Hat ein reines Sandboxsetting eigentlich den Anspruch vollkommen neutral zu den SCs zu stehen oder schafft man das nicht und versucht eigentlich immer eine Herausforderung parat zu haben, die den SCs angemessen ist? Letzteres wäre ja schon fast wieder illusionistisch.
Naja, das Sandboxs selbst sollte natürlich insoweit neutral sein, als dass es jeglichen Charakteren die Teilnahme ermöglichen soll. Denn (Achtung Hirn einschalten!) :
Was bietet eine Spielwelt für einen Anreiz, wenn sie total unschaffbar ist?Ich meine, dass sich unter RS|innen gar seltsame Gestalten tummeln ist bekannt. Dass mensch diese nicht gerade seinen Eltern vorstellen will, ist sicher auch mehr als wahrscheinlich. Aber so masochistisch verlangt, dass sie ständig neue Charaktere basteln
wollen, weil die Spielwelt das Überleben der Chars nicht zulässt? Hm, ... ich glaube, das ist eher unwahrscheinlich.
Damit meine ich nicht, dass eine Spielwelt nicht auch gewisse tragische Momente beinhalten darf. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Abenteuer gibt, an deren Ende das sprichwörtliche Ende der Welt steht. Dann ist das aber von der Geschichte "internalisiert", sprich: ein Bestandteil der Spielwelt und des Spielgeschehens. Das ist etwas völlig Anderes. Ansonsten sehe ich nicht, warum ein Setting neutral sein muss. Neutralität ist daher eine KANN-Bedingung.
Allerdings übersiehst Du auch einen wichtigen weiteren Punkt. Es geht nicht darum, die Herausforderungen parat zu haben ... die kannst Du nicht vorab formulieren. Es sind die Spieler|innen, die ihre Bedürfnisse äußern und davon - aber auch von den Bedürfnissen der SLs - hängt das Sandbox-Rollenspiel ab.
Das ist m.E. auch einer der Gründe dafür, dass Sandbox-Spielen eben nicht so einfach ist. Dazu gehört einerseits Vorbereitung. Andererseits aber auch eine gewisse "Gruppenchemie" innerhalb der RS-Gruppe. Und letztlich auch mindestens ein wenig Sozialkompetenz. Mensch muss halt auch mal hinhören. Vielleicht auch mal kreativ sein.
@ Ein:
Als Du das erwähntest, dachte ich eher an sowas wie Baldurs Gate usw. Rein "gefühlt" kommt das ja dem RS hier am nächsten (außer, wir hauen uns diese Fachbegriffe um die Ohren.
).
Bei den MMORPGs könntest Du Recht haben. Ich habe gerade dort aber das Gefühl, dass die Sandbox vor allem durch "technische" Barrieren (dazu zählen auch bestimmte Möglichkeiten der "Umsetzung" von Interaktionen in der Spielwelt) an ihre Grenzen stößt. Und da gerade die MMORPGs von der realen Interaktion der Spieler|innen leben, könnte mensch das auch so interpretieren, dass eine der Barrieren eben die Interaktion ist, die sich so eben nicht "pogrammieren" lässt.
Damit möchte ich nicht auf ein dummes Computerdesign vs. RS-Design-Bashing hinaus. Sondern eher festhalten, dass die Spielwelt zu einem bestimmten Teil durch Interaktion zu Stande kommt, die sich nicht vorher festlegen lässt. Immer, wenn das versucht wird - Regeln im Rollenspielbuch machen ja auch nichts anderes - , dann tauchen bestimmte Barrieren auf, die m.E. etwas mehr von der Sandbox weg, hin zu einem "Railroading" führen. Das dürfte prinzipiell auch für Simulationen gelten, wo sich das "Sandboxing" in engen Grenzen hält - nämlich innerhalb der Simulationsregeln.
Kurz: Generell sind von dem Problem m.E. sowohl C-RS als auch reale RS betroffen.
Arbo