Das ist schon eine triviale Aussage... wenn man sich mal anhört, wie "Musik" kliongt, die auf dieses Prinzip verzichtet, dann ist klar, wieso sie nicht populär ist. Arhytmische atonale Musik ist schon ein wenig fremdartig. (und selbst dann kann man sie z.B. als 832/832 Takt mit einem Takt auf 5 Minuten beschreiben... )
Popmusik kommt aus den unterschiedlichsten Volksmusikbereichen heraus und verleugnet diese Wurzeln bis heute (zum Glück) nicht. Und das bedingt eben auch, dass dem Großteil der Popmusik im weitesten Sinne etwas Liedhaftes zugrunde liegt. Deshalb haben wir in der populären Musik vom Jazz bis zur Elektronik meist eine im Verhältnis einigermaßen kurze und wiederkehrende Harmonie-Folge, haben häufig Strophenformen, oft im Wechsel mit Refrains. Blues-Schema, Riff etc. sind ebenfalls Indizien dafür.
Wohlgemerkt spreche ich vom überwiegenden Teil der populären Musik, denn es gibt freilich auch Art- und Prog-Rock und allerlei experimentelle Musikrichtungen, die auf all diese Dinge größtenteils oder gänzlich verzichten.
In der Klassik sieht es da aber in den meisten Bereichen tatsächlich anders aus (auch wenn sich das sehr geregelt anhört). Zwar gibt es dort Formen wie die Variation (Passacaglia, Ostinato, zum Beispiel La Folia), die mit der Wiederholung und Variation des Immergleichen arbeiten, aber der Großteil der Formen arbeitet mehr mit Durchführungen. Zwar gibt es auch in denen Wiederholungszeichen, es kann eine regelmäßige Periodik vorherrschen, und die übergeordnete Form ist dem klassischen Strophenbau nicht unähnlich (Stollen, Stollen, Abgesang könnte man mit etwas gutem Willen parallel setzen zu Exposition, Wiederholung Exposition, Durchführung, Reprise, Coda), aber das ist eine völlig andere Baustelle als zum Beispiel die Wiederholung von Akkordfolgen in der populären Musik.
Erbsenzählerisch könnte man zwar sagen, dass in der Durchführung ja auch nur die Themen der Exposition variiert werden, aber (erstens ist das nicht immer der Fall, gerade bei Mozart und Beethoven gibt es öfter man für die Durchführung ein eigenes Thema, und zweitens) das ist eine andere Art der Variantion als die Ostinato-Variation, die in der populären Musik quasi vorherrscht.
Übrgens heißt gerader Takt oder besser: regelmäßiger Takt nicht automatisch Wiederkehr des Immergleichen. Ich kann ein Ostinato im dreiviertel-Takt schreiben oder ein sich harmonisch, durchführend fortschreitendes Stück mit unregelmäßiger Periodik (wie häufig bei Bach) im dreiviertel Takt.
Übrigens: Erstaunlicherweise ist Mahler durchaus "Form", denn er steht ganz bewusst (und im Gegensatz zu Wagner) in der Tradition der Sonatenhauptsatzform, auch wenn man das nicht hört (genauso wie Bruckner).