Autor Thema: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?  (Gelesen 2237 mal)

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Offline Heddaclin

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Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« am: 17.10.2009 | 18:24 »
Wir hatten das ja als eines der entscheidenden Elemente für frauengerechtes Rollenspiel identifiert.

Man müsste dann in irgendeiner Situation die Probe machen:

Der Gegner hänselt dich:
würfle ob du wütend wirst.
Würfle ob du in Tränen ausbrichst.

etc. hat was von erweiterten Rettungswürfen, doch ich denke es sollte irgendwie komplexer sein.

es müssten dann irgendwie ereignisse auch dauerhaft die Stimmung beeinflussen.
« Letzte Änderung: 17.10.2009 | 18:26 von Heddaclin »
Heddaclin hat Weltraumbenzin im Tank!

Offline Heinzelgaenger

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #1 am: 17.10.2009 | 18:44 »
Weiss nicht so recht ob ich Antworten soll, da du in meinen Augen so eine Art Halb-Troll darstellst.

Na ja, auf jeden Fall hat mein System so was.

Emotionssystem ist das aber nicht, klingt reichlich EMO und wenig heroisch.
Spieler können "charakterliche Eigenheiten" aus sechs verschiedenen Kategorien (sechs ist in meinem System ne wichtige Zahl) wählen. ARS Fans können drauf pfeifen, standardmässig sollten zwei Eigenschaften ausgewählt werden.

Ein Bereich nennt sich "Charakterschwäche" und würde solcherlei Dinge abbilden. Ob Choleriker, Rassisten oder Prahlhansel, die meisten Sachen, die einen ins soziale Abseits schicken können zählen hierzu.

Besagter Choleriker würde also ab und an cholerisch reagieren müssen (per save, wenn gereizt). Er kann es auch runterschlucken, diese Art von "Einstecken" kann er aber nicht zu oft machen, ohne dass es kleinere Mali gibt.
Die Mali dieser Art beziehen sich fast alle auf Regeneration, Einsatz, Speichern uä von Gummipunkten (ähnlich Karma bei Earthdawn oder Action Points bei Eberron).
Der Charakter kann auch selber wüten, das ist auch OK. Es definiert natürlich auch seinen Charakter und seine position in der gruppe, ausserdem kann er durch Eigenheiten akut abgelenkt werden.
Man muss also ab und an Dampf ablassen, aber nicht zu häufig (sonst gibts andere Probleme, die Eigenheit wird dann immer stärker) und gezwungen wird man auch zu nix.
Das Ganze muss man mit seiner anderen Eigenheiten und denen der anderen Charaktere in Einklang bringen.

Offline Glgnfz

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #2 am: 17.10.2009 | 19:26 »
Ist das nicht eine Sache die man dem jeweiligen Spieler überlassen sollte? Das ist gerade ein Bereich, in den ich als Spieler eines Charakters ungern von einem Wurf hineingepfuscht hätte.
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Offline Bad Horse

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #3 am: 17.10.2009 | 19:44 »
Generell wird der emotionale Zustand des Charakters häufig dem Spieler überlassen.

Es gibt natürlich haufenweise Ausnahmen:
- Zauber, die die Emotionen beeinflußen, z.B."Charm Person" oder "Fear" bei D&D. Gegen solche Beeinflussungen hilft ein Rettungswurf auf Willenskraft.
- Feats wie "Taunt" (oder so ähnlich) bei D&D4, die zu einem unkontrollierten Angriff der Zielperson führen
- Hunger, Zorn oder Furcht können bei Vampire:the Masquerade zu Zornanfällen (Frenzy) oder Panikattacken (Rötschreck) führen. Dagegen hilft ein Wurf auf Self-Control oder Courage
- Limit Breaks bei Exalted (bin mir leider nicht ganz sicher, wie die funktionieren, aber sie führen dazu, dass der Charakter Distanz von seinen Emotionen sucht).
- Sanity Rolls bei Cthulhu, die zu Angstzuständen, Panikattacken und vollkommenem Wahnsinn führen.
- Madness Meter bei Unknown Armies. Dabei wird festgestellt, wie der Charakter bei der Begegnung mit Stress reagiert - gibt er seinen Gefühlen des Entsetzens nach und a) rennt vor, b) kauert sich zusammen oder c) greift blindwütig an, oder gelingt es ihm, mit dem Schrecken umzugehen und emotional dabei abzustumpfen? (Wobei es hier eine optionale Regel gibt, die die Reaktion nicht von einem Würfelwurf, sondern vom Spielerentscheid abhängig macht; zumindest in der deutschen Version)

Das ist auch das nächste an einem "Emotionssystem", das ich kenne. Ansonsten gibt es natürlich noch Vor- und Nachteile wie "Ängstlich", "Jähzornig", "Weichherzig" o.ä.
Bei der Tanelorn-Challenge 2008 tauchten verschiedene Emotionssysteme auf, begünstigt durch das Stichwort "Farbe". In meinem Setting Monochrom (nicht mit Kathys Monochrome verwechseln) gibt es z.B. die Attribute "Wut", "Angst", "Begierde" und "Liebe".
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline ComStar

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #4 am: 17.10.2009 | 19:45 »
Denke auch.

Emotionale Reaktionen hängen von so vielen situativen- , aber vor allem auch personen spezifischen Faktoren ab, wie sollte ein Würfelsystem, dass ja in erster Linie auf dem Zufall basiert, was derart komplexes abbilden können, ohne personenspezifische Reaktionstabellen für jede Person in jeder Situation zu verwenden?
Also wie ein Char reagiert ist sache des Spielers und wenn mir n SL ein emotionales Reaktionshandbuch vorlegt, haue ich ihn damit.

ErikErikson

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #5 am: 17.10.2009 | 19:52 »
Faktisch ist es am einfachsten, wenn du ein Kampfsystem zweckentfrfemdest. HP sind Emopunkte, hat man keine mehr, geht das Heulen los. Spitze Bemerkung macht dann z.B. 1w Schaden.

alexandro

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #6 am: 17.10.2009 | 20:07 »
Solche Sachen auszuwürfeln ist (die oben angesprochenen EXTREMsituationen einmal ausgenommen) eher ungewöhnlich.

Trotzdem gibt es Systeme, welche Emotionen und persönliche Einstellungen umsetzen, ohne den Spieler mit Sachen wie "Würfle mal ob du wütend wirst" zu gängeln.
Beispiele wären:
- Pfade bei TSOY (bestimmte Reaktionen geben Bonus-EP)
- Aspects bei FATE (der SL kann den Aspect eine bestimmte Anzahl von Malen aktivieren und der Spieler kann dies entweder hinnehmen (und einen Fate-Point kassieren) oder Veto einlegen)
- Virtues und Intimacies bei Exalted (erstere geben Bonuswürfel, wenn der Charakter sich in einer bestimmten Weise verhält (z.B. wenn er heldenhaft voran stürmt erhält er Bonuswürfel durch "Tapferkeit"), letztere machen den Charakter widerstandfähiger gegen geistige Beeinflussung (hat der Charakter z.B. "Liebe zur lieblichen Prinzessin 3" als Intimacy, so fällt es einem Magier schwerer, ihm Befehle zu erteilen welche der Prinzessin schaden würden), allerdings muss der Charakter diese Intimacies "pflegen", sonst sinken sie ab (wenn der Charakter lieber auf Schatzsuche geht, als zu versuchen die Hand der Prinzessin zu gewinnen, dann sinkt der Wert entsprechend ab)).
- bei Pendragon hat der Charakter Passions (entsprechend den Ritterlichen Tugenden), welche der Spieler aktivieren kann um einen Bonus auf bestimmte Sachen zu bekommen. Entscheidet er sich für die Aktivierung, so geht er allerdings auch das Risiko ein, dass sein Charakter (bei einem Fumble) kurzzeitig in die Kontrolle des SLs übergeht...

usw.

All dies sind Systeme, welche die Emotionen des Charakters in brauchbare Spielsysteme verpacken, ohne dass dem Spieler ins Handwerk gepfuscht wird.
« Letzte Änderung: 17.10.2009 | 21:16 von Alexandro »

Offline Bad Horse

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #7 am: 17.10.2009 | 20:13 »
Intimacies klingen ja cool. Danke, Alexandro, das muss ich mir noch mal anlesen.  :D Da könnte was für meinen Char dabei sein.
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Offline 1of3

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #8 am: 18.10.2009 | 15:04 »
Die meisten Spiele mit typischer, freier Stake Resolution können das meist auch hervorragend. (PtA oder Pool etwa.)

Polaris kann das auch und ist auch ziemlich "ins Gesicht".

Offline mat-in

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #9 am: 18.10.2009 | 15:29 »
Earthdawn hat Verspotten und solche Dinge als Fertigkeit, die gegen den sozialen wiederstand (gehandhabt wie physikalischer wiederstand auch) gewürfelt werden und wenn erfolgreich abzüge für den Gegner mit sich bringen... meinst du sowas?

alexandro

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #10 am: 18.10.2009 | 23:04 »
Das ist eher was Soziales, da dort nicht zwischen der emotionalen Beschaffenheit von Charakteren unterschieden wird (alle lassen sich gleich gut verspotten).
Gäbe es dort Nachteile wie "Wird leicht wütend" oder Vorteile wie "Engelsgeduld", dann könnte man wohl von einem Emotionssystem sprechen.

Offline mat-in

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #11 am: 19.10.2009 | 21:57 »
Äh... nein, lassen sie nicht. Man würfelt nicht "gegen 5" sondern gegen "sozialie wiederstandskraft" die auch beim überreden und so verwendet wird. Die ist Charisma abhängig (mit Boni von bestimmten Rassen und Berufen). Stellt einfach dar, wie einfach man einen "Treffer mit worten" landet, ganz equivalent zum Kampfsystem undphysischen treffern.

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #12 am: 19.10.2009 | 22:08 »
fate arbeitet auch mit Konsequenzen und temp. Aspekten, die gerade im soz. "Kampf" enorm wichtig sind. Aber das steht ausführlicher im anderen Thread.

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #13 am: 19.10.2009 | 22:21 »
Und Trauma hat anscheinend ein sehr cooles Furchtsystem....

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #14 am: 19.10.2009 | 22:27 »
Wie ich es verstanden habe gibt es die Möglichkeit sich durch KOnfrontation zu heilen, was wiederum dafür sorgt, dass die Phobie auch wirklich ins Spiel eingebunden wird.

Also das klang schon sehr cool! Habe mal früher versucht daraus einen MEnschlichkeits/Pfadersatz für V:tM zu stricken, der nie getesten wurde, aber ich glaube mit den Ideen kann man da eine ganze Menge umsetzen.

Offline blackris

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #15 am: 19.10.2009 | 22:40 »
Man könnte sowas wie bei der geistigen Stabilität bei Call of Cthulhu machen. Das basiert doch auf den Basic Roleplaying Regeln, bieten die vielleicht Möglichkeiten sich sowas zu basteln?

Ansonsten kenn ich sowas von den Quirks bei GURPS, wo man bei bully oder low self-confidence würfeln muss.

Offline Kermit

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #16 am: 19.10.2009 | 22:42 »
Muss sowas denn wirklich geregelt werden? Wirklich emotionales Spiel kann doch nur frei von Reglementierungen entstehen! Ich weiss net...
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Offline Jiba

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #17 am: 19.10.2009 | 23:02 »
Intimacies klingen ja cool. Danke, Alexandro, das muss ich mir noch mal anlesen.  :D Da könnte was für meinen Char dabei sein.

Ist Geschmackssache... ich habe die Einführung von Intimacies in Exalted eher als Überreglementierung empfunden, weil an dem an sich sehr knackigen System von "Dingen, die dem Charakter persönlich wichtig sind" noch ein langer, langer Rattenschwanz an Regeln dranhängt (komplett mit sozialem Kampfsystem und schlag-mich-tot).

Es gibt noch andere Systeme, die Emotionen ins Spiel einbeziehen - die Virtues/Vices der nWoD fallen bestimmt auch darunter.
Allgemein finde ich es schwierig, Emotionen im Spiel an Regeln zu hängen - auf der anderen Seite wäre es wirklich mal interessant, Werte für bestimmte Emotionszustände zu haben, welche im Spiel flukturieren und bestimmte Effekte haben:

So könnte man ja sowas haben wie Werte in:
Freude
Trauer
Wut

Wut gibt Boni beim Kampf, Trauer bei was anderem oder so... immer wenn der Spieler bestimmte emotionale Zustände ausspielt, könnte er dann Punkte auf diesen Werten umverteilen (oh, das macht meinen Charakter sauer, dann verteil ich schnell mal Punkte von Freude auf Wut um)...weiß aber nicht, ob da die Regelung auch dem Spielspaß förderlich wäre...

Ich habe davon gehört, dass die neue Edition von Warhammer Fantasy Roleplay eine Art Stressmeter enthalten soll, den der Charakter hat - wenn der voll ist, dann muss die Figur Streit anfangen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #18 am: 19.10.2009 | 23:03 »
Nein, muss es natürlich nicht. Aber es ist interessant, wenn dir das Spielsystem a) Werkzeuge in die Hand gibt, um diese Emotionalität auch zu thematisieren (wie z.B. der Traumamechanismus bei UA, wo man sich zumindest mit dem Gefühlsleben des Charakters auseinandersetzen muss), und wenn dir b) die Emotionen des Charakters ihm auch tatsächlich helfen (wenn du bei UA z.B. gegen etwas antrittst, was dich wirklich, wirklich wütend macht, dann hilft dir diese Wut auch im Kampf).

Hattest du nie diese Situation, wo du dachtest "Mein Charakter empfindet da grade soviel, das ist ihm so ungeheuer wichtig, aber der Wurf, auf den es jetzt ankommt, der ist derselbe, als wie wenn es nur eine 08/15-Situation wäre... da muss doch mehr drin sein!?!"?
Genau aus diesem Grund geben viele Spiele den Spielern solche Sachen wie Willpower Points, Fate Points oder Bennies an die Hand - damit diese emotionale Intensität ausgedrückt werden kann.
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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #19 am: 19.10.2009 | 23:14 »
Ich weiß, was du meinst... ich bin ein großer Freund von Fate Points, Bennies, Drama Dice, etc...
Es ist aber ein Drahtseilakt - auf der einen Seite darf das Regelsystem dem Spieler ja nicht vorgängeln, was er grade fühlen soll, auf der anderen Seite soll es aber auch im Spiel einen Effekt haben, dass er etwas fühlt. Im Zweifelsfall würde ich, je nach System durchaus die Emotionen entsprechend mit einbauen - ein toll ausgespielter Wutanfall oder Weinkrampf gibt eben Schicksalspunkte oder Stuntwürfel oder so etwas, die der Spieler dann direkt für den Effekt einsetzen kann. Das ist aber keine großartige Reglementierung, die das Spiel aufhält - und bei Exalted artet es z.B. mit den Intamacies ganz schnell mal in Rechnerei oder Definitionshickhack aus, wenn es darum geht zu definieren, wann meine Intimacies verletzt werden und wann nicht. Das Regelsystem kommt mir da prominenter vor als die eigentliche Emotion, um die es ja eigentlich gehen sollte.
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alexandro

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Re: Gibt es schon ein brauchbares Emotionssystem?
« Antwort #20 am: 19.10.2009 | 23:43 »
Finde die Intimacies auch von den Regeln her schlecht umgesetzt, mag aber die grundsätzliche Idee, dass der Charakter konkrete "Bindungen" hat, statt abstrakte wie "Liebe" oder "Hass" (und natürlich dass man dem Gegner durch soziale Attacken neue Intimacies verpassen kann bzw. bestehende abschwächen - auch wenn das regeltechnisch kaum Auswirkungen hat und dringend nachgebessert gehört).