honig Tiefwassertief durch die Ebenen fließt und ein böser Hexenbeschwörer die Rosinen klaut und den Zombienen aus den Niederhöllen gibt, weil hofft so die Weltherrschaft an sich zu reißen... wenn man genug Zucker hatte, dann möchte man auch mal etwas bitteres spielen...

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #15 am: 27.05.2009 | 18:01 »
Irgendwie frage ich mich ja ob es überhaupt sinnvoll ist so einen Widerstreit "helle Settings vs. dunkle Settings" aufzubauen und ob es nicht besser wäre da für jedes Setting helle/dunkle Module zu finden die sich gegenseitig ergänzen und die fordernde Konflikte abbilden. Mordor zB ist jetzt eine geballte Ladung Darkness in einer ansonsten halbwegs netten Fantasywelt. Die Stadt Romdeau in Ergo Proxy ist eine Art paradiesischer Zustand in einer Postapo-Welt. In der Welt von Degenesis wäre das jetzt vielleicht Prag.

Von gedachten 100% Schwarz zu 100% Weiß gibt es doch jede Menge mögliche, kleinteilige Zwischentöne. Eine Reinform wäre sterbenslangweilig, aber die existiert imo so auch nicht.
Und zu sagen "ein dunkles Setting sollte jetzt aber auch richtig hoffnungslos sein, weil sonst ist es kein richtig düsteres Setting" ist imo Käse.

Auf die Krisen bezogen: Nur Krise nonstop geht auch im düstersten Setting nicht. Auch für den Bewohner eines verseuchten Post-Apo Bunkers gibt es einen alltäglichen Normalzustand, und wenn der schon aus Mord und Vergewaltigung besteht ist das in der Tat keine Krise mehr, aber wer möchte eine dauervergewaltigte Leiche spielen? Selbst die Protagonisten in Vampire saufen ja nicht täglich neue Opfer leer. Wenn doch, s.o.

Die "Dark"-Welt bietet nur einen viel brüchigeren Normalzustand. Das ist doch jetzt eher eine Frage auf was für einen Effekt man steht.
"Überraschung, ausnahmsweise mal Krise, aber jetzt richtig!" oder "Diese verdammte, unausweichliche Krise...da muss man doch mal was gegen tun."
Imo ist keiner davon so sonderlich stärker.

Naja, DE war schneller (Edit: und viel prägnanter :/ ) ... aber jetzt hab ich so lange getippt... :P
« Letzte Änderung: 27.05.2009 | 18:05 von Hibou »

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #16 am: 27.05.2009 | 18:01 »
@Ein: Mitfühlend oder pervers (oder beides), völlig egal. In der Krise wird es herausgekitzelt, das ist der Punkt. Und wenn das „darke“ Setting dazu inspiriert, die Abgründe eines echt abgefuckten Charakters auszuloten – dann hat auch das mit Krisen zu tun, nämlich denen, die den Charakter so abgefuckt haben werden lassen. Das ist doch der Punkt. So einen Charakter dann zu spielen, ist ja der moralische Grenzgang, ist ja, wenn man sich darauf einlässt, genau der emotionale Kick, den ich meine. Dazu kann ein „darkes“ Setting inspirieren.

Wenn man das alles natürlich den Leuten nicht abkauft, das alles für pseudo hält, na ja. Das halte ich eben für ungerechtfertigt (und im Übrigen prätentiös), den anderen pauschal zu unterstellen, dass sie nur so tun als ob. Warum sollten sie denn auch?
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #17 am: 27.05.2009 | 18:19 »
Zitat
dann hat auch das mit Krisen zu tun, nämlich denen, die den Charakter so abgefuckt haben werden lassen. Das ist doch der Punkt. So einen Charakter dann zu spielen, ist ja der moralische Grenzgang, ist ja, wenn man sich darauf einlässt, genau der emotionale Kick, den ich meine.
Gut, dann sprechen wir von zwei Dingen:

Ich spreche von Krise im Sinne eines literarischen Konstrukts, das den Protagonisten verändert und so den Charakter herausfordern.

Du spricht von Krise im Sinne von Situationen, die nicht mit der Moral des Spielers übereinstimmen und so den Spieler herausfordern.

Ich will im Übrigen darken Spielen überhaupt nicht absprechen, dass sie keine Spaß machen können, ich sehe sie nur nicht als anspruchsvoller an. Beides ist Rollenspiel und damit ist beides (seichte) Unterhaltung.

@hibou
Ich denke das Bespielen deiner angesprochenen Fantasywelt wäre für die meisten Rollenspieler eine weit größere Herausforderung als das Verkörpern des x-ten abgefuckten Spinners.

Da will ich einfach ein sehr altes chinesisches Sprichwort zitieren: Die Guten sterben jung, doch das Böse überlebt.

Metamind

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #18 am: 27.05.2009 | 18:21 »
Moderne, hoch gelobte TV-Serien wie Battlestar Galactica (Welt im Arsch)

Verstehe gar nicht was alle so toll an der Serie finden. Bis zum Ende der Staffel 2 hatte ich meinen Spass und konnte der Serie was abgewinnen (vor allem durch die Ankunft der Pegasus) - doch was dann in Staffel 3 passierte war nicht mehr feierlich. Einen solchen Absturz einer Serie habe ich selten erlebt. (Absturz im Sinne von: es wurde zu freundlich - der Grundton änderte sich.)
Warum sehe ich das so?

BSG hat ein großes Problem: es will düster, dreckig und gemein sein - ist es aber nicht. Am Anfang einer Geschichte Millionen von Menschen auszuradieren mag erschütternd sein, wenn man aber keinen davon kennt interessiert das nicht - auch die Anzahl spielt dann keine Rolle mehr. Weiterhin hat sich BSG bemüht durch Folterszenen und Gewalt die Düsternis weiter auszuarbeiten. Das hat auch in vielen Szenen gut geklappt, dennoch scheiterte es letztendlich an folgenden Punkten:
1. die Charaktere sind (mir) zum Teil regelrecht unsympathisch und viele halte ich für Arschlöcher
2. die Zylonen handeln komplett ohne erkennbaren Plan bzw. führen diesen nicht richtig durch
3. keiner der Hauptcharaktere stirbt - selbst in absolut gefährlichen Situationen (Anfang Staffel 3)
4. die Serie wagt es nicht noch tiefer zu gehen - Vergewaltigungen werden in letzter Sekunde abgebrochen, Folter wird sanktioniert.

Wenn es also Dark sein soll, dann bitte richtig. Dazu gehört für mich:
1. sympathischen Charaktere müssen schlimme Dinge passieren (Vergewaltigung, Folter, Unfälle, Tod)
2. es darf kein Tabu geben (nicht jeder sollte pervers sein, aber Perversität floriert natürlich in solch einem Setting)
3. die "bösen" Charaktere müssen mindestens genauso schlau wie die "guten" Charaktere sein
4. liebgewonnene Charaktere müssen sterben können und sollten dieses auch häufig.

Lied von Eis und Feuer zeigt wie es gelingt.






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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #19 am: 27.05.2009 | 18:27 »
Zitat
Ich denke das Bespielen deiner angesprochenen Fantasywelt wäre für die meisten Rollenspieler eine weit größere Herausforderung als das Verkörpern des x-ten abgefuckten Spinners.
Ich gehe ja nicht wie du davon aus das man zwangsläufig einen abgefuckten Spinner oder einen Popcornhelden in einem abgefuckten Szenario geben muss.

Und zwar deshalb:
Zitat
1. die Charaktere sind (mir) zum Teil regelrecht unsympathisch und viele halte ich für Arschlöcher
Ich finde die absolute Stärke der Serie ist gerade das man die Charaktere nicht mehr wirklich in symphatisch oder unsymphatisch unterteilen kann sondern das sie alle so ihre heroischen bzw "antiheroischen" Momente haben. Es sind keine stereotypen Abziehbilder die fest auf ihre Rolle geeicht sind sondern Figuren die sich wandeln können.

Offline Lord Verminaard

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #20 am: 27.05.2009 | 18:33 »
So, ich denke, das Thema BSG können wir damit dann beenden, danke.

@ Ein:

Zitat
Ich spreche von Krise im Sinne eines literarischen Konstrukts, das den Protagonisten verändert und so den Charakter herausfordern.

Ahjo, das hatte ich ursprünglich auch im Auge, hab’s mir halt zwischendurch anders überlegt… ;D

Zitat
Ich will im Übrigen darken Spielen überhaupt nicht absprechen, dass sie keine Spaß machen können, ich sehe sie nur nicht als anspruchsvoller an. Beides ist Rollenspiel und damit ist beides (seichte) Unterhaltung.

Nein, das will ich auch nicht sagen, schon gar nicht so pauschal. Was ich vielmehr sagen will, ist: Bei einem darken Setting ist es naheliegender, sich mit moralisch und emotional fordernden Inhalte zu befassen, mehr noch, wenn man sich darauf einlässt, kommt das von ganz alleine.

„Anspruchsvolles Rollenspiel“ ist in meinen Augen noch mal was ganz anderes, das hat (für mich) was mit dem Einsatz und der Leistung der Beteiligten zu tun, und nicht mit konkreten Inhalten oder Techniken.
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #21 am: 27.05.2009 | 18:38 »
Jetzt hast Du Dich gerade ganz schön zum Obst gemacht.

Kleibürgermoral auf US-Comicniveau in Frage stellen soll emotional fordernder Inhalt sein? Oh Mann.

Schwöre ab, oder gib Dich dem Gelächter preis.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #22 am: 27.05.2009 | 18:43 »
Hä? Wo kommt das denn jetzt her? Sitzt dir wieder irgend ein zwei Jahre alter Forge-Thread quer?

Wer hat denn von Kleinbürgermoral gesprochen? Was du immer denkst wovon die anderen reden...
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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #23 am: 27.05.2009 | 18:48 »
Du hast von Kleinbürgermoral gesprochen, und zwar auf US-Comicniveau.  ::)

Ist ja nicht mein Problem, wenn Du so schlechten Geschmack hast, und den dann noch rumposaunst. War ja nur ein Hinweis, daß Du gerade ziemlich angreifbare Dinge sagst, die jenseits der Peinlichkeitsgrenze liegen.
 
Mehr war da nicht.


EDIT: Zum Beleg

Zitat
@Ein: Mitfühlend oder pervers (oder beides), völlig egal. In der Krise wird es herausgekitzelt, das ist der Punkt. Und wenn das „darke“ Setting dazu inspiriert, die Abgründe eines echt abgefuckten Charakters auszuloten – dann hat auch das mit Krisen zu tun, nämlich denen, die den Charakter so abgefuckt haben werden lassen. Das ist doch der Punkt. So einen Charakter dann zu spielen, ist ja der moralische Grenzgang, ist ja, wenn man sich darauf einlässt, genau der emotionale Kick, den ich meine. Dazu kann ein „darkes“ Setting inspirieren.

OMFG!
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

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Re: „Dark“ ist gar nicht so doof
« Antwort #24 am: 27.05.2009 | 18:55 »
Ohne Worte.
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