So, nach etwa mehr "Clive Barker's Jericho" stellt sich bei mir wieder dieser "Ich hasse Konsolen-Adaptionen"-Unmut ein, der die unmittelbare Folge von Railroading und einer defizitären Steuerung ist.
Anfänglich haben die Stimmung und die Kommentare/Wortwechsel der Kameraden noch Einiges gerettet, aber da Ganze wiederholt sich einfach zu schnell: Lineares Ablaufen streng vorgegebener Wege, dazwischen stures Draufhalten auf - praktisch aus dem Nichts auftauchende - Gegner nach dem Schießbuden-Prinzip. Es gibt nichts zu entdecken, keine neuen Waffen und keine sonstigen Items.
Hinzu kommen Designschwächen, die mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad ins Gewicht fallen: Die Kameraden halten sich bestenfalls grob an Befehle und rennen einem, obwohl man Halt befohlen hat, trotzdem gerade im ungünstigsten Moment hinterher - und meistens direkt in den feindlichen Hinterhalt, während man doch vorhatte, die Gegner hinter sich her vor die Läufe der eigenen Truppe zu locken. Und natürlich stellen sich die schwächsten Charaktere immer direkt in die vorderste Front, während der schwer gepanzerte Typ mit der Minigun entweder vornehm im Hintergrund bleibt oder sogar hinter irgend einer Ecke auf ... nun, keine Ahnung auf was wartet, selbst wenn man explizit Aufrücken anordnet.
Da Umschalten zwischen den Charakteren, um sich derer Spezialfähigkeiten zu bedienen, ist zwar eine gute Idee, scheitert aber daran, dass das Umschalten viel zu fitzelig ist, um in Kampfsituationen zu erfolgen, wo es zuweilen sinnvoll wäre. Da bleiben eigentlich nur noch Puzzle-Passagen, wo man die Spezialfertigkeiten benötigt und dafür ist das Ganze als zentrales Element etwas arm, zumal es keine alternativen Lösungsansätze, sondern nur einen bestimmten Lösungsweg gibt, der einem der Einfachheit halber zwar verraten wird, der aber nicht immer unbedingt logisch erscheint. Warum ich beispielsweise als gestandenes Mannsbild in einen Charakter mit telekinetischen Fähigkeiten wechseln muss, um ein Hindernis aus vernagelten morschen Brettern zu beseitigen, dürfte sich wohl den wenigsten erschließen - ein Hieb mit dem Kolben (Der übrigens durchaus möglich ist ...) sollte genügen.
Und wenn man zum zigsten Mal an eine Stelle kommt, wo jeder normale Mensch man darüber nachdenkt, das Ganze erst einmal um die Ecke herum oder von oben zu beäugen, scheitert dies zumeist daran, dass es allen Charakteren prinzipiell unmöglich ist, zu springen oder zu klettern. Klar, dann muss man natürlich in die Falle laufen, wo man ansonsten zig Möglichkeiten sehen würde, erst einmal aufzuklären oder sogar zur Verbesserung der Ausgangssituation ein paar Granaten zu verlieren.
Auch genial, dass man zwar eine Scharfschützin dabei hat, diese aber keine Anstalten macht, sich eine höher gelegene oder wenigstens rückwärtige Position zu suchen. Es ist auch nicht möglich, in diese Figur zu wechseln und sie manuell günstig zu platzieren, da sie nach dem Zurückwechseln wieder zur Gruppe aufschließt und/oder die Gruppe zu ihr, während man sie platziert - natürlich entgegen erteilter Befehle.
Nun ja, und obwohl die Grafik an sich eigentlich nicht übel ist, wird sie schnell langweilig. Staubgraue sumerische Ruinen, stahlgraue WW-II-Trümmer und anatomische Überreste - mehr Elemente gibt es im Grunde nicht, und jeder kann sich wohl denken, wie viele bzw. wenige Neukombinationen sich daraus ergeben. Auch dass man sich keine Mühe gegeben hat, unzugängliche Bereiche auch vom visuell unzugänglich zu gestalten, ist schlicht doof, weil man einfach nicht einsehen möchte, warum eine bestenfalls hüfthohe Brüstung oder eine Steigung von vielleicht 15 Grad das Weitergehen behindern sollte.
Nach näherer Überlegung würde ich das Ganze nicht einmal als Ego-Shooter bezeichnen, weil man zwar aus der 1st-Person-Perspektive schießt, aber im Grunde nicht viele der Möglichkeiten hat, die inzwischen obligatorisch zum Genre gehören. Wenn Elite-Soldaten zu blöd sind, um über kniehohe Hindernisse zu springen und keine tiefere Gangart als geduckten Lauf beherrschen, ist das Ganze eher mit der Moorhuhn-Jagd verwandt.