Nachdem ich gerade im DSA Forum wieder einmal das leidige Thema über Railroading gelesen habe, diesmal im Zusammenhang mit G7 Kampagne, möchte ich einfach mal meine These aufstellen:
Was in einer Kampagne passiert ist einzig und allein vom SL abhängig!Klingt nicht neu, nicht innovativ, aber wahnsinnig ketzerisch!
Doch mal Spaß beiseite.
Ich für meinen Teil fand z.B. den Thread sehr erfrischend, wo sich
Zornhau und Jörg D. über die Kampagne auslassen, wem sie nun "gehört".
Als einführendes Beispiel zwei Spielsituationen:
Situation 1SL: "Okay, ihr habt die letzten Wochen und Monate damit verbracht Vorbereitungen zu treffen und Verbündete anzuheuern! Ihr seid in der Lage den Ansturm der Horde zurückzuschlagen und habt damit den Niedergang des Kaiserreiches verhindert!"
Spieler A: "Super! Durch unsere bisherigen Abenteuer haben wir dies ermöglicht! Find ich toll, dass wir einen Einfluss auf den Ausgang der Schlacht hatten!"
Spieler B: "Ach quatsch. Die voherigen Abenteuer waren einfach Teil der Kampagne, die in diesem Finale ihr Ende finden sollte! Alles Railroading!"
Situation 2SL: "Okay, ihr habt die letzten Wochen und Monate damit verbracht Vorbereitungen zu treffen und Verbündete anzuheuern! Leider erweist sich der Berater des Kaisers als ein Verräter, der dafür sorgt dass die Verteidigung entschieden geschwächt wird, die Tore geöffnet werden und das Kaiserreich somit dem Untergang geweiht ist."
Spieler A: "Na toll! Wozu dann die ganzen vorherigen Abenteuer? Hatten wir einen Einfluss auf diesen Verrat? Hätten wir es ahnen können? Sch*** Railroading!
Spieler B: "Also ich finde es gut. Muss ja nicht immer so laufen wie geplant, sondern trotz unserer Anstrengungen kann auch mal was unerwartetes passieren. Hätten wir wohl besser auf Zack sein müssen, wenn wir das verhindern hätten wollen!"
Und nun zwei Kernaussagen, anhand dessen ich meine Argumentation hochziehe:
1.
Der Spielleiter ist der Spielleiter:Jeder hat natürlich einen eigenen Spielstil (wieder ein anderer Thread
) von dem einen Extrem SL gegen Spieler zu dem anderen Extrem, dass SL und Spieler für ihre Kampagne eng zusammenarbeiten. Ich denke das erste Extrem würde meine These gerade untermauern, also behandle ich das andere Extrem:
Ich habe die Tage mit meinen Leuten eine neue Kampagne begonnen und mich einmal an Jörgs Vorschläge gehalten, dass die Spieler mir den Hintergrund liefern. So haben sie ihre Charaktere erwürfelt (Warhammer eben!) und dann saßen wir zusammen und haben uns gemeinsam darüber den Kopf zerbrochen, wie die Leute a) zusammenfinden und b) was sie zusammenhält. Es ist also alles offen und jeder weiß bescheid. Jeder Spieler (!!) kann also ungefähr abschätzen was an den nächsten Abenden passieren wird.
Aber ab jetzt passiert das unvermeintliche: Die Spieler legen das Schicksal ihrer Helden in die Hände des SLs!! Natürlich kann jeder Spieler seinem SL sagen: "Mein Charakter soll das uns das erleben, denn er möchte das werden und so passt das alles gut zusammen!" Bedankt sich der SL (!!), denn der Spieler hat ihm Arbeit abgenommen und bereits Abenteuerideen geliefert. Bravo!!
ABER
Möchte der Spieler selbst, dass dies alles so glatt abläuft? Dass alles so klar vor ihm liegt? Dass er weiß, übernächte Woche wird es ein wenig gefährlich, weil dann der Kampf mit dem Oger kommt. Also besser die "guten" Würfel einpacken.
Und jede Intrige für den A***, denn die Spieler wissen ja wie es laufen soll. Denn es war ja
ihre Idee!!
Ich persönlich denke nicht, dass das erwünscht ist. Mit anderen Worten: Jeder Spieler kann so viel und so gute Ideen einbringen wie er möchte. Was darauß wird ist immernoch die Sache des SLs. Und das soll (!!) ja auch so sein, denn schließlich möchte man ja ein wenig Spannung! Unerwartetes! Überraschungen!
Und selbst wenn der SL sagt, dass er einen (Meta- ) Plot niedergeschrieben hat und die folgenden Abenteuer wird einfach die Reaktion der NPCs auf die Helden sein. Also kein Railroading, sondern 100% Einfluss der Spieler!
Zeigt der SL den Spielern seinen Metaplot? Nein, denn dann wäre ja die Spannung weg. Also woher wissen die Spieler, dass nicht irgendetwas vorhergesehenes passiert? Äh, gar nicht. Also doch SL - Willkür? Irgendwie beißt sich die Katze da in den Schwanz!
Was bleibt also an der Stelle? Vertrauen in den SL. Nothing else.
1.
Die Maximierung des Spaßes:Stellen wir die Diskussion mal beiseite was für jeden Spaß bedeutet, ob tiefe Immersion oder einfach ein gediegener Abend mit den Freunden: Jeder möchte einen
schönen Abend!
Darauf haben zum einen die Spieler einen Einfluß, dass sie anständig miteinander umgehen, was aber weniger ein Problem sein sollte, wenn man sowieso unter Freunden ist. Was denke ich recht oft der Fall ist.
Worauf ich aber hinaus will: Ich habe als Spieler meine Bringschuld erfüllt und dem SL gute Ideen für die Kampagne geliefert. Fein. Nun ist es an
ihm diese umzusetzen. Meine Spieler und ich haben sinnvolle Beiträge geliefert und nun soll der SL ein spannendes Abenteuer daraus weben.
Und nun kommt wieder der Punkt: Übernimmt der SL einfach die Ideen? Oder verändert er sie ein wenig, sodass es nicht zu offensichtlich wird für die Spieler?
Er bastelt daraus eine Kampagne, die hoffentlich eine Menge Spaß verspricht. Und wenn er gut ist, dann wird er sogar spontan - am Abend selbst - noch einige Dinge einbringen, die vorher nicht "geplant" waren, aber von der Stimmung und der Erwartungshaltung her
jetzt gut passen würden. Eine überraschende Wendung? Ein unerwartetes Ereignis? Egal, klingt cool.
Nach vielem hin und her bleibt für mich einfach die ernüchternde Erkenntnis: Was an einem Abend passiert oder nicht hängt einzig und allein am SL. Und warum darf es das? Weil ich als Spieler meinem SL vertraue! Weil ich ihm 100% vertraue.
Weil es eine Gratwanderung ist, dass der SL die Kampagne sinnvoll weiterspinnt. Und zwar einerseits als logische Konsequenz auf die Handlungen der Spieler ohne Logikbrüche (oder ist dieser Logikbruch jetzt ein Plottwist, der sich später aufklären wird und die Spannung weiter antreibt?) und andererseits als Gemisch aus den Ideen der Spieler
und des SLs.
Und auf die Ideen des SLs hat keiner einen Einfluss! Will keiner einen Einfluss haben, sonst entsteht das obige Dilemma mit der Katze!
Also für mehr Miteinander zwischen Spieler und SL und Vertrauen in den SL. Spielereinfluss oder Railraoding? War es eine gediegene Kampagne? Ja? So who cares!!