Eine Zufalls-Begegnung ist für mich kein guter Grund zu sterben.
Wenn der Spieler das auch so sieht - die GELEGENHEIT das zu überleben, bekommt er. Eine faire Chance.
Ansonsten ist auch bei Zufalls-Begegnungen ALLES in der FREIEN ENTSCHEIDUNGSFÄHIGKEIT der Spieler gelegen.
Hätten sich die Spieler im letzten Dorf informiert, welcher weg von den Dörflern als der sicherere angesehen wird, dann wären sie aufrund einer informierten Entscheidung -nicht gerade mitten in den Sumpf der Sabber-Zombies gelaufen, sondern auf der sicheren Handelsstraße nach Schutzgart. - SPIELER-Entscheidung, die dann einen Wurf auf der Zufallstabelle "Zombie-Sümpfe, Gefahrenklasse TPK" nach sich gezogen hat, statt auf der Zufallstabelle "Handelsstraße, Gefahrenklasse Lokalkolorit".
Zufallsbegegnungen ... Warum dieser standhafte Irrglaube, das sie immer in einer für die Spieler tödlichen Auseinandersetzung enden müssen?
Erstens gibt es in den meisten Fällen doch auch andere Möglichkeiten, damit umzugehen (Verhandlung, Heimlichkeit, Flucht, Einschüchterung, Irreführung, Verbrüderung).
Zweitens, FALLS es zum Kampf kommen sollte, können dies auch schwächere Gegner sein.
Ich finde es auch beklagenswert, daß beim Aufführen der Begriffe "Zufall" und "Begegnung" immer in den Kategorien der zufälligen Überland-MUSS-FIGHTS von blöden Computerspielen gedacht wird.
Was bedeutet eine "Begegnung"? Eine Horde Gegner-NSCs stürzt sich ab Sichtweite der SCs auf diese und versucht die SC-Gruppe umzubringen, ohne Gnade, keine Gefangenen?
Neulich bei Hellfrost: Wir waren im frühen Frühjahr schon vor der Karawanenzeit unterwegs, und wußten, daß wir alleine (drei SCs, inzwischen plus Hund) ziemlich ungeschützt sein würden, doch wir mußten zu der Zeit schon reisen. - Auf dem mehrtägigen Weg wurden Zufallsbegegnungen bestimmt. Es wurde pro Tag (eigentlich pro zurückgelegter Strecke - hier paßte das aber) eine Karte gezogen. Eine Bild-Karte oder ein Ass oder ein Joker zeigten Begegnungen an - der Joker sogar zwei. - Wir hatten natürlich mitten zwischen zwei Ortschaften einen Joker ziehen müssen!
Nach Würfeln auf der für das Gelände passenden Tabelle ergab sich zum einen eine Begegnung mit "Wild", irgendwas jagdbares, was die Nahrungsvorräte aufstocken helfen könnte, falls wir zur Jagd die Reise für ein paar Stunden unterbrechen würden (SPIELER-Entscheidung). Aber es gab ja auch noch einen zweiten Encounter: Einen Greifen! Die sind als aggressiv bekannt, und somit potentiell tödlich für arme SCs. - Was macht man als Spielleiter, wenn man an einer stimmigen Spielwelt interessiert ist mit diesen erwürfelten ZUFALLS-Begegnungen?
Eine plausible Szene: Wir kamen den noch leicht schneebedeckten Weg entlang, als aus dem Wald ein Haufen Rotwild unseren Weg kreutzte. Die waren förmlich panisch. - Was mochte wohl der Grund für diese Panik sein? fragten wir uns, und gingen als neugierige und sich selbst überschätzende SCs (SPIELER-Entscheidung) in die Richtung, aus der das Rotwild kam, abseits vom Weg. - Und da entdeckten wir auf einer Lichtung ein Stück in den Wald hinein einen Greifen, der gerade Wild gerissen hatte und am Fressen war. Nun hatten wir die Wahl was zu tun war. (SPIELER-Entscheidung)
Wir hätten heimlich die Lichtung links liegen lassen können und auf dem Weg unsere Reise fortsetzen können. Wir hätten überlegen können, den Greifen zu jagen - d.h. uns anzuschleichen und ihn mit Pfeilen oder Zaubern oder beidem niederzustrecken.
Nachdem ich aber einen ÜBER-aggressiven, großmäuligen Paladin des BATTLElords spiele, trat ich einfach auf die Lichtung präsentierte gut sichtbar meine Axt und sagte dem Greifen lautstark, warum er vor der Macht des BATTLElords, die in mir wirkt, gleich meine Überlegenheit anerkennen sollte. (SC hat Big Mouth, Overconfident, und Quirk: Schüchtert IMMER zuerst seine Gegner ein - auch die furchtlosen wie Untote usw. - außerdem hatte er eine NEUE Axt, die erst noch ein wenig "eingetragen" werden mußte.)
Natürlich gab es eine völlig unnötige, unprovozierte, nur Resourcen sinnlos vernichtende Kampfszene, bei der die anderen beiden SCs auch hätten drauf gehen können. - Aber: Niemand starb. Alle leben. Greif tot. Ich dankte dem BATTLElord für seinen Segen meiner BATTLEaxe und hatte mir jede Menge Bennies eingespielt (die später schneller wieder draußen waren, als ich sie habe bekommen können).
In diesem Falle war der unprovozierte Kampf KEIN "MUSS-Kampf", sondern von Anfang an vermeidbar gewesen - sogar mit sehr guter Chance.
Eine Begegnung heißt erst einmal nur das: man begegnet irgendwem (nicht einmal zwingend in Person, sondern aufgrund ihrer hinterlassenen Spuren:
Der Gleiter hält vor den Überbleibseln des großen Sandkriechers der Jawas an.
Luke und Ben schauen sich zwischen den Trümmern um.
LUKE: Das müssen die Sandleute gewesen sein. Sehen Sie, da sind Banthaspuren. Aber ich habe noch nie gehört, daß sie so etwas großes angegriffen haben.
Ben bückt sich und untersucht die Spuren.
BEN: Sie waren es nicht. Aber wir sollen glauben, daß sie es waren. Die Spuren hier sind alle nebeneinander. Sandleute gehen hintereinander, um ihre Stärke zu verbergen.
LUKE: Diese Jawas haben uns R2 und Dreipeo verkauft.
BEN: Und diese Einschüsse, zu präzise für Sandleute. Nur Imperiale Sturmtruppen arbeiten so präzise.Das oben kann sowohl eine geplante Szene einer Erzählung oder eine ausgewürfelte Zufalls-Begegnung mit Sturmtruppen und/oder Jawas sein. - Die Spuren erzählen eine (kleine) Geschichte - auch so etwas ist eine Zufalls-Begegnung. - Die Spieler hätten sich auch ENTSCHEIDEN können einfach am zerschossenen Jawa-Fahrzeug vorbei zu fahren, aus Angst, daß noch irgendwo Sniper der Sandleute liegen könnten. - So oder so: Eine glaubwürdige Darstellung aus per Zufall zusammengekommenen Elementennten wurde erzielt.
Zufallstabellen können sehr gut die Gegebenheiten eines Settings auf knappem Raum modellieren, was selbst mit weitschwafeliger Schilderung nie so spielerisch verwertbar möglich wäre.
Ich MAG Zufallstabellen im Rollenspiel, weil man nie weiß, was man kriegen wird - und man aber IMMER das Beste daraus zu machen herausgefordert ist.